公园 – Fröhliches Zusammenleben in chinesischen Parks

Groß oder klein, nach ausgeklügelter chinesischer Gartenbaukunst gebaut oder nur aus ein bisschen Grünzeug bestehend  – einen 公园 (sprich: gongyüän) findet man in jedem Viertel Shanghais. Sie sind der Treffpunkt der Taiji-Sportler und der Veranstaltungsort jeglicher Freizeitgruppen. Auch wenn man mitunter eine Studentin im Schatten eines Baumes über Lehrbüchern brüten sieht – eigentlich gehören diese Parks den alten Menschen.

Diese kommen bevorzugt frühmorgens ab Sonnenaufgang her, um, alleine oder in Gruppen, ihre Taijiübungen zu machen. Eine herrlich entspannte Atmosphäre, in der man sich wunderbar von Shanghais hektischen Alltag entspannen kann. Außerdem bekommt man hier die erstaunlichsten Dinge zu sehen. Nicht nur über 60-jährige Männer, die lockerflockig ihre Beine bis zur Nase schwingen (na ja, fast) oder sich an den zahlreichen Trimm-dich-Geräten trimmen und sonstige ganz erstaunliche Dinge vollbringen. Nein, es gibt auch noch ganz andere, bisweilen ein wenig wunderliche Übungen.

  • Da wäre zum einen der äußerst beliebte Rückwärts-in-die-Hände-klatschend-Lauf, den man allerdings auch überall außerhalb vom Park sieht. Parkwächter vertreiben sich beispielsweise gern so die Zeit.
  • Dann, auch sehr interessant, das Sich-rückwärts-gegen-einen-Baum-fallen-lassen. Varianten bestehen in Bäumen, um die eine dünne Decke als Schutz (für den Baum oder für den Rücken?) gewickelt wurde.
  • Verständlicher ist das Den-Körper-von-oben-bis-unten-Abklopfen, das vermutlich die Durchblutung anregt.

Eigentlich gibt es noch viel mehr sportliche Übungen, doch wie das so ist, wollen mir gerade keine mehr einfallen.

Ansonsten kann man noch viele, viele andere Dinge im Park machen (und nicht nur frühmorgens):

  • Drachen steigen lassen,
  • „Straßenpflasterkalligraphie“ (dafür benutzt man die Besen, die man in manchen Kalligraphiegeschäften findet, und die in Wirklichkeit große Pinsel darstellen. Persönlich musste ich feststellen, dass diese Art der Kalligraphie noch viel schwieriger ist als normale),
  • chinesische Tanzaerobic (meist zu bestimmten Uhrzeiten mit Musik und manchmal einem Vortänzer),
  • Standardtanz (z.B. jeden Abend gegen halb neun vor dem Eingang zum Botanischen Garten Shanghai),
  • Mahjiang spielen (oder zuschauen),
  • Karten spielen (oder zuschauen),
  • Tee trinken,
  • Säbeltanz,
  • seine Singvögel spazieren führen, mit Käfig in die Bäume oder eigens dafür gebauten Garderobenständer hängen und sich am Gesang erfreuen,
  • zelten (?),
  • chinesische Opern singen oder hören,
  • Badminton spielen (eher selten),
  • in einem Kirchenchor mitsingen (zumindest hörte sich jedes zweite Wort an wie „Halleluja“),
  • Hochzeitsfotos machen lassen,
  • sich die Haare schneiden lassen von einem Friseur, der mit seinen Stühlen, Scheren und Spiegel in den Park umgezogen ist,

Und zu einem richtigen Park gehören selbstverständlich auch

  • ein See, auf dem Boot fahren kann sowie
  • diverse Karussels oder Schiffsschaukeln (die zerstören leider öfters die Ruhe).

Natürlich kann man nicht alle Aktivitäten in allen Parks machen, aber die Auswahl ist eigentlich immer groß genug. Mir reicht es meistens, mich irgendwo hinzusetzen und das bunte Treiben um mich herum zu beobachten. Und vor allem den Flecken Natur auf der großen Betonscheibe namens Shanghai zu genießen.