Hallo Sportsfreunde. Nach einiger Zeit möchte ich mich zurückmelden, denn es gibt tatsächlich etwas zu erzählen. Fangen wir also an. Chronologisch. Wie der Titel verlauten mag, erwartet ihr jetzt sicher den Bericht des Zwischenseminars. Tja, dumm gelaufen. Das war nur ein Trick, ein hundsgemeiner, denn zunächst werde ich euch erzählen, welche kleine Eskapade ich in meiner Wohnung hatte.
Im letzten Artikel erzählte ich, wie ich mit Vinzenz und Shuengzhi schwimmen war. Das machen wir inzwischen jede Woche. Einmal sind wir sogar Badminton spielen gegangen. Und als ich in meine Wohnung betrat, um meine Sportschuhe zu holen, waren diese unauffindbar, obwohl ich ungefähr eine halbe Stunde nach ihnen suchte. Der Clue an der Sache war allerdings, dass die Schuhe die gesamte Zeit meines Aufenthalts über in meinem Koffer gewesen waren. Mit einem tiefen Groll im Herzen zog ich ohne Schuhe von dannen und überlegte, wer von meinen Mitbewohnern sie entwendet haben könnte. Womöglich war es ja nur beim Aufräumen passiert. Aber warum sollten sie in meinem Koffer aufräumen? Ich nahm mir fest vor, die Sache mit meiner Vermieterin zu klären, bevor ich nach Hangzhou fahre. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man bedenkt, dass sie so gut wie nie zu Hause ist. Badminton hat jednefalls auch so gut geklappt. Ein schwacher Trost.
Ein paar Tage später habe ich dann Hanan angetroffen und mit ihr darüber gesprochen. Überraschenderweise hat sie mir sofort angeboten, das Geld zurückzugeben, wenn die Schuhe nicht wieder auftauchen. Nebenbei habe ich ihr dann gesagt, dass es mir auf den Sackenkel geht, dass die anderen ständig zu den unmenschlichsten Zeiten in mein Zimmer kommen, um ihre Wäsche aufzuhängen, während ich halbnackt im Halbdunkel liege und hächel, um die hitze zu ertragen. Das hat jetzt auch aufgehört. Trotzdem werde ich im Mai vielleicht umziehen. Wir werden sehen.
Jetzt zum spaßigen Teil. Das Zwischenseminar in Hangzhou begann für mich mit der Anreise. Sehr müde bin ich kurz vor sechs aus dem Bett gekrabbelt, habe mich fertig gemacht und die letzten Sachen gepackt. Dabei habe ich in einem Anflug von geistiger Umnachtung den gar grandiosen Entschluss gefasst, keine kurzen Hosen einzupacken. Das war dumm. Aber dazu später mehr. Ich fuhr also mit der Metro zum Bahnhof. Dort wartete ich auf meinen Zug. In Hangzhou angekommen entging ich geschickt den zwielichtigen Taxifahrern, die einen vor den offiziellen Taxiständen abzufangen versuchten. Die dachten die hätten so einen dummen Ausländer an der Angel, der nichtmal kurze Hosen einpackt. Da haben sie falsch gedacht!
Über das Seminar an sich werde ich hier keine Worte fallen lassen, denn das wäre mir dann doch etwas zu viel. Nur so viel: Unser lieber Trainer Götz hat seine Sache wirklich gut gemacht!
Überhaupt war die Stimmung unter uns wunderbar. Ich hatte das Gefühl, dass jeder jeden mochte und schätzte. Das tat ich jedenfalls. Und das trug auch zu schönen Seminartagen bei. Das einzig ungünstige war das geringe Schlafpensum, dass ich zu verzeichnen hatte. Immer wenn das Seminar um 21 Uhr vorbei war, ging es in die hauseigene Bar. Dort wurde nach einem harten „Arbeitstag“ beim Kicker, Billard oder an der Bar ein oder zwei oder drei oder vier bis n-x kühle Biere gekippt. Bei dieser verantwortungsbewussten Arbeit wurden jede Menge an Brücken gebaut und Kontakte zu tollen und – am Beispiel von Bene H erkennbar – auch zwielichtigen Gestalten geknüpft. Meist gingen Bene und ich um vier Uhr zu Bett, was etwas zu spät war, das gebe ich zu, aber doch garnicht so schlimm. So spielte es sich denn jeden Abend bei uns ab.
Übrigens war der Abend und die Nacht die einzige erträgliche Zeit für mich, weil mir die Hitze tagsüber doch ein wenig zusetzte. Tagsüber war es übrigens Sarah, Johanna und mir zugeteilt worden den Imagefilm für die nächste Freiwilligengeneration zu produzieren. Einmal habe ich das auch Nachts getan, was dazu führte, dass ich wegen ordentlichem Konsum meine Kamera in der Bar vergaß. Dies bemerkte ich jedoch erst am nächsten Morgen nach dem Frühstück und mir blieb fast das Hez stehen vor Schreck, als mir gewahr wurde, welche „Shit just got real“-Situation gerade eingetreten war. Denn genau an diesem Tage fand der Ausflug statt, an dem ich natürlich auch filmen und photographieren wollte.
Also bin ich mit einem Affenzahn runter in die Bar. Die Kamera war weg. Ich fragte die Barleute, denn wir waren am Vorabend, die letzten in der Bar gewesen, bevor sie geschlossen hatte. Fehlanzeige. Dann zur Rezeption. Fehlanzeige. Wieder zur Bar und fragen, wann das Personal von gestern wieder da ist. Am Abend. Das wäre nach dem Ausflug. Verdammt. Ich warf das Handtuch und ging zu Sarah und Johanna, um ihnen zu sagen, dass ich meine Kamera im Suff verschusselt hatte. Als ich Sarah gerade ansprach, fragte eine Frau hinter mir: „Philipp, vermisst du nicht etwas?“ Da stand Vanessa, mit meiner Kamera und meiner Jacke, die schon völlig vergessen hatte und bevor sie es sich versah umarmte ich sie schon. So einen Schreck habe ich lange nicht mehr erlebt. So konnte ich also dank Vanessa den Ausflug genügend dokumentieren.
Ansonsten gibt es nicht mehr allzuviel zu berichten. Ich möchte mich nur noch einmal bei allen bedanken für die tollen fünf Tage.