Zuerst einmal möchte ich euch allen noch ein zwar verspätetes, aber gesundes und frohes neues Jahr wünschen. Ich hoffe ihr seid alle gut reingerutscht, genau wie ich.
Aber von Anfang an: Nachdem wir also unser etwas anderes Weihnachtsfest zusammen in La Paz verbracht hatten, ging es am 27.12. weiter nach Chile. Ich bin mit zwei Mitfreiwilligen seeehr früh aufgestanden, um zum Terminal zu fahren und einen Bus nach Arica zu erwischen. Das ist eine Stadt im Norden von Chile, direkt an der Pazifikküste. Früher war das übrigens mal bolivianischer Grund und Boden, hab ich mir sagen lassen. Unter anderem deswegen seien auch die Grenzkontrollen sehr langwierig und gründlich. Das kann ich jetzt im Nachhinein auch voll und ganz bestätigen: Wir haben sehr viel Zeit an der Grenze Bolivien-Chile verbracht und selbst unser Gepäck wurde dort durchleuchtet wie an einem Flughafen. Als wir dann endlich alle Stempel in unserem Reisepass gesammelt hatten, ging es endlich nach Arica. Diese kleine, süße Stadt kommt etwas westlicher daher als Bolivien – sogar Mc Donalds gab es da. 😉 Gleich am ersten Abend konnten wir allerdings feststellen, dass sowohl das chilenische Essen, als auch der chilenische Gastronomieservice uns nicht so vom Hocker gehauen haben. Aber immerhin der Sonnenuntergang am Meer konnte sich wirklich sehen lassen! Am nächsten Tag haben wir auch direkt ausgetestet wie es sich so im Pazifik schwimmen lässt. Es war sehr gut, nur ein bisschen kalt. 😉 Für den kommenden Tag hatten wir dann eine Tour in den Nationalpark Lauca, im Nordosten Chiles gebucht.
Leider konnte ich an dieser Tour, die ich allerdings schon bezahlt hatte, nicht teilnehmen. In der Nacht hat es mich nämlich mal wieder komplett ausgeräumt, sodass ich diesen Tag in der Notaufnahme in Chile verbringen musste. Laut Diagnose des Arztes hatte ich etwas Schlechtes gegessen (vielleicht mein Burger zum Mittag am Vortag) und ich bekam mehrere Sachen in die Vene gespritzt, sodass sich mein Magen wieder beruhigt und ich wenigstens wieder Flüssigkeit zu mir nehmen konnte. Grausig, dass ich hier ständig die medizinische Versorgung in allen Ländern testen muss… Am nächsten Tag ging es mir leider noch nicht wirklich besser und so beschlossen wir noch einen Strandtag einzulegen, damit ich mich hinlegen und erholen konnte. Das war echt gut so, ich hab mich ausgeruht und so ging es mir abends tatsächlich besser – nicht gut, aber immerhin besser. Das war auch wichtig, denn am nächsten Tag war Silvestertag. Dafür ein Restaurant zu finden, das ein Abendessen zu moderaten Preisen anbietet und kein Silvestermenü zu unverschämten Preisen, war einfach nur die Katastrophe schlechthin. Zumal ich ja sowieso noch nicht wieder alles essen konnte, was so aufgetischt wurde. Wir haben es letztendlich doch geschafft und konnten in einem Hotel ein leckeres Essen genießen, mit Poolblick. Allerdings wurden wir auch an diesem Tag einmal mehr mit der südamerikanischen Mentalität konfrontiert. Wir hatten reserviert für 21.30 Uhr in der Annahme, dass es sich um ein Restaurant im Hotel handelt, in dem wir a la carte essen können. Es stellte sich aber heraus, dass es ein Buffet geben sollte (soweit kein Problem für uns), dass – laut Aussage eines Mitarbeiters – erst 22.00 Uhr anfängt. Im Endeffekt saßen wir erst kurz vor 23.00 Uhr an unserem Tisch und konnten mit Essen beginnen… Somit haben wir den Jahreswechsel dann nicht, wie geplant, direkt am Strand verbracht, sondern in dem besagten Hotel. Das war auch nicht schlecht, die 1,5h Warten vorher allerdings schon. Aber, dass ich hier viel Zeit mit warten verbringe, hatte ich ja schon einmal erwähnt. 😀 Wir sind dann kurz nach Mitternacht zum Strand gegangen, um uns das Feuerwerk anzusehen. Zu mindestens dachten wir, dass es ein Feuerwerk geben würde. Es gab aber tatsächlich nur ein ganz, ganz kleines. Dafür wurden umso mehr Leuchtballons losgelassen, die in Deutschland ja mittlerweile verboten sind. Das war ein sehr schönes Bild! Zudem wird in Arica ziemlich cool Silvester gefeiert; der ganz Strand war voller Menschen. Alle haben Tische, Stühle, Essen und Trinken mit zum Strand gebracht und saßen mit ihrer Familie also dort und nicht in der Wohnung, um ins neue Jahr zu feiern.
