Und schließlich schaffe ich es doch, mal wieder ein bisschen was zu schreiben. Fast einen Monat ist es mittlerweile her. Es ist einiges passiert hier in Bolivien. Unter anderem wurde ich von euch aus Deutschland ermahnt, dass ich mal wieder einen Blogeintrag schreiben soll. 😉
Wo fange ich am besten an? Nachdem ich ja krank war und mich brav ausgeruht hatte, habe ich erst einmal angefangen nur halbtags zu arbeiten. Zum Glück war das seitens der Schule kein Problem. Die ersten Tage waren ziemlich anstrengend, aber es ging mit der Zeit immer besser und immer weiter bergauf. So konnte ich die folgende Woche wieder „normal“ in der Schule mithelfen und hatte auch endlich meinen ersten Tag im Kindergarten. Die Kleinen sind zwischen drei und vier Jahren alt und schon sehr süß. Aber auch teilweise ein bisschen laut und anstrengend. 😀 Letzte Woche haben wir zusammen Kekse gebacken und ich habe eine Gruppe von zehn Kindern um mich gehabt und betreut. Das Ergebnis war: Chaos, Mehl auf dem Boden, Mehl überall an mir, Mehl an allen Kindern, aber trotzdem ein Blech voller mehr oder weniger schöner Plätzchen. Ob sie im Endeffekt geschmeckt haben, weiß ich leider nicht. 😉
In der Schule gab es auch viel zu tun. Es ist mittlerweile kurz vor Schuljahresende und es waren Testwochen. Alle Klassen haben Arbeiten geschrieben. Die durfte oder musste (je nach Sichtweise ;)) ich dann teilweise auch korrigieren. Da in einer Klasse meist so um die 45 Schüler sind, hat das ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen und ich saß oft abends oder nachmittags an den Korrekturen. Drei Tests durfte ich sogar selbst erstellen. Meiner Meinung nach waren die ziemlich einfach, die Ergebnisse die zu Stande gekommen sind, behaupten allerdings etwas anderes… Aber nahezu alle Tests, die ich korrigiert habe (auch die, die die Lehrer aufgestellt haben), sind ziemlich schlecht ausgefallen. Teilweise sind die Antworten, die man da zu lesen bekommt, aber auch sehr amüsant!
Ansonsten konnte ich mittlerweile endlich mein Visum und sogar auch schon mein Carnet (Personalausweis für Ausländer) abholen und bin nun endlich befreit vom Bürokratiewahnsinn und leider auch befreit von viel, viel Geld. Jetzt könnte ich theoretisch sogar bis Oktober nächsten Jahres hier bleiben. Aber ich werde euch, wie geplant, ab Ende Februar wieder auf die Nerven gehen. 🙂
Noch mehr Bürokratie und Nervenaufreibendes gab es auf der bolivianischen Post zu erleben. Meine Eltern hatten mir ein Paket geschickt und ich musste dieses höchstpersönlich in der Post abholen. Das hat mich zwei Nachmittage und einiges Geld gekostet. Das war zwar im Endeffekt doch weniger aufwändig als befürchtet, aber trotzdem aufwändig und nervig genug!! Selbst die Bolivianer, die ich dort getroffen habe, waren super genervt und wütend von dem System und haben die ganze Zeit nur geschimpft. Ein Musikstudent hat mir erzählt, dass er mittlerweile schon drei Monate darauf wartet, sein Paket endlich abholen zu können. In Deutschland irgendwie undenkbar in Zeiten von Amazon und Zalando! Mit dem Musikstudenten bin ich an dem ersten Nachmittag, quasi auf den ersten Schreck, gleich noch ein Eis essen gegangen. Das war suuuuper lecker und das muss auf jeden Fall wiederholt werden – spätestens wenn wieder mal Frustessen angesagt ist. 😉
Unser Zwischenseminar in der ersten Dezemberwoche wird nun übrigens in Peru, in Lima, stattfinden. Das ist super cool, dann können wir direkt noch Lima kennenlernen! Habe nun meinen Flug dahin gebucht und bin jetzt dabei zu planen, was ich in den restlichen freien Wochen im Dezember mache. Da sind nämlich Schulferien und demzufolge müssen wir da unseren Urlaub nehmen. Wahrscheinlich werde ich mir Bolivien bisschen genauer ansehen und dort ein bisschen rumreisen. Ob alleine oder in einer Gruppe, weiß ich noch nicht so genau. Mal schauen, wie es passt. Dann kann ich mir Peru auf jeden Fall für meinen nächsten Südamerika-Besuch aufheben.
An unserer Schule haben in den letzten Wochen auch einige „Events“ stattgefunden. Zum einen gab es an einem Samstagabend eine Ballettaufführung der schuleigenen Ballettgruppe. Dort sind Schüler und Schülerinnen aller Altersgruppen vertreten. Die erste Aufführung hatte ich ja leider verpasst, da ich im Krankenhaus lag. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich diesmal dabei sein konnte. Es war auch wirklich sehr schön anzuschauen und es wurden viele traditionell bolivianische Tänze aufgeführt. Wenn ich wieder da bin, zeig ich euch die Bilder und Videos, die ich aufgenommen habe, dann könnt ihr euch selbst davon überzeugen.
Am darauffolgenden Samstag fand eine „Feria de la madre tierra“ statt. Von 9-15 Uhr waren in der ganzen Schule Stände aufgebaut und jede Klasse präsentierte verschiedenste Projekte zum Thema Mutter Erde. Von Theateraufführungen über Spiele, bis hin zu Gruselkabinett und Naturkosmetik war alles dabei. Die ganze Schule war voller Menschen und alles war wirklich beeindruckend! Es gab auch jede Menge leckeres Essen und am Ende des Tages war ich einfach nur eine Kugel!! 😀 Natürlich konnten wir nicht nur essen und uns alles anschauen, sondern mussten auch arbeiten. Zu Beginn haben wir noch die Eintrittsbändchen an viele, viele Handgelenke geklebt. Am Ende des Tages mussten wir jedoch den ganzen Müll aufsammeln, der über den Tag „produziert“ wurde. Das war ein Spaß, sag ich euch. 😀
Ansonsten bin ich mittlerweile schon öfter Motorrad mitgefahren. Fetzt immernoch! 😉 Hier ist ja tendenziell immer und überall Stau und Verkehrschaos. Da macht sich so ein Motorrad, mit dem man sich durch die Auto- und Minibusschlangen schlängeln kann, schon ziemlich gut. Teilweise hatte ich zwar ein bisschen Angst, dass wir da gar nicht durchpassen, aber es hat alles gut funktioniert und ich lebe noch! 😉 Der Verkehr ist hier aber wirklich eine Sache für sich. Neulich sind wir mit dem Taxi heimgefahren, weil es abends keine Minibusse mehr gab. An einer Kreuzung ist uns in die hintere linke Autotür ein anderes Auto reingefahren. Die schenken sich hier nämlich keinen Meter und fahren immer ziemlich dicht auf. In Deutschland wäre dann sofort das große Chaos ausgebrochen – Nummern austauschen, Schaden begutachten und und und. Hieeer nicht!! Mal kurz gehupt und weitergefahren. Der Taxifahrer hat sich die Tür lediglich mal genauer angeschaut, als er uns dann abgeliefert hatte. Schon verrückt!! 🙂
Außerdem waren wir hier mittlerweile auch mal auf einer Familienfeier und in einer Bar/ Disco. Resümee des Ganzen ist: Fast alle, die wir dort getroffen haben, kennen kein Limit beim Alkohol. Die trinken und trinken und trinken und hören nicht auf. Wie die Toilette in der Bar/Disco (da konnte man sowohl sitzen als auch tanzen) deswegen aussah, könnt ihr euch nicht vorstellen. Letztens hat mir auch der Musikstudent, mit dem ich Eis essen war, erzählt, dass es in Bolivien tatsächlich verbreitet ist Alkohol in Massen und nicht in Maßen zu trinken und dass es die Mehrheit der Bevölkerung immer übertreibt, wenn sie einmal weggehen oder eine Feier haben. Also waren meine Beobachtungen gar nicht so falsch! 😉 Auch auf der Familienfeier, zu der wir erst etwas später dazu gestoßen sind, war die Mehrheit schon gut dabei. Aber es war eine sehr schöne Feier auf der wir viel Spaß hatten, sogar mit Livemusik!
An einem der letzten Sonntage, habe ich mit anderen Freiwilligen einen Ausflug nach Chacaltaya und ins Valle de la Luna gemacht. Chacaltaya ist ein Gletscher, der mittlerweile weggetaut ist. Das Gebiet liegt auf über 5000m Höhe und auch wenn es keinen Gletscher mehr gibt, hat man dort eine tolle Aussicht! Den Großteil der Höhenmeter haben wir mit einem Bus bezwungen. Ein richtiger Bus, kein Minibus(!), ist die steinigsten, steilsten und vor allem engsten Straßen entlang gefahren, die ihr euch nur vorstellen könnt. Wir hatten teilweise echt Angst, dass wir demnächst auch einfach mal mit dem Bus abstürzen könnten. Also schon die Fahrt an sich war ein Highlight! 😀 Auf ca. 5300m sind wir dann angekommen und ich habe deutlich gespürt, dass die Luft dort nochmal „dünner“ war. Dort dann noch umher zu wandern und die letzten Höhenmeter zu bezwingen, war zwar ziemlich anstrengend. Aber als wir dann endlich oben angekommen waren, war es ein super cooles Gefühl und ein toller Ausblick! Zu allem Überfluss durften wir noch beobachten wie eine Französin von ihrem Freund auf dem Gipfel einen Heiratsantrag bekommen hat! 🙂
Nachdem wir die beeindruckende Erfahrung in Chacaltaya gemacht hatten, war das Valle de la Luna, das Mondtal, nicht mehr soo atemberaubend spannend für uns. Klar waren die Gesteinsformationen auf ihre Art auch faszinierend und toll anzusehen. Doch da es einem wie ein abgeteilter Stadtteil vorkam, der auf einmal begann und genauso abrupt wieder endete, war es doch ein wenig merkwürdig. Es war natürlich trotzdem cool das mal gesehen zu haben, aber neben dem Tal befand sich quasi direkt wieder eine Hauptstraße – einfach so… Da war es in Chacaltaya, wo tatsächlich nur Natur war, doch schöner und imposanter!
Am letzten Wochenende habe ich mit drei anderen Freiwilligen eine Tour zum Salar de Uyuni, dem größten Salzsee der Erde, gemacht und drei Tage dort verbracht. Kommendes Wochenende wollen wir die Death Road mit dem Fahrrad runter fahren und eine Nacht in den Yungas, einer Region nahe dem tropischen Tiefland, verbringen. Ich werde versuchen zeitnah einen Bericht über die beiden Ausflüge zu verfassen! 🙂