Sechs Tage…

… bin ich nun hier schon im Krankenhaus. Langsam aber sicher wird es ziemlich nervenaufreibend und anstrengend und heute habe ich wohl echt keinen guten Tag erwischt. Ob es da so sinnvoll ist einen Blogeintrag zu schreiben? 😀 Na wir werden sehen was dabei rauskommt.

Gestern bekam ich wieder neue Medikamente. Die von davor haben nämlich leider nicht geholfen. Aber die neue Kapsel war zu meiner großen Freude lila-pink. Man muss sich halt auch für kleine Dinge begeistern können! 🙂 Und tatsächlich, quasi ein Wunder, gestern Abend ging es mir besser und ich freute mich, dass die Schmerzen weniger wurden und hatte die Hoffnung, dass es von nun an Berg auf geht. Pustekuchen, heute Morgen beim Aufstehen (Heute wurde ich zur Abwechslung schon 5:30 Uhr geweckt – wie nett. Jeden Tag 6:30 Uhr wäre ja auch irgendwie langweilig. :D) war alles wieder wie gehabt. Die Wirkung der Tablette hatte nachgelassen und, wer hätte es gedacht, die Schmerzen waren wieder da. Mit dieser Erkenntnis in den Tag zu starten, ist nicht so der Hit.

Irgendwann gab es mal die Theorie, dass ich gestern entlassen werden sollte. Aber mittlerweile ist der neue Plan mich morgen zu entlassen. Früh soll noch einmal Blut abgenommen werden und wenn dann alles in Ordnung ist (und bei mir ist ja hier irgendwie immer alles „bien“), darf ich gehen. Dass die Schmerzen aber noch gar nicht weg sind, ist dabei offenbar nicht so ausschlaggebend. Die Tests hier waren eben alle ohne Befund – und sie haben wirklich alles Mögliche untersucht. Ich wurde nun deswegen auch schon mehrmals von verschiedensten Personen gefragt, ob es mir denn in Bolivien gefällt, ob ich gern hier bin, ob ich eventuell lieber wieder heim möchte oder ob ich irgendwelche ungeklärten Dinge in Deutschland habe und so weiter. Wenn man das einmal gefragt wird, ist das ok. Wenn man das allerdings zunehmend öfter gefragt wird, ist das einfach nur noch nervig. Nur weil die Tests nichts ergeben, heißt das nicht automatisch, dass ich was Psychosomatisches habe. Ich bin gern hier, ich bin freiwillig hier, keiner zwingt mich und ich möchte das. Klar vermisse ich meine Familie und meine Freunde, aber wer tut das nicht. Trotzdem will ich nicht jetzt heim, sondern erst im Februar. Ich will hier noch so viel erleben, und – auch wenn das vielleicht für den ein oder anderen merkwürdig klingt – ich will wieder in die Schule und arbeiten.

Heute war zum Beispiel unsere große Entrada. Das war ein riesiger Umzug der ganzen Schule und alle waren als Bäume verkleidet. Als ich zum ersten Mal davon hörte, fand ich die Vorstellung sehr merkwürdig. Aber das ist ein ganz großes Projekt, was die komplette Schule viel Zeit und Mühe gekostet hat und ich wäre heute so gern dabei gewesen. Außerdem hatte ich doch auch schon mein tolles Baumkostüm gebastelt… Manno. Mal sehen wann das nun zum Einsatz kommt.

Im Krankenhaus erlebe ich – wie zu erwarten war – nicht so viel. Bis jetzt hatte ich jeden Tag Besuch von verschiedenen Mitfreiwilligen. Das ist super und ich hab mich über jeden einzelnen sehr gefreut! Ich habe auch endlich mal mit ein paar Leute geskypt und ich hatte Zeit ein bisschen in meinem Reiseführer zu lesen. Das ist allerdings nicht ganz die schlauste Beschäftigung, weil einem dann umso mehr bewusst wird, was man gerade alles nicht kann. Ab und zu habe ich Fernsehen geschaut, in der Annahme meinen Spanischkenntnissen könne das nicht schaden. Leider läuft nur ab und zu ein gescheiter Film. Gestern Abend hab ich doch aber tatsächlich durch Zufall zwei Folgen How I met your mother (Cómo conocí a su madre) auf Spanisch gesehen.

Ansonsten verbringe ich hier viel Zeit mit warten, und Geduld muss man hier haben. Alle, die mich gut kennen, wissen, dass das nicht unbedingt eine meiner Stärken ist… Ständig werde ich vertröstet auf „später“ oder „morgen“. Immerzu soll ich warten, was der nächste Test ergibt oder was der nächste Spezialist sagt. Selbst um hier neues Klopapier zu bekommen, musste ich einen halben Tag warten und 5x (ungelogen!) nachfragen. Meine neue Wasserflasche, um die ich gestern Mittag gebeten hatte, ist immer noch nicht da. Mittlerweile habe ich schon so oft nachgefragt, bei mindestens drei oder vier verschiedenen Leuten. Es ist jetzt auch nicht so, dass meine Spanischkenntnisse nicht reichen würden, um nach einer Wasserflasche zu fragen. Ich verstehe aber tatsächlich nicht, wieso das hier so lange dauert – inzwischen ist es fast ein Tag. Dabei hab ich mir jetzt fest vorgenommen jeden Tag vier Liter zu trinken, in der Hoffnung dass das was nützt. Und auch das zählt nicht zu meinen Stärken – ich muss mich regelrecht zwingen. Aber ohne was Trinkbares wird das natürlich noch erschwert. Zum Glück hab ich noch eine Flasche, die mir meine Mitbewohnerinnen mal mitgebracht hatten. Am ersten Tag im Krankenhaus gab es nämlich auch schon so ein Wasserflaschendrama… Immerhin hab ich jetzt also zwei Sachen, die ich hier üben kann: geduldig sein und endlich mal viel zu trinken. Als kleines Kind war ich angeblich sehr geduldig, ich hab wohl oft ganz ausdauernd mit verschiedenen Sachen gespielt – ist mir ein Rätsel wo meine Geduld dann in meinem weiteren Leben verloren ging. Aber vielleicht finde ich sie ja in Bolivien wieder. 😉

