Nach meinen langen und vielen Reisen bin ich dann Mitte Januar erneut in La Paz angekommen, ab da musste ich auch wieder arbeiten. Die letzten beiden Januarwochen sollten wir noch bei den Vorbereitungen für das neue Schuljahr mithelfen, das am ersten Februar begann. In der ersten Woche waren wir nur zu zweit, in der zweiten waren wieder alle acht Freiwilligen dabei. Ich habe die ganze Zeit fleißig Bücher gebunden – Stapel an geordneten Blättern nehmen, untendrunter eine farbige Plastikseite, obendrauf eine durchsichtige, dann die Spirale von Hand reindrehen, Sticker draufkleben, fertig! Neeein, danach tat meine Hand kaaaaum weh. 😀 Aber so können die Kinder wenigstens Ihre Schulbücher für ein bisschen weniger Geld bekommen.
Am Wochenende haben wir dann viel unternommen. Ich bin beispielsweise endlich meine Hauswand runtergelaufen. Das hatte ich mir ja schon ewig vorgenommen. House Running nennt sich das, gibt es in Deutschland auch, ist nur 5x so teuer. Ich bin also 50m lang eine Wand eines Hotels mitten in der Innenstadt heruntergelaufen oder vielmehr gehüpft. In den Übungen vorher an der Miniwand lernt man nämlich im Schnelldurchlauf die richtige Technik, um heil unten anzukommen. Ordentlich gesichert und mit Spiderman-Kostüm ging es dann los. Ich stellte mich in das offene Fenster und konnte 50m in die Tiefe blicken. Meine Knien waren einfach nur weich wie Pudding und ich zögerte doch einige Momente, bis ich mich endlich nach vorn aus dem Fenster lehnte und die eingeübten Handgriffe ausführte, um in die Hüpfposition zu gelangen. Die ersten Sekunden, in denen man das Sicherungssystem noch nicht spürt, sind eindeutig die schlimmsten. Aber danach war alles cool. Die letzten 20m hab ich dann noch den freien Fall ausprobiert. Super coole Erfahrung, kann ich nur weiterempfehlen. Das lustige Video zu der Aktion zeige ich euch, wenn ich wieder da bin. 😉
Am nächsten Tag waren wir wandern. Es ging zu einem nahe gelegenen Berg, dem Muela Diabolo, dem Teufelszahn. Das hatte ich mir auch schon laaange vorgenommen und ich bin sehr froh, dass wir es endlich mal auf die Reihe bekommen haben. Wir waren mit einer großen Gruppe von Freiwilligen unterwegs. Es war sehr schön und gar nicht so weit. Vor allem verrückt, dass es so nah an La Paz schon wieder so viel Grünes und so viel Natur gibt. Nach der Wanderung haben wir uns im betuchteren Viertel von La Paz noch einen fetten Eisbecher gegönnt. Die verbrauchten Kalorien mussten schließlich wieder rein. 😀
In der zweiten Arbeitswoche habe ich mich direkt Mitte der Woche mal wieder ausgecheckt und ins Krankenhaus eingecheckt. (Ja, ernsthaft und nein, ich hab da keinen Spaß dran. :D) Mein Bauch hat wieder Probleme gemacht und eh es nochmal zum äußersten kommt, bin ich vorher schon einmal zu meinem Arzt gegangen. Der hat mich direkt da behalten, nach meiner Vorgeschichte. War nicht so schön, zumal die Infusionen nach jedem Krankenhausaufenthalt mehr weh taten und diesmal musste täglich eine neue Vene gesucht werden, weil es sich immerzu entzündet hat. Naja, ich hab es überlebt und wurde dann auch irgendwann entlassen. Leider ging es mir nicht wirklich viel besser, aber immerhin ein wenig. Ich dachte, den Rest kann ich ja daheim noch auskurieren. Am kommenden Wochenende habe ich mich also brav ausgeruht, um am Montag in der Schule meinen Stundenplan für die letzten drei Wochen mit den Lehrern absprechen zu können. Das war aber auch alles, was ich in der kommenden Woche auf die Reihe bekommen habe. Mir ging es direkt wieder schlechter und mein Arzt wollte mich wieder stationär im Krankenhaus aufnehmen. Ich wollte das aber so gar nicht – 3x in 6 Monaten reicht ja wohl… Also hab ich mit ihm ausgehandelt, dass ich auch ambulant behandelt werden kann. Meine Versicherung hat mir sogar einen vorzeitigen Rückflug nach Deutschland angeboten, da ja scheinbar irgendwas gar nicht gut funktionierte mit meinem Magen. Aber das wollte ich ebenfalls nicht. Zum Glück schlug die neue Behandlung gut an, sodass ein verfrühter Rückflug nicht mehr im Raum stand und ich die letzten zwei Wochen wieder arbeiten konnte.
