Ich bin wieder hier…

… und zwar zugegebenermaßen schon seit fast zwei Monaten. Hui, und jetzt kommt endlich mein letzter Blogeintrag.

Ich bin also wieder zurück in Deutschland, habe meinen Flug gut überstanden und auch das ominöse „wiedereinleben“ ist in vollem Gange. In den letzten Wochen war hier schon wieder unglaublich viel los. Ich habe mich erstmal noch auskuriert, mein Weihnachtsessen nachgeholt, Freunde und Familie getroffen, ganz viel Schokolade verdrückt und eben all das gemacht, worauf ich mich in Bolivien schon lange gefreut hatte. Aber ich war auch auf einigen Behörden, habe viel zu viel Zettelkram erledigt und eine Weiterbildung gemacht. Ich war also gut beschäftigt, aber jetzt nehme ich mir endlich die Zeit, um noch ein paar Worte zu schreiben.

Viele Leute fragen mich, jetzt wo ich wieder da bin, wie es denn war, ob es sich gelohnt hat, ob ich es wieder tun würde und möchten Fotos sehen. Das mit den Fotos ist kein Problem, ich habe 29 GB (mehr oder weniger gut aussortierte) Fotos und Videos. 😀 Und wie war es so? Eine vermeintlich einfache Frage und trotzdem ist es schwer, sie in wenigen Sätzen zu beantworten. Es war auf jeden Fall toll, ich habe super Erfahrungen gemacht, tolle Menschen kennengelernt und ich möchte definitiv irgendwann mal wieder nach Südamerika zu Besuch.

Und es war auch ganz anders als hier in Europa. Anfangs hatten fast alle Freiwilligen ziemlichen Respekt was die Sicherheitslage im Land betrifft und wir waren wirklich sehr vorsichtig. Mit der Zeit haben wir aber gemerkt, dass es gar nicht so dramatisch ist. Klar, es ist anders als in Europa und mit meiner Haut- und Haarfarbe bin ich immer aufgefallen. Aber, wenn man sich dann irgendwann ein bisschen eingewöhnt hat und merkt wie dort alles funktioniert, dann wird die Angst weniger. Ich hab natürlich immer aufgepasst und so weiter, aber im Endeffekt hab ich bspw. sogar mein iPhone ganz öffentlich auf der Straße benutzt, bin selbst im Dunkeln manchmal allein durch die Stadt gelaufen oder gefahren und war ja auch eine Zeit lang allein auf Reisen. Das Einzige, das wirklich sehr anstrengend war, war dass ich ständig angegafft (Ja, das ist in diesem Falle das richtige Wort!) wurde. Von Frauen, von Männern, von Kindern – ganz egal, ich war schon allein durch mein Äußeres auffällig und dadurch immer von Interesse für andere Menschen. Viele Männer haben es dann übertrieben und mir (den anderen auch) wurde hinterhergepfiffen, von uns wurden „heimlich“ Fotos gemacht und wir bekamen viele „schöne“ Sprüche zu hören. Sowohl auf der Straße als auch in der Disco.