In den verbleibenden Tagen in Arica haben wir uns den Strand nochmal intensiver angesehen. 😉 Nein, wir haben nicht nur am Strand gechillt, sondern natürlich auch noch ein paar Dinge unternommen. Wir haben bspw. an einem Surfkurs teilgenommen. Das war ziemlich cool. Obwohl ich das vorher noch nie gemacht hatte und eigentlich keine Ahnung davon habe, hab ich es unter der Anleitung des Surflehrers doch durchaus 2-3x geschafft auf dem Brett zu stehen. Trotz des Muskelkaters am nächsten Tag hat es super viel Spaß und Lust auf mehr gemacht. Außerdem waren wir auf einem kleinen „Berg“ (El Morro) mitten in der Stadt mit super Blick auf ganz Arica. An unserem letzten Tag haben wir es dann noch in ein Museum geschafft, in dem die ältesten Mumien der ganzen Welt, sogar älter als die ägyptischen, liegen. Das war richtig super aufgezogen und alles war wirklich sehr ordentlich. Man hat gemerkt, dass die Universität, die dieses Museum errichtet hat, sehr stolz darauf ist. Und es gab doch tatsächlich sogar eine Infomappe auf Deutsch! 😉
Ansonsten hatte ich in Arica noch ein lustiges Erlebnis anderer Art. An der Grenze wurden wir ja, wie bereits erwähnt, sehr ausführlich kontrolliert, bis wir letztendlich jeder einen Einreisstempel in unseren Pass gedrückt bekamen. Die Beamten waren sehr nett und haben währenddessen recht freundlich mit uns geplaudert. Ich wurde bspw. gefragt wo ich hinfahre und was wir da so für Pläne haben. Irgendwann im Laufe des Tages hat mich dann irgendein Typ in Facebook hinzugefügt, den ich nicht kannte. Ich hab mir nicht sonderlich viel dabei gedacht und die Freundschaftsanfrage einfach freundlich ignoriert. Später bekam ich dann aber Nachrichten von genau der Person, bis sich herausstellte, dass das der Typ von der Grenze war, der mich kontrolliert hatte. Da hat er sich wohl tatsächlich einfach mal meinen Namen notiert und online nach mir gesucht. Ich würde ja mal ganz vorsichtig vermuten, dass das verboten ist, aber naja… In Südamerika erlebt man eben immer wieder lustige Sachen als Blondi.
Nach unseren Tagen in Arica ging es weiter nach Süden – nach San Pedro de Atacama. Nach einer sehr langen Übernacht-Fahrt inklusive Umsteigen, in der wir kaum geschlafen hatten, kamen wir endlich an, um dort drei weitere Tage zu verbringen. Direkt am ersten Nachmittag machten wir einen Ausflug ins nahe gelegene Valle de la Luna und Valle de la Muerte. Dort haben wir eine beeindruckende Landschaft aus Stein, Lehm und Salz gesehen, die durch Wasser und Wind über Millionen Jahre entstanden ist. Genau dort konnten wir schlussendlich auch den Sonnenuntergang beobachten, bevor wir todmüde ins Bett fielen. Zum Ausschlafen blieb am nächsten Tag aber keine Zeit, da wir schon eine Tour zum Salar de Tara gebucht hatten. Auch hier konnten wir den ganzen Tag über die tolle Landschaft genießen, Flamingos, Lamas und Vicunas beobachten und schließlich auch noch mit dem Jeep im Sand stecken bleiben. 😀 Nach einer ganzen Weile haben wir es aber mit der Hilfe aller Tourteilnehmer (7 Leute) und unserer Touristenführerin wieder auf den „Weg“ (da war der Sand nicht ganz so tief, von einer Straße konnte man da maximal träumen) geschafft und natürlich auch zurück in die Stadt. Nach einer minimalen Verschnaufpause ging es sofort weiter zu einer astronomischen Tour. Am Stadtrand besuchten wir einen Ort, an dem wir die perfekte Sicht in den sternenklaren Himmel hatten. Nach einer kurzen Auffrischung unserer Astronomiekenntnisse konnten wir, natürlich unter Anleitung, mit bloßem Auge und mit Hilfe von fünf Teleskopen verschiedenste Sterne, Sternenbilder, Nebel und, und, und bestaunen. Also die Tour hat sich echt gelohnt, auch wenn wir dadurch erst um Mitternacht im Bettchen lagen, obwohl 4.00 Uhr schon wieder der Wecker klingelte.
