Archiv für den Monat: Februar 2017

Bedeutung von zu Hause, Traurigkeit die Sprache nicht zu sprechen, Shakraheilung, Besuch in Galanta, Heilquellen, hohe Tatra

Immer wenn ich durch die Schule gehe rufen mehrere Kinder meinen Namen, winken mir zu oder rennen auf mich zu und umarmen mich. Wenn ich nicht da bin, fragen Sie nach mir. Wenn ich in der Nachbarklasse bin zeigen Sie sich enttäuscht, dass ich nicht in Ihrer bin und wollen wissen wann Ich endlich wieder komme.

Für mich war von Anfang an klar, dass ich nur 6 Monate hier sein werde. Ich habe eine Wohnung, einen Job, Familie und Freunde in Berlin. Meine Zeit hier sollte eine Auszeit sein, ich wollte auch einmal etwas Abenteuerliches erleben. Ein Tapetenwechsel, bei dem sich nicht nur die Tapeten wechseln sondern auch Alles drum herum. Ich wollte etwas Aufregendes, etwas Neues erleben. Ich wollte unbekannte Menschen treffen, reisen, fremde Kulturen kennen lernen, Spaß mit den Kindern in der Schule haben. Das Alles habe ich hier bei meinem FSJ in Bratislava gefunden, und noch viel mehr.

Als ich im November für 2 Wochen in Tschechien, Ungarn und Kroatien war, war ich geradezu froh wieder nach Hause, nach Bratislava zu kommen. Eigentlich habe ich mich hier von Anfang an zu Hause gefühlt, weshalb ich mir die Frage gestellt habe, was „zu Hause sein“ für mich bedeutet. Es bedeutet für mich: Mich sicher zu fühlen. Es bedeutet für mich: Gewollt und geliebt zu werden. Es bedeutet für mich: Nette Menschen um mich zu haben. Es bedeutet für mich: Mich frei entfalten zu können, meine individuellen Bedürfnisse erfüllt zu haben. Es bedeutet für mich: Mich einbringen zu können, gebraucht zu werden. Das Alles habe ich zu Hause in Berlin, und jetzt auch in meinem 2. zu Hause in Bratislava und ich bin so unendlich dankbar. Unendlich Dankbar für: Die vielen netten Menschen die ich getroffen habe, dankbar für jedes lächeln und jede Umarmung meiner Schüler, dankbar für die vielen Menschen die mir geholfen haben und die Geduld mit mir hatten, weil ich die Sprache nicht spreche und dankbar für jede Sauerkrautsuppe, jeden Knödel und jedes Stück Mohnstrudel.

 

Bisher habe ich nur über positive Sachen berichtet, denn es ist alles positiv hier, bis auf eine Sache. Es geht um die Sprache. Ich spreche sie leider nicht. Ich habe mich bemüht, ich habe gelernt, ich habe versucht sie auszusprechen. Manchmal habe ich die richtigen Worte gewusst, wurde aber nicht verstanden. Ich habe es nicht geschafft. Bis auf die wichtigsten Dinge wie: Bitte, Danke, Essen bestellen… kann ich nicht slowakisch sprechen, und das macht mich traurig. Unendlich traurig. Es gibt nichts, worüber ich hier trauriger bin, als über diese Tatsache. Denn nicht die Sprache sprechen zu können, lässt einen verstummen und isoliert. Sicher habe ich mich hier mit vielen Leuten verständigen können. Aber hauptsächlich mit Denen, die englisch oder deutsch sprechen. Katka, die Lehrerin einer meiner Lieblingsklassen spricht nur slowakisch. Wenn ich mir eine Sache wünsche könnte, wäre das für eine Stunde slowakisch sprechen zu können um mich mit ihr zu unterhalten.

