Am Montag, meine werten Leser, fügte ich mich der Aufforderung des neuen Chefs und Mentors, an der Kollegialversammlung teilzunehmen. Um 18 Uhr schlossen wir uns zusammen, um die dringendsten Sachverhalte zu klären. Nach zwei Stunden endlich war es für mich auch an der Zeit, aufmerksam zuzuhören, denn es ging um meine Tätigkeiten. Doch gerade als ich mich vorstellen sollte, kam schon die Frage: „Was ist eigentlich ein Kulturfreiwilliger?“
Nachdem ich mich erklärt hatte, wobei ich hart um mein Recht kämpfen musste, nicht als Praktikant tituliert zu werden, wurden meine Projekte besprochen. Ich fühlte mich gleich etwas ausgelasteter und besser, denn jetzt endlich hatte ich klare Aufgaben.
Jetzt zum angenehmen Teil: Nach der Versammlung ging ich nämlich mit dem Chef und drei Lehrern etwas essen. Dabei unterhielten wir uns nett und als wir uns an Speis gütlich getan hatten, labten wir uns vor allen Dingen an Trank. Es war sehr schön zu erkennen, dass das Erwachsensein, vor dem ich immer Angst hatte, doch – zumindest zeitweise – nichts am Menschen ändert. Wir tranken, redeten und lachten viel, sehr viel. Was mich ebenso überraschte, war, dass die Straßen nach Mitternacht wie leergefegt waren. Damit hätte ich nicht in meinen kühnsten Träumen gerechnet.
Am nächsten Tag schlief ich aus, denn ich hatte, zumindest meiner Überzeugung nach, bewiesen, dass ich ein arbeitsamer, verantwortungsbewusster und freiwillig anwesender junger Mann sei. Als ich um 11 Uhr im Büro war, neckten mich meine lieben Kollegen ob der Gerüchte vom letzten Abend. Und direkt fühlte ich mich ganz wohl, dort wo ich war und jetzt bin. Ja, diese Einsatzstelle gefällt mir gar vorzüglich, denn nicht nur ist die Umgebung erquicklich, nein, auch das Personal strotzt vor einer Lebensfreude, wie ich sie selten erlebt habe.
In den nächsten Tagen machte ich nicht viel neues. Ich ging mit Zhang Ting und Chen Dong noch einmal Billard spielen und telefonierte mit meinen Großeltern. Am Mittwoch Abend lud Helmut (Mein Chef) Helene und auch mich zum Essen ein. Es war vorzüglich und wir besprachen noch kurz einige Teile meiner Aufgaben. Nach dem Essen gingen wir in eine Bar, die Helmuts Vorgängerin hochgelobt hatte, um uns ein Bild von ihr zu machen. Sie gefiel. Ich denke, falls ich keine bessere finde, werde ich dort meinen Geburtstag zelebrieren. Aber bis dahin bleibt mir noch viel Zeit andere schöne Ecken zu entdecken.
Tschüss