Für unsere letzte Tour mussten wir nämlich unglaublich zeitig aufstehen – wir besuchten das Geysir-Feld el Tatio auf 4320m Höhe. Bei Minusgraden spazierten wir an verschieden großen Geysiren entlang und mussten uns erzählen lassen, dass hier schon Menschen gestorben sind und wir „cuidado“ walten lassen sollen. So gefährlich sahen die Geysire eigentlich gar nicht aus, aber gut, wenn man zu nah rangeht und reinfällt ist es schon 80-90 Grad heiß. Wir sind also brav auf den gekennzeichneten Wegen geblieben, sodass wir danach weiter zu einer Thermalquelle fahren konnten. Uns wurde 35 Grad warmes Wasser versprochen, in dem wir baden durften. Nachdem wir schon ein bisschen durchgefroren waren, sprangen wir also voller Vorfreude förmlich ins Wasser und bääääm – es war maximal lauwarm. Schön, dass ich mich dafür in dieser Arschkälte extra bis auf den Bikini ausgezogen hatte. Danach war mir jetzt nicht wirklich wärmer… Danach ging es weiter in ein traditionelles Dorf namens Machuca. Dort leben nur 14 Familien zusammen, jedes Jahr übernimmt eine Familie die Rolle des Tonangebers und jeden Tag besuchen Unmengen an Touristen diesen Ort. Es war zwar schön bspw. die kleinen Häuschen und deren Bauweise zu sehen, aber da dort täglich wirklich hunderte Touris durchlaufen, konnte man weder von der Lebensweise noch von den Einwohnern viel sehen oder hören. Ich hätte lieber ein weniger touristisches Dorf besucht, aber das ist natürlich in solchen großen Gruppen (wir waren bestimmt 20 Leute in unserer Gruppe und insgesamt waren vielleicht ca. 10 Gruppen unterwegs) nicht möglich.
Mittags waren wir dann wieder in San Pedro und nahmen noch fix einen Snack zu uns, bevor es wieder zum Busterminal ging. Aber sowohl das Essen als auch der Service in den Restaurants dort glich dem in Arica und ist somit für Chile leider überhaupt nicht zu empfehlen. Wir waren zwar nur in zwei Städten und vielleicht ist es in anderen Städten anders, aber auch andere Reisende haben uns genau das bestätigt, was wir selbst erfahren haben. Von vertauschtem Essen über Möhrenschalen im Obstsalat bis zu endlosen Wartezeiten war wirklich fast alles dabei.
Nachmittags haben wir uns dann mit unseren großen, vollgepackten Rucksäcken auf den Weg zum Busterminal gemacht, um wieder zurück nach Bolivien zu reisen. An diesem Nachmittag sind wir jedoch nur bis Calama (noch in Chile) gefahren. Da es von San Pedro aus keine direkten Verbindungen nach Bolivien gibt, mussten wir diesen Zwischenstopp in Kauf nehmen.
Was wir in Calama und in Bolivien noch erlebt haben, erfahrt ihr dann im nächsten Blogeintrag! Spannuuuuuung. 😉











Hallo Madlen,
danke für den sehr interessanten Reisebericht. Es tut mir Leid, dass du so oft krank warst.
Ich plane momentan gerade auch eine Reise Ende März nach Chile, in die gleiche Region: nach San Pedro de Atacama ins Valle de la Luna und zu den Geysiren sowie eventuell ebenfalls nach Arica. Auch eine astronomische Tour möchte ich machen, ich habe dazu den Anbieter „SpaceObs“ gefunden, wart ihr auch bei dem? Vielleicht könntest du mir ein paar Tipps geben: mit welchen Anbietern wart ihr jeweils im Valle/in El Tatio bzw. wie seit ihr da hingekommen bzw. wie läuft das alles ab?
Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir ein paar Erfahrungen weiterleiten könntest, gerne auch per E-Mail. Vielen Dank schon mal und viele Grüße aus Uruguay!
Jan
Hallo Jan, vielen Dank! Ich schreib dir die Tage gern eine Mail. Viele Grüße aus La Paz