Wenn es morgen klappt mit der Entlassung, werden wir abends direkt in die neue Wohnung umziehen. Dort ist es dann hoffentlich auch bisschen wärmer als in der alten. Naja und dann muss ich halt sehen wie es läuft und ob es irgendwie mit den ganzen Hausmittelchen weggeht. Cranberry- und Vitamin C Tabletten nehme ich ja jetzt schon auf eigene Faust dazu. Mein Papa hat mir außerdem mal beigebracht: Was von alleine kommt, geht auch von alleine wieder. Dann werde ich doch jetzt einfach mal darauf vertrauen (müssen).

Jaaa, unglaublich, eben kam meine Falsche Wasser. Es hat nur fast einen Tag gedauert. Läuft doch. Uuund ich hab eben wieder meine lila-pinke Kapsel bekommen. Geht steil bergauf hier! In einer halben Stunde kommt vermutlich auch mein Mittag, mal sehen ob das heute eher in der bergauf- oder in die bergab-Kategorie gehört. 😉

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Krankenhaus auf bolivianisch

Nachdem wir am Freitagmorgen für unser Visum noch einmal beim Notar waren und uns später für ein Mittagessen in einem deutschen Restaurant entschieden (Das Essen war ganz ok, aber nicht der große Hit.), konnte ich mich am frühen Nachmittag endlich zu einem Arztbesuch durchringen. Meine tolle Blasenentzündung dauerte ja nun schon eine ganze Weile an und wurde nicht besser, sondern im Gegenteil – immer schlimmer. Nachdem mir meine Familie auch nochmal ordentlich ins Gewissen geredet hatte, fuhr ich also ins Krankenhaus, da es dort auch ambulante Ärzte geben sollte. Doch an der Rezeption wurde mir sofort gesagt, dass da nichts mehr möglich ist und ich in die Notaufnahme gehen soll.

Dort meldete ich mich bei einer freundlichen Frau mit Laptop an und bevor ich im Wartesaal auf den Holzbänken Platz nahm, konnte ich noch einen Zettel von der guten Frau ergattern. Da ich mit einer längeren Wartezeit rechnete, wollte ich mir einige Vokabeln zurechtlegen, um dem Arzt auch erklären zu können, was denn eigentlich mein Problem sei. Gesagt, getan. Doch schon als ich mit meinem kleinen Spickzettel fertig war, wurde ich aufgerufen – vor allen anderen die auch noch warteten. Schon merkwürdig, dachte ich mir, aber ging natürlich mit der Schwester mit. Wir gingen in einen großen Raum, in dem mehrere Betten, mit Vorhängen voneinander abgetrennt, standen und sie deutet auf eines in das ich mich legen sollte. Ich setzte mich auf das Bett, doch sofort wurde mir zu verstehen gegeben, dass sitzen nicht erwünscht ist – also legte ich mich. Warum auch immer… Der Arzt, der dann relativ zeitnah zu mir kam, war sehr nett und mit Hilfe meines Zettelchens konnte ich ihm gut erklären was mir fehlt. Er hörte und tastete mich ab, erläuterte mir ein paar Dinge und informierte, zu meiner Überraschung, noch einen Kollegen, der auch ein wenig deutsch spricht. Auch dieser kam ziemlich zeitnah und untersuchte mich noch einmal. Schnell erklärte er mir, dass er vermutete, dass meine Nieren entzündet seien und er mich gern da behalten würde. Waaas? Ich soll ins Krankenhaus gehen? Schock!! Er erklärte weiter, dass aber derzeit kein Zimmer frei wäre und ich solle morgen früh wiederkommen, dann würde er ein Zimmer für mich finden. Die Verzweiflung stand mir scheinbar ins Gesicht geschrieben und er versuchte mich zu beruhigen und erklärte mir das weitere Vorgehen. Nachdem ich mir seinen Namen notiert hatte, verschwand er wieder – wir würden uns schließlich ganz bald wiedersehen…

