Kuriositäten

Damit alle, auch die lieben Mitarbeiter, Trainer und Sittenwächter von “kulturweit” beruhigt sind: natürlich ist  NICHT ganz Argentinien immer genauso wie im folgenden Text beschrieben, und ich bringe nur einzelne Beispiele an. Allerdings hab ich mich auch in Gesprächen mit Argentiniern und Deutschen über diese “Merkmale” unterhalten und gerade von Argentiniern werden diese Beobachtungen oft/immer unterschrieben. Bisher haben sich sehr viele Vorurteile (fast immer positiv) bestätigt.

Nach nun gut 2 Wochen fühle ich mich hier sehr wohl und habe mich gut eingelebt. Aber umso mehr man sich einlebt, desto besser lernt man auch das Land kennen, und zwar nicht nur die schönen und vielleicht auch weniger schönen Gegenden und Gebäude, sondern man bemerkt auch, dass man nicht zuhause ist. Ich könnte euch jetzt natürlich berichten das es hier auch einen VW Gol gibt, der eine Kreuzung aus Golf und Polo ist, aber unterhaltsamer sind sicherlich die nicht unbedingt gleich so offensichtlichen Unterschiede. Das erste, was mir sofort aufgefallen ist, kann man aber schon als offensichtlich abstempeln: Die Lautstärke. Argentinien ist sehr, sehr laut. Die Menschen/Jugendlichen können locker mit den berühmten lauten Deutschen mithalten. Die Schüler aus der 12. Klasse fangen an im besten Einkaufszentrum der Stadt im Chor den Trololo zu singen. Wenn man nur ein kleines 50ccm Motorrad hat, sollte man den Sound hier schon auf Harleyniveau bringen, das gleiche gilt für den VW Fox. Wer also dachte, dass ein Subaru Rallyewagen schon laut sein kann, hat die Tuner aus Argentinien noch nicht kennengelernt. Wofür sollte man noch in Diskos gehen, wenn der alte Fiat Uno ne bessere und lautere Anlage hat? Und wenn die Hersteller schon Hupen in Autos bauen, sollte man diese auch nicht kalt werden lassen. Und es macht auch Sinn, wenn man den Ford F350 (riesen Geländewagen) morgens mal eine gute Stunde warmlaufen lässt (Meine Nachbarn). Selbige lieben auch Reggaeton (wer will kann sich den Spaß mal bei youtube gönnen). Und da hier die Häuser Wand an Wand gebaut werden, hört der ganze Block die Musik mit. Reggeaton besticht durch eine gewisse Eintönigkeit und hat immer den selben Beat und wir traditionell LAUT und überall gehört. Aber auch Fußball hört man gerne im Radio und dann so, dass der gesamt Parkplatz auch weiß, wie der Spielstand ist. Sehr sozial. Aber auch wenn sich das jetzt alles etwas nervig anhört, ich liebe es. Und wenn es dem Porteños zu laut werden sollte kann er sich ja noch immer in die Pampa oder ins Stille Patagonien flüchten. Was auch etwas Gewöhnungsbedürftig ist/war sind die Portionsgrößen, vor allem bei Getränken. Am Flughafen war ein beliebter Coffeeshop und ich dachte, dass so ein kleiner Espresso am Morgen nicht schaden kann. Also Espresso bestellt, auf Nachfrage die kleinste Größe noch einmal bestätigt, und schwups hatte ich einen 0,3 Liter Becher randvoll mit Cafe in der Hand. Ich fragte nach, ob das jetzt ein 6x Espresso sei, aber die Dame zeigte mir dann die anderen Becher (Medium: 0,4; Large: 0,5).   DSCN0583 Dass ich danach Schweißausbrüche hatte, und mich bewegte wie ein Zitteraal ist ja eigentlich klar. Wasser kauft man in 6 Liter “Flaschen” und Coca-Cola in 3 Liter Flaschen. Das Problem immer: man kann nur sehr schlecht damit eingießen, oder man füllt alles in kleine Flaschen um. In den letzten Tagen war das Wetter etwas durchwachsen, und gestern Abend begann es zu regnen. Dieses Naturphänomen tritt nicht allzu oft hier auf, entsprechend überfordert sind die Menschen. Auf einer Stadtrundfahrt, fuhren wir mit dem Bus gegen 20 Uhr Stadteinwärts, d.h. eigentlich müssten die Straßen frei sein, da die Leute ja von der Arbeit nachhause fahren. Aber da es ja regnete hat sich wahrscheinlich jeder Porteños ins Auto gesetzt und ist kopflos durch die Stadt gefahren. Natürlich mussten in diesem Moment auch noch 20 demonstrierende Menschen die breiteste Straße der Welt blockieren, womit wir schon beim nächsten Punkt wären: Argentinien ist gelebte Demokratie –> Demos. Des Argentiniers liebstes Hobby scheint das Demonstrieren zu sein. Überall in der Stadt sind Sperrgitter der Polizei aufgebaut, und überall sieht man auch Leute demonstrieren. Diese Woche gipfelte der Protest am Flughafen. 15 Menschen hatten ein Anliegen, das sie aus ihrer Sicht nur mit Hilfe einer Demonstration publik machen konnten. Also blockierten diese 15 Menschen die einzige Autobahn zum Flughafen, woraufhin ein 13km langer Stau entstand und wahrscheinlich hunderte Menschen ihre Langstreckenflüge verpassten. Am Freitag protestierten dann mal die Herren vom Gepäckband, sodass im ganzen Flughafen immer nur ein Koffer zur Zeit einen Abnehmer finden konnte. Der Rest wurde im Regen stehen gelassen. Trocknet ja auch wieder. Im Zuge des schlechten Wetters zog natürlich auch etwas Wind auf. So fielen sämtliche Bäume, die man schon in den letzten Jahrzehnten hätte fällen können um. Die Feuerwehr war in Ciudad Jardin im Dauereinsatz, und sperrte mit großer Eifer sämtliche Straßen und verteilte Helme an die Passanten. DSCN0471