Mit Kriminalität bin ich in Bolivien selbst kaum in Berührung gekommen. Ich habe nur Geschichten von anderen Freiwilligen gehört, denen etwas geklaut wurde, einer wurde sogar zusammengeschlagen. Fast alle Geschichten hatten jedoch gemein, dass die jeweiligen Freiwilligen im Endeffekt gewisse landestypische Regeln missachtet hatten, das heißt sie waren nachts allein zu Fuß in Stadtvierteln unterwegs, in denen man das lieber sein lässt oder sie hatten ihre Tasche nicht im Blickfeld, irgendetwas in diese Richtung. Leider wurde auch unser Gastbruder während ich in Bolivien war überfallen und zusammengeschlagen. Also auch Einheimischen passiert sowas. Allerdings war auch er nachts zu Fuß unterwegs. Das sollte man in manchen Gegenden unbedingt vermeiden, das ist ja in Deutschland ähnlich.
Ein Ereignis gab es in diesem Zusammenhang für mich dann aber doch. Auf Reisen in Chile, in San Pedro de Atacama, als wir unseren Ausflug zu dem Geysirsfeld machten, da passierte ES. Spannuuuung! 😉 Ich war auf Toilette, es gab eine riesen Schlange – klar wir waren ja auf einem Touri-Ausflug – und ich war endlich dran, yeah. Das Einzige, das ich aus dem Bus mit rausgenommen hatte war mein kleiner Geldbeutel, kann ja sein man muss was zahlen für die Benutzung des WC´s. Diesen legte ich in meiner Kabine auf so einen kleinen Fließenabsatz und schon als ich im Begriff war die Toilette wieder zu verlassen, sehe ich wie eine Hand in meine Kabine reingeschoben wird, um den Geldbeutel zu nehmen. Scheinbar konnte man diesen Absatz auch von draußen sehen. Ich hab natürlich sofort auf die Hand geschlagen und als ich raus kam entschuldigte sich eine Französin überschwänglich auf Spanisch bei mir. Sie meinte, dass sie dachte, jemand hätte ihn vergessen und sie wollte den Geldbeutel nur deswegen an sich nehmen. Ja nee ist klar, da steht eine Schlange an den Toiletten an und die Kabine war ja besetzt von mir, dann ist es total nicht naheliegend, dass der Geldbeutel auch der Person gehört, die da drin ist… Naja, nichts passiert, ich hab meinen unglaublichen Reichtum ja heldenhaft verteidigt. 😀 Sonst hab ich zum Thema Kriminalität zum Glück nichts zu berichten. Gut, ich hab meine Kreditkarte in Bolivien gelassen, aber nicht weil sie mir geklaut wurde, sondern weil ich sie am letzten Tag in den letzten Minuten am Geldautomaten schon am Flughafen (!!) vergessen habe. Zum Glück war auch das kein großes Problem!

Sonst waren dort natürlich viele Sachen anders, als ich sie aus Europa gewohnt war. Gekauft wird dort so gut wie alles auf dem Markt. Es gibt zwar auch Supermärkte, die sind jedoch meist teurer. Das heißt Obst, Gemüse, Fleisch und auch Zahnpasta oder Klopapier holt sich die Mehrheit der Leute auf dem Markt. Auch unsere Familie hat auf dem Markt gekauft und oft für uns gekocht. Das traditionell bolivianische Essen war zwar gewöhnungsbedürftig, aber bei unserer Familie hat es immer gut geschmeckt. Es gab jedoch ziemlich oft Suppe, Reis, gekochtes Hühnchen und Kartoffeln in allen Variationen. Das wurde mit der Zeit wirklich unschön und derzeit bin ich noch in der Hühnchen-und-Reis-vermeiden-Phase. 😉 Und die Schokolade dort hat nicht gut geschmeckt. Nachdem wir unzählige Sorten durchprobiert hatten, haben wir zwar was Akzeptables gefunden, aber zum Glück hatte ich liebe Freunde, die mir leckere Schoki zugeschickt haben. Für alle, die sich jetzt fragen ob man nicht einfach mal ein halbes Jahr lang ganz ohne Schokolade auskommen kann: Nein, das ist leider unmöglich gewesen! 🙂