 

 

Ende Dezember war ich mit Alexander, einem Freund aus Berlin, in der hohen Tatra gewesen. Leider hatte man uns zwei Tage vorher die Hotelbuchung storniert. Es wurden uns zwar andere Hotels vorgeschlagen, diese waren aber teilweise 60 km von Tatranska Lomnica entfernt. Tatranska Lomnica ist wohl der beliebteste Wintersportort in der Slowakei. So kurzfristig und zur Hauptsaison über Sylvester fanden wir nur 9 km entfernt noch Platz in einem Hotel. Der Ausblick und die Natur entschädigten fur die Unannehmlichkeiten und alle 2 bis 3 Stunden fuhr die Bahn nach Tatranska Lomnica und in andere kleine Orte in der Nähe. Wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter, es war mit -12 Grad wärmer als gedacht und Frau Holle hat es auch gut gemeint, denn es lag sehr viel Schnee. Neben der Straße ist man schnell bis übers Knie eingesunken. Wir waren viel wandern und haben uns die berühmten Eisfiguren in Hrebeniok angeschaut. Am letzten Tag bin ich mit der Seilbahn auf ca. 2000 Meter Höhe nach Skalnaté Pleso gefahren. Bei einem Kaffee habe ich Smaltalk mit einem alten Ehepaar aus Deutschland gehalten, welches ich dort zufällig  traf und die unglaublich wunderbare Aussicht genossen.

 

Schloss und Bären aus Eis (Bären deshalb, weil es in der Slowakei 800 wildlebende Bären gibt)

 

Bild könnte enthalten: 1 Person, Himmel, Berg, im Freien und Natur

Gebirgsbach

Skier und Snowboards

Aussicht von unserem Hotel aus

 

Im Januar hat mich Michaela, eine Bio Lehrerin meiner Schule, nach Galanta eingeladen. Galanta ist eine Kleinstadt in der Westslowakei, ca. 50 Km von Bratislava entfernt. Michaela steht jeden Morgen um 4.40 Uhr auf, damit Sie um 8 Uhr in der Schule ist. Ich musste nicht früh aufstehen, denn ich reiste Samstag Mittag an und blieb über Nacht. Zuerst fuhren wir zu einem Feriendorf mit Reiterhof, streichelten die Pferde und tranken Kaffee und Kofola in dem dortigen Café. Nachmittags zeigte Sie mir den Pub ihrer Mutter, welcher gut besucht war. Ich war die Attraktion in dieser Kneipe und fast jeder Besucher setzte sich zu Michaela und mir. Eine Deutsche hatte hier noch nie vorbei geschaut, und so freute man sich sehr über meinen Besuch. Ich wurde viele Dinge gefragt: Ob es mir in der Slowakei gefällt, wie ich die slowakische Sprache finde, was ich so mache, wie es in Deutschland ist… Natürlich haben wir dann zusammen auch ein par deutsche Wörter gelernt, wie: Schnaps, Danke und Auf Wiedersehen. Es war ein sehr lustiger Nachmittag, an dem ich viele nette und sehr herzliche Menschen kennen lernte. Abends gingen wir noch in einem nahe gelegen Restaurant etwas essen und schauten anschließend einen Film zu Hause. Am nächsten Tag zeigte mir Michaela den Stadtpark und danach waren wir bei ihrer Mutter zum Mittagessen eingeladen, denn Diese hatte extra Gulasch gekocht. Ihre Mutter besucht zur Zeit einen Kurs um Meditation und Heiltechniken zu erlernen und bot mir an, eine Shakraheilung bei mir durchzuführen. Ich musste mit geschlossenen Augen im Wohnzimmer stehen, während die Mutter meine Schultern berührt hat und bewusst laut ein und ausgeatmet hat. Sie hat mich mal nach links und mal nach rechts gedreht, nach ein par Minuten durfte ich die Augen wieder öffnen. Sie war schweißgebadet auf Grund der vielen positiven Energie die ich ausgestrahlt habe. Nach 5 Minuten Pause ging es weiter. Ich sollte mich ins Bett legen und  auf bestimmte Punkte auf meinem Körper wurden kleine Steine positioniert. Danach wurde ich zugedeckt und sollte liegen bleiben, bis man mir Bescheid gibt. Ich lag ziemlich lange so da, bestimmt mindestens 20 Minuten. Zwischenzeitlich hob ich zweimal den Kopf um auf die Uhr zu schauen, dabei viel mir ein Stein von meiner Stirn. Schnell legte ich ihn wieder drauf. Als ich wieder „geweckt“ wurde war ich ganz entspannt und wir haben Gulasch gegessen. Michaelas Mutter, eine sehr nette, hilfsbereite und herzliche Frau schenkte mir dann noch diverses Essen und eine Handtasche. Danach fuhr ich wieder nach Bratislava.