Auch in diesem Schuljahr war ich wieder im Kindergarten, in der Grundschule und in der Oberstufe. Am meisten Zeit habe ich aber in der Grundschule verbracht. Das ist durchaus ziemlich anstrengend mit den Kleinen, aber gleichzeitig sind sie auch sooo süß. An meinem letzten Tag hat mich eine Klasse von oben bis unten durchgeknuddelt, ich kam gar nicht mehr aus dem Zimmer raus. 😉
In den letzten zwei Wochen habe ich zudem eine Handreichung für zukünftige Freiwillige an unserer Schule erstellt. Da ich wusste, dass man im Vorfeld eines solchen Aufenthaltes im Ausland viele, viele Fragen hat und die Schulleiterin sowie die Verantwortliche für die Freiwilligen im Colegio immer ziemlich viele Mails schreiben müssen, habe ich das alles einfach mal zusammengefasst. Jetzt gibt es also ein Dokument, dass (hoffentlich) fast alle offenen Fragen beantwortet und dass nur noch per Mail verschickt werden muss.
Meinen Sprachkurs habe ich durch die vielen Reisen und Krankzeiten auch erst in den letzten Wochen beenden können. Ich glaube ich kann sagen, dass ich sowohl im Kurs als auch im every-day-life viel dazu gelernt habe. Zum Glück, denn in meinen letzten Stunden hatte ich mal wieder ein Erlebnis der besonderen Art. In der vorletzten Woche fragte mich meine Sprachlehrerein, ob ich denn am Ende des Kurses ein Zertifikat möchte. Ich, ohne viel nachzudenken und nachzufragen, sagte ja. Ich dachte ich bekomme dann so eine Art Teilnahmezertifikat. Aber nein, in meiner nächsten Stunde hieß es: „Gut, dann machen wie heute deine Prüfung.“ Whaaaaat?! Davon war vorher nie die Rede, ja ich hatte nicht nachgefragt, aber trotzdem… Ich hab also völlig unvorbereitet eine kleine Prüfung abgelegt. Aber glücklicherweise ging alles ziemlich gut und ich hab bestanden und nun also sogar noch ein Zertifikat – yeah! 🙂
Die letzten Wochenenden habe ich natürlich auch noch genutzt. Zwar nicht so intensiv wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte, aber was solls. Ich musste mich noch ein bisschen schonen, denn ich wollte ja schließlich flugfähig werden bzw. bleiben. Ich bin also zum Karneval nicht nach Oruro gefahren, sondern in La Paz geblieben. Der Karneval in Bolivien soll wohl der zweitschönste auf der ganzen Welt sein, nach dem Karneval in Rio. Und das Karnevalszentrum in Bolivien ist Oruro. Aber dafür fühlte ich mich noch nicht fit und ich dachte die Umzüge in La Paz können ja auch nicht so schlecht sein, ist schließlich eine riesige Stadt. Aaaaber falsch gedacht. Mich hat der Umzug, den wir uns angeschaut haben nicht wirklich umgehauen. Es sind zwar viele Gruppen mit unterschiedlichen Präsentationen und Tänzen aufgetreten, aber zwischen den Gruppen waren teilweise Pausen von 10 Minuten und das hat einfach den Spaß genommen. Sowieso geht es beim Karneval in La Paz wohl vielmehr darum sich gegenseitig mit Wasser und Schaum vollzuspritzen als um alles andere. Diesen Schaum konnte man schon Wochen vorher überall in Spraydosen kaufen und Wasserspritzpistolen bekamen hier eine ganz neue Dimension. 😀
Am vorletzten Wochenende bin ich mit meinem Gastbruder noch in das kleine, süße Bergstädchen Sorata gefahren. Dort haben wir die Landschaft und das Grün genossen und uns zwei entspannte Tage gemacht. Außerdem haben wir eine nahe gelegene Höhle besichtigt, in der man sogar Boot fahren konnte. Und in Sorata hab ich die wohl schlechtesten Pancakes überhaupt gegessen. 😉
Unser letztes Wochenende haben wir mit Abschieden, einer Abschiedsfeier, putzen und Koffer packen verbracht. Das war ein Kampf… Letztendlich ist der Koffer dann aber doch zugegangen und ich habe so gut wie alles reinbekommen. Jetzt muss ich nur noch hoffen, dass er auch heil in Deutschland ankommt. Die Abschiede waren alle ziemlich traurig, sowohl von den anderen Freiwilligen, die in der Zeit teilweise zu guten Freunden geworden sind, als auch von unserer Gastfamilie. Aber nun sitze ich im Flugzeug und freue mich darauf euch alle bald wiederzusehen!!
Eigentlich wollte ich den Blogeintrag schon zeitiger veröffentlichen, aber – Bolivian Style – wir hatten die letzten Tage kein Internet und somit kann ich es jetzt erst hochladen. Meinen allerletzten Eintrag schreibe ich dann, nicht wie ursprünglich geplant, im Flugzeug, sondern in meinen ersten Tagen in Deutschland. Einer kommt also noch! 😉






Zehn Minuten warten zwischen den einzelnen Faschingsumzügen? Tut mir Leid, aber das ist ja noch gar nichts. Ich musste in Artigas bis zu einer Stunde zwischen den einzelnen Samba-Schulen warten…:
https://kulturweit.blog/janenuruguay/2016/02/16/beim-ayers-rock-von-uruguay/