Obststand am Markt

Obststand am Markt

Immer wenn ich auf den Markt oder auch sonst wohin wollte, bin ich Minibus gefahren. Das sind die typischen öffentlichen Verkehrsmittel in La Paz. Die haben in der Frontscheibe vorn Schilder drin liegen oder stecken, anhand derer man erkennen kann, wo der Bus langfährt. Dann kann jeder ihn an jeder x-beliebigen Stelle, an der er vorbeifährt heran winken und einsteigen, wenn noch Platz ist. Genauso kann an jeder Stelle ausgestiegen werden, Haltestellen gibt es dort nicht. Unter anderem dadurch ist auf den Straßen in La Paz ganztags Stau. Da sind die Leute, die sich mittels Motorrad fortbewegen wirklich besser dran, die können sich meist irgendwie durchschlängeln. Fahrräder gibt es in La Paz so gut wie keine. Durch die Höhe und die vielen Berge wäre das super anstrengend. Naja jedenfalls: Als ich in La Paz war, habe ich mir immer ein Straßenbahn- und/oder Busnetz, wie es in Deutschland üblich ist, gewünscht – mit Haltestellen, mit Fahrplänen und so weiter, damit man weiß wann es losgeht und wie man von A nach B kommt. Manchmal musste ich nämlich in Bolivien auch ziemlich lange auf einen Minibus warten, der dann endlich mal dorthin fuhr, wo ich nun gerade hin wollte. Und wo man wie am besten umsteigt, falls das nötig ist, konnten einem nur die Einheimischen sagen. Ja, aber hier in Deutschland, da komme ich doch nicht umhin, mir manchmal zu wünschen einfach an der Straße, genau dort wo ich nun grade stehe, einen Minibus anhalten zu können, der mich dann mitnimmt. Und was lernen wir daraus: Es bestätigt sich einmal mehr; man will immer das, was man grad nicht haben kann. 😉

Minibus

Minibus

Es gibt aber auch Dinge, die ich mir nicht zurückwünsche. In La Paz gibt’s nämlich bspw. ziemlich große Probleme, was den Müll angeht. Die Menschen stellen ihre Müllbeutel so wie sie sind an verschiedene Straßenecken und von dort holt sie dann an einem bestimmten Tag die Müllabfuhr. So der Plan… Jedoch gibt es in La Paz unglaublich viele Hunde. Die laufen alle frei durch die Straßen und die beißen natürlich dann die Müllsäcke auf, naja und dann sieht es lecker aus. Die Hunde sind aber – zu meinem Erstaunen – immer ganz lieb gewesen. Ich wurde nie irgendwie von denen angeknurrt oder ähnliches. Und ja, die laufen zwar frei durch die Straßen, aber größtenteils haben die Hunde schon einen Besitzer. Es ist dort aber üblich, dass man seinen Hund einfach auf die Straße lässt, der macht sein Ding und dann kommt er irgendwann mal wieder mit heim. So war das zu mindestens auch bei unserem Gastfamilien-Hund.

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Und was uns Freiwillige doch geschockt hat, womit wir überhaupt nicht gerechnet haben: Nicht nur die Hunde pinkeln in La Paz an irgendwelche Straßenecken. Auch einige Menschen. Ohne Witz. Es ist mir mehrmals passiert, dass ich um irgendeine Ecke gebogen bin und dann stand da einer und ich habe Dinge gesehen, die ich nicht sehen wollte. Am heller lichten Tag, inmitten von Menschen, in der Öffentlichkeit. Und nicht nur Männer machen das, auch einige Frauen. Die hocken sich an den Straßenrand und ab geht’s. In der Großstadt, weit und breit keine Wiese oder irgendwas und überall Menschen. Aber das macht denen nichts aus. Gut, die öffentlichen Toiletten sind meist so ekelhaft, da würde ich auch nicht drauf gehen wollen, aber Straßenrand ist schon nochmal eine andere Nummer. Nun gut, das ist eben dort so. Man muss es ja selbst nicht mitmachen… Hm, falsch gedacht, irgendwie muss man doch. Bspw. auf Reisen habe ich, wenn ich mir ein Busticket gekauft habe, oft mehrmals nachgefragt, ob es an Bord eine Toilette gibt und ob die auch wirklich funktioniert und ob die sich da sicher sind. Selbst wenn das 3x mit „ja“ beantwortet wurde, hieß das noch lange nicht, dass das auch stimmte. Blöd, weil unsere Busfahrten doch meistens so ca. 12h dauerten. Klar, der Busfahrer hat ab und zu Halt an „öffentlichen Toiletten“ gemacht aber wann das war, wusste man vorher nie. Einmal wollte ich bspw. nichtsahnend auf die wunderschöne Bustoilette gehen, da war die Tür abgeschlossen. Ich hab beim Busfahrer geklopft und gefragt was da los sei, ein paar kleine Mädels standen mit mir dort und hatten scheinbar das Gleiche Problem. Der Busfahrer fragte, was wir wollen, wir sagten, dass wir ein Klo wollen. Und schwuppdiwupp – rechts rangefahren, Tür aufgemacht, Bitteschön! Yeah, überall Schotterwiese, weit und breit kein Baum, Strauch oder irgendwas, der Bus hat Fenster, alle können zusehen… Meine Freude war unermesslich, aber immerhin waren wir irgendwo im nirgendwo, wo sonst kein Mensch zu sehen war und es war schon halbdunkel. Das war mein erstes aber bei weitem nicht mein letztes Mal, dass es auf Busfahrten so lief. Wobei das teilweise wahrscheinlich echt die bessere Alternative zu den öffentlichen WC´s war.