Danach dauerte es eine Weile bis ein Pfleger kam und mir Blut fürs Labor abnahm. Anschließend passierte kaum noch etwas. Ich musste irgendwann zwischendrin mal mein Bett wechseln, ansonsten hieß es warten, warten, warten – auf die Ergebnisse aus dem Labor und auf eine Ultraschalluntersuchung. Nach einer Stunde warten wurde mir schleierhaft wieso das auf einmal so lange dauert. Ich versuchte einen (vermutlich) Assistenzarzt zu fragen, der daraufhin auch immer mal wieder nach mir schaute, aber leider verstanden wir uns nicht besonders gut. Sprachbarriere olé. Nach einer weiteren Stunde des Wartens (die Ärzte machten unterdessen munter Selfies und Späßchen – das konnte ich von meinem Bett aus prima beobachten. :D) versuchte ich dem Assistenzarzt zu erklären, dass ich doch morgen ohnehin wiederkommen müsse und dass ich gern noch heim fahren würde, wenn es hell draußen ist. Er schaute mich ein wenig verwundert an und ich schloss daraus, dass er scheinbar nur die Hälfte verstanden hatte… Prima! Irgendwann kamen dann meine Laborergebnisse und zum Glück ebenfalls eine Ärztin, die englisch sprach. Sie sagte mir, dass meine Werte eigentlich ok seien, aber dass das Antibiotikum, das ich bisher eingenommen hatte, die wahren Werte vermutlich verschleiert. Nochmal Prima… Zum Glück hatte sie Erbarmen mit mir und organisierte es, dass ich den Heimweg antreten konnte und der Ultraschall auf den nächsten Tag verschoben wurde. Nach 4h Notaufnahme, von denen nur in einer Stunde wirklich was passiert ist, war es, meiner Meinung nach, auch an der Zeit.

Daheim kümmerten sich meine Mitbewohnerinnen super lieb um mich und boten mir auch an, mich am nächsten Tag ins Krankenhaus zu bringen. Zu dem Zeitpunkt lehnte ich noch ab, doch am nächsten Morgen merkte ich schnell, dass ich mich noch unfitter fühlte und so begleitete mich eine Mitfreiwillige netter Weise. Im Krankenhaus selbst brauchten wir einige Zeit und einige Nachfragen bis wir rausgefunden hatten, wo wir nun genau hinkommen sollten. 15 Minuten später als verabredet, kam dann auch mein Arzt und so nahm alles seinen Lauf. Zuerst war der Ultraschall fällig und im Anschluss wurde ich vorübergehend mit einer anderen deutschen Patientin in einem Zimmer untergebracht, bis unsere eigentlichen Zimmer fertig waren. Wir wurden beide von den Schwestern herzlich aufgenommen und bekamen direkt jeder eine Infusion gelegt. Nadeln im Arm, jaaa, genau mein Ding!! Kurz danach wurde ich mit einem Rollstuhl zum CT gefahren. Ich kam mir schon ein bisschen komisch vor, schließlich war ich kurz vorher noch selbstständig gelaufen. Beim CT selbst wurden mir ständig spanische Anweisungen durch den Lautsprecher gegeben, die ich leider nicht verstand. Schließlich kam eine Ärztin oder Schwester leicht genervt ins Zimmer und erklärte mir auf Englisch, was ich zu tun und zu lassen hatte. Ja ja, ganz schön anstrengend mit den Ausländern. 😀

Nach einem Mittagessen, welches wir beide ausschließlich wegen des Hungers in uns hineinschaufelten, wurden wir in unsere „salas privadas“ gebracht. Das sind Einzelzimmer mit jeweils einem eigenen Bad mit Dusche und WC – gewissermaßen die „VIP-Zone“ des Krankenhauses. Ein Glück wurden wir dorthin verlegt. Vorher gab es, soweit ich das erkundet hatte, nur eine Toilette für den ganzen Gang und die sah dementsprechend aus… Mittlerweile weiß ich auch wieso wir hier sein dürfen. Unsere Versicherungen übernehmen diesen Standard offenbar und das Krankenhaus freut sich darüber natürlich. Es geht also mal wieder nur ums Geld – scheint überall auf der Welt gleich zu laufen. Wenn ich aber sehe wie manche andere Patienten untergebracht sind, bekomme ich schon ein schlechtes Gewissen. Diese teilen sich oftmals zu viert oder zu sechst ein Zimmer. Und schwupp di wupp lernt man zu schätzen, was man hat – danke liebe Versicherung!

Am Nachmittag waren die Mädels aus meiner WG da und haben mich besucht, mich abgelenkt und mir Kuchen mitgebracht. Super lieb! Am darauffolgenden Tag (Sonntag) bekam ich sogar drei Mal Besuch. Von unserer anderen Freiwilligen-WG und von zwei Nonnen der Schule, die unabhängig voneinander vorbei schauten und mir Blumen, Kuchen, Schokolade und einen Schutzengel mitbrachten. Mit so vielen lieben Gesten hatte ich überhaupt nicht gerechnet und so freute ich mich doppelt und dreifach.

Wenn nur die Behandlung genauso gut anschlagen würde, wie lieb sich meine Besucher um mich sorgen. Nachdem der Sonntag eher im Zeichen des Wir-warten-ob-das-Antibiotikum-anschlägt stand, wurden heute noch einige weitere Untersuchungen durchgeführt, die alle das Gleiche Ergebnis hatten – alle Werte sind ok, alle Organe sehen super aus, alle Bilder sind unauffällig. Das ist natürlich einerseits schön, aber andererseits schön blöd. Die Schmerzen gehen nämlich dadurch trotzdem nicht weg und mittlerweile sind alle ein bisschen ratlos und wundern sich, ob das überhaupt eine Entzündung ist. Ich wünsche mir so sehr eine richtige Diagnose – bitte, bitte!!
Ab heute Abend versuchen wir erstmal neue Medikamente und einen neuen Weg. Zum Glück muss dafür keine neue Infusion gelegt werden. Meine Nadel hab ich mir nämlich heute Nacht von der Schwester rausmachen lassen, nachdem die Schmerzen im Arm einfach zu groß wurden.

