Sechs Arbeitswochen liegen nun hinter mir und vor mir liegt eine Woche Herbstferien – Yeah! 🙂 Meine Ferien werde ich halb in Sarajevo und halb in Pécs verbringen. Morgen geht es auf mit dem Zug in die Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas. Übrigens fahre ich nicht alleine, sondern 8 (ACHT!) Europäische Freiwillige haben morgen das gleiche Ziel. Dabei hatten wir ursprünglich unabhängig voneinander Reisepläne gemacht. Nun bin ich froh nicht alleine die achtstündige Zugfahrt unternehmen zu müssen. Am Bahnhof in Sarajevo werden wir dann von Theresia abgeholt werden, ebenfalls kulturweit-Freiwillige und außerdem meine geschätzte Zimmerkollegin vom Vorbereitungsseminar. Ich freue mich!
Da ich in den bisherigen Artikeln (von welchen der letzte schon etwas länger zurück liegt…) hauptsächlich davon berichtet habe, was ich an den Wochenenden erlebt habe, soll dieser Text die Tage dazwischen beleuchten – Was mache ich eigentlich hier in Pécs wenn kein Wochenende ist, also: Was mache ich hier in der Woche? (Und diesen Satz kann ich sogar schon auf Ungarisch formulieren: Mit csinálok itt a héten? [mit tschinahlok itt å heetän?])
Hétfőn | Am Montag muss ich schon zur 1. Stunde zur Schule kommen. Das heißt, um etwa halb Acht (fél nyolckor – die Uhrzeit war erst letztens Thema im Sprachkurs) von meiner Wohnung aus zu Fuß auf den Weg, die erste Stunde beginnt um 7:50 Uhr. In dieser Stunde unterrichte ich den schwächeren Teil einer 10. Klasse. Es handelt sich um vier Schülerinnen und einen Schüler. Ich habe die Gruppe schon einmal in einem Artikel erwähnt, sehr nette SchülerInnen! Mit so einer kleinen Gruppe lässt es sich natürlich gut arbeiten. Und die Gruppengröße gleicht auch die fehlenden Sprachkenntnisse (meinerseits Ungarisch, dererseits Deutsch) wieder aus. Es macht mir wirklich viel Spaß dort zu unterrichten!
Jeden Nachmittag arbeite ab 12 Uhr (bis halb drei) in der deutschsprachigen Schulbibliothek. Die Arbeit dort ist angenehm, anders kann ich es nicht ausdrücken. Schüler kommen leihen Bücher aus, bringen welche zurück (naja, halt wie in einer „echten“ Bibliothek ;-)). Außerdem werden die vier Computer mit Internetanschluss rege genutzt. Ich selbst vertreibe mir die Zeit, in der ich nicht irgendetwas aufschreiben muss (ausgeliehen/abgegeben) mit lesen (wenn man schon von so vielen deutschsprachigen Büchern umgeben ist – ein nachvollziehbares Verhalten) oder surfe im Internet.
Der Montag ist mein längster Arbeitstag. Eine Tatsache, über die ich hin und wieder innerlich grummele. Nämlich auch noch am Montagnachmittag um halb drei trifft sich die Theatergruppe, an der ich mitwirke. Geleitet wird sie von einer Deutschlehrerin, die zur Zeit (eigentlich) im Mutterschaftsurlaub ist. Die teilnehmenden SchülerInnen kommen aus allen Klassenstufen (9.-13.), insgesamt sind es sechs. Bisher wurden nur verschiedene Sachen besprochen: Zu Weihnachten soll etwas aufgeführt werden, dafür müssen die Proben dann auch demnächst beginnen und im Frühjahr findet in Budapest irgendein deutschsprachiger Theaterwettbewerb statt an dem unsere Theatergruppe teilnehmen wird. Für den Wettbewerb muss ein etwa halbstündiges eigenes Stück entwickelt und eingeübt werden.