Es gibt also auch Dinge, die ich nicht vermisse. Es gibt aber auch viele, die ich vermisse. Zum Beispiel das schöne frische Obst und die leckeren frisch gepressten Säfte. Oder die lieben Menschen, die ich kennengelernt habe. Ziemlich viele Sachen eigentlich, zu viele, um sie aufzuzählen. Und um die Wie-war-es-Frage versuchen zu beantworten: Es war ein ganz anderes Leben, als wir es hier kennen und führen. Und was war anders? Ja, so fast alles irgendwie. Aber es war toll das zu sehen und zu erleben und ich bin so froh, dass ich das gemacht habe. Ich hab viele Erfahrungen gesammelt und viel gelernt. Und damit meine ich nicht nur, dass meine Spanischkenntnisse jetzt bisschen größer sind. Hätte mir im Vorhinein jemand gesagt, dass ich in Bolivien 3x stationär ins Krankenhaus aufgenommen werde, hätte ich wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch bekommen. 😀 Aber irgendwie ging es, es war nicht so schlimm, wie es sich der ein oder andere vielleicht vorstellt. Klar hatte ich auch schwierige Momente und klar sind Tränen geflossen, vor allem im Krankenhaus. Aber ich hatte zu keiner Zeit das Bedürfnis abzubrechen und wieder heim zu fliegen deswegen. Und es gab ja auch so viele unzählige schöne Momente.

Ich bekomm glatt Gänsehaut wenn ich das alles schreibe. Ich könnte noch so viel mehr schreiben und gleichzeitig lässt sich manches aber nicht mit Worten und auch nicht mit Bildern sagen… Ich danke auf jeden Fall allen, die mich unterstützt haben und da darf sich jetzt gern jeder angesprochen fühlen!

Und was hab ich nun eigentlich gelernt? Naja, viel eben! Auch viel, was man nicht in Worte fassen kann. Ich bin auf jeden Fall super froh und dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, so etwas unbeschreiblich Tolles zu erleben! Und eine Erkenntnis bleibt auf jeden Fall: Ich habe eine super Familie und die besten Freunde, die man sich nur wünschen kann. Anfangs hatte ich Respekt davor, ob sich irgendwas ändern wird, weil ich so lange weg war, ob der Kontakt abbricht oder so. Aber nein, gar nicht! Ich wurde so toll unterstützt von allen Seiten und hab immer wieder ganz liebe und süße Grüße aus Deutschland bekommen. Dadurch hab ich euch nur umso mehr vermisst und genau deswegen bin ich trotzdem auch froh, wieder hier zu sein – hier bei all meinen Lieben!

