Besondere Begegnungen in Budapest

 

Letzte Woche reiste ich zu einer Veranstaltung des Goethe-Instituts nach Budapest. Das Goethe-Institut hatte zu einem Pasch-Alumni-Treffen eingeladen, an dem junge Erwachsene aus ganz Europa teilnahmen, die während ihrer Schullaufbahn verschiedene Pasch-Programme absolviert hatten.

Die Pasch-Initiative 

Aber was ist eigentlich die Pasch-Initiative? Die Pasch-Initiative (PASCH-Initiative (pasch-net.de) vereint engagierte Schulen in der ganzen Welt, an denen Deutsch einen hohen Stellenwert besitzt. Durch Fördermittel werden den Schulen Unterrichtsmaterialien zu Verfügung gestellt. Ein weiterer integraler Bestandteil des Projekts sind Sprachkurse und Workshops, bei denen Deutschlernende aus unterschiedlichen Teilen der Welt zusammenkommen.

Im vergangenen Jahr hatte meine Schülerin Meggy an zahlreichen Pasch-Veranstaltungen teilgenommen und daraufhin die Einladung zum Treffen in Budapest erhalten. Ihre Bitte, sie auf dieser Reise zu begleiten, hatte ich natürlich freudig angenommen.

„Internationale Zusammenarbeit“

Das Treffen in Budapest setzte sich aus einem sehr vielfältigen Programm zusammen: Zum einen nahmen Workshops einen wichtigen Teil der Zeit ein, zum anderen aber auch Freizeitveranstaltungen. Während des gesamten Aufenthalts staunte ich als Muttersprachlerin mit offenem Mund wie 30 ehemalige Pasch-Schülerinnen und Schüler aus 21 Ländern auf Deutsch kommunizierten. Die Veranstaltung führte mir vor Augen, wie wichtig Projekte, Begegnungen und Spaß für das erfolgreiche Erlernen einer Fremdsprache sind.

Die Workshops waren unterschiedlichen Themen gewidmet: Wir diskutierten und probierten aus, welche Fähigkeiten wichtige Voraussetzungen für eine gelungene Zusammenarbeit sind. Die Arbeitsatmosphäre war sehr angenehm: Im ruhigen Innenhof des „Café Jedermann“ planten wir kreative Projekte, wie einen Stop-Motion-Film. Am Donauufer nahmen wir die Aufnahmen für dieses Kleinprojekt auf. Gleichzeitig erarbeiteten wir aber auch Projektideen, die sich über den Rahmen des Seminars erstrecken sollen. Einige Pasch-Alumni und ich initiierten die Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Pasch-Kochbuch, zu dem Schülerinnen und Schüler Rezepte aus ihren Heimatländern beisteuern sollen. Mithilfe des Kochbuchs sollen Deutschlernende aus Europa die Möglichkeit erhalten, die Fremdsprache in einem kreativen Kontext zu gebrauchen und sich durch das gemeinsame Thema „Essen“ zu vernetzen.

 

Euphorische Glücksmomente und betroffene Ernsthaftigkeit

Von so vielen inspirierenden und engagierten Menschen umgeben zu sein, versetzte mich in einen Hochzustand. Die Tagen waren ein Zusammenspiel aus euphorischen Glücksmomenten und betroffener Ersthaftigkeit.

Die einzigartige Möglichkeit mit Menschen aus so vielen Ländern zusammen zu kommen, wollte ich nutzen, um neue Sichtweisen dazuzugewinnen. Bei einem geteilten Mittagessen führte ich ein intensives Gespräch mit Manon aus Frankreich über den politischen Extremzustand in ihrem Heimatland. Außerdem bewegte mich eine Unterhaltung mit einer polnischen Teilnehmerin über die nationalkonservative PiS-Partei, die in Polen Ministerpräsident und Staatspräsident stellt. In unserem Gespräch berichtete mir die polnische Pasch-Alumna beispielsweise, dass aus ihrer Sichtweise fehlende Aufklärung in Bezug auf Sexualität und Verhütung ein großes Problem an Schulen in Polen sei.