Hoooooffentlich helfen die neuen Tabletten. Die meisten hier sind zwar sehr nett, aber trotzdem verstehe ich viele sehr schlecht. Außerdem will ich doch am Donnerstag bei dem großen Projekt in unserer Schule dabei sein und wir wollten diese Woche noch umziehen. Reicht doch zu, dass ich am Sonntag nicht mit auf den großen Markt konnte, finde ich.

Ich werde euch hier weiter auf dem Laufenden halten und hoffentlich den nächsten Eintrag wieder von zu Hause aus schreiben. Der wird dann ebenfalls hoffentlich auch wieder kürzer und erfreulicher ausfallen.

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Erster Unterrichtstag in Bolivien

Heute war mein erster „richtiger“ Tag an der Schule. Zuerst hatte ich jeweils zwei Doppelstunden Englisch in zwei verschiedenen zwölften Klassen, danach war ich eine Stunde im Deutschunterricht in einer dritten Klasse und am Nachmittag hatte ich noch eine Doppelstunde Deutsch in einer sechsten Klasse.

Überall wurde ich von den Lehrern freundlich empfangen und konnte sofort aktiv in den Unterricht einsteigen. Zuerst gab es jeweils eine Vorstellungs- bzw. Fragerunde, in der die Schüler mir Fragen stellten. Neben Name, Alter, Lieblingsessen und ob mir La Paz gefällt wurde auch gefragt, ob ich einen Freund habe. „Nein, habe ich nicht“ – „Ouuuuuuh“. 😀 Aber das werden hier alle Freiwilligen gefragt. 😉
Gleich am Morgen versuchte ich dann den Schülern nahe zu bringen wie man Reported Speech benutzt. Der Englischlehrer bedankte sich zwar am Ende sehr freundlich bei mir und meinte ich sei eine große Hilfe gewesen, doch ich weiß nicht so recht, ob das stimmt oder ob er das nur aus Höflichkeit gesagt hat. Mal sehen wie die nächsten Stunden laufen. Gleichzeitig in zwei Fremdsprachen zu denken, fällt mir aber noch ganz schön schwer – Wörtersalat in meinem Kopf. 🙂 Im Deutschunterricht der dritten Klasse half ich überwiegend wenn Fragen aufkamen, während die Kinder bspw. eine Tabelle ausfüllen sollten.

Der Unterricht läuft hier aber ganz anders ab, als ich ihn aus Deutschland kenne. Erst mal gibt es vormittags und nachmittags jeweils 6 Stunden. Zwischen diesen gibt es aber keine Pausen, sondern lediglich zwischen der dritten und vierten Stunden sind jeweils 15 min zur Erholung vorgesehen. Ansonsten schließt jede Stunde direkt an die nächste Stunde an. Die Kinder bleiben in ihren Klassenzimmern und die Lehrer müssen zwischen den Räumen wechseln. Dafür haben sie also meistens ungefähr 0 Minuten Zeit. Da das also unmöglich ist, fangen die Stunden fast immer später an. Außerdem kommen die Schüler auch öfter mal zu spät. In meiner ersten Stunde heute kamen bspw. einige erst 10 Minuten nach Unterrichtsbeginn ins Klassenzimmer, und das obwohl wir schon 10 Minuten später angefangen haben. Der Lehrer hat dazu jedoch nichts gesagt. Auch sonst – die Schüler laufen immer mal durchs Zimmer und unterhalten sich, oder laufen zum Lehrer, um ihn persönlich etwas zu fragen, Müll wegzubringen oder was auch immer. Im Klassenzimmer war es heute oft ziemlich laut, bis die Schüler ermahnt wurden, nur leider ist es 3 min später wieder genauso laut. Aber das ist hier scheinbar normal und bei einer Klassengröße von meist über 40 Schülern wohl auch schwer zu vermeiden.

Hier läuft sowieso einiges anders, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Aber das war ja zu erwarten. Beispielsweise wurde mein Stundenplan immer mal in 10 min in der Pause mit den Lehrern abgestimmt. Demzufolge hat es doch mehrere Pausen/Tage gedauert, bis der Stundenplan fertig war. Mal sehen ob er nun endgültig steht, oder ob sich doch noch Änderungen ergeben. Auf jeden Fall bin ich froh, dass wir jetzt richtig in der Schule arbeiten können und alle irgendwie losgeht.

Gestern hatten eine Mitfreiwillige und ich spontan nachmittags zwei Stunden Hofaufsicht. Erst haben wir mit einigen Mädels UNO gespielt und später war es unsere Aufgabe alle Kinder, die im Hof gespielt haben zusammenzutrommeln und sie in den Kunstclub zu locken. Keine einfache Aufgabe, wenn man nur wenig Spanisch spricht und die Kinder keine Lust auf zeichnen haben. Mit Müh und Not haben wir es doch geschafft. Jedoch sind die Reaktionen und das Verhalten einiger Kinder auf Anweisungen oder Grenzen hier doch deutlich anders als sie vermutlich in Deutschland ausfallen würden – aber wir mögen ja die Herausforderung. 😉

Was gibt’s sonst Neues? Gestern hatte ich zum ersten Mal meinen Sprachkurs: Zwei Zeitstunden 1:1-Unterricht. Meine Lehrerin ist super nett und wir haben die meiste Zeit über verschiedenste Dinge geredet, also genau das, was ich üben möchte. Aber nach zwei Stunden war ich wirklich ganz schön platt. Abends waren wir dann in einem kleinen Grüppchen direkt noch im Kino, weil Kinotag war. Ein kompletter Film auf Spanisch – ich habe zwar nicht alles verstanden, aber dadurch, dass man die Handlung ja nicht nur hört, sondern auch sieht, habe ich im Großen und Ganzen doch begriffen worum es ging.