Muchos besitos y abrazos!! 🙂

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Zurück in La Paz oder aller guten Dinge sind drei

Nach meinen langen und vielen Reisen bin ich dann Mitte Januar erneut in La Paz angekommen, ab da musste ich auch wieder arbeiten. Die letzten beiden Januarwochen sollten wir noch bei den Vorbereitungen für das neue Schuljahr mithelfen, das am ersten Februar begann. In der ersten Woche waren wir nur zu zweit, in der zweiten waren wieder alle acht Freiwilligen dabei. Ich habe die ganze Zeit fleißig Bücher gebunden – Stapel an geordneten Blättern nehmen, untendrunter eine farbige Plastikseite, obendrauf eine durchsichtige, dann die Spirale von Hand reindrehen, Sticker draufkleben, fertig! Neeein, danach tat meine Hand kaaaaum weh. 😀 Aber so können die Kinder wenigstens Ihre Schulbücher für ein bisschen weniger Geld bekommen.

Papier und mehr Papier

Papier und mehr Papier

Am Wochenende haben wir dann viel unternommen. Ich bin beispielsweise endlich meine Hauswand runtergelaufen. Das hatte ich mir ja schon ewig vorgenommen. House Running nennt sich das, gibt es in Deutschland auch, ist nur 5x so teuer. Ich bin also 50m lang eine Wand eines Hotels mitten in der Innenstadt heruntergelaufen oder vielmehr gehüpft. In den Übungen vorher an der Miniwand lernt man nämlich im Schnelldurchlauf die richtige Technik, um heil unten anzukommen. Ordentlich gesichert und mit Spiderman-Kostüm ging es dann los. Ich stellte mich in das offene Fenster und konnte 50m in die Tiefe blicken. Meine Knien waren einfach nur weich wie Pudding und ich zögerte doch einige Momente, bis ich mich endlich nach vorn aus dem Fenster lehnte und die eingeübten Handgriffe ausführte, um in die Hüpfposition zu gelangen. Die ersten Sekunden, in denen man das Sicherungssystem noch nicht spürt, sind eindeutig die schlimmsten. Aber danach war alles cool. Die letzten 20m hab ich dann noch den freien Fall ausprobiert. Super coole Erfahrung, kann ich nur weiterempfehlen. Das lustige Video zu der Aktion zeige ich euch, wenn ich wieder da bin. 😉

Übung macht den Meister

Übung macht den Meister


Free Fall

Free Fall

Am nächsten Tag waren wir wandern. Es ging zu einem nahe gelegenen Berg, dem Muela Diabolo, dem Teufelszahn. Das hatte ich mir auch schon laaange vorgenommen und ich bin sehr froh, dass wir es endlich mal auf die Reihe bekommen haben. Wir waren mit einer großen Gruppe von Freiwilligen unterwegs. Es war sehr schön und gar nicht so weit. Vor allem verrückt, dass es so nah an La Paz schon wieder so viel Grünes und so viel Natur gibt. Nach der Wanderung haben wir uns im betuchteren Viertel von La Paz noch einen fetten Eisbecher gegönnt. Die verbrauchten Kalorien mussten schließlich wieder rein. 😀

Muela del Diablo

Muela del Diablo

In der zweiten Arbeitswoche habe ich mich direkt Mitte der Woche mal wieder ausgecheckt und ins Krankenhaus eingecheckt. (Ja, ernsthaft und nein, ich hab da keinen Spaß dran. :D) Mein Bauch hat wieder Probleme gemacht und eh es nochmal zum äußersten kommt, bin ich vorher schon einmal zu meinem Arzt gegangen. Der hat mich direkt da behalten, nach meiner Vorgeschichte. War nicht so schön, zumal die Infusionen nach jedem Krankenhausaufenthalt mehr weh taten und diesmal musste täglich eine neue Vene gesucht werden, weil es sich immerzu entzündet hat. Naja, ich hab es überlebt und wurde dann auch irgendwann entlassen. Leider ging es mir nicht wirklich viel besser, aber immerhin ein wenig. Ich dachte, den Rest kann ich ja daheim noch auskurieren. Am kommenden Wochenende habe ich mich also brav ausgeruht, um am Montag in der Schule meinen Stundenplan für die letzten drei Wochen mit den Lehrern absprechen zu können. Das war aber auch alles, was ich in der kommenden Woche auf die Reihe bekommen habe. Mir ging es direkt wieder schlechter und mein Arzt wollte mich wieder stationär im Krankenhaus aufnehmen. Ich wollte das aber so gar nicht – 3x in 6 Monaten reicht ja wohl… Also hab ich mit ihm ausgehandelt, dass ich auch ambulant behandelt werden kann. Meine Versicherung hat mir sogar einen vorzeitigen Rückflug nach Deutschland angeboten, da ja scheinbar irgendwas gar nicht gut funktionierte mit meinem Magen. Aber das wollte ich ebenfalls nicht. Zum Glück schlug die neue Behandlung gut an, sodass ein verfrühter Rückflug nicht mehr im Raum stand und ich die letzten zwei Wochen wieder arbeiten konnte.

