Was ich hier sonst so treibe

Mittlerweile ist es schon Ende November und meine letzte Arbeitswoche ist angebrochen. Danach geht es dann in der ersten Dezemberwoche nach Lima zum Zwischenseminar. Dort treffen sich alle Kulturweit-Freiwilligen aus Peru und Bolivien, um über ihre ersten Erfahrungen im Gastland und der Einsatzstelle zu sprechen, eventuelle Probleme zu diskutieren und natürlich um Lösungen zu finden und gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Danach werde ich ein bisschen durch Bolivien reisen und dann voraussichtlich Weihnachten wieder in La Paz verbringen.

In den letzten Wochen habe ich keine größeren Ausflüge mehr unternommen, aber trotzdem ist natürlich einiges passiert. 😉
Beispielsweise habe ich mit zwei anderen Mädels Glühwein gemacht, denn hier gibt es so etwas nicht. Aber ich vermisse ihn durchaus – muss ich ja mal zugeben. Unser Selbstgemachter war aber ziemlich lecker, sodass vorerst mein Glühweindurst gestillt ist. 😀 Am Wochenende gibt es zudem einen Weihnachtsmarkt an der evangelischen Kirche, da wird sich so etwas wohl auch finden lassen!
Außerdem war ich mit dem Musikstudenten, von dem ich schon mal berichtet hatte, wieder Eis essen. Es war 2-für-1-Tag! Und nein, das ist kein Deutscher, sondern ein Bolivianer. Nur so, für alle, die das vielleicht auch falsch verstanden haben. 😉 Er hat mir einer super schönen Aussichtspunkt mitten in der Stadt gezeigt (den Plaza del Monticulo) und mich zu sich nach Hause eingeladen. Er wohnt nämlich nur während des Semesters mit seiner ganzen Familie in La Paz, aber eigentlich besitzen sie ein Haus im Norden des Departements nahe eines Nationalparks, den ich ohnehin gern besichtigen wollte. Also werde ich das doch wahrscheinlich in meine Bolivienreise integrieren.

Ansonsten haben wir kürzlich eine kleine WG-Einzugs-Geburtstagsfeier geschmissen. Dort waren sowohl Deutsche als auch waschechte Bolivianer zu Gast und das Ende vom Lied waren viel zu wenig Schlaf, die ganze Bude voller Konfetti und ein halber Tag Putz-Spaß. Besonders spaßig war es, dass wir genau am Abend nach der Party mal wieder kein warmes Wasser zum Duschen hatten. So fix war ich glaube ich noch nie in meinem Leben unter der Dusche fertig. Super Tipp, um Wasser zu sparen. 😀

Jaa, außerdem wurde bei uns in der Schule von Schülern und Schülerinnen eine Oper bzw. ein Musical aufgeführt, das wir uns natürlich gemeinschaftlich angesehen haben. War echt gut gemacht!
Friseur und Maniküre habe ich hier mittlerweile auch ausprobiert – der Friseur war echt super (habe mir was flechten lassen), die Maniküre aber eher so lala. Aber beides sehr günstig – unter 2€. Kann ich also mal wieder machen. Gegebenenfalls wird’s ja dann besser.
Und für alle Fußballbegeisterten: Im Stadion war ich nun auch endlich mal. Das WM-Quali-Spiel von Bolivien konnte ich mir leider nicht ansehen, da ich arbeiten musste, dafür war ich aber am Wochenende mit den anderen Freiwilligen aus meiner Schule zu einem Clásico-Spiel. Da haben zwei Mannschaften aus La Paz gegeneinander gespielt (Bolivar gegen The Strongest) und es war echt sehr spannend – das Spiel ging 3:2 für Bolivar aus, für die wir die Daumen gedrückt hatten. Da wir relativ spät dran waren, saßen wir zwar ziemlich weit unten, haben aber trotzdem alles gut gesehen und die Stimmung im Stadion gut mitbekommen. Es war fast ausverkauft, und bei ca. 40 000 Menschen ist schon bisschen was los!
Zuvor an diesem Tag waren wir zusammen mit allen Lehrern und Lehrerinnen der Schule bei der Direktorin, einer der Nonnen, zum Geburtstag eingeladen. Es gab leckeres Essen und typisch bolivianische Musik. Die Stimmung war super und wir haben schon nachmittags ausgelassen getanzt – aber ganz ehrlich, gegen Bolivianer sehen wir Deutschen beim Tanzen wirklich sehr erbärmlich aus.

Aber nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht. Zwischendurch war ich auch immer mal arbeiten. 😉 Die letzten zwei Novemberwochen waren/ sind an unserer Schule schon Ferien. Wir sollten aber noch beim Bücher binden für das kommende Schuljahr helfen. Die Schulbücher können sich hier nämlich nicht alle Familien leisten. Deswegen werden diese Bücher kopiert, gebunden und viel billiger an die Schüler verkauft, die diese benötigen. Genau dabei sollten wir Freiwilligen eigentlich noch helfen. Nun sind die zwei Wochen schon fast um und ich habe noch nicht wirklich viel bei der Schulbuchherstellung geholfen, vielleicht zwei Tage. Stattdessen mussten wir verschiedene Dinge sortieren oder ausmisten, Inventarlisten erstellen und Blätter für den Kunstunterricht abzählen. Und viel Zeit haben wir auch mit Warten auf neue Aufträge verbracht, da der Mann, der uns die Aufgaben zuteilen soll, scheinbar selbst nicht sonderlich gut organisiert ist. Ich für meinen Teil hätte lieber wirklich beim Bücher herstellen geholfen, aber ich hoffe, dass die anderen Arbeiten der Schule auch was genützt haben. An einem Tag waren wir auch in Achocalla (davon hatte ich auch schon mal geschrieben) und haben bei der Pflege der Bäume geholfen – aufhacken, neue Erde und Dünger dazugeben und gießen waren die Hauptaufgaben. Nach dem Tag mit Arbeit an der frischen Luft, oft in der Sonne, war ich zwar ausgepowert, aber auch echt zufrieden. Hat Spaß gemacht!!

In der letzten Schulwoche habe ich auch noch einige interessante Sachen erlebt. Beispielsweise gab es im Kindergarten einen Kindergeburtstag. Das wird hier irgendwie ganz groß aufgezogen. Die komplette Familie des Kindes, das Geburtstag hatte, war da – also die Eltern und die Schwester. Dann bekam jedes Kind aus der Kindergartengruppe erst einmal einen Donut, ein kleines Stück Blechkuchen und Chips in rauen Mengen. Danach gab´s noch ein riesiges Stück vom mega großen und schön gestalteten Mickey-Mouse-Kuchen und eine Saltena. Geschenke durften natürlich auch nicht fehlen, also für jedes Kind noch eine Mickey-Mouse-Überraschungstüte obendrauf. Und das Geburtstagskind hat richtig viele und vor allem große Geschenke von den anderen Kids bekommen – die Familie ist dort mit zwei riesigen, prall gefüllten Tüten rausspaziert. Verrückte Sache. Vielleicht war das auch nur diesmal bei dem einen Kind so, aber ich vermute tatsächlich, dass das dort immer in so großem Stil abläuft.
Außerdem wurden in der letzten Schulwoche vor den Ferien die Abschlussklassen noch einmal unter einem Vorwand in die Schule geholt. Die 6tos (also die 12ten Klassen) hatten nämlich eigentlich schon frei. Dann gab es eine kleine Überraschung für alle – eine Aufführung aller Lehrer mit Tänzen, Witzen und Sketchen. Ein Deutschlehrer, den ich im Unterricht unterstützt habe, hat dort einen mega Auftritt hingelegt und sein Gesangstalent unter Beweis gestellt.

Ansonsten war ich mittlerweile mal wieder bei meinem Lieblingsarzt, da meine Zehen immer noch ein bisschen rumnerven. Im Endeffekt wurde mein Fuß geröntgt, aber, wie erwartet, nichts ist gebrochen. Ist also nur geprellt und entzündet und man braucht einfach Geduld. Das ist ja ohnehin meine Lieblingsbeschäftigung in La Paz – Geduld haben. 😀 Geduldig auf Minibusse warten, geduldig das lahme Internet ertragen und geduldig warten, ob ich irgendwann mal vollkommen gesund sein werde. 😉 Letzte Woche war ich zusätzlich mal wieder krank, aber nur erkältet. Musste trotzdem mal einen Tag meinem Bett widmen, jetzt bin ich aber wieder fit. Aber ich nehme eben alles mit, was ich bekommen kann, hier in Bolivien. Auch an Krankheiten. Wenn man schon mal da ist… 😉
Von unserem Aufenthalt in Coroico, in den Tropen, habe ich übrigens auch über 10 Mückenstiche mitgebracht. Einige davon jucken selbst nach zwei Wochen immer noch. Verrückte Mücken gibt es hier! Mal schauen, was ich dann von meinen Reisen mitbringe – ich geb mir Mühe euch alles zu berichten!

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