Oha, die Tage vergehen so schnell, mein dritter Arbeitstag am L.K. Gimnázium liegt längst hinter mir.
Am Montag, meinem ersten Arbeitstag hat meine Mentorin (Agnes) mir die ganze Schule gezeigt und mich vielen Gesichtern vorgestellt, die meisten Namen dazu habe ich mir erst gar nicht gemerkt. Im Deutschlehrerzimmer habe ich jetzt schon einen eigenen Tisch und die anderen Lehrer dort (insgesamt 13) habe ich zum größten Teil schon kennen gelernt. Bisher ist mein Eindruck sehr positiv, das Arbeitsklima ist dort wirklich angenehm und persönlich! Am ersten Arbeitstag hospitierte ich in zwei Unterrichtsstunden, zu erst „ungarndeutsche Volkskunde“ in einer 9. Klasse (es wurde anhand einer passend gekleideten Puppe die ungarndeutsche Volkstracht besprochen, von Bluse, über Leibchen, Unterröcke und Oberrock bis hin zum Schultertuch … ;-)) und danach war ich noch in einer 12. Klasse, die im Fach „deutsche Literatur“ gerade das Thema „Drama“ hatten und nun anfingen Goethes „Faust I“ zu lesen. Schon am frühen Nachmittag hatte ich frei (reichte auch für den ersten Tag) und nutzte meine Freizeit um Lebensmittel einkaufen zu gehen und die nähere Umgebung um meine Wohnung herum kennen zu lernen. Außerdem hatte ich in der Schule einen Beutel mit Kram von meinem Vorgänger erhalten (ungarische SIM-Card, Surfstick und Broschüren über Pécs) und testete in meiner Wohnung gleich mal das Internet. 🙂
Den zweiten Arbeitstag verbrachte ich hauptsächlich in der (deutschsprachigen, es gibt noch eine ungarischsprachige) Schulbibliothek. Kati, die unglaublich nett ist, zeigte und erklärte mir viel. Unter anderem half ich ihr dabei neue Geschichtsbücher auszupacken und diese mit Schulstempel und Nummern zu versehen. Seit diesem Schuljahr gibt es nur noch eine Bibliothekarin für beide Schulbibliotheken (aufgrund von Kürzungen und Kündigungen gab es allgemein einige Veränderungen an der Schule, wie ich erfuhr). Deswegen wird eine meiner Hauptaufgaben im kommenden Jahr sein, nachmittags in der Bibliothek zu arbeiten. Am Dienstag durfte ich das auch gleich schon ausprobieren und es gefällt mir ganz gut: Eigentlich muss ich nur da sein, hin und wieder eintragen, wenn Bücher ausgeliehen oder zurückgegeben werden und kann nebenbei lesen oder im Internet surfen. 🙂 Außerdem ist die Bibliothek ein angenehmer Rahmen um Schüler kennen zu lernen und mit ihnen locker ins Gespräch zu kommen!
Heute an meinem dritten Arbeitstag standen unterschiedliche Dinge an: Ich hielt meine erste Vertretungsstunde, unterschrieb den Mietvertrag für die Wohnung und arbeitete erneut in der Bibliothek. Über meine erste Vertretungsstunde werde ich mal genauer berichten: Eigentlich hatte Moni (eine der Deutschlehrerinnen) gesagt, ich solle mit den Schülerinnen (es waren 8 Mädels, eine halbe Klasse) Übungen zum Passiv machen. Aber sie hatten in der letzten Stunde ein ganz anderes Thema („deutsche Jugendbücher“) durchgenommen, was sich jedoch erst herausstellte, als ich schon vor der Klasse stand. Agnes hatte mich noch kurz hin begleitet, musste dann aber selbst in den Unterricht und so war Improvisationstalent gefragt. Soweit ich das einschätzen kann, habe ich mich ganz gut geschlagen. 😀
Ich stellte mich noch einmal kurz den Schülerinnen vor und forderte sie auf Fragen zu stellen. Allerdings lief das ein bisschen zäh an und es gelang mir auch nicht so wirklich ein Gespräch allgemein über „Bücher“ und „Lesen“ in Gang zu bringen. Es war übrigens eine 10. oder 11. Klasse, und alle, die etwas sagten, sprachen recht gut Deutsch, nach meinem Empfinden! Zum Glück gab es in dem Arbeitsheft ein paar Aufgaben. Zunächst ließ ich die Schülerinnen mündlich vorgegebene Klappentexte zu Buchtiteln zu zuordnen. Damit waren wir eine Weile beschäftigt und eigentlich haben auch alle mitgemacht! Natürlich gab/gibt es wie in jeder Klasse welche, die von sich aus Beiträge liefern und andere, die erst aufgefordert werden müssen. Anschließend ließ ich sie kurze Buchvorstellungen schreiben, was teilweise in Gruppen und allein gelöst wurde. Das Timing war ideal, die Pausenmelodie erklang kurz nachdem die Letzten ihre Arbeit vorgetragen hatten. 🙂
Erst war es eigentlich so gedacht, dass ich noch eine weitere Vertretungsstunde in einer anderen Klasse mache, aber da kam etwas dazwischen: Aus irgendeinem Grund musste unbedingt heute der Mietvertrag unterschrieben werden (ging aber nur um die Formalitäten, Kosten trage ich GAR KEINE für meine Wohnung :-)). Für die Unterschrift(en) musste ich zu einem Amt (oder Ähnlichem). Dorthin begleiteten mich zwei Zwölftklässler, mit denen ich an den Tagen zuvor schon ein bisschen geredet hatte. War alles ziemlich einfach: Wir mussten nicht lange warten, ich unterschrieb und danach ging es zurück zur Schule. Am frühen Nachmittag arbeitete ich dann erneut für zweieinhalb Stunden in der Bibliothek.
Den restlichen Nachmittag und frühen Abend verbrachte ich in der Innenstadt. In Pécs gab es heute angenehmes Spätsommerwetter (Montag und Dienstag hatte es ein paar Regenschauer gegeben)! Unverhofft hat mich gestern eine ehemalige kulturweit-Freiwillige kontaktiert, die 2010/11 in Pécs an einer (anderen als meiner) Schule gearbeitet hat. Sie ist vor ein paar Tagen wieder her gekommen und voraussichtlich für ein paar Monate wieder in der Stadt. Fand ich sehr nett, dass sie mich ein bisschen rumgeführt hat und mir nette Ecken gezeigt hat! Nächste Woche werde ich dann übrigens einen Sprachkurs an der Uni anfangen, über den sich hoffentlich ein paar weitere Kontakte ergeben werden und außerdem wird Céline (auch kulturweit-Freiwillige) das kommende Wochenende in Pécs verbringen! 🙂
Jetzt muss ich aber mal schlafen gehen, denn schon morgen früh um halb acht werde ich mich auf den Weg zur Schule machen (müssen). Gute Nacht! / Jó éjszakát! – Carmina
PS: Fotos kommen auch noch. Geduld, bitte!