Auch in diesem Schuljahr war ich wieder im Kindergarten, in der Grundschule und in der Oberstufe. Am meisten Zeit habe ich aber in der Grundschule verbracht. Das ist durchaus ziemlich anstrengend mit den Kleinen, aber gleichzeitig sind sie auch sooo süß. An meinem letzten Tag hat mich eine Klasse von oben bis unten durchgeknuddelt, ich kam gar nicht mehr aus dem Zimmer raus. 😉

In den letzten zwei Wochen habe ich zudem eine Handreichung für zukünftige Freiwillige an unserer Schule erstellt. Da ich wusste, dass man im Vorfeld eines solchen Aufenthaltes im Ausland viele, viele Fragen hat und die Schulleiterin sowie die Verantwortliche für die Freiwilligen im Colegio immer ziemlich viele Mails schreiben müssen, habe ich das alles einfach mal zusammengefasst. Jetzt gibt es also ein Dokument, dass (hoffentlich) fast alle offenen Fragen beantwortet und dass nur noch per Mail verschickt werden muss.

Meinen Sprachkurs habe ich durch die vielen Reisen und Krankzeiten auch erst in den letzten Wochen beenden können. Ich glaube ich kann sagen, dass ich sowohl im Kurs als auch im every-day-life viel dazu gelernt habe. Zum Glück, denn in meinen letzten Stunden hatte ich mal wieder ein Erlebnis der besonderen Art. In der vorletzten Woche fragte mich meine Sprachlehrerein, ob ich denn am Ende des Kurses ein Zertifikat möchte. Ich, ohne viel nachzudenken und nachzufragen, sagte ja. Ich dachte ich bekomme dann so eine Art Teilnahmezertifikat. Aber nein, in meiner nächsten Stunde hieß es: „Gut, dann machen wie heute deine Prüfung.“ Whaaaaat?! Davon war vorher nie die Rede, ja ich hatte nicht nachgefragt, aber trotzdem… Ich hab also völlig unvorbereitet eine kleine Prüfung abgelegt. Aber glücklicherweise ging alles ziemlich gut und ich hab bestanden und nun also sogar noch ein Zertifikat – yeah! 🙂

Die letzten Wochenenden habe ich natürlich auch noch genutzt. Zwar nicht so intensiv wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte, aber was solls. Ich musste mich noch ein bisschen schonen, denn ich wollte ja schließlich flugfähig werden bzw. bleiben. Ich bin also zum Karneval nicht nach Oruro gefahren, sondern in La Paz geblieben. Der Karneval in Bolivien soll wohl der zweitschönste auf der ganzen Welt sein, nach dem Karneval in Rio. Und das Karnevalszentrum in Bolivien ist Oruro. Aber dafür fühlte ich mich noch nicht fit und ich dachte die Umzüge in La Paz können ja auch nicht so schlecht sein, ist schließlich eine riesige Stadt. Aaaaber falsch gedacht. Mich hat der Umzug, den wir uns angeschaut haben nicht wirklich umgehauen. Es sind zwar viele Gruppen mit unterschiedlichen Präsentationen und Tänzen aufgetreten, aber zwischen den Gruppen waren teilweise Pausen von 10 Minuten und das hat einfach den Spaß genommen. Sowieso geht es beim Karneval in La Paz wohl vielmehr darum sich gegenseitig mit Wasser und Schaum vollzuspritzen als um alles andere. Diesen Schaum konnte man schon Wochen vorher überall in Spraydosen kaufen und Wasserspritzpistolen bekamen hier eine ganz neue Dimension. 😀

