Bonjorno, liebe Leser. Heute morgen bin ich aus dem Hotel ausgezogen und habe meine Sachen in die neue Wohnung gebracht. Hanan (meine Vermieterin) ist unglaublich nett und ich habe mit ihr schon ausgemacht, dass wir nurnoch im Notfall Englisch reden. Gestern Nacht habe ich das erste der zwei Bücher durchgelesen, die ich mir mitgenommen habe, falls mir mal langweilig wird. Heute morgen habe ich dann das zweite angefangen und mit meinem Bruder geschrieben und ihn gebeten mir ein Buch mitzubringen. Etwa gegen halb zwölf hat Helene mich zur Polizeistation mitgenommen, um meinen Wohnsitz in China anzumelden. Als das getan war, habe ich Roland (einen der Lehrer) gefragt, ob ich an seinem Nachmittagskurs teilnehmen darf und er hat mich freundlicherweise mitmachen lassen. Zu Beginn durfte ich mich vorstellen und ein bisschen von meiner Rolle als Freiwilliger erzählen. Schließlich habe ich viele Fragen beantwortet und mit den Studenten geübt. Es ist schon angenehm, dass sie alle ein bisschen Deutsch sprechen können und mich verstehen. Vorallem die Unterrichtsart hat mir gefallen. Es war ein sehr lockerer und lustiger Umgang mit den Schülern, bei der ich sofort einstieg und mitarbeitete. Nach drei Stunden verließ ich den Kurs und ging mit Helene zu Fuß durch den Kampus der Uni auf dem Weg zu einem Supermarkt, wo ich Bettzeug kaufen könnte. Wir unterhielten uns auf dem Weg und ich fragte sie, ob sie schonmal in Deutschland gewesen ist, weil sie wirklich sehr gut Deutsch spricht. Zu meinem Erstaunen war sie nur einmal für eine Woche da gewesen.
Nachdem ich mir eine Decke und äußerst männliche Bezüge besorgt hatte, trafen wir einen Freund und Kollegen von Helene namens Zhang Ming Ming, der am Wochenende Kurse unterrichtet. Wir gingen gemeinsam essen. Als er mich fragte, was ich gerne esse, war ich etwas verlegen, weil ich so wenige Speisen kannte. Und auch weil ich so vieles, das er mir vorschlug nicht mochte. Letztendlich trafen er und Helene eine grandiose Auswahl an Gerichten. Es gab Hackfleischbällchen und Kohl in Suppe, Bratei mit grünen Zwiebeln, Scharfe grüne Bohnen, köstliche Auberginen mit anderem Gemüse, Reis und Tofu mit Pilzen. Dazu gab es eine Kanne leckeren Tee. Die scharfen Bohnen waren lecker, aber im nächsten Moment so scharf, dass ich nicht viel von ihnen aß. Von den Auberginen und dem Bratei verschlang ich aber sehr viel. Dazu jede Menge Reis. Während wir aßen sprachen wir über allerlei. Ich fragte Ming Ming, wo er Deutsch gelernt hatte und im Gegenzug fragte er mich über meine Chinesischkenntnisse und Hobbs aus. Es war ein sehr interessantes und lustiges Gespräch.
Als wir gingen überschlug ich mich vor Dankbarkeit, weil Ming Ming uns eingeladen hatte. Wir gingen zusammen nach Hause, mit meinem Bettzeug im Schlepptau. Als wir bei meiner Wohnung ankamen, verabschiedete ich mich und brachte meine Sachen rauf. Von Helene erfuhr ich, dass das Sprachlernzentrum jederzeit zugänglich war, und dass ich noch einen Schlüssel erhalten würde (der liegt jetzt neben mir). Also ging ich mit meinem Laptop noch ins Büro, wo ich neben Helene auchnoch die Lehrer Dirk und Ting traf. Ich habe kurz mit Dirk geredet und es hat mich doch verwundert, dass er kein Chinesisch spricht und habe ihn gefragt, warum er es nicht lernt. Er meinte, dass er es nicht auf die Reihe bekäme und desshalb durch Gestik und Mimik erledigte. Das finde ich fast noch beeindruckender, als die Sprache zu lernen. Ming Ming hatte mir beim Essen erzählt, dass Ting mit seinen Schülern einen Film gedreht hat. Neugierig fragte ich ihn, ob ich mir den angucken dürfte und er hat mir den Link geschickt. Sofort guckte ich mir den Film namens „Felix! Toi! Toi! Toi!“ an, der echt lustig ist. Es geht um einen kleinen Büromenschen namens Felix, der versucht seine große Liebe für sich zu gewinnen. Ich werde ihn mal fragen, ob ich den Film hier vorstellen darf! Ansonsten sitze ich jetzt hier, höre Musik und schreibe für euch, meine treuen Freunde. Der Drache grüßt.