Morgen bin ich wieder mit der Gruppe unterwegs wegen des Visums. Am Dienstag waren wir auch schon deswegen bei Interpol. Da durften wir wieder Fingerabdrücke und Fotos abgeben, aber auch Gewicht und Körpergröße wurden dort diesmal abgefragt. Bin gespannt, was uns morgen wieder erwartet. Scheinbar gibt es aber auch schon den Plan mittags in einem deutschen Restaurant in La Paz zu essen. Das kann nur besser werden als mein letztes Essen auswärts. Am Dienstag Abend haben wir nämlich eine Mitfreiwillige zum Abendessen getroffen (nachdem wir zum zweiten Mal in der Stadt in der Calle Sagarnága shoppen waren ;)). Da wir schon großen Hunger hatten und leider auf die Schnelle nichts besser gefunden hatten, waren wir in einem Fast-Food-Hühnchen-Restaurant essen und das war gar nicht gut – nie wieder! 😉

Schulhof Colegio

Schulhof Colegio


Klassenzimmer

Klassenzimmer


Calle Sagarnága

Calle Sagarnága


ein Laden in der Calle Sagarnága

ein Laden in der Calle Sagarnága


Calle Sagarnága

Calle Sagarnága

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Ausflug nach Achocalla

Da heute in unserer Schule ein schulfreier Tag war, konnten wir an einem Ausflug des Mädcheninternats nach Achocalla teilnehmen. Insgesamt 4 Freiwillige begleiteten die ca. 60 Mädchen und Mitarbeiterinnen des Internats sowie die zuständige Schwester.
Mit einem Bus fuhren wir gegen 8 Uhr morgens los und kamen eine Stunde später auf einem Landgut außerhalb von La Paz an. Dieses gehört aber noch zum Colegio – hier werden Gemüse und Kräuter gepflanzt, Tiere gehalten und vieles mehr.

Zuerst machten wir einen Spaziergang quer über das große Gelände und besuchten schließlich auch eine nahegelegene Landschule. Da wir dort ziemlich lange verweilten, wurde, als wir wieder am Landgut ankamen, direkt das Mittagessen zubereitet – alles auf dem Grill. Das nahmen wir – für mich sehr ungewohnt – nur mit den Händen zu uns. Danach wurden noch einige Spiele gespielt, bevor es gegen 15 Uhr schon wieder zurück nach La Paz ging.

Schulfrei war heute übrigens, weil es hier gestern in einigen Provinzen ein Referendum gab, auch in La Paz. Da viele Lehrer und Lehrerinnen des Colegios als Wahlhelfer eingesetzt waren, gab es heute keinen Unterricht. Wegen des Referendums wurde, soweit ich weiß, auch schon zwei Tage vorher ein Alkoholverbot verhängt und am Tag der Abstimmung, am Sonntag, gab es ein Fahrverbot. Weil also nahezu keine Autos und Busse auf den Straßen unterwegs waren, nutzten wir den Tag um La Paz zu Fuß zu erkunden und entspannt durch die Straßen zu spazieren. Eigentlich waren wir mit anderen Freiwilligen zum Mittagessen verabredet. Da jedoch an dem besonderen Tag nicht jedes Restaurant geöffnet war, verschob sich dieses ein wenig nach hinten. So konnten wir im Anschluss direkt noch Kaffee trinken gehen. 😀 Das Viertel, in dem wir wohnen, ist jedoch auf einem Berg gelegen. Somit war der Heimweg doch sehr anstrengend und ich war schnell außer Puste – jaa, ich merke die Höhe immernoch. Aber so waren Kaffee und Kuchen direkt abtrainiert. 😉

So viel mehr gibt es auch gar nicht zu berichten. Ich versuche noch einige Bilder hochzuladen, sodass ihr einen Eindruck von La Paz und Achocalla bekommt.

Morgen sind wir wieder wegen des Visums unterwegs und haben eine kurze Besprechung mit den Lehrern. Das heißt da bekomme ich eventuell meinen endgültigen Stundenplan. Yeah! 🙂

Markt am Sonntag

Markt am Sonntag

autofreie Straßen

autofreie Straßen

La Paz

La Paz

in Achocalla

in Achocalla

Blick von Achocalla

Blick von Achocalla

auf unserem Spaziergang

auf unserem Spaziergang

unser Essen

unser Essen

Pferde und Esel

Pferde und Esel

Blick vom Landgut aus

Blick vom Landgut aus

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Schulausflug nach Tiwanaku

Heute haben vier der acht Freiwilligen einen Ausflug der 5. Klassen nach Tiwanaku begleitet. Das ist eine prähispanische Stätte Boliviens in der Nähe des Titicacasees, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Tiwanaku-Kultur gilt übrigens als eine der Urkulturen Südamerikas.

Eigentlich sollte die Reise 8.00 Uhr beginnen. Wir versammelten uns im Schulhof und warteten auf die Zuteilung durch die Lehrer und Lehrerinnen. Es sollten 5 Busse mit jeweils einem Lehrer und möglichst einem Freiwilligen zur Unterstützung fahren. Letztendlich saßen aber natürlich eine Mit-Freiwillige und ich im selben Bus… Ich wurde also weggeschickt und mir wurde ein anderer Bus genannt, in den ich mich setzen sollte. Dieser war komplett leer. Ich wartete bestimmt 15-20 min bis eine Klasse inklusive Lehrerin und einer Freiwilligen den Bus stürmten. Ende vom Lied: Ich wurde wieder weggeschickt und schließlich kam ich doch tatsächlich in einem Bus an, der noch keine Unterstützung durch eine Freiwillige hatte. Yeaaah!! Also fuhr ich mit Jeanette, der Lehrerein, und 40 aufgeweckten Kids 9.00 Uhr (!!) endlich los.