Am vorletzten Wochenende bin ich mit meinem Gastbruder noch in das kleine, süße Bergstädchen Sorata gefahren. Dort haben wir die Landschaft und das Grün genossen und uns zwei entspannte Tage gemacht. Außerdem haben wir eine nahe gelegene Höhle besichtigt, in der man sogar Boot fahren konnte. Und in Sorata hab ich die wohl schlechtesten Pancakes überhaupt gegessen. 😉

in Sorata

in Sorata


Cuevas de San Pedro nahe Sorata

Cuevas de San Pedro nahe Sorata

Unser letztes Wochenende haben wir mit Abschieden, einer Abschiedsfeier, putzen und Koffer packen verbracht. Das war ein Kampf… Letztendlich ist der Koffer dann aber doch zugegangen und ich habe so gut wie alles reinbekommen. Jetzt muss ich nur noch hoffen, dass er auch heil in Deutschland ankommt. Die Abschiede waren alle ziemlich traurig, sowohl von den anderen Freiwilligen, die in der Zeit teilweise zu guten Freunden geworden sind, als auch von unserer Gastfamilie. Aber nun sitze ich im Flugzeug und freue mich darauf euch alle bald wiederzusehen!!

Eigentlich wollte ich den Blogeintrag schon zeitiger veröffentlichen, aber – Bolivian Style – wir hatten die letzten Tage kein Internet und somit kann ich es jetzt erst hochladen. Meinen allerletzten Eintrag schreibe ich dann, nicht wie ursprünglich geplant, im Flugzeug, sondern in meinen ersten Tagen in Deutschland. Einer kommt also noch! 😉

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Meine weiteren Reisen parte dos

Wir mussten also, um von San Pedro nach Bolivien zu kommen, einen Zwischenstopp in Calama in Kauf nehmen. Wir waren heilfroh, als wir nach einiger Zeit und einigem Suchen endlich ein Busunternehmen gefunden hatten, dass uns am nächsten Morgen wenigstens nach Uyuni (zweiter Zwischenstopp, den wir mitnehmen mussten, um nach Sucre zu kommen) bringen würde. Es fand sich zum Glück direkt in der Nähe auch ein Hotel (eher „Hotel“), in dem wir unsere kurze Nacht verbringen konnten. Zuvor wollten wir aber noch Proviant für die Fahrt sowie etwas Essbares für den Abend besorgen oder Geld abheben. Wir trennten uns, damit es schneller geht und gingen alle unserer Wege. Spätestens als wir uns wieder im „Hotel“ trafen, erfuhren wir, dass das eine sehr, sehr, sehr dumme Idee war. Offenbar befanden wir uns in einem ziemlich gefährlichen Viertel und konnten froh sein, dass nichts passiert ist. Der Hotelbesitzer hat uns dann sogar noch in ein anderes, vermeintlich sichereres Zimmer verlegt und mir eindringlich erklärt, dass wir am nächsten Morgen, wenn wir zum Bus laufen, zu dritt in der Gruppe gehen sollen und zwar schnellen Schrittes. Dass wir aufpassen sollen, dass unser Gepäck auf dem Weg nicht geklaut wird und dass es auch wirklich in den Bus geladen wird. Okay… Bis zur Stelle, an der der Bus abfährt waren es ungelogen nur fünf Meter!! Wo waren wir denn hier gelandet??

Im Zimmer angekommen, mussten wir den Schock erstmal mit vieeel Schokolade verarbeiten. Mit dem sehr unsauberen Zimmer konnte ich mich bloß anfreunden, weil es nur für eine kurze Nacht war. In dieser träumte ich doch tatsächlich davon, dass wir