Teil der Gruppe waren auch zwei Teilnehmerinnen aus der Ukraine, die nach dem Seminar zurück in das Kriegsgebiet reisten, das sie nicht verlassen möchten, da das angegriffene Land ihre Heimat bleibe. Zunächst fühlte ich mich in Gesprächen mit der ukrainischen Studentin Luda unsicher, da ich nicht wusste, wie ich den Krieg in unseren Konversationen adressieren sollte. In mir zeichnete sich ein Spannungsfeld auf: Ich war der Auffassung, dass der Krieg auch während ihres Aufenthalts in Ungarn, ein präsentes Thema in den Gedanken der ukrainischen Teilnehmerinnen sein müsse. Folglich wäre es mir ignorant und feige vorgekommen, Putins Angriffskrieg in unseren Gesprächen nicht anzusprechen. Dieser festen Überzeugung stellte sich jedoch die Sorge gegenüber, mit meinen Fragen persönliche Grenzen zu verletzen. Ich hoffe, dass es mir gelang einfühlsam zu sein, indem ich vor meinen Fragen signalisierte, dass Luda deutlich zu erkennen geben sollte, wenn sie auf eine Frage nicht antworten wollte. Als außenstehende Person kann ich nicht nachvollziehen, wie es sich anfühlt in einem Kriegsgebiet zu leben. Es ist aber meine Verpflichtung in meinem Handlungsspielraum Solidarität und Empathie zu zeigen. Ein offenes Ohr zu haben kann ein kleiner Schritt in einem großen Wirkungsgefüge sein.

Die Workshops und politischen Gespräche gestalteten den Aufenthalt in Budapest für mich zu einer sehr lehrreichen Erfahrung. Gleichzeitig prägten aber auch die Freizeitaktivitäten unseren Aufenthalt in Budapest. Budapest hatte mich bereits bei meinem ersten Besuch im November begeistert. Der erneute Besuch in der Stadt vertiefte meine Faszination für die Donaumetropole. Spannend war die Besichtigung des Parlaments und eine Bootsfahrt. Ich bin dankbar dafür, dass ich die Kontakte während der gemeinsamen Unternehmungen vertiefen durfte und so meinen Radius erweiterte. Gemeinsam mit Meggy und unserem Freund Jacobbo aus Barcelona planen wir bereits das erste Wiedersehen im Sommer.

Es muss Zeit verstreichen, bis ich die Zeit in Budapest in ihrer Gesamtheit verarbeite. Sicher bin ich mir aber schon jetzt: Die Begegnungen und Erlebnisse waren in sich vollkommen und ich werde noch lange voller Glück auf meine Reise nach Budapest im März 2023 zurückschauen.

 

 

 

 

November in Mitteleuropa

 

Einige Zeit ist seit meinem letzten Eintrag vergangen, wofür ich mich entschuldigen möchte. Die Dichte an Erlebnissen hat leider dazu geführt, dass ich das Blogschreiben vernachlässigt habe.

Mein Leben in Nová Baňa

Die kleine Stadt Nová Baňa fühlt sich für mich immer mehr nach einem Zuhause an. In meiner gemütlichen Wohnung fühle ich mich wohl und die Kontakte, die ich bereits geknüpft habe, liegen mir sehr am Herzen.

Vor allem der gute Kontakt zu meiner Vermieterin ist für mich von großer Bedeutung: Wenn ich von Reisen nach Hause zurückkehre, erwartet mich immer ein Stück Kuchen und eine selbstgekochte Suppe. In solchen Augenblicken stelle ich fest: „Ich habe einen Platz in Nová Baňa“.

In der Schule bin ich sehr beschäftigt und wachse an meinen Aufgaben. Ich habe mich in der letzten Zeit sehr bemüht fleißig slowakisch zu lernen. Nun gelingt es mir endlich besser mich mit dem Kollegium zu unterhalten. Die Lehrerinnen zeigen viel Geduld mit mir, wenn ich auf Slowakisch versuche zu erklären, was ich zu Mittag esse (mein vegetarisches Mittagessen sorgt immer für Aufsehen) oder was ich am Wochenende unternommen habe.