Die Busfahrt war ziemlich amüsant. Die Kinder haben viel gesungen, sind durch den Bus gesprungen, gelaufen und getanzt und alle waren ziemlich laut und aufgedreht. Die meiste Zeit während der Fahrt stand die Mehrheit der Kinder also – in Deutschland undenkbar. Ich saß auf einem Sitz quer neben der Tür, sodass immer wenn die Tür aufging mein Fuß eingeklemmt wurde. 😀 Wegen mir wurde sogar eine kleine Pause auf der 2,5 stündigen Fahrt eingelegt. Eine Blasenentzündung erfordert nämlich so oft es geht eine Toilette. Dadurch war ich heute zum ersten Mal in Bolivien auf einer öffentlichen Toilette. Ich beschreib das lieber nicht so detailliert. Nur so viel, es war super eklig und wenn man es nicht gesehen hat, kann man es sich einfach nicht vorstellen. Yammi…

Als wir dann in Tiwanaku ankamen, war es schön warm und die Sonne schien. Während wir Freiwilligen die Kinder im Auge behielten, organisierten die Lehrer und Lehrerinnen die Eintrittskarten. Danach mussten alle Freiwilligen allerdings nocheinmal separat zur Kasse – Ausländer bezahlen nämlich normalerweise 8x so viel Eintritt wie Einheimische. Zum Glück konnten wir aber mit unserem Freiwilligenausweis von Kulturweit überzeugen und kamen zum günstigeren Preis ins Gelände. Der Pappkarte sei Dank. 😉

Im Gelände selbst hatte jede Klasse/ jeder Bus seine eigene Führung. Da diese natürlich auf Spanisch war, verstand ich nicht allzu viel und konzentrierte mich darauf die Kinder beisammen zu halten, sodass keiner verloren ging. Nach einer Führung durch das Außengelände folgten zwei Museen und schließlich noch ein stark beschädigter Tempel ein wenig abseits der anderen Bauwerke Tiwanakus.
Auf dem Gelände liefen außerdem fast überall Souvenir-Verkäufer herum, die Ketten, Schlüsselanhänger oder Mini-Nachbildungen der Bauwerke Tiwanakus verkauften. Fast alle Kinder schlugen kräftig zu und kauften, für meine Begriffe, ziemlich viele Souvenirs.

Schon in den Museen lies die Aufmerksamkeit der meisten Kinder nach, da alle großen Hunger hatten. Doch Mittag gab es erst gegen 14:00 Uhr mitten auf einer großen „Wiese“ (mehr Staub als Grün). Ich saß mit einigen Mädels auf einer Decke und war mit meinem Essen (2 Brötchen und einem Apfel) doch ziemlich schlecht ausgestattet im Gegensatz zu allen anderen, die Eierkuchen, Nuggets oder Nudeln dabei hatten. Doch alle hatten Spaß, wir machten Fotos und versuchten mehr oder weniger gut miteinander zu kommunizieren. Schließlich bekam ich Eierkuchen, Süßigkeiten und sogar 2 Ketten und einen Schlüsselanhänger, die die Mädels kurz vorher als Souvenir gekauft hatten, geschenkt. Das war schon sehr süß!!

Auf der Rückfahrt waren alle noch viel lauter und sangen oder spielten Spiele mit und ohne Smartphones (Ja, fast jedes Kind aus meiner Gruppe hatte ein Smartphone). Mit einigen Mädels redete ich noch ein wenig bzw. wurde über verschiedenste Dinge ausgefragt. Oft musste ich aber nachfragen und manchmal verstand ich gar nicht, was sie wissen wollten. Doch die Kinder waren super lieb und versuchten alles mit anderen Worten wiederzugeben oder bemühten sogar ihren Übersetzer im Handy. Als wir wieder in La Paz ankamen, wurden alle schon von ihren Eltern erwartet und sehr freudig begrüßt.

Ich bin sehr froh, dass ich bei dem Ausflug dabei sein durfte und fand es super spannend zu erfahren wie so etwas in Bolivien abläuft. Vor allem bin ich aber ziemlich geschafft und muss feststellen, dass so eine Exkursion als Aufsichtsperson doch mehr anstrengt, als ich erwartet habe.

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Stele "El Barbado"

Stele „El Barbado“

Sonnentor

Sonnentor

Tempel Pumapunku

Tempel Pumapunku

Geschenke :)

Geschenke 🙂

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Macglin und das Visum

Heute waren wir den ganzen Tag wegen unseres Visums unterwegs – von 7.30 bis 20.00 Uhr. Ihr macht euch kein Bild wie kompliziert es ist in Bolivien ein Visum zu bekommen. Zum Glück haben wir Anne, die Ansprechperson der anderen Freiwilligen, die wir kennengelernt haben. Die kennt sich aus, spricht super Spanisch und hilft uns ungemein! Ohne sie wären wir komplett verloren.

