Wintereinbruch an der chinesischen Ostküste

Seit dem Zwischenseminar vom 5. bis zum 9. Dezember in Hangzhou habe ich eine Heizung oder auch eine heizfähige Klimaanlage zu schätzen gelernt. Leider scheint meine Klimaanlage aber noch nicht gelernt zu haben zu heizen, denn sie pustet nur kalte Luft in das sowieso schon kalte und vor allem klamme Zimmer. Also habe ich meinen Arbeitsplatz in mein Bett verlegt und sitze jetzt mit meinem wärmsten Pyjama, Pullover, Schal und dicken Socken unter zwei Decken im Bett (und friere nicht mehr!). Gestern konnte ich sogar noch mit meinem Adventskranz zum Heizen benutzen (da kann man sich so schön die Hände dran aufwärmen, denn mit Handschuhen schreiben klappt irgendwie nicht!). Doch jetzt funktioniert mein Feuerzeug nicht mehr.

Jedenfalls finde ich, dass ich ziemlich authentisch lebe und ich muss sagen, eigentlich gefällt es mir. Es ist sogar ziemlich gemütlich gerade. Außerdem bekomme ich so zumindest annähernd eine Ahnung davon, was unzählige Chinesen hier jeden Tag aushalten. Denn das Leben der Chinesen spielte sich schon immer und tut es auch heute noch bei vielen außerhalb des Hauses ab. Was ich im Sommer noch als einfach gesellig und offen empfand, weckt jetzt im Winter Bewunderung in mir. Nicht nur die die Garküchenbesitzer, Spießchengriller, Tofuverkäufer und Baozihersteller arbeiten weiterhin den ganzen Tag draußen, auch die Taijibetreiber und Tanzgruppen lassen sich von den niedriegen Temperaturen nicht abschrecken und machen wie immer morgens ihre Übungen. Ja, selbst die Mahjiongrunden sitzen auf kleinen Hockern um niedriege Tische vor den Haustüren auf den Bürgersteigen, mit dicken Jacken und Handschuhen gegen die Kälte gewappnet. Aber selbst das tragen nicht alle. Ob sie einfach abgehärtet sind und die Kälte nicht spüren oder ob sie keine besitzen, weiß ich nicht. Manchmal frage ich mich auch, ob es bei ihnen zu Hause vielleicht noch kälter ist, denn bestimmt sind nicht alle Wohnungen so gut isoliert wie meine. Vielleicht spielen sie aber auch einfach lieber auf der Straße.

Niemals fehlen darf jedoch das allgegenwärtige Teeglas. Sei es bei der Majiongrunde, sei es der Verkehrsregler oder die Baoziverkäuferin – das Halten eines Teeglases scheint bereits Schulkindern in Fleisch und Blut überzugehen und dient im Winter vor allem auch zum Händewärmen. Sehr einfach und praktisch, weil es in China überall kostenloses heißes Wasser zum Nachfüllen gibt. Im Zug, am Bahnhof, an öffentlichen Plätzen, in der Schule – sowohl Schüler als auch Lehrer tragen ständig ein Glas oder eine Thermoskanne mit ein paar grünen Blättern mit sich rum. Die Teegläser ersetzten hier sozusagen die fehlenen Heizungen.

Ich muss sagen, mir gefällt der Winter sehr, auch wenn ich mich manchmal beklage, dass es so kalt ist (z.B. die Toiletten in der Schule). Die ganze letzte Woche hatten wir wunderbares Wetter – klar und Sonnenschein! Und vielleicht schneit es demnächst ja sogar einmal…

Ein Gedanke zu „Wintereinbruch an der chinesischen Ostküste

  1. Du bist ja wirklich keine fleissige Bloggerin, aber gut, das könnte ich von mir auch nicht behaupten (: Ich bin voraussichtlich so Ende Januar in Shanghai. Solltest du da sein, Lust dich auf nen Kaffe oä zu treffen und Chinaerfahrungen zu tauschen? Gruß!

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