Nachdem wir am Freitagmorgen für unser Visum noch einmal beim Notar waren und uns später für ein Mittagessen in einem deutschen Restaurant entschieden (Das Essen war ganz ok, aber nicht der große Hit.), konnte ich mich am frühen Nachmittag endlich zu einem Arztbesuch durchringen. Meine tolle Blasenentzündung dauerte ja nun schon eine ganze Weile an und wurde nicht besser, sondern im Gegenteil – immer schlimmer. Nachdem mir meine Familie auch nochmal ordentlich ins Gewissen geredet hatte, fuhr ich also ins Krankenhaus, da es dort auch ambulante Ärzte geben sollte. Doch an der Rezeption wurde mir sofort gesagt, dass da nichts mehr möglich ist und ich in die Notaufnahme gehen soll.
Dort meldete ich mich bei einer freundlichen Frau mit Laptop an und bevor ich im Wartesaal auf den Holzbänken Platz nahm, konnte ich noch einen Zettel von der guten Frau ergattern. Da ich mit einer längeren Wartezeit rechnete, wollte ich mir einige Vokabeln zurechtlegen, um dem Arzt auch erklären zu können, was denn eigentlich mein Problem sei. Gesagt, getan. Doch schon als ich mit meinem kleinen Spickzettel fertig war, wurde ich aufgerufen – vor allen anderen die auch noch warteten. Schon merkwürdig, dachte ich mir, aber ging natürlich mit der Schwester mit. Wir gingen in einen großen Raum, in dem mehrere Betten, mit Vorhängen voneinander abgetrennt, standen und sie deutet auf eines in das ich mich legen sollte. Ich setzte mich auf das Bett, doch sofort wurde mir zu verstehen gegeben, dass sitzen nicht erwünscht ist – also legte ich mich. Warum auch immer… Der Arzt, der dann relativ zeitnah zu mir kam, war sehr nett und mit Hilfe meines Zettelchens konnte ich ihm gut erklären was mir fehlt. Er hörte und tastete mich ab, erläuterte mir ein paar Dinge und informierte, zu meiner Überraschung, noch einen Kollegen, der auch ein wenig deutsch spricht. Auch dieser kam ziemlich zeitnah und untersuchte mich noch einmal. Schnell erklärte er mir, dass er vermutete, dass meine Nieren entzündet seien und er mich gern da behalten würde. Waaas? Ich soll ins Krankenhaus gehen? Schock!! Er erklärte weiter, dass aber derzeit kein Zimmer frei wäre und ich solle morgen früh wiederkommen, dann würde er ein Zimmer für mich finden. Die Verzweiflung stand mir scheinbar ins Gesicht geschrieben und er versuchte mich zu beruhigen und erklärte mir das weitere Vorgehen. Nachdem ich mir seinen Namen notiert hatte, verschwand er wieder – wir würden uns schließlich ganz bald wiedersehen…
Danach dauerte es eine Weile bis ein Pfleger kam und mir Blut fürs Labor abnahm. Anschließend passierte kaum noch etwas. Ich musste irgendwann zwischendrin mal mein Bett wechseln, ansonsten hieß es warten, warten, warten – auf die Ergebnisse aus dem Labor und auf eine Ultraschalluntersuchung. Nach einer Stunde warten wurde mir schleierhaft wieso das auf einmal so lange dauert. Ich versuchte einen (vermutlich) Assistenzarzt zu fragen, der daraufhin auch immer mal wieder nach mir schaute, aber leider verstanden wir uns nicht besonders gut. Sprachbarriere olé. Nach einer weiteren Stunde des Wartens (die Ärzte machten unterdessen munter Selfies und Späßchen – das konnte ich von meinem Bett aus prima beobachten. :D) versuchte ich dem Assistenzarzt zu erklären, dass ich doch morgen ohnehin wiederkommen müsse und dass ich gern noch heim fahren würde, wenn es hell draußen ist. Er schaute mich ein wenig verwundert an und ich schloss daraus, dass er scheinbar nur die Hälfte verstanden hatte… Prima! Irgendwann kamen dann meine Laborergebnisse und zum Glück ebenfalls eine Ärztin, die englisch sprach. Sie sagte mir, dass meine Werte eigentlich ok seien, aber dass das Antibiotikum, das ich bisher eingenommen hatte, die wahren Werte vermutlich verschleiert. Nochmal Prima… Zum Glück hatte sie Erbarmen mit mir und organisierte es, dass ich den Heimweg antreten konnte und der Ultraschall auf den nächsten Tag verschoben wurde. Nach 4h Notaufnahme, von denen nur in einer Stunde wirklich was passiert ist, war es, meiner Meinung nach, auch an der Zeit.
