Ich war in einem Slum…

…“mir das mal ansehen…“ – das kann getrost so in Gänsefüßen stehen bleiben, ich weiß nämlich selbst nicht was ich von mir halten soll.

Ich kann natürlich sagen, dass ich da war weil das Goethe Institut eine Slumschule unterstützen möchte und wir uns angesehen haben wie die Kinder dort leben, oder ich rede mir ein, dass es ein rein wissenschaftliches Interesse war, was mich dahin geführt hat.
Letztendlich komme ich nicht von dem Bild ab, wie ich mich selbst dort zwischen den Hütten stehen sehe. Den Arm habe ich unaufällig um meine Kameratasche geschlungen. In dem sicheren Reißverschlussfach an der Rückseite, ist genug Geld um davon einen Monat Essen zu kaufen und die Kreditkarte, mit der ich gerade beim ATM war. Ein starres Lächeln auf den Lippen, weil es in dem Moment für die bestmögliche Lösung halte der Situation zu begegnen und ich auch sonst nicht weiß was ich tun soll.

„Setzt dich doch bitte in meine Hütte!“ sagt die Frau mit den beigen Sari und der dunklen Papierhaut. Ich lächele noch ein wenig breiter, obwohl ich nicht weiß was sie zu mir gesagt hat. Jemand übersetzt für mich. Ich versuche noch breiter zu lächeln um ihr mitzuteilen, dass ihr Angebot zu schätzen weiß. Sie lächelt zurück, macht aber keine Anstalten aus dem Türrahmen zu treten um mich einzulassen.
„Hello! How are you?“ Ehe ich es mich versehen stehen da ne Menge Kinder um uns herum. Das eine Mädchen, hoch aufgeschossen, dünnes Haar, in Salwar Kameez, streckt mir ihre Hand entgegen. Ich nehme sie und schüttle sie. Hallo auf Deutsch, ohne Deutsch, sozusagen. Sie wirkt unbeeindruckt dreht sich rum und geht davon. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich sie nicht richtig verstanden habe.

Der Transformator für den Strom ist bei dem Gewitter der letzten Nacht kaputt gegangen. Seine Reparatur müssten die Slumbewohner tragen. 3-4 Lakh (3.000-4.000€) Auch die Kochstelle einer Frau hat es mitgenommen und die Hütte einer Familie. Das Wasser fließt unter dem Bambusstangen auf denen der Slum gebaut ist, mit dem Müll zusammen und ist schon wieder versickert. Es ist gerade Mittagszeit, überall wird vor den Hütten gekocht und frittiert. Es riecht gut.

Dann verlassen wir den Slum wieder, steigen über die Eisenbahnschienen, über die Steine und schlüpfen durch einen Spalt in der Mauer, an einem kleinen Teeladen vorbei hinaus. Im klimatisierten Auto kriechen wir durch den immer währenden Stau nach Hause.

Jani na… – Ich weiß es nicht…

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