… so oder so ähnlich. 😉
Aber von Anfang an: In der ersten Novemberwoche flog ich nach Lima. Dort fand, wie bereits im letzten Eintrag erwähnt, unser Zwischenseminar statt. Am Abend vorher waren wir auf der Abschlussfeier der 6tos, also des Abschlussjahrganges. Offenbar waren wir da aber ein bisschen länger als geplant und somit hatte ich eine ziemlich kurze Nacht. Ziemlich schlaue Idee am Abend vor dem Flug feiern zu gehen, muss ich euch sagen. 😀 Sowohl der Hin- als auch der Rückflug waren mit Zwischenstopp in Cusco, weil dort die Visakontrolle erfolgt. Das war leicht nervig, aber naja, musste ich halt durch. In Lima kamen wir dann leider viel zu spät an, da unser Flug 2h Verspätung hatte. Aber immerhin waren wir rechtzeitig zur Kaffeepause da. Einen Kaffee hatte ich bitter nötig. 😉
Unsere Seminarleiterin war super entspannt drauf und wir waren für die fünf Tage nur eine kleine Runde von zwölf Leuten. Wir besprachen wie es uns in unseren Einsatzstellen geht, was gut läuft, was schlecht läuft, was wir als Freiwilligenprojekt geplant haben und vieles mehr. Wir unternahmen sogar einen Ausflug zu den sogenannten „Lomas de paraíso“ in Lima und lernten eine ganz andere Seite dieser riesigen Stadt kennen. Eigentlich waren wir nämlich in einem recht guten Viertel von Lima untergebracht und auch das, was ich auf dem Weg vom Flughafen zum Seminarhaus gesehen habe, sah viel „westlicher“ aus als das, was ich aus Bolivien kannte. Ich kam mir teilweise ein bisschen vor, als wäre ich in den Urlaub nach bspw. Spanien gefahren. Es gab sogar warmes Wasser am Waschbecken-Wasserhahn. Wooow! Somit fand ich es umso besser, dass wir durch unseren Ausflug auch einen anderen Stadtteil kennenlernten, der eher einen gegenteiligen Eindruck machte. Außerdem wurden uns einige Denkanstöße zu verschiedenen entwicklungs- und landesspezifischen Themen mitgegeben. Bspw. haben wir uns über das Thema Bergbau unterhalten oder es kamen Fragen auf wie: „Was ist eigentlich Armut?“ oder „Was genau bedeuten Begriffe wie Entwicklungsland und Hilfe wirklich?“ Das fand ich echt gut! Das Zwischenseminar hat mir persönlich demzufolge viel besser gefallen als das Vorbereitungsseminar.
Nach Seminarende konnte ich die folgenden anderthalb Nächte (meine zweite Nacht war aufgrund des Rückfluges halb drei vorbei) netter Weise bei einer anderen Kulturweit-Freiwilligen übernachten, die in Lima eingesetzt ist. Wir erkundeten in den 1,5 Tagen noch zusammen ein wenig die Stadt, waren shoppen, frühstücken mit Meerblick und bei der Maniküre. Das musste einfach nochmal ausprobiert werden und die Maniküre war übrigens tatsächlich viel, viel besser als in La Paz, aber leider auch ein bisschen teurer. Alles in allem war das für mich ein super Ausklang in Lima und ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich diese Stadt mal wieder besuchen werde – irgendwann.