Auch an den grauen Tagen im November schaffen es Gespräche mit den Schülerinnen und Schülern immer wieder mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Die zwischenmenschlichen Kontakte sind für mich ein großer und bedeutender Teil des Freiwilligendiensts.

Mein Sportkurs ist für mich eine wichtige Möglichkeit des Ausgleichs. Ich empfehle jeder und jedem Freiwilligen sich nach solch einer Aktivität umzuschauen. Es tut gut am Abend nochmal unter Leute zu gehen und ich verbessere mein Slowakisch durch den Kurs auch um wichtiges Vokabular: „nadych a vydych“ (ein- und ausatmen).

Ein besonderes Ereignis im November war für mich der Abiball. Die „Stužková slávnosť“ wird im Unterschied zum deutschen Abiball vor und nicht nach den Prüfungen gefeiert. Bei der Feier werden den Abiturientinnen und Abiturienten grüne Schleifen angesteckt, die Hoffnung für die anstehenden Prüfungen symbolisieren sollen. Wieder mal habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Slowakinnen und Slowaken traditionsbewusster sind als die Deutschen. Zum Beispiel haben zu Beginn der Feier alle Anwesenden ein besonderes Lied gesungen und weitere kleine Rituale waren feste Bestandteile der Stužková.

Reisen in Mitteleuropa

Ich bin so dankbar, dass mir der Freiwilligendienst die Möglichkeit schenkt, weite Teile Mittelosteuropas kennenzulernen.

Das erste Wochenende im November habe ich in der zweitgrößten Stadt Tschechiens verbracht: Brno, oder auf Deutsch Brünn. Trotz des grauen Wetters haben wir viel gesehen und ich kann nur bestätigen, dass Brno seinem guten Ruf gerecht wird. Man spürt, dass in Brno sehr viele Studenten zu Hause sind: Das studentische Flair kommt besonders durch die fabelhafte Cafékultur zum Ausdruck.

In Brno kann ich besonders empfehlen auf dem Krautmarkt („Zelný trh“) frisches Obst und Gemüse zu einem guten Preis einzukaufen. Wen die jüdische Geschichte Brnos interessiert, der sollte auf keinen Fall die Villa Löw Beer verpassen. Auch der jüdische Friedhof ist einen Besuch wert.

Doch nicht nur Tschechien durfte ich im November bereisen, sondern auch Ungarn: Für das Online-Zwischenseminar bin ich mit dem Flixbus nach Budapest gereist. Mit sechs anderen Kulturweit-Freiwilligen hatte ich mir eine Airbnb-Wohnung im Stadtzentrum gemietet. Obwohl die Vormittage mit intensiven Seminarinhalten gefüllt waren, hatten wir am Nachmittag die Möglichkeit die ungarische Hauptstadt zu erkunden.

Am ersten Tag in Budapest haben wir nach Cafébesuch und Second-Hand-Shopping an einer Free Walking Tour teilgenommen. Unser Guide hat uns so viel interessantes über die Geschichte Ungarns berichtet. Ich musste feststellen, dass ich sehr große Wissenslücken in Bezug auf die osteuropäische Geschichte aufweise.

Auf unserem Programm in Budapest stand auch der obligatorische Thermenbesuch. Leider führten jedoch sprachliche Barrieren dazu, dass Cora, eine Freiwillige in Košice, und ich den falschen Eingang nahmen und anstatt in der Therme im Schwimmbad landeten. Ich versuche das Gute an dem Missgeschick zu sehen: Ich habe 2 statt 12 Euro bezahlt, Sport getrieben und einen Ort in Budapest entdeckt, der anderen Touristinnen und Touristen verborgen bleibt.

Mit dieser Anekdote beende ich den Eintrag. Napriek menším ťažkostiam som veľmi ráda, že som na Slovensku. Ahojte.

 

 

 

 

Mein erster Monat in der Slowakei

Kaum zu glauben, dass schon vier Wochen seit dem Aufbruch zu meinem Einsatzort in der Slowakei vergangen sind.

