November in Mitteleuropa

 

Einige Zeit ist seit meinem letzten Eintrag vergangen, wofür ich mich entschuldigen möchte. Die Dichte an Erlebnissen hat leider dazu geführt, dass ich das Blogschreiben vernachlässigt habe.

Mein Leben in Nová Baňa

Die kleine Stadt Nová Baňa fühlt sich für mich immer mehr nach einem Zuhause an. In meiner gemütlichen Wohnung fühle ich mich wohl und die Kontakte, die ich bereits geknüpft habe, liegen mir sehr am Herzen.

Vor allem der gute Kontakt zu meiner Vermieterin ist für mich von großer Bedeutung: Wenn ich von Reisen nach Hause zurückkehre, erwartet mich immer ein Stück Kuchen und eine selbstgekochte Suppe. In solchen Augenblicken stelle ich fest: „Ich habe einen Platz in Nová Baňa“.

In der Schule bin ich sehr beschäftigt und wachse an meinen Aufgaben. Ich habe mich in der letzten Zeit sehr bemüht fleißig slowakisch zu lernen. Nun gelingt es mir endlich besser mich mit dem Kollegium zu unterhalten. Die Lehrerinnen zeigen viel Geduld mit mir, wenn ich auf Slowakisch versuche zu erklären, was ich zu Mittag esse (mein vegetarisches Mittagessen sorgt immer für Aufsehen) oder was ich am Wochenende unternommen habe.

Auch an den grauen Tagen im November schaffen es Gespräche mit den Schülerinnen und Schülern immer wieder mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Die zwischenmenschlichen Kontakte sind für mich ein großer und bedeutender Teil des Freiwilligendiensts.

Mein Sportkurs ist für mich eine wichtige Möglichkeit des Ausgleichs. Ich empfehle jeder und jedem Freiwilligen sich nach solch einer Aktivität umzuschauen. Es tut gut am Abend nochmal unter Leute zu gehen und ich verbessere mein Slowakisch durch den Kurs auch um wichtiges Vokabular: „nadych a vydych“ (ein- und ausatmen).

Ein besonderes Ereignis im November war für mich der Abiball. Die „Stužková slávnosť“ wird im Unterschied zum deutschen Abiball vor und nicht nach den Prüfungen gefeiert. Bei der Feier werden den Abiturientinnen und Abiturienten grüne Schleifen angesteckt, die Hoffnung für die anstehenden Prüfungen symbolisieren sollen. Wieder mal habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Slowakinnen und Slowaken traditionsbewusster sind als die Deutschen. Zum Beispiel haben zu Beginn der Feier alle Anwesenden ein besonderes Lied gesungen und weitere kleine Rituale waren feste Bestandteile der Stužková.

Reisen in Mitteleuropa

Ich bin so dankbar, dass mir der Freiwilligendienst die Möglichkeit schenkt, weite Teile Mittelosteuropas kennenzulernen.

Das erste Wochenende im November habe ich in der zweitgrößten Stadt Tschechiens verbracht: Brno, oder auf Deutsch Brünn. Trotz des grauen Wetters haben wir viel gesehen und ich kann nur bestätigen, dass Brno seinem guten Ruf gerecht wird. Man spürt, dass in Brno sehr viele Studenten zu Hause sind: Das studentische Flair kommt besonders durch die fabelhafte Cafékultur zum Ausdruck.

In Brno kann ich besonders empfehlen auf dem Krautmarkt („Zelný trh“) frisches Obst und Gemüse zu einem guten Preis einzukaufen. Wen die jüdische Geschichte Brnos interessiert, der sollte auf keinen Fall die Villa Löw Beer verpassen. Auch der jüdische Friedhof ist einen Besuch wert.

Doch nicht nur Tschechien durfte ich im November bereisen, sondern auch Ungarn: Für das Online-Zwischenseminar bin ich mit dem Flixbus nach Budapest gereist. Mit sechs anderen Kulturweit-Freiwilligen hatte ich mir eine Airbnb-Wohnung im Stadtzentrum gemietet. Obwohl die Vormittage mit intensiven Seminarinhalten gefüllt waren, hatten wir am Nachmittag die Möglichkeit die ungarische Hauptstadt zu erkunden.

Am ersten Tag in Budapest haben wir nach Cafébesuch und Second-Hand-Shopping an einer Free Walking Tour teilgenommen. Unser Guide hat uns so viel interessantes über die Geschichte Ungarns berichtet. Ich musste feststellen, dass ich sehr große Wissenslücken in Bezug auf die osteuropäische Geschichte aufweise.

Auf unserem Programm in Budapest stand auch der obligatorische Thermenbesuch. Leider führten jedoch sprachliche Barrieren dazu, dass Cora, eine Freiwillige in Košice, und ich den falschen Eingang nahmen und anstatt in der Therme im Schwimmbad landeten. Ich versuche das Gute an dem Missgeschick zu sehen: Ich habe 2 statt 12 Euro bezahlt, Sport getrieben und einen Ort in Budapest entdeckt, der anderen Touristinnen und Touristen verborgen bleibt.

Mit dieser Anekdote beende ich den Eintrag. Napriek menším ťažkostiam som veľmi ráda, že som na Slovensku. Ahojte.