Am Sonntag kam ich dann mittags in La Paz an und machte hier nur einen kleinen Zwischenstopp, um meinen großen Rucksack nochmal für meine große Reise umzupacken. Die nächsten zwei Wochen wollte ich laut Plan ja größtenteils allein durch Bolivien reisen und die anderen Freiwilligen dann erst zu Weihnachten in La Paz wiedertreffen. Um fünf saß ich dann also schon im Bus in Richtung Santa Cruz – 18 Stunden Fahrt lagen da noch vor mir. Da ich aber diesmal Bus Cama gebucht hatte, nachdem unsere Reise nach Uyuni mit Bus Semi Cama ja ziemlich unkomfortabel war, verging die Zeit doch recht schnell. Die Sitze waren echt bequem, ich hatte genug Platz und konnte ziemlich gut schlafen. Mittags kam ich in Santa Cruz de la Sierra bei ca. 30 Grad an und mein erster Weg führte mich ins Hostel, das ich sicherheitshalber schon mal vorreserviert hatte. Ich stellte nur fix meine Sachen ab, zog mich um (Endlich kamen mal meine kurzen Hosen, Röcke, Shirts und Flip Flops zum Einsatz!! Bisher hatte ich die ja noch nie benutzt. Yeaaaah!!!) und klärte alles Organisatorische. Dann machte mich schon auf den Weg in einen Park, der ganz schön sein sollte – sogar mein Taxifahrer hat mir den empfohlen. Dort wollte ich dann meine weiteren Tage in Santa Cruz ein bisschen planen und mir überlegen, welche Ausflüge ich denn nun eigentlich machen möchte.
Im Park angekommen, nach 30 Minuten Fußmarsch, war ich ziemlich ernüchtert. So schön war der Park nun wirklich nicht. Den Weg hätte man sich eindeutig sparen können… Nun gut, ich gönnte mir erst mal ein Eis, um dann festzustellen, dass meine in La Paz gekaufte Handtasche meine Klamotten verfärbt. Liefen also super meine ersten Stunden in Santa Cruz!! Nützt ja alles nichts, ich plante also ein bisschen die kommenden Tage und machte mich dann auf den Weg zu einer Agentur, um einige Ausflüge zu buchen, die man nicht oder sehr schwer ohne Reisegruppe unternehmen kann. Leider eröffnete mir die Dame dort, dass derzeit ziemlich wenige Gruppen für Ausflüge zu Stande kommen, da es kaum Interessenten für viele Angebote gibt. Na super. Leicht genervt ging ich wieder zurück zum Hostel, schaute mir aber noch den nahe gelegenen Plaza an, um wenigstens ein Highlight gehabt zu haben. Mit Blick auf diesen echt schönen Platz inklusive Kathedrale genoss ich dann auch mein Abendbrot.
Am nächsten Tag versuchte ich morgens noch einige andere Touranbieter zu kontaktieren und mir alles irgendwie zu organisieren, aber leider funktionierte das nicht so gut, wie erhofft. Auch hier dasselbe Problem: zu wenige Interessenten, demzufolge keine Touren. Vieles kann man aber leider, selbst wenn man will, nicht alleine machen. Zum Glück fand ich für diesen Nachmittag noch eine Tour zu den „Lomas de Arena“, den nahegelegenen Sandhügeln. Mit einer Kolumbianerin und einem Schweden zusammen fuhren wir zuerst zum Stadtrand und dann ging es mit einem Motorrad-Taxi bis zu den Hügeln. Schon auf dem Weg hatte man einen tollen Blick in die Natur. Da die Motorräder irgendwann der Reihe nach im Sand stecken bleiben, mussten wir das letzte Stück laufen. Das war aber kein Problem. An den Lomas angekommen, zogen wir unsere Schuhe aus und kletterten die Hügeln hinauf. Barfuß im Sand – super Gefühl. Der Wind, der oben ging, war allerdings nicht so super. Die kleinen Sandkörner peitschten teilweise richtig gegen unsere nackten Waden und Arme, sodass wir uns hinkauern mussten, um die Schmerzen nicht so stark zu spüren. Es gab aber auch ruhigere Phasen und wir machten viele Fotos, liefen die Hügel entlang und probierten schlussendlich auch zu sandboarden – quasi snowboarden nur statt Schnee gabs eben Sand. Das funktionierte zwar in dem Wind nur so halbwegs gut, hat aber trotzdem super viel Spaß gemacht. Das Einzige was keinen Spaß gemacht hat, war den Hügel dann wieder hoch zu laufen. Das ist echt ganz schön anstrengend im Sand! Durch den Wind hatten wir den Sand überall an uns kleben, der kurz aufkommende Regen machte das nicht unbedingt besser. (Im Hostel hab ich sehr lange geduscht, um das alles abzuschrubben.) Aber so konnten wir noch zwei wunderschöne Regenbogen sehen. Es war echt wunderschön dort, aber irgendwann mussten wir wieder los. Auf der Rückfahrt mit dem Motorrad-Taxi hab ich mir beim Absteigen leider direkt noch das Schienbein am Auspuff verbrannt. Typisch Madlen irgendwie. 😀 Und während wir auf das Taxi zurück in die Stadt warteten, kamen wir mit den Motorradtaxifahrern ins Gespräch. Als sie mitbekamen, dass ich Deutsche bin, wurde ich zum ersten Mal während meiner Zeit hier in Bolivien mit „Heil Hitler“ begrüßt. Meine Erklärungen, dass und warum ich und viele andere Deutsche so etwas nicht lustig, sondern unangebracht finden, stießen mehr oder weniger auf taube Ohren… Ich hoffe, es war das erste und gleichzeitig das letzte Mal. Bisher wurde ich von den meisten Bolivianern, wenn sie hörten, dass ich aus Deutschland komme, eher gefragt was meine Lieblingsfußballmannschaft ist, ob ich die WM geschaut habe und ob ich gerne Bier trinke. 😀

Da für den nächsten Tag immer noch keine Tour zu Stande gekommen war, beschloss ich erst mal in das Biocentro Güembé zu fahren, das ich mir ohnehin auch ansehen wollte. Das ist ein Park, der zur Hälfte aus Bereichen mit purer Natur und zur anderen Hälfte aus Lagunen und Schwimmbädern besteht. Ich hab mir alles angeschaut, was es zu bieten hatte: ein Terrarium, eine Schmetterlingsfarm, ein Vogelhaus, einen biologischen Garten und, und, und. Nachdem ich den ganzen Vormittag mit Fauna und Flora verbracht hatte, widmete ich meinen Nachmittag den Lagunen und Schwimmbädern. Ich war also – wer hätte das jetzt vermutet – schwimmen, aber auch spazieren um die Lagunen und bin Kayak gefahren. Auch dort war es, genau wie am Vortag schon, super schön!! Leider konnte ich das nicht hundertprozentig genießen, da es mir im Laufe des Tages immer schlechter ging.
Schon am Vortag hatte ich ziemliche Magenprobleme und habe mich auf trockenes Brot und Wasser beschränkt, aber selbst das half an diesem Tag nichts mehr. Die Magenkrämpfe wurden unerträglich. Jeder Schluck Wasser schmerze, sobald er im Magen ankam und zudem blieb leider nichts lange da drin!! Ich ging also abends noch zu einem Arzt, der seine Diagnose schlussendlich mit den Worten „Eigentlich sind Sie ein Fall fürs Krankenhaus“ einleitete. Da er mir das ein zweites Mal ersparen wollte, begannen wir mit einer ambulanten Behandlung. Ich bekam zwei riesige Spritzen und eine lange Liste für die Apotheke. Er meinte damit solle es mir am nächsten Tag schon besser gehen. Die Nacht war jedoch furchtbar und mir ging es am nächsten Morgen genauso schlecht wie vorher. Da ich weiterhin total dehydriert war, beschlossen wir, dass es wohl das Beste wäre, wenn ich doch ins Krankenhaus gehe. Yeaaaah, zum zweiten Mal in Bolivien im Krankenhaus. In Deutschland war ich in 24 Jahren genauso oft im Krankenhaus, nur mal so als Vergleich! Suuuper, und das dann ausgerechnet in der Zeit, in der ich reisen könnte… Meine Freude wurde nicht unbedingt größer als ich vier Stunden vor dem Krankenhaus warten musste, weil meine Versicherung so ewig brauchte, um alles mit dem Krankenhaus abzustimmen. Laut den Krankenhausvorschriften muss das aber im Vorfeld geregelt werden und so wurde ich nach ewigem Warten (ich lag dann teilweise einfach mal auf den Bänken vorm Krankenhaus) endlich aufgenommen und sofort an den Tropf gehängt. Ich war noch nie so froh am Tropf zu hängen!! Die folgenden zwei Tage passierte leider nicht viel. Es wurde abgewartet, ob mit einer Teepause oder Diät etwas zu machen ist, da ein Virus ausgeschlossen werden konnte. Mir ging es jedoch weiterhin ziemlich schlecht und schlussendlich wurde mir am Samstagabend endlich ein Antibiotikum verabreicht und seitdem geht es glücklicher Weise wieder bergauf. Mein Arzt geht davon aus, dass ich mir übers Essen irgendwelche Bakterien, die Europäer nicht vertragen, eingefangen habe. Die genaueren Ergebnisse aus dem Labor kommen wohl erst heute Abend oder morgen früh.
Da es mir nun mit meinem Antibiotikum schon besser geht, werde ich morgen mit hoher Wahrscheinlichkeit entlassen. Ich hatte die letzten Tage ein riesengroßes Drama mit dem Krankenhaus und meiner Versicherung am Hals und war hier der Mittelsmann für deren nicht wirklich stattfindende Kommunikation. Bisher wurde nämlich scheinbar alles nur mündlich vor meiner Aufnahme abgesprochen, aber danach kam nie was Schriftliches zu Stande. Heute wurde mir sogar mit einem Anwalt gedroht und nach ewigem Hin und Her und dem Einschalten von Kulturweit (und die haben sich wirklich großartig gekümmert!) scheint es jetzt endlich halbwegs geklärt zu sein. Das Problem ist nämlich, dass ich nicht entlassen werde, solange das mit der Versicherung nicht alles abgeklärt ist. Also es war nervenaufreibend ohne Ende und tatsächlich keine tolle Atmosphäre, um gesund zu werden, grade wenn man sich eh noch so schlapp fühlt. Aber nun geht hoffentlich alles klar und vor allem Berg auf. Drückt mir die Daumen!
Meine Reise kann ich nun natürlich mal komplett vergessen. Eigentlich wollte ich hier noch ein kleines Dorf besuchen und nach Samaipata, um mir das UNESCO Weltkulturerbe „Fuerte de Samaipata“, eine Ruinenstätte der Inkaklutur auf einem Berggipfel, anzusehen. Das kann ich mir total abschminken, für solche Wandertouren bin ich morgen noch viel zu schwach. Ich werde also zurück nach La Paz fahren (wieder 18h) und mich weiter ausruhen, um nicht noch mehr Unheil heraufzubeschwören. Auch nach Tarija, in die Weingegend, komme ich somit nicht. Zum heulen! Wenn man schon einmal hier ist, dann will man das doch alles mal sehen. Warum werde ich denn ausgerechnet in meinem Urlaub krank?! Und warum eigentlich schon wieder ich? Ja viele, viele Fragen, die mir keiner beantworten kann. Ich ärgere mich auf jeden Fall total! Ich hoffe zumindest meine Dschungeltour kann ich im Januar noch nachholen. Das muss einfach klappen!! Vielleicht kann ich am kommenden Wochenende wenigstens noch wie geplant zum Titicacasee. Aber da muss ich schauen, wie es mir bis dahin geht. Ich will immerhin zu Weihnachten fit sein und danach will ich ja schon mit anderen Freiwilligen nach Chile aufbrechen. Ich hoffe sehr, dass das dann alles klappt.









