IV Lakonisch Leben und Linguallektionen

Namaste, my good friends! Gestern bin ich aufgewacht, nachdem ich sehr gut in meiner neuen Wohnung geschlafen habe. Es war auch gar nicht so verdammt, scheiße kalt, wie ich gedacht hatte. Zugegeben hat mich meine extrem männliche Bettwäsche auch warm gehalten, aber ich rede jetzt vom auserhalb des Bettes befindlich sein, verstanden? Ich war eigentlich ganz zufrieden mit meiner Wohnlage, bis ich mich duschen ging. Versteht mich nicht falsch, das Bad ist schön sauber, aber das ist auch alles. Die Dusche ist sehr lakonisch. Ein Duschkopf an der Wand und ein Loch im Boden, das wars. Aber hey, immerhin heißes Wasser und das auch länger als fünf Minnuten. Last mich beschreiben, wie es sich anfühlt auf Außentemperatur warm zu duschen: Es ist tatsächlich sehr angenehm, aber dort, wo man gerade nicht mit dem heißen Wasser in Berührung kommt, friert man ganz gewaltig und ein sehr kalter Schauer schüttelt einen. Hinzu kommt, dass man sich nicht so viel Bewegen kann, weil es keine Abschirmung gibt. Wie gesagt. Ein Duschkopf mit einem Loch darunter mitten im Badezimmer. Wenn ich also meine Frischen Sachen nicht nass machen will, muss ich besonders aufpassen. Das macht einen immerhin wach.

Jetzt zum angenehmeren Teil: Meine Wohnung liegt etwa eine Minute Fußweg vom Sprachlernzentrum entfernt. Und da es im Sprachlernzentrum Wasser, Wärme und Internetanschluss gibt, brauche ich das in meiner Wohnung nicht extra zu organisieren, denn im Bett ist es sowieso warm. Das einzige Problem ist, dass meine Wohnung außerhalb des Kampus liegt, der von 22:00 – 6:30 Uhr abgeriegelt wird, also kann ich nur in diesen Zeiten ans Internet, was trotzdem noch ziemlich gut ist!

Gestern war ich dann also erstmal hier im Büro und habe mit einer Freundin in Amerika geschrieben, als dann einer der Lehrer, Mesum, ankam. Ich habe mich ein wenig mit ihm Unterhalten und ihn gefragt, ob ich mit in seinen Unterricht kommen kann. Er war so nett mir diesen Gefallen zu tun und ich durfte mich den Studenten (B1 Kurs) vorstellen und von mir erzählen. Als ich dann von meinen Hobbys erzählte und zum Fechten kam, habe ich den Kursteilnehmern ungefähr eine Stunde lang den Sport erklärt und nachher auch ein paar Bilder und ein Video aus meinem Verein gezeigt. Ein Student fragte mich, ob alle, die Fechten, dünn sind. Ich habe allen gesagt, dass du dünner wirst, egal welchen Sport du machst, du musst es nur wirklich regelmäßig machen. Ich glaube das haben sie nicht so ganz verstanden, denn jetzt wollen ein paar unbedingt Fechten, weil ich dünn bin. Naja, mir solls recht sein. Als ich dann also die ganze Tafel mit Erklärungen, neuen Worten und Schaubildern vollgeschrieben hatte, kam der lustige Teil. Genauso wie ich mich vorgestellt hatte, sollten sich jetzt die acht Kursteilnehmer bei mir vostellen. Der erste brauchte ungefähr eine Minute, um zu verstehen, dass er mir erstmal „Hallo Philipp“ sagen sollte, bekam es dann aber irgendwann mit Ach und Krach auf die Reihe. Die Anderen waren deutlich besser, auch wenn sie einige Probleme hatten.

Nachdem sich alle vorgestellt hatten, begann der geplante Unterricht. Das Thema war „Industrie und Warnhinweise“. Während der Arbeitsphasen fiel mir immer wieder auf, wie der erste Schüler, der sich bei mir vorstellen sollte, entweder schlief, auf seinem Handy rumspielte oder hilflos umherguckte, um bei den anderen abzuschreiben. Das erinnerte mich an mich selbst in den Physikklausuren der Oberstufe. In diesen Arbeitsphasen unterhielt ich mich leise mit Mesum, der ein sehr interessanter Typ ist. Er hat lange Kung Fu gemacht und war sechs Monate in einem Trainigscamp in Nanjing gewesen. Außerdem ist er früher Snowboardprofi gewesen. Heute fährt er Mountainbike und photographiert professionell.

Nach dem Unterricht ging ich in mit Helene in die Mensa, wo alle JESIE-Mitarbeiter umsonst zum Mittag essen können. Dort habe ich auch Herrn Guo kennengelernt. Er ist die Schnittstelle zwischen dem Goethe Institut und JESIE-Sprachlernzentrum. Während wir aßen habe ich mich ein bisschen mit ihm Unterhalten. Und er hat mich für meine Fähigkeit mit den Kuaizi (Essstäbchen) gelobt. Das hat mich sehr gefreut. Ansonsten habe ich dann Nachmittags mit den anderen Lehrern geschnackt und Ting geholfen, indem ich ihm zu kleinen naturwissenschaftlichen Texten Fragen an die Schüler gestellt habe. Und irgendwann hat dan auch jemand vom GI angerufen und mir erklärt, dass ich das Seminar in Beijing zwar besuchen kann, aber dafür selber bezahlen muss. Also habe ich abgelehnt. Jammerschade, denn ich wäre gerne hingegangen. Aber ich werde sowieso nach Beijing fahren, weil mein Bruder dort gerade sein Auslandssemester macht.

Als ich fertig war bin ich um halb sieben nach Hause, habe mich ins Bett gelegt und bis heute morgen geschlafen. An die Zeitverscheibung habe ich mich wohl noch nicht ganz gewöhnt. Jetzt sitze ich hier um halb zehn im Büro und schreibe für euch. Heute werde ich Ting im Nachmittagsunterricht begleiten, der von 13:15 -17:30 Uhr geht. Ich werde bald mal ein paar Photos machen und hochladen. Versprochen! Also Gemach, meine Freunde, Gemach.