Nachdem ich ja letztens von meinem kleinen Abstecher ins Krankenhaus berichtet habe, kann ich euch nun mitteilen: Mir geht es wieder gut. Jippie!! Ich wurde dann tatsächlich am folgenden Tag entlassen – allerdings drei oder vier Stunden später als geplant. Und warum der ganze Spaß? Weil, wie soll es auch anders sein, das mit meiner Versicherung und dem ganzen Papier- und Bürokratiekram doch noch nicht geklärt war. Ich hab an dem Tag echt mit unglaublich vielen Menschen telefoniert und konnte mir mehr oder weniger freundliche Erklärungen anhören, bis dann eeeeendlich irgendwann eine Krankenschwester mit meinem Entlassungszettelchen kam. In der Zwischenzeit, in der ich warten musste, musste sich meine Familie via Skype (das einzig Gute war nämlich, dass es dort Wlan gab ;)) meine endlosen Beschwerden über Bürokratie, Versicherungen und Krankenhäuser anhören. 😀 Naja, das Wichtigste ist: Ich bin wieder fit! Hat sich also schon auf eine bestimmte Art und Weise gelohnt im Krankenhaus rumzuliegen. 😉
Ich habe dann – ein Glück – grade noch so meinen Bus nach La Paz bekommen und 18h später war ich wieder „daheim“. Hier habe ich mich noch 2,5 Tage ausgeruht und bisschen langsam gemacht, bevor es letzte Woche Freitag noch an den Titicacasee ging. Dort habe ich mir mit einer anderen Freiwilligen zusammen Copacabana angeschaut, was eigentlich ziemlich winzig ist und nicht so viele Highlights zu bieten hat. Aber wir konnten z.B. die Taufe der neuen Autos und Minibusse miterleben: Alle Leute, die sich ein Auto oder einen Minibus neu gekauft haben, schmücken dieses Fahrzeug mit Blumen und fahren vor die große Kirche im Ort. Dort wird dann vom Pastor Weihwasser auf den Motor und die Karosserie, sogar auch auf die Leute, die mit dem Auto fahren wollen, gespritzt. Und dann hat man hoffentlich allzeit eine gute Fahrt! Danach ging es weiter zu schwimmenden Inseln (Nein, nicht die in Puno, sondern die auf der bolivianischen Seites des Sees.), wo ich es sogar gewagt hab, meinem noch angeschlagenen Magen eine Forelle unterzujubeln. Aber sie war lecker und das hat meinen Magen bestimmt überzeugt, dass er die ganz friedlich aufgenommen hat. 🙂 (Am Vortag hatte ich übrigens in La Paz eine Mitfreiwillige besucht, die selbst gebackene Weihnachtsplätzchen bei sich stehen hatte. Da konnte ich mich auch schon nicht zusammenreißen, obwohl noch Magenschonung angesagt war. Zum Glück ging alles gut.)
Genug vom Essen, danach ging es weiter auf die Isla del Sol. Dort haben wir uns am Nachmittag und Abend ausgiebig die Nordseite der Insel angeschaut, um am nächsten Tag noch die Südseite und die Isla de la Luna zu besichtigen. Vor allem hatte man auf den Inseln aber einen schönen Blick über den Titicacasee, sonst konnte man dort nicht so viel besichtigen oder machen. War aber trotzdem sehr schön und ich bin gaaanz viel Boot gefahren. 😉 Am Sonntag am späten Nachmittag ging es für mich dann wieder zurück nach La Paz, meine Reisebegleitung ist noch einen Tag länger am See geblieben.