 

Nun noch etwas über meine Aktivitäten hier:  Am 29.09 war ich das erste Mal länger und alleine mit den Deutschen in der Stadt.

 

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Beim ersten mal war es eine totale Reizüberflutung, denn die Stadt ist einfach gigantisch. Am Wochenende war ich dann gleich noch zweimal in der Stadt und habe mir unteranderem Puerto Madero, die Hafencity DSCN0451von Buenos Aires angesehen, wo sich Gebäude von Philippe Stark an Norman Foster reihen. Außerdem gab es mal wieder ein richtig gutes Asado, diesmal aber von meinem Gastvater selber gemacht. Am Montag kamen dann die Austauschschüler aus Deutschland. Am Mittwoch waren wir mit 20 Leuten von unser Schule auf der Plaza Alemania um den “Tag Der Deutschen Einheit” zu feiern. Nach diesem Festakt, ging es dann für uns in die Botschaft, wo es sehr nett und schön war. Die Botschaft liegt in einem wunderschönen Park, mitten im Zentrum, und durch die Mauern und das Grün hat man das Gefühl nicht in einer Millionen Metropole zu sein. Außerdem gab es neben argentinischem Essen auch deutsches, und deutsches und bayrisches Bier, und da Niedersachsen Gastgeber war auch Jägermeister (der hier unglaublich teuer ist). Donnerstag haben wir mit den deutschen Austauschschülern eine Stadtrundfahrt gemacht, auf der ich auch das berühmte Boca kennengelernt habe.

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Weitere Fotos werden wahrscheinlich demnächst über Flickr folgen. Aber all das wird dann hier bekannt gegeben und erklärt.

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2 Antworten zu Kuriositäten

  1. Ulli sagt:

    Hallo Leo,

    Wann wirst Du mal wieder was in Deinen Blog schreiben. Bin neugierig was so geschehen ist und welche Beobahtungen Du gemacht hast. Alles Gute!

  2. Martin Surfleet sagt:

    hola leo
    wieder ein sehr interessanter und auch sehr humorvoller bericht von dir!
    ¡gracias! ich finde, du hast das zeug dazu, journalist/publizist zu werden!
    ich gehe mal davon aus, dass es dir gut geht und du dich gut einlebst in ciudad jardin/gartenstadt?!
    hier in münchen wird es zunehmend herbst und damit kälter. in den nächten gab es schon frost und ich ziehe wieder handschuhe und mütze an, wenn ich mit dem radl unterwegs bin. in den alpen hat es schon geschneit. aber im moment haben wir noch schöne, klare, kalte sonnige tage, goldenen bayrischen oktober…!
    un abrazo fuerte y saludos desde munich
    martin

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