Mein Einsatzort:

Ich leiste meinen Kulturweit-Freiwilligendienst in der idyllischen Kleinstadt „Nová Baňa“, die in der Mittelslowakei liegt. Nová Baňa zählt zwar nur 7000 Einwohner, ist jedoch sehr weitläufig. Von den zahlreichen Hügelspitzen erhält man wunderbare Ausblicke, über die ich immer wieder staune.

Da es sich bei meinem Einsatzort um eine kleine Kleinstadt handelt, treffe ich, sobald ich das Haus verlasse auf bekannte Gesichter: Lehrerinnen am Bahnhof und Schüler beim Lidl-Einkauf.

Das familiäre Ambiente der Stadt ist mir auch bei der Unterkunftssuche zugutegekommen: Meine Wohnung gehört zu dem Haus der ehemaligen Bürgermeisterin und Schulleiterin. Die Wohnung ist sehr gemütlich und ich fühle mich gut aufgehoben.

Meine Einsatzstelle:

Meine Einsatzstelle ist das Gymnázium Františka Švantnera. Das Gymnasium unterscheidet sich stark von meiner deutschen Schule, denn es zählt nur 100 Schülerinnen und Schüler. Trotzdem begeistert meine Einsatzstelle mich durch das große Angebot an Fremdsprachen und Projekten.

Als Freiwillige ist es meine Aufgabe die Deutschlehrkräfte zu unterschützen. Ich bereite folglich kleine Unterrichtseinheiten vor, halte aber auch schon eigene Deutschstunden in den Abiturklassen. Außerdem veranstalte ich einen Englisch-Konversationskurs und gebe einzelnen Schülern und Schülerinnen Nachhilfe.

Noch ist es ungewohnt alleine vor einer Klasse zu stehen, aber ich bemerke, wie es sich von Stunde zu Stunde natürlicher anfühlt.

Praktischerweise kann ich meinen Sprachkurs bei meiner Ansprechperson an der Schule nehmen. Ich bin „usilovná a motivovaná“ (fleißig und motiviert), denn es ist sehr herausfordernd tagtäglich von einer Sprache umgeben zu sein, die ich nicht verstehe.

Meine Freizeit:

Bevor ich nach Nová Baňa gekommen bin, hatte ich Bedenken, ob ich ausreichend Möglichkeiten finde meine Freizeit zu füllen. – Doch meine Befürchtung blieb unbegründet.

Zwei Mal die Woche besuche ich einen Sportkurs, indem ich mich sehr aufgehoben fühle. Außerdem nahm ich an einem Macramé-Workshop teil, den meine Kollegin, die argentinische Spanischlehrerin Cecilia, veranstaltete.

Darüber hinaus lädt mich meine liebe Vermieterin zum Burčiak Trinken ein oder wir sammeln zusammen Pilze. Es tut gut zu wissen, dass ich mich in einsamen Momenten an sie wenden kann.

Meine Wochenenden:

An meinen Wochenenden unternehme ich gerne kleinere und größere Ausflüge. Nicht weit entfernt von Nová Baňa liegt Banská Bystrica. Eine wichtige Attraktion in Banská Bystrica ist das Museum des Slowakischen Nationalaufstands. In der Slowakei sind zahlreiche Brücken, Plätze und Straßen nach diesem historischen Ereignis benannt. Banská Bystrica war das Zentrum des Slowakischen Nationalaufstands, der sich gegen die beginnende Besetzung der Slowakei durch die deutsche Wehrmacht richtete.

Nach der Besichtigung des Museums, kann man in Banská Bystrica eine gute Zeit verleben. Die Altstadt ist sehr hübsch und eine große Auswahl an Cafés lädt zu gemütlichen Stunden bei Kaffee und Kuchen ein.

An einem Wochenende reiste ich in die Hauptstadt Bratislava. Bratislava liegt an der Donau und wird durch Gegensätze geprägt: Zum einen gibt es die beeindruckende Burg und die Altstadt, zum anderen aber auch die riesige Plattenbausiedlung Petržalka.

Besonders aufregend waren für mich die Ereignisse des Tags der Deutschen Einheit. Die Deutsche Botschaft hatte uns Kulturweit-Freiwillige zu den Feierlichkeiten im Primatialpalais eingeladen.