Bild könnte enthalten: 2 Personen, Personen, die lachen, Brille, Hut, Selfie, Nahaufnahme und im Freien

Bild könnte enthalten: 1 Person, lächelnd, Baum, im Freien und Natur

Bild könnte enthalten: Baum, Himmel und im Freien

(Michaela und Ich, Ich in Michaelas Lieblingsbaum, Schloss Esterhazy in Galanta)

Letzte Woche war ich nochmal mit Michaela unterwegs gewesen. Wir sind zu einer Therme gefahren um in einem speziellen Becken zu baden, welches nur im Winter auf hat. Es war -4 Grad und das Becken war draußen. Es ist gefüllt mit über 40 Grad heißem thermal Wasser aus Heilquellen in der Nähe. Das Wasser war gelb/grünlich gefärbt und voll von Mineralien die sich auf der Haut ablagerten. Nach dem ich mich an die Kälte an meinem Kopf und die Hitze am  Rest meines Körpers gewöhnt hatte, war es sehr angenehm und entspannend, besonders nachdem ich eine kleine Abkühlung im Kaltwasserbecken genommen hatte. Da es bei der Hitze besonders wichtig ist viel zu trinken, hatte jeder Badegast seine Wasserflasche mit ins Becken genommen.

 

Besuch bei der Schulleiterin, Einkaufsbummel in Wien, Naturkundemuseum, ökumenischer Gottesdienst, Weihnachtsmarkt, Weltall, Sauerkrautsuppe

An einem Sonntag hat mich die Schulleiterin, welche sich wirklich sehr lieb um mich kümmert, zu sich nach Hause eingeladen. Sie wohnt in Vajnory, einem kleinen Vorort von Bratislava und hatte extra ein Festessen für mich gekocht: Huhn, Ente, Serviettenknödel und Rotkohl. Bei einem Verdauungsspaziergang danach zeigte Sie mir ihren schönen Ort und die angrenzenden Felder und Wälder. Nachmittags tranken wir noch zusammen Kaffee und aßen Johannisbeerkuchen, den wir gemeinsam vorher gebacken haben. Es war ein sehr schöner Tag gewesen.

 

Eingeladen wurde ich auch von der Mutter (Isabelle) einer meiner Schülerinnen. Am Kürbistag sind wir auf dem Pausenhof ins Gespräch gekommen und sie hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte mit Ihr und Ihren Kolleginnen am nächsten Tag nach Wien zu fahren. Lust hatte ich natürlich sehr, aber eigentlich hätte ich ja in der Schule unterrichten sollen. Also fragte die Mutter die Schulleiterin, ob ich nicht einen Tag frei bekommen könnte. „Natürlich kann Ulrike frei haben, Sie ist immer so nett und fleißig, da hat Sie sich das verdient“ sagte Diese.  Am nächsten Tag fuhren wir nach Wien. Mit dem Bus oder der Bahn braucht man eine gute Stunde. Isabelle und Ihre Kolleginnen von Siemens können perfekt und Akzent frei deutsch. Sie machen die Abrechnungen für deutsche Mitarbeiter, zum Beispiel von ihren Dienstreisen. Zuerst zeigten sie mir ein wenig die Stadt, danach ging es zum Weihnachtsshopping. Das machen die Drei jedes Jahr zusammen. In Wien war gerade Schlussverkauf und so habe auch ich mir ein neues T-Shirt gegönnt, als Erinnerung an diesen wirklich schönen Tag. Ich habe mich sehr über diese Einladung gefreut und es tat gut sich problemlos auf deutsch unterhalten zu können.

 

.