Heute war also der zweite Tag, an dem wir wegen des Visums quer durch die Stadt gegondelt sind. Zuerst waren wir beim Arzt – Blutprobe, Urinprobe, Röntgen, Befragung, Zahnarzt, Wiegen, Messen, Blutdruck,… In ein paar Tagen können dann die Ergebnisse abgeholt werden, diese braucht man zur Beantragung des Visums. Wieso ausgerechnet diese Sachen wichtig sind? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es sehr lustig ist von einem spanisch sprechenden Arzt befragt zu werden, wenn man selbst nur ganz wenig Spanisch kann. „Können Sie das bitte nocheinmal wiederholen?“ war der Satz, den ich in diesem Gespräch am häufigsten benutzt habe.

Da das alles ziemlich lange gedauert hat, sind wir danach direkt zum Mittagessen gegangen. Heute gab es – nicht so wirklich landestypisch, aber egal – Pizza. Der Bolivianer, der meine Bestellung entgegennahm wollte gern auch meinen Namen wissen, damit später auch wirklich ich die bestellte Pizza bekomme. Auf der Rechnung stand bei Name dann Macglin!! Ja, den Name Madlen kennt man hier eher nicht und die meisten können ihn auch nur schlecht aussprechen.

Nach dem Mittag ging es weiter zur Drogenpolizei, zu Interpol und zur „normalen“ Polizei. Hier durften wir zum Beispiel unsere Fingerabdrücke da lassen, um verschiedene Zertifikate ausgestellt zu bekommen, die wir dann für die Beantragung des eigentlichen Visums benötigen. Zum Glück war Anne dabei. Ohne sie hätte ich weder die verschiedenen Gebäude gefunden, noch die Polizisten verstanden oder deren Fragen beantworten können.

Bei jeder dieser Stationen waren die jeweiligen Bearbeiter übrigens sehr verwundert wie man so einen langen Familiennamen haben kann, wenn man doch gar nicht so groß ist und mir wurde immer wieder mitgeteilt, dass ich nicht aussehe wie 24. Jaaa, wenigstens die Sache mit dem Alter kenne ich aus Deutschland. 😀

Leider hält sich meine Erkältung, die ich vom Vorbereitungsseminar mitgebracht habe, sehr hartnäckig und mittlerweile ist noch eine Blasenentzündung dazugekommen. Also scheinen die Decken und die Wärmflasche doch nicht allzu viel zu nützen, wenn es nachts, eben auch im Zimmer, so kalt wird. Zum Glück konnte ich eben bei meinen Mit-Freiwilligen aus der WG in der „richtigen“ Wohnung duschen. Dort war das Wasser viel wärmer als in unserer an der Terrasse gelegenen Dusche. Jetzt trinke ich noch heißen Tee und mummel mich mit meiner Wärmflasche in mein Bettchen ein. Hoffentlich wird es nicht noch schlimmer, sondern nur besser. Ich wohne schließlich noch 2 Wochen hier.

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Ich bin da :))

Hallo ihr Lieben in Deutschland gebliebenen,
die wichtigste Information zuerst: vorgestern bin ich gut in La Paz angekommen.

Am Samstag bin ich vom Flughafen Berlin Tegel abgeflogen. Zum Glück wurde mein Gepäck anstandslos eingecheckt – eigentlich war mein Koffer nämlich minimal zu schwer, mein Rucksack zwar dafür leichter, aber ich habe gelernt, dass das egal ist und man das Gewicht nicht ausgleichen kann. Also ein Glück, dass ich nichts umpacken musste. Als ich mich dann von meinen Eltern verabschiedete und durch die Sicherheitskontrolle verschwand, war mir doch ein wenig mulmig zu Mute. Was wird mich denn auf dem anderen Kontinent erwarten und werde ich dort alles gut meistern können? Zahlreiche Fragen schossen durch meinen Kopf.
So flog ich also 2h nach London und von dort aus 9h nach Miami. Das Flugzeug war riesig, die Stewardessen sehr nett und jeder hatte seinen eigenen Monitor im Sitz des Vordermannes eingebaut. Da ich noch nie in so einem großen, modernen Flugzeug saß, wurde schlafen uninteressant und ich schaute zwei Filme, erkundete die Flugroute und den Flugzeugchat. Aber schließlich versuchte ich doch ein wenig Schlaf zu bekommen und kuschelte mich in meine American Airlines – Decke. In Miami angekommen hatten meine Mitreisende und ich zwar knappe 4h Zeit um umzusteigen, doch durch eine sehr aufwändige Passkontrolle sowie einen intensiven Sicherheitscheck wurde uns nicht langweilig. 😉 Nach einiger Verwirrung, ob wir unser Gepäck nun neu einchecken müssen oder nicht, vergewisserten wir uns selbst am Gepäckband und siehe da, mein Koffer und mein Rucksack drehten schon fleißig ihre Runden. Also fix neu eingecheckt, am Gate noch 30 min kostenloses Wifi in Anspruch genommen und schon saßen wir im Flugzeug nach La Paz – nochmal 6h Flug, Ortszeit 23:55 Uhr. Also versuchte ich im Flieger fleißig zu schlafen, um nicht zu verpeilt in Bolivien anzukommen. Doch leider ist schlafen im Flugzeug nicht so gemütlich. Immer wenn ich aufwachte, war es zudem ziemlich gruselig. Es war dunkel, alle waren still und versuchten vermutlich zu schlafen, man hörte nur das Summen der Klimaanlage und ein fortwährendes Klappern am Flugzeug. Am besten schnell wieder Augen zu und versuchen weiter zu schlafen.
Kurz vor 7 Uhr kamen wir dann in La Paz an – zum Glück mein komplettes Gepäck ebenfalls. Meine Mitreisende hatte leider weniger Glück, ihr Koffer war in London stecken geblieben. Sicherheits- und Passkontrolle fielen hier doch kürzer aus als in Miami, aber ich musste direkt meinen Koffer öffnen und die mitgenommene Schokolade wurde ausgiebig inspiziert.
Danach wurden wir von zwei Nonnen, die die Schule und das Internat, in der/dem wir arbeiten werden, leiten, sehr herzlich empfangen und in ebendiese Schule gefahren. Auf dem Gelände dort gibt es zwei Freiwilligen-WG´s in denen alle Freiwilligen die hier arbeiten (derzeit sind es acht) gemeinsam wohnen. Wir wurden in unserer WG super freundlich mit einem Frühstück auf der Terrasse willkommen geheißen.

