Heute war mein erster „richtiger“ Tag an der Schule. Zuerst hatte ich jeweils zwei Doppelstunden Englisch in zwei verschiedenen zwölften Klassen, danach war ich eine Stunde im Deutschunterricht in einer dritten Klasse und am Nachmittag hatte ich noch eine Doppelstunde Deutsch in einer sechsten Klasse.
Überall wurde ich von den Lehrern freundlich empfangen und konnte sofort aktiv in den Unterricht einsteigen. Zuerst gab es jeweils eine Vorstellungs- bzw. Fragerunde, in der die Schüler mir Fragen stellten. Neben Name, Alter, Lieblingsessen und ob mir La Paz gefällt wurde auch gefragt, ob ich einen Freund habe. „Nein, habe ich nicht“ – „Ouuuuuuh“. 😀 Aber das werden hier alle Freiwilligen gefragt. 😉
Gleich am Morgen versuchte ich dann den Schülern nahe zu bringen wie man Reported Speech benutzt. Der Englischlehrer bedankte sich zwar am Ende sehr freundlich bei mir und meinte ich sei eine große Hilfe gewesen, doch ich weiß nicht so recht, ob das stimmt oder ob er das nur aus Höflichkeit gesagt hat. Mal sehen wie die nächsten Stunden laufen. Gleichzeitig in zwei Fremdsprachen zu denken, fällt mir aber noch ganz schön schwer – Wörtersalat in meinem Kopf. 🙂 Im Deutschunterricht der dritten Klasse half ich überwiegend wenn Fragen aufkamen, während die Kinder bspw. eine Tabelle ausfüllen sollten.
Der Unterricht läuft hier aber ganz anders ab, als ich ihn aus Deutschland kenne. Erst mal gibt es vormittags und nachmittags jeweils 6 Stunden. Zwischen diesen gibt es aber keine Pausen, sondern lediglich zwischen der dritten und vierten Stunden sind jeweils 15 min zur Erholung vorgesehen. Ansonsten schließt jede Stunde direkt an die nächste Stunde an. Die Kinder bleiben in ihren Klassenzimmern und die Lehrer müssen zwischen den Räumen wechseln. Dafür haben sie also meistens ungefähr 0 Minuten Zeit. Da das also unmöglich ist, fangen die Stunden fast immer später an. Außerdem kommen die Schüler auch öfter mal zu spät. In meiner ersten Stunde heute kamen bspw. einige erst 10 Minuten nach Unterrichtsbeginn ins Klassenzimmer, und das obwohl wir schon 10 Minuten später angefangen haben. Der Lehrer hat dazu jedoch nichts gesagt. Auch sonst – die Schüler laufen immer mal durchs Zimmer und unterhalten sich, oder laufen zum Lehrer, um ihn persönlich etwas zu fragen, Müll wegzubringen oder was auch immer. Im Klassenzimmer war es heute oft ziemlich laut, bis die Schüler ermahnt wurden, nur leider ist es 3 min später wieder genauso laut. Aber das ist hier scheinbar normal und bei einer Klassengröße von meist über 40 Schülern wohl auch schwer zu vermeiden.
Hier läuft sowieso einiges anders, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Aber das war ja zu erwarten. Beispielsweise wurde mein Stundenplan immer mal in 10 min in der Pause mit den Lehrern abgestimmt. Demzufolge hat es doch mehrere Pausen/Tage gedauert, bis der Stundenplan fertig war. Mal sehen ob er nun endgültig steht, oder ob sich doch noch Änderungen ergeben. Auf jeden Fall bin ich froh, dass wir jetzt richtig in der Schule arbeiten können und alle irgendwie losgeht.
Gestern hatten eine Mitfreiwillige und ich spontan nachmittags zwei Stunden Hofaufsicht. Erst haben wir mit einigen Mädels UNO gespielt und später war es unsere Aufgabe alle Kinder, die im Hof gespielt haben zusammenzutrommeln und sie in den Kunstclub zu locken. Keine einfache Aufgabe, wenn man nur wenig Spanisch spricht und die Kinder keine Lust auf zeichnen haben. Mit Müh und Not haben wir es doch geschafft. Jedoch sind die Reaktionen und das Verhalten einiger Kinder auf Anweisungen oder Grenzen hier doch deutlich anders als sie vermutlich in Deutschland ausfallen würden – aber wir mögen ja die Herausforderung. 😉
Was gibt’s sonst Neues? Gestern hatte ich zum ersten Mal meinen Sprachkurs: Zwei Zeitstunden 1:1-Unterricht. Meine Lehrerin ist super nett und wir haben die meiste Zeit über verschiedenste Dinge geredet, also genau das, was ich üben möchte. Aber nach zwei Stunden war ich wirklich ganz schön platt. Abends waren wir dann in einem kleinen Grüppchen direkt noch im Kino, weil Kinotag war. Ein kompletter Film auf Spanisch – ich habe zwar nicht alles verstanden, aber dadurch, dass man die Handlung ja nicht nur hört, sondern auch sieht, habe ich im Großen und Ganzen doch begriffen worum es ging.
Morgen bin ich wieder mit der Gruppe unterwegs wegen des Visums. Am Dienstag waren wir auch schon deswegen bei Interpol. Da durften wir wieder Fingerabdrücke und Fotos abgeben, aber auch Gewicht und Körpergröße wurden dort diesmal abgefragt. Bin gespannt, was uns morgen wieder erwartet. Scheinbar gibt es aber auch schon den Plan mittags in einem deutschen Restaurant in La Paz zu essen. Das kann nur besser werden als mein letztes Essen auswärts. Am Dienstag Abend haben wir nämlich eine Mitfreiwillige zum Abendessen getroffen (nachdem wir zum zweiten Mal in der Stadt in der Calle Sagarnága shoppen waren ;)). Da wir schon großen Hunger hatten und leider auf die Schnelle nichts besser gefunden hatten, waren wir in einem Fast-Food-Hühnchen-Restaurant essen und das war gar nicht gut – nie wieder! 😉