Kedden és Szerdan | Am Dienstag und Mittwoch habe ich außer der Arbeit in der Bibliothek bisher keine festen Aufgaben und komme deswegen immer erst so ab 9 oder halb 10 in die Schule. Dann verbringe ich den Vormittag im Lehrerzimmer, bereite mich auf Unterrichtsstunden vor, lerne Ungarisch. Manchmal bekomme ich auch kurzfristig eine Vertretungsstunde aufgedrückt oder erfülle andere kleinere Aufgaben (Tests korrigieren, irgendetwas irgendwoanders hinbringen oder von irgendwoanders herholen). Dienstagnachmittags kommt, wenn ich in der Bibliothek arbeite, eine Nachhilfeschülerin zu mir, der ich unter Anderem bei den Deutschhausaufgaben helfe.
Außerhalb der Schule, besuche ich am Dienstag- und Mittwochabend einen Ungarischsprachkurs an der Universität. Außer mir und Céline sind die anderen Teilnehmer alles Studenten, verschiedene Nationalitäten treffen aufeinander. Die Gruppe ist mittlerweile überschaubar; am Anfang waren wir über 15 Teilnehmer, aber dann wurde aber einmal geteilt. Ich finde den Sprachkurs (also insbesondere die Lehrerinnen) wirklich gut und wir haben schon einiges gelernt! Am Mittwoch nach den Herbstferien findet sogar bereits das erste „Examen“ statt, hat allerdings nur für die Studenten, die sich den Kurs anrechnen lassen, eine größere Bedeutung.
Csütötörkön | Am Donnerstag unterrichte ich in der 5. Stunde wieder die Fünfergruppe. Genauso wie pénteken | am Freitag habe ich zwar nur eine feste Unterrichtsstunde, bin selbstverständlich aber auch noch für andere Aufgaben verfügbar und in der Schule. Freitags arbeite ich nachmittags nur bis halb zwei in der Bibliothek. Dann heißt es: Hétvége | Wochenende ! 🙂
Je nach Woche fallen natürlich noch andere und unterschiedliche Nachmittagsaktivitäten an. Hin und wieder gehe ich einkaufen (Obst und Gemüse bevorzugt vom Marktstand um die Ecke und was ich sonst noch so brauche von einem Supermarkt der Wahl (InterSpar, PennyMarkt, TESCO, …) oder bei dm). Zu einem Alltag gehört schließlich nicht nur die Arbeit, sondern auch das Leben, an sich. Und Lebensmittel.
Ja, der Artikel ist mal wieder sehr lang geworden, schön, dass ihr durchgehalten habt! 🙂 Nächste Woche dann Text und Bilder zu meiner Sarajevo-Reise.
Achso, nochmal ganz kurz zu letztem Wochenende. Ich will es einfach erwähnt haben: Zu Besuch waren Svenja und Anna, kulturweit-Freiwillige aus Budapest und Tata. Außerdem noch Céline, aber die verbringt ja bisher sowieso jedes Wochenende bei mir in Pécs. 😀 Waren echt nette Tage! Am Samstag hatte mich auch noch eine Lehrerin zu sich und ihrer Familie zum Essen eingeladen. War sehr lecker und natürlich vegetarisch extra für mich (Kürbissuppe als Vorspeise und als Hauptgericht Griesknödel mit Tejföl, saure Sahne, die hier in Ungarn LEBENSmittel im wahrsten Sinne des Wortes ist und üblicherweise in 500g-Bechern erworben wird). Leider war ich allgemein an dem Wochenende recht angeschlagen (Hals), auch ein Grund, weshalb ich erst jetzt wieder schreibe. Mittlerweile bin ich aber schon fast wieder kuriert. 🙂
Bild des Tages: Ein 375g-Becher Tejföl und dahinter meine Spüle.
Viszlát!
Nach einer Stunde interessierten Lesens, bin auch ich nun „up to date“ mit deinem Blog. Jetzt muss ich mir nur noch auf der Karte anschauen, wo Pécs eigentlich liegt 😉