Wir wohnen hier jedoch nicht direkt in der WG, sondern unsere beiden Zimmer sowie unsere Dusche und unser Bad sind separat an der Terrasse gelegen. Das heißt, wenn wir die Toilette benutzen wollen, müssen wir zuerst an die frische Luft und dann die nächste Tür zum Bad benutzen. Da es hier nachts oft sehr kalt wird (so um die 0 Grad) kann das durchaus recht frisch werden. Zum Glück gibt es hier aber viele Decken und Wärmflaschen, sodass man trotzdem gut schlafen kann.

Obwohl es nachts so frisch ist, sind tagsüber bis zu 20 Grad und in der Sonne ist es angenehm warm. Das ist so, da La Paz ca. 3600m hoch liegt. Die Höhe macht sich jedoch nicht nur in Temperaturschwankungen bemerkbar, sondern auch bei uns. Ich hatte schlimme Kopfschmerzen und war ständig kaputt, selbst nach nur kurzen Strecken zu Fuß. Doch nach 2 Tagen geht es mir schon besser und mit ein wenig Geduld und noch mehr Coca-Tee werde ich mich auch daran gewöhnen.

In den letzten 2 Tagen waren wir viel wegen unseres Visums sowie einer neuen Wohnung unterwegs. Beides ist hier nicht einfach zu bekommen. Bereits in Deutschland war uns klar, dass die Beantragung des Visums in Bolivien ein Marathon werden würde. Glücklicherweise konnten wir uns hier nun an eine Gruppe Freiwilliger mit Ansprechperson für solche Angelegenheiten hängen. Diese zeigt uns wo wir genau hin müssen und welche Schritte wie abzuarbeiten sind. So können wir das Visum eventuell schon nach 2 Wochen in den Händen halten – ein Traum und eine riesen Erleichterung. Aber nicht zu früh freuen, der Weg ist noch weit. Übermorgen werden wir uns wieder den kompletten Tag damit beschäftigen. Juhuuu. 😀

Heute hatten wir auch schon eine Wohnungsbesichtigung. (Für alle, die sich jetzt fragen wieso Wohnungssuche, wenn wir doch auf dem Gelände der Schule wohnen? Wir müssen innerhalb von 4 Wochen wieder ausziehen, da sonst der Konvent und die WG´s hier überlastet wären mit so vielen Freiwilligen. Das wussten wir auch bereits in Deutschland. Arbeiten werden wir dort aber natürlich weiterhin.) Während wir gestern quer durch La Paz gelaufen und gefahren sind, um die ersten Stationen für die Beantragung des Visums abzuklappern, haben wir von der Ansprechperson der anderen Freiwilligen-Gruppe den Kontakt zur Vermieterin bekommen. Ein großes Glück und eine weitere große Erleichterung für uns!! Die Besichtigung heute war super. Die Wohnung ist groß und die Zimmer sehen sehr ordentlich aus. Unter dieser Wohnung wohnt unsere Vermieterin mit ihrer Familie, bei der wir täglich frühstücken und Abendessen dürfen. Die Lage ist auch in Ordnung, sie liegt in einer sehr ruhigen Wohngegend und uns wurde versichert, dass es dort auch sicher ist für Ausländer. Leider gibt es keine Waschmaschine, aber da wird sich auch was finden. Also werden wir in diese 2er WG in 14 Tagen einziehen. Der Weg zum Besichtigungstermin war allerdings ziemlich beschwerlich. Da wir uns – auf Grund von noch existierenden Sprachproblemen – mit unserer Vermieterin missverstanden hatten, sind wir ein wenig hilflos durch La Paz geirrt, um dann am Ende doch an der falschen Stelle zu stehen. Unsere Vermieterin ist aber super freundlich und hilfsbereit und hat uns dann abgeholt und den richtigen Weg gezeigt – wir waren viele Kilometer vom eigentlichen Treffpunkt entfernt…

Morgen wollen wir gemeinsam mit anderen Freiwilligen nochmal in die Stadt fahren. Hoffen wir, dass wir dann besser wissen wo wir eigentlich hin wollen. 😉

Mein erster Blogeintrag ist jetzt ein Roman geworden, aber so seid ihr wenigsten umfänglich über alles informiert. In Zukunft muss ich mal sehen, wie praktikabel das ist sooo viel zu schreiben.

Ich sende auch auf jeden Fall viele liebe Grüße aus Südamerika!
Eure Madlen

P.S.: Den Blogeintrag habe ich schon gestern, am 15.9., verfasst, leider war da die Plattform nicht erreichbar und ich konnte ihn nicht hochladen. Nicht dass euch meine Zeitangaben im Blog sonst verwirren.

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