Wie versprochen versuche ich mich jetzt an einer kleinen Zusammenfassung meiner beiden letzten Wochenenden.
Am vorletzten Wochenende (30.10.-2.11.) habe ich gemeinsam mit drei anderen Freiwilligen aus La Paz einen Ausflug zum Salar de Uyuni, dem größten Salzsee der Erde, gemacht. Wir haben dort drei Tage und zwei Nächte verbracht, sind am Freitagabend in La Paz losgefahren und waren am Dienstagmorgen wieder zurück. Das war ausnahmsweise möglich, da der Montag hier frei war. Am Sonntag war nämlich ein Feiertag – Todos Santos (Allerheiligen). Dieser wird in Bolivien ausgiebig gefeiert: Die Leute gehen auf den Friedhof und veranstalten dort zu Ehren ihrer Toten ein großes Fest mit viel Essen und viel Alkohol. Da dieser Feiertag auf einen Sonntag fiel, war irgendwie auch der Montag frei, warum weiß ich nicht ganz genau. Vielleicht weil sich die Menschen vom Feiern erholen müssen. 😉
Jedenfalls hatten wir durch den freien Montag genug Zeit, um unsere Tour zur Salzwüste zu machen. Am Freitagabend fuhren wir mit einem Semi-Cama-Bus 12h nach Uyuni. Uns wurde gesagt, dass Semi-Cama fast genauso komfortabel sei wie Cama (Cama heißt Bett), daher buchten wir also die billigere Semi-Cama Variante, was sich allerdings als Fehler herausstellte. Wir hatten kaum Beinfreiheit und konnten unsere Sitze nur minimal nach hinten verstellen – also so ähnlich wie in der Economy Class im Flugzeug. Das einzig gute war, dass es Decken gab. Die Nacht war also nicht sonderlich erholsam und so kamen wir früh gegen 7 Uhr ziemlich müde und erschöpft in Uyuni an. Dort konnten wir unser Gepäck beim Reiseveranstalter, bei dem wir die Tour gebucht hatten, abstellen und noch ganz lecker frühstücken gehen, bevor gegen 10 Uhr unsere Tour mit dem Jeep begann. Zuerst wurden unsere großen Rucksäcke und unser Gepäck auf das Dach des Jeeps geschnallt, dann ging es los. Wir waren zu sechst (wir vier Freiwilligen und zwei Peruaner), mit unserem Fahrer zu siebt und würden also mit einem Jeep 3 Tage durch die Wüste fahren und uns alles, was sehenswert und wichtig ist, ansehen.
Unseren ersten Stopp machten wir am Cementerio de Trenes, an einem großen Eisenbahnfriedhof. Dort stehen, wie es der Name schon sagt, überall alte Züge, die man sich ansehen kann. Man kann auch drauf rumklettern – die Gelegenheit habe ich natürlich direkt wahrgenommen. Hätte ich das mal lieber gelassen… Als ich dann wieder runtergehüpft bin (und sogar von zwei anderen Freiwilligen festgehalten wurde!!), kam ich ziemlich bescheuert auf einem kleinen spitzen Stein auf, den man von oben nicht gesehen hat. Somit hatte ich direkt zwei blaue Zehen, am nächsten Tag war mein halber Fuß grün und naja, laufen ging halt nur mäßig gut. Sich direkt am Anfang so einer Tour zu verletzen ist natürlich äußerst schlau… Aber ich hab trotzdem alles mitgemacht und konnte den Ausflug dennoch genießen. Mittlerweile hat alles wieder seine normal Farbe, leider ist es immer noch ein bisschen dick und schmerzt doch ab und an beim Laufen. Mal sehen, vielleicht besuche ich bald mal wieder meinen Lieblingsarzt.
Nachdem ich also erfolgreich meine Zehen umgefärbt hatte, fuhren wir weiter in Richtung Salzwüste. Vor Millionen von Jahren war das tatsächlich mal ein See, der dann aber austrocknete. So blieb nur die gewaltige Salzkruste zurück. 10 Milliarden Tonnen Salz soll es dort ungefähr geben. Schon ein bisschen was – aber verteilt auf ca. 12 000 km². Unter der Salzkruste gib es immer noch Wasserläufe, die an einigen Stellen wieder an die Oberfläche gelangen, dort kann man dann kleine blubbernde Löcher sehen. Und unter der Salzfläche gibt es wohl das größte Lithiumvorkommen der Welt. Das wird bisher aber nicht genutzt, lediglich Salz wird aus dem Salar gewonnen und weiterverarbeitet. Auf jeden Fall sehr beeindruckend. Salz wohin man auch schaut – überall Salz!
Mittag gab es in einer Art Salzhotel. Dort bringen alle Guides ihre Gruppen hin und servieren ihnen dann das selbst gekochte Essen. Also das ist kein Restaurant, sondern einfach ein Gebäude, das für die meisten Touren als Mittagsstopp dient. Die Tische und Stühle, alles ist aus Salz gefertigt. Wir haben von unserem Fahrer/Touristenführer (er war mehr Fahrer und „Koch“, so viel erzählt hat er uns nicht) Lama serviert bekommen. Da ich das ohnehin die ganze Zeit schon mal ausprobieren wollte, habe ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Es war ganz lecker!
Danach ging es weiter zur Isla Incahuasi, einer Kakteeninsel mitten in der Salzwüste. Dort haben wir ziemlich lange Rast gemacht, einen Milch-Milch-Milchkaffee (ja, da war echt kaum Kaffee drin, sondern gaaanz viel Milch) getrunken und sind auf der Insel umher gewandert. Einige Kakteen sind riesig, teilweise bis zu 10m hoch. Nachdem mich der heftige Wind manchmal fast umgeweht hat, sind wir dem Sonnenuntergang entgegen gefahren. Sobald die Sonne untergegangen war, war es ziemlich kalt – Wüste halt. Die erste Nacht verbachten wir in einem sogenannten „Salzhotel“. Diese Unterkunft hatte aber nichts mit einem Hotel, wie man den Begriff in Deutschland verstehen würde, gemein. Es gab einen großen Raum mit vier großen Tischen, an denen gegessen wurde. Von dort aus konnte man ringsherum in die Schlafzimmer gehen. Und alles war wieder aus Salz gefertigt – Stühle, Tische, Betten, sogar auf dem Boden war überall Salz, was leicht unpraktisch war. In den Zimmern gab es dann tatsächlich nur zwei Betten, das wars. Nicht mal eine Steckdose, denn Handys wurden dort wie folgt geladen: Auf einem Tisch in dem großen Haupt-/Speiseraum.
Am nächsten Tag ging es früh los. Wir verließen die Salzwüste und sahen nach einem Tag nur „weiß“ auch wieder andere Farben. Es wirkte als wäre man meilenweit von der Salzwüste entfernt, da sich uns nun wieder eine ganz andere Landschaft bot. Wir fuhren an der Grenze zu Chile entlang zum noch aktiven Vulkan Ollagüe. Danach ging es weiter durch die scheinbar endlose Wüste zu drei verschiedenen Seen. Dort hatten wir jeweils einen super Blick und konnten Flamingos in freier Natur beobachten. Auf der weiteren Fahrt sahen wir auch noch andere Tiere bspw. Vicunas, eine Kleinkamelform ähnlich dem Lama, nur kleiner, und Vizcachas, eine Chinchillaart mit Kaninchenohren. Im Nationalpark de Fauna Andina Eduardo Avaroa konnten wir neben dem Arbol de Piedra, einem Stein in Baumform, auch die Laguna Colorada bestaunen. Das ist ein See, der aufgrund von Mineralien und Algen rot gefärbt ist, und an dessen Ufern ebenfalls Flamingos wohnen.

Die zweite Nacht verbrachten wir dann in einer Unterkunft, die seeehr „básico“ war. Wir hatten ein Sechs-Bett-Zimmer, für ca. 36 Leute gab es zwei Toiletten ohne funktionierende Spülung, eine arschkalte Dusche und zwei mini Waschbecken. Zudem hatten wir nur begrenzt Strom zur Verfügung, weswegen wir teilweise im Dunkeln saßen. Außerdem waren die Wände und Fenster super dünn, sodass ich mit mehreren Pullovern, Fleece Jacke und tatsächlich auch mit Mütze und Handschuhen geschlafen haben (wohl gemerkt im Schlafsack mit drei zusätzlichen Decken…). Zu meiner großen Überraschung bin ich dennoch nicht erfroren und habe mich auch nicht erkältet. Die Nacht war außerdem kurz, sodass ich nicht so lange frieren musste. 😉 Um 4 Uhr morgens durften wir endlich wieder aufstehen… Aber es hat sich gelohnt, denn somit konnten wir den Sonnenaufgang am Geysirsfeld Sol de la Manana beobachten. Gleich danach ging es zu den Thermen von Polquis. Dort konnten wir in 40 Grad heißem Wasser baden gehen – leider erst nachdem ich mich bei höchstwahrscheinlich Minusgraden aus meinen Klamottenschichten befreit hatte. Mein Reiseführer sagt zu den Thermen übrigens, dass einem auf der Tour nur einmal so schön warm wird, ich finde er hat Recht. 😉
Danach ging es noch zur Laguna Verde und über das Valle de Rocas, ein Felsental, und San Cristobal wieder zurück nach Uyuni. Dort angekommen waren wir noch einmal lecker Abendessen (und hatten nach drei Tagen auch endlich mal wieder Handynetz und Kontakt zur restlichen Welt), bevor wir gegen 8 Uhr abends die Heimreise nach La Paz antraten – wieder in einem äußerst gemütlichen Bus. Aber ich war so müde, dass ich zu mindestens besser schlafen konnte als auf der Hinreise.
Am letzten Wochenende (7. & 8.11.) wagten wir uns todesmutig mit dem Fahrrad auf den Camino de la muerte, die sogenannte Todesstraße, und besuchten die Yungas, eine Region zwischen dem Hochland der Anden und dem tropischen Tiefland. Wir waren sieben Freiwillige und drei Guides, ein Fahrer und zwei die mit uns geradelt sind. Einer davon war ein Deutscher, der nach seinem Freiwilligendienst nach La Paz ausgewandert ist.
Von La Paz aus fuhren wir mit dem Minibus auf den 4650m hoch gelegenen Pass La Cumbre, von dem aus die wilde Fahrt eigentlich losgehen sollte. Doch leider hatten wir sehr schlechtes Wetter erwischt – nebelig und Nieselregen. Unser Guide meinte, dass es zu gefährlich sei, direkt von hier zu starten und so fuhren wir noch ca. 20 km weiter mit dem Bus, um dann erst auf unsere Fahrräder zu steigen. So hatten wir „nur“ noch 48km auf dem Rad zurückzulegen. Nachdem die komplette Schutzkleidung angelegt war, ging die Fahrt los. Es war weiterhin noch sehr nebelig und dank des Nieselregens hatte ich am Ende selbst im Gesicht überall schöne Matschspritzer. Aber bei schönem Wetter kann ja jeder fahren. 😉
Diese enge Straße mit steilem Abgrund war bis 2006 die einzige Zufahrtsstraße von den Tropen nach La Paz. Doch seit die neue Straße fertig ist, ist eine Autofahrt nach La Paz längst nicht mehr so gefährlich wie noch vor 10 Jahren. Die ehemalige Straße wird nun seltener von Autos befahren und dient eher wagemutigen Touristen zum Mountainbike fahren. Am linken Straßenrand ging es teilweise sehr steil den Abgrund hinunter (übrigens ist auf der Straße Linksverkehr) und hin und wieder konnte ich ein Kreuz am Straßenrand erblicken. Und obwohl es mir ein paar Mal das Hinterrad ein wenig weggezogen hat, war der Abgrund tatsächlich nicht das Schlimmste. Das Anstrengendste war es, auf der Schotterpiste bergab die ganze Zeit zu bremsen. Ich hatte richtige Schmerzen und am Tag danach auch Muskelkater in meinen Händen und Armen. Teilweise hatte ich auf der Strecke das Gefühl, mich verlässt die Kraft und ich kann bald nicht mehr bremsen – das wäre durchaus ziemlich ungünstig gewesen. Aber mit kleinen Pausen ab und zu bin ich heil runter gekommen. Auf 1300m endete die Fahrt, auf der wir fast alle Klima- und Vegetationszonen Südamerikas durchfahren haben. Täglich fahren dort fast 200 Leute mit dem Rad runter und in den letzten 25 Jahren sind dabei 17 Leute ums Leben gekommen.
Nach der Fahrt gab es ein Mittagsbuffet und es war Schwimmen im Pool angesagt – wir waren schließlich fast in den Tropen und es war dementsprechend endlich mal wärmer. Danach verließen uns unsere Touristenführer und wir fuhren mit einem Taxi weiter nach Coroico, einem kleinen Städtchen in den Yungas. Hier hab ich zum ersten Mal seitdem ich in Bolivien bin Fisch gegessen (Forellenauflauf mit Spinat und Käse), super lecker. Und zur Feier des Tages noch einen Schokoladen-Crêpe hinterher! 😉
Am nächsten Tag entspannten wir in Hängematten und am Pool in unserer Unterkunft. Leider hat sich die Sonne nur selten blicken lassen. Nach einem leckeren Mittagessen fuhren wir wieder nach La Paz – die neue Straße! Dort angekommen, kramte ich direkt wieder Jacke und Schal aus meinem Rucksack – ja es ist weiterhin frisch auf 3600m Höhe in La Paz.