In La Paz ging es aber nicht nach Hause, sondern ich habe mich direkt mit meinem Gastbruder am Terminal, also am Busbahnhof, getroffen. Von dort aus sind wir über Nacht nach Cochabamba und dann morgens weiter nach Villa Tunari gefahren. Das ist ein kleines süßes Dorf oder Städtchen in den Tropen. Dort haben wir die folgenden drei Tage zusammen verbracht. Am ersten Tag wollten wir eigentlich in einen Park mit Aussichtsplattform. Der war aber direkt geschlossen, also sind wir zu einem nahegelegenen Wasserfall gefahren, wo man sogar baden konnte. Das haben wir bei tropischen 35 Grad natürlich gern in Anspruch genommen. Weiter ging es dann zu Lagunen und wieder zurück in unserem Dorf sind wir noch zu einem weiteren Wasserfall spaziert. Obwohl er sogar in unserem Ausflugsflyer als Ziel eingetragen war, erwies sich dieser als ziemlicher Reinfall. Es war eher ein Loch in einer Wand, aus dem Wasser kam, kein Wasserfall und gleich recht nicht besonders schön! 😀
Am nächsten Tag haben wir eine Tour im Nationalpark Carrasco mitgemacht und uns den Dschungel inklusive einer Fledermaushöhle mal genauer angeschaut. Und das war keine Höhlenbesichtigung wie man sie aus Deutschland kennt, neeein. Wir haben eine Taschenlampe in die Hand gedrückt bekommen und dann ging es ab in die dunkle Höhle. Ein falscher Schritt und man stand knöcheltief im Wasser oder gegebenenfalls gab es auch noch eine Felsspalte in die man gut abrutschen hätte können. Geländer gab es da nicht, gesichert war da auch nichts. Aber wir konnten ganz viele Fledermäuse beobachten und sind ja zum Glück unversehrt, zwar mit nassen Füßen, aber unversehrt wieder zurückgekommen. Zum zweiten Mal haben wir dann Anlauf genommen, um noch in den Park mit Aussichtsplattform zu kommen. Dieses Mal war zwar geöffnet, aber keiner wurde reingelassen, weil es kurz vorher zu doll geregnet hatte, und man ohnehin keine Äffchen sehen würde und der Weg zu matschig wäre… Naguuuut, also haben wir uns einen nahegelegenen Tierpark vorgenommen und haben uns dort verschiedenste einheimische Tiere und Pflanzen angesehen. Die Wege dort waren nicht weniger matschig und meine Schuhe waren erstens durchnässt und nicht mehr grau sondern matschebraun. Suuuuper. 😀 Danach ging es mit einem Truffi wieder ins Hostel. Truffis sind quasi so eine Art Sammeltaxi, ganz normale Autos, in die sich Unmengen von Leuten quetschen. Am ersten Tag (zum Wasserfall) sind wir zu zwölft (!!!) in einem Auto gefahren – Fahrer, zwei auf dem Beifahrersitz, auf der Rückbank waren wir 4 Erwachsene und zwei Kleinkinder, im Kofferraum sind 3 Leute mit offener Kofferraumklappe und baumelnden Beinen mitgefahren. :D:D In Deutschland undenkbar, hier Alltag. Vom Tierpark ins Hostel sind wir nämlich auch im Kofferraum mitgefahren, allerding mit Klappe zu und trotzdem zu dritt. War suuuper bequem und die Matscheschuhe haben da umso mehr gelohnt!! 😉 Ach ja, und nahezu alle Truffis in Villa Tunari haben Frontscheiben, die aufgrund von Steinschlägen einfach nur total gerissen sind. Da ist mindestens die halbe Scheibe voller Risse – Carglass würde ausrasten. 😀
Am letzten Tag waren wir morgens direkt beim Rafting, auf dem Fluss Espiritu Santo. Der sieht genauso matschbraun aus, wie meine Schuhe vom Vortag. Aber es hat super viel Spaß gemacht und wir waren natürlich danach von oben bis unten eingesaut. Doch das hat sich echt gelohnt!! Danach haben wir zum dritten Mal Anlauf für den Park genommen – war natürlich wieder nicht möglich da reinzukommen. Wir waren dann für die letzten Stunden noch im Park La Jungla, mit einer Art riesengroßen Schaukeln. Da ist man von 5m, 8m, 14m und 18m hohen wackeligen Holz- oder Metallgestellen angeschubst worden und dann ist man da hin und her geschaukelt. Die Schaukel war an einem Baum festgemacht und alles in allem war das, glaube ich, nicht sehr sicher. Ich hab auch den Jungen, der uns da begleitet und geführt hat, gefragt ob das gefährlich sei. Er meinte lediglich „Ja“, nichts weiter. Luuuustig! Aber wir haben auch das überlebt und sind abends wieder nach La Paz gefahren und dann pünktlich zum 24.12. morgens angekommen.
Hier habe ich dann meine Mitbewohnerin und eine andere Freiwillige aus Paraguay getroffen. Mit ihnen zusammen habe ich Weihnachten verbracht und werde ich auch in den nächsten Wochen reisen. Weihnachten war hier allerdings so eine Sache für sich… Der 24. war irgendwie wie ein ganz normaler Tag. Das einzige besondere und überraschende war, dass ich ein Paket von Freunden aus Deutschland bekommen habe. Mit Schokolade, einer selbst gehäkelten Mütze, Hot Socks (Körnerkernschuhe für die Mikrowelle) und vielem mehr. Darüber habe ich mich echt riesig gefreut!! Ansonsten waren wir nur Wäsche waschen und haben im Supermarkt noch ein paar Kleinigkeiten für unser Geschenk an die Gastfamilie eingekauft. Der Supermarkt war super voll, das war also genau wie in Alemania. Am frühen Abend haben wir uns dann zusammengesetzt und unseren selbst gemachten Glühwein getrunken und Paneton gegessen. Das ist quasi der bolivianische Stollen, eine Art großer runder Rührkuchen mit, in unserem Falle, Schokoladenstückchen drin. Ohne Weihnachtsmusik (da wir mal wieder kein Wlan haben, konnten wir nichts anmachen), ohne Kerzen und ohne Deko, kam aber keine richtige Stimmung auf. Um neun sollten wir dann gemeinsam mit der kompletten Familie zu Abend essen. Wir gingen also um neun runter ins Wohnzimmer der Familie und siehe da, nicht einmal die Hälfte der Familie war anwesend. Wir vertrieben uns die Zeit also mit quatschen und Kekse essen, bis wir dann halb elf (!) endlich komplett waren und gemeinsam essen konnten. Es gab ein traditionell bolivianisches Gericht, was scheinbar alle Familien hier zu Weihnachten verspeisen. Den Namen habe ich natürlich vergessen… Aber es war eine Art Eintopf mit einem Maiskolben, Kartoffeln (ganz, nicht klein geschnitten), Möhren, einem Stück Hühnchen und einem Stück Schweinefleisch. War ganz lecker, hatte für mich persönlich aber nicht viel mit einem Weihnachtsessen zu tun. Danach sind wir noch eine Etage tiefer in die Wohnung der einen Schwester, die bereits Mann und Kinder hat gegangen. Hier gab es einen (Plastik-)Weihnachtsbaum und viel (kitschige) Deko. Aber auch eine Krippe war aufgebaut. Bis kurz nach Mitternacht, also nur noch 30-40 min haben wir einen Weihnachtsfilm geschaut. Danach wurde das Jesuskind in die Krippe getragen und hineingelegt. Jeder durfte eine Kerze anzünden, diese in die Krippe stellen und sich etwas wünschen. Das war echt schön. Danach wurde noch zehn Minuten weiter Film geschaut, bis wir beschlossen diesen beim Frühstück am nächsten Tag zu Ende zu schauen. Dann gingen so langsam alle ins Bett. Wir hatten uns schließlich für den nächsten Tag schon für 8:40 Uhr zum großen gemeinsamen Frühstück verabredet. Also eine Nacht mit relativ wenig Schlaf stand bevor.
Am 25.12. standen wir also zeitig auf, damit wir pünktlich 8:40 Uhr zum Frühstück erscheinen konnten. Tja, das hätten wir uns sparen können. Wir waren nämlich auch so ziemlich die einzigen die da waren, der Rest war noch im Bett. Ole! Eine Stunde später als ausgemacht versammelten wir uns dann also endlich alle zum „großen“ Frühstück. Dieses entpuppte sich aber eher als kleines Frühstück. Es gab für jeden eine Tasse Kakao und ein Stück Paneton, nebenbei lief der Film vom vorherigen Abend zu Ende. Danach wurden Geschenke verteilt. Die meisten Geschenke gingen natürlich an die Kinder der verheirateten Schwester. Alle Erwachsenen bekamen eine Kleinigkeit. Christiane und ich bekamen jeweils ein Portmonee. (Um unser vieles Geld zu verstauen. Haha. :D) Nachdem wir auch unser Geschenk überreicht hatten, saßen wir noch kurz zusammen und plauderten. Dann ging jeder wieder seiner Wege und Weihnachten war quasi gelaufen. Wir sind in die Stadt gefahren, um Mittag zu essen, haben uns weiter um unsere Wäsche gekümmert und eben alltäglich Sachen erledigt. Abends haben wir dann vergeblich Essen im Haus gesucht, selbst der Kühlschrank war leer (Hattet ihr zu Weihnachten jemals einen leeren Kühlschrank??). Nachdem sich tatsächlich noch eine Packung Nudeln gefunden hatte, haben wir aus unserer Wurst, die noch übrig war, Zwiebeln und Ketchup eine Tomatensauce vom allerfeinsten gezaubert… Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich zu Weihnachten Spaghetti mit Tomatensauce gegessen. Aber irgendwann ist immer das erste Mal. 😉 Danach hab ich wieder Glühwein für uns gemacht – das einzige, für uns, weihnachtliche, was wir hier haben. Am Ende des Abends waren wir uns einig, dass wir noch nie ein so unfestliches Weihnachtsfest verbracht haben. Und, dass wir uns für unsere Rückkehr nach Deutschland alle Gans, Klöße und Plätzchen wünschen. 🙂 Aber in Bolivien, zu mindestens bei unserer Familie, scheint das normal zu sein, Weihnachten so zu verbringen. Weihnachten sei eher ein Fest für die Kinder und Silvester wäre wichtiger, hat man uns gesagt.
Morgen zum zweiten Weihnachtsfeiertag werden wir nur noch ein paar Einkäufe und Kleinigkeiten erledigen, weil wir am 27.12. dann gemeinsam zu dritt nach Chile aufbrechen wollen. Danach geht es im neuen Jahr mit noch anderen Freiwilligen nach Sucre und Potosi. Anschließend wollen Christiane und ich meine Dschungeltour nachholen, die ich dank Krankenhausaufenthalt nicht machen konnte. Ab Mitte Januar werden wir dann wieder arbeiten. Bis dahin werde ich meinen Laptop jedoch nicht mit auf Reisen nehmen und demzufolge wird wohl bis dahin kein Blogeintrag zu Stande kommen.
Ich wünsche euch aber allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und noch ein paar tolle Tage mit euren Lieben! Ich hoffe ihr hattet ganz schöne Weihnachten und habt alle was für mich mitgegessen! 😉