(Ich auf dem Maria-Theresien-Platz)

 

Kurz darauf war ich noch einmal in Wien. Diesmal mit einer 7. Klasse meiner Schule und mehreren Deutschlehrern. Zuerst haben wir das Naturkundemuseum besucht, welches originell aufgebaut und sehr interessant ist. Es gibt viele Stationen wo die Schüler selber experimentieren können: Z.B konnte man an einem Computer schauen, wie man als Steinzeitmensch ausgeschaut hätte. Die Schüler fanden das Museum langweilig und waren schon nach 30 Minuten fertig. Wir brauchten die gesamten geplanten 2h und haben es nicht geschafft Alles ausgiebig anzuschauen. Aber mit 13 Jahren sind Museen halt uncool. Der 2. Programmpunkt, der Besuch des Wiener Weihnachtsmarktes, gefiel den Schülern deutlich besser. Während die meisten Weihnachtsmärkte die ich aus Berlin kenne hauptsächlich aus Ess- und Glühweinbuden bestehen, gab es hier in Wien sehr viele Handwerksstände, was mir gut gefiel. Nach einem Abstecher in einem Wiener Café fuhren wir zufrieden wieder Heim.

(Dinosaurierskelett)

 

Im Dezember fand der traditionelle ökumenische Weihnachtsgottesdienst der Karpaten Deutschen statt.  Unsere Schülerinnen und Schüler waren natürlich auch wieder dabei und haben mehrere deutsche Weihnachtslieder vorgetragen. Danach war ich noch mit einer Lehrerin und ihrer kleinen Tochter auf dem Weihnachtsmarkt, die Weihnachtsbeleuchtung anschauen und Zigana essen. (Fladenbrot mit Nackensteak, Zwiebeln, Paprika und Senf)

(Es möchte immer Jeder ein Selfie mit mir machen :P)

(In der Kirche)

(Weihnachtsmarkt)

 

Die 3. Klassen machen momentan ein Fächer übergreifendes Projekt zum Thema „Universum“. Nachmittags haben die Kinder mich gefragt, ob wir nicht ein Plakat basteln könnten mit den Planeten und Sternen. Ich war völlig unvorbereitet und hatte so gar keine Ahnung, aber zum Glück bin ich ja stolze Besitzerin eines Smartphones mit slowakischer O2 Sim Karte und mobilen Internet. Schnell hatte Google.de ein Foto parat. Daran orientierten wir uns dann, als wir hingebungsvoll unser Plakat gestalteten. Die Jungs der Klasse, welche sich sonst überhaupt nicht für unsere Bastelarbeiten interessieren, kamen irgendwann zu unserem Tisch und kritisierten unser Werk. Die Planeten würden nicht Detail getreu genug aussehen. Die Mädchen entgegneten dann, dass das doch egal sei und überhaupt sei das Plakat ein „deutsches Projekt“ und „deutsche Planeten“ würden wahrscheinlich einfach anders aussehen. Die Jungs, zwar manchmal etwas anstrengend, aber nicht blöd checkten natürlich sofort, dass die Planeten weltweit Gültigkeit besitzen und stichelten weiter. Ich zeigte Ihnen dann das Foto von Google und sie zeigten mir ein Bild aus ihrem Heft. Die beiden Bilder stimmten nicht über ein in Farbe, Form und Größe der Planeten.  Ich habe keine Ahnung welche Abbildung richtig war. Hauptsache wir hatten Spaß und das Plakat sieht gut aus 🙂

 

 

In der Woche vor Weihnachten fand dann das traditionelle Sauerkrautsuppe essen der Lehrerinnen und Lehrer statt. Nach dem Unterricht trafen sich Alle in der Schulküche. Eine 4. Klasse hatte ein kleines Theater Stück vorbereitet: Weihnachten im Bienenstock. Darauf folgte die Rede des Schulleiters und seines Stellvertreters. Anschließend gab es die Suppe. Sie war für mich zwar eher ein Eintopf, aber geschmacklich sehr lecker. Traditionell gehört Sauerkraut, Fleisch, Speck und Pilze hinein. Als Nachtisch gab es ein traditionell slowakisches Dessert: Quarkstrudel mit Kirschen. Strudel ist sehr typisch für die Slowakei. Am liebsten isst man ihn hier mit Mohn, Nuss oder Quarkfüllung.

(Selfie vorm großen Auftritt der Kinder. Ja, ich passe immer sehr gut auf Sie auf 😛 :D)

(Sauerkrautsuppe und Strudel)