Daheim kümmerten sich meine Mitbewohnerinnen super lieb um mich und boten mir auch an, mich am nächsten Tag ins Krankenhaus zu bringen. Zu dem Zeitpunkt lehnte ich noch ab, doch am nächsten Morgen merkte ich schnell, dass ich mich noch unfitter fühlte und so begleitete mich eine Mitfreiwillige netter Weise. Im Krankenhaus selbst brauchten wir einige Zeit und einige Nachfragen bis wir rausgefunden hatten, wo wir nun genau hinkommen sollten. 15 Minuten später als verabredet, kam dann auch mein Arzt und so nahm alles seinen Lauf. Zuerst war der Ultraschall fällig und im Anschluss wurde ich vorübergehend mit einer anderen deutschen Patientin in einem Zimmer untergebracht, bis unsere eigentlichen Zimmer fertig waren. Wir wurden beide von den Schwestern herzlich aufgenommen und bekamen direkt jeder eine Infusion gelegt. Nadeln im Arm, jaaa, genau mein Ding!! Kurz danach wurde ich mit einem Rollstuhl zum CT gefahren. Ich kam mir schon ein bisschen komisch vor, schließlich war ich kurz vorher noch selbstständig gelaufen. Beim CT selbst wurden mir ständig spanische Anweisungen durch den Lautsprecher gegeben, die ich leider nicht verstand. Schließlich kam eine Ärztin oder Schwester leicht genervt ins Zimmer und erklärte mir auf Englisch, was ich zu tun und zu lassen hatte. Ja ja, ganz schön anstrengend mit den Ausländern. 😀
Nach einem Mittagessen, welches wir beide ausschließlich wegen des Hungers in uns hineinschaufelten, wurden wir in unsere „salas privadas“ gebracht. Das sind Einzelzimmer mit jeweils einem eigenen Bad mit Dusche und WC – gewissermaßen die „VIP-Zone“ des Krankenhauses. Ein Glück wurden wir dorthin verlegt. Vorher gab es, soweit ich das erkundet hatte, nur eine Toilette für den ganzen Gang und die sah dementsprechend aus… Mittlerweile weiß ich auch wieso wir hier sein dürfen. Unsere Versicherungen übernehmen diesen Standard offenbar und das Krankenhaus freut sich darüber natürlich. Es geht also mal wieder nur ums Geld – scheint überall auf der Welt gleich zu laufen. Wenn ich aber sehe wie manche andere Patienten untergebracht sind, bekomme ich schon ein schlechtes Gewissen. Diese teilen sich oftmals zu viert oder zu sechst ein Zimmer. Und schwupp di wupp lernt man zu schätzen, was man hat – danke liebe Versicherung!
Am Nachmittag waren die Mädels aus meiner WG da und haben mich besucht, mich abgelenkt und mir Kuchen mitgebracht. Super lieb! Am darauffolgenden Tag (Sonntag) bekam ich sogar drei Mal Besuch. Von unserer anderen Freiwilligen-WG und von zwei Nonnen der Schule, die unabhängig voneinander vorbei schauten und mir Blumen, Kuchen, Schokolade und einen Schutzengel mitbrachten. Mit so vielen lieben Gesten hatte ich überhaupt nicht gerechnet und so freute ich mich doppelt und dreifach.
Wenn nur die Behandlung genauso gut anschlagen würde, wie lieb sich meine Besucher um mich sorgen. Nachdem der Sonntag eher im Zeichen des Wir-warten-ob-das-Antibiotikum-anschlägt stand, wurden heute noch einige weitere Untersuchungen durchgeführt, die alle das Gleiche Ergebnis hatten – alle Werte sind ok, alle Organe sehen super aus, alle Bilder sind unauffällig. Das ist natürlich einerseits schön, aber andererseits schön blöd. Die Schmerzen gehen nämlich dadurch trotzdem nicht weg und mittlerweile sind alle ein bisschen ratlos und wundern sich, ob das überhaupt eine Entzündung ist. Ich wünsche mir so sehr eine richtige Diagnose – bitte, bitte!!
Ab heute Abend versuchen wir erstmal neue Medikamente und einen neuen Weg. Zum Glück muss dafür keine neue Infusion gelegt werden. Meine Nadel hab ich mir nämlich heute Nacht von der Schwester rausmachen lassen, nachdem die Schmerzen im Arm einfach zu groß wurden.
Hoooooffentlich helfen die neuen Tabletten. Die meisten hier sind zwar sehr nett, aber trotzdem verstehe ich viele sehr schlecht. Außerdem will ich doch am Donnerstag bei dem großen Projekt in unserer Schule dabei sein und wir wollten diese Woche noch umziehen. Reicht doch zu, dass ich am Sonntag nicht mit auf den großen Markt konnte, finde ich.
Ich werde euch hier weiter auf dem Laufenden halten und hoffentlich den nächsten Eintrag wieder von zu Hause aus schreiben. Der wird dann ebenfalls hoffentlich auch wieder kürzer und erfreulicher ausfallen.