Es ist 10:55 indische Zeit, also 7:25 in Deutschland. Dieser Blogartikel, ja dieser ganze Blog, bekommt seine ersten Worte geschrieben. Der Laptop, auf dem das Ganze geschieht, befindet sich laut IP-Adresse in Delhi, Indien.
Wie bin ich denn hier gelandet?
War ich nicht eben gerade noch am Flughafen von Doha zum Umstieg? War ich nicht eben gerade noch im BER beim Check-in? War ich nicht eben gerade noch am Werbellinsee im Vorbereitungsseminar, mit der Homezone am Strand chillen? War ich nicht eben gerade im indischen Konsulat in Hamburg, um das Visum abzuholen? Dabei hab ich den Antrag dafür doch auch gerade erst abgegeben? Kam nicht eben gerade das Platzangebot in mein E-Mail-Postfach? Und wurde die Bewerbung nicht erst eben gerade abgeschickt?
Irgendwie fühlt sich das alles noch ein bisschen surreal an. Die letzten Monate, auch wenn sie sich zu der Zeit auch mal langwierig anfühlten, sind rückblickend wie im Flug vergangen.
Hier der Versuch einer kleinen Zusammenfassung. Was bisher geschah…
Die Bewerbung
Datum: Zwischen September 2023 und April 2024
Ort: Warschau, verschiedene Orte im Landkreis Piaseczno (alles Polen); Hamburg (Deutschland); World Wide Web
Vorgeschichte
Spannend: Ein Jahr im Ausland! Ohne Eltern bzw. sogar weit entfernt von ihnen! Eine andere Kultur und eine neue Sprache kennenlernen, und dabei mit einem Freiwilligendienst Einblicke in einen spannenden Beruf erhaschen!
Diese Gedanken und allgemein sehr viel positive Aufregung, Vorfreude, Neugier, you name it schwirrten mir durch den Kopf, als ich am 10.09.2023 (auf den Tag genau ein Jahr her – wtf? :D) im Intercity Hamburg-Berlin und im Eurocity Berlin-Warschau saß – auf dem Weg in meine neue Lebensrealität, auf dem Weg in mein IJFD an einer Schule in einem südlichen Warschauer Vorort.
Dort angekommen fühlte ich mich sehr wohl: In der Gastfamilie, in der Einsatzstelle, in der Nachbarschaft, in der Stadt.
Aber immer wieder der Gedanke: Was mache ich eigentlich danach? Hier bleiben, aber wie? Zurück nach Hause, aber warum? Ganz woanders hin?
Also wurde recherchiert. Alle Möglichkeiten gesammelt. Bewerbungen, Bewerbungen, Bewerbungen.
Irgendwann stieß ich auf kulturweit.
„kulturweit“, denke ich mir, „davon hab ich doch schon irgendwann mal gehört…“
Tatsächlich sagte mir kulturweit etwas, da ich schon einmal ein Auge auf das Programm geworfen hatte – und dann doch keine Bewerbung abschickte, da es mir „zu elitär“ vorkam.
Wie soll ein Lebenslauf wie meiner denn da irgendwie Chancen haben? So ganz ohne Abitur, ohne Realschulabschluss, nicht einmal eine Ausbildung?
Organisationen mit Namen wie Goethe-Institut, Deutsche Welle, DAAD, ZfA etc. wollen doch bestimmt gebildete Menschen in ihren Reihen haben?
Egal. Die Bewerbung wurde geschrieben und abgeschickt, mit dem Gedanken im Hinterkopf:
Wenn es klappt, mega. Und wenn nicht, bleibt eben der Status Quo – mehr als ein paar wenige Minuten meiner Lebenszeit hat es eben doch nicht gekostet.
Dann hieß es warten.
Weiter im Auswahlverfahren?!
15. Februar.
Eine Mail im Postfach!
Titel: Deine Bewerbung für einen Freiwilligendienst mit kulturweit
Ich ahne eine Absage. Öffne die Mail aber trotzdem.
„Hallo Rebecca (…)
noch einmal vielen Dank für Dein Interesse am Freiwilligendienst kulturweit (…)
Wir freuen uns sehr, Dir mitteilen zu können, dass du im ersten Schritt des Auswahlprozesses in die engere Auswahl (…) gezogen worden bist. Heute haben wir Deine Bewerbung an folgende Partnerorganisation weitergeleitet:
- Partnerschulen, die vom Goethe Institut betreut werden (GI PASCH)
(…)“
Say what?!
20. Februar.
Online-Infoabend.
Ich lausche den vielen Infos der Experten sowie den Erfahrungen einer Freiwilligen in Serbien, bis mein polnischer Gastvater mich zum Abendessen bittet.
„Klingt eigentlich ganz chillig alles“, denke ich mir, „hat viele Ähnlichkeiten zu dem, was ich gerade hier in Polen mache. Wäre ja schon cool, wenn die Bewerbung weiterkommt…“
Ein Interview!
13. März.
Noch eine Mail!
Titel: Einladung zum kulturweit Video-Interview
Als ob?
„Liebe Frau Rebecca (…),
viele Grüße aus Indien!“
Indien also?
„Wir laden Sie hiermit herzlich zu einem persönlichen Video-Interview am 22.03.2024 um 10:00 Uhr ein.“
Na dann!
22. März. 10 Uhr.
Leichte Nervosität, die gekonnt unterdückt wird. Wie immer bei Bewerbungsgesprächen.
„Das packst du“, denke ich mir, „es ist doch gar kein richtiges ‚Bewerbungsgespräch‘, Rebecca. Sei einfach du selbst“
Das Gespräch läuft…
und läuft überraschend entspannt! Weniger „was ist Ihre Motivation?“, mehr einfach über mich selbst erzählen, über meine Erfahrungen, Stärken, eventuelle Bedenken über den Dienst und das Land.
Und jetzt:
Warten.
Warum hier ein Cut erfolgt
Es ist der 20. September, 10:20 indische Zeit (6:50 in Deutschland, wie die Laptopuhr immer noch anzeigt).
Ursprünglich hatte ich geplant, die Gesamtheit des bisher Geschehenen in einen Blogpost zu schreiben. Jedoch stellt sich so langsam heraus, dass das wohl in einem Roman resultieren wird, also teile ich es lieber ein bisschen chronologisch auf – die Vorbereitungsphase, das Seminar und alles danach bis jetzt bekommen voraussichtlich jeweils einen eigenen Text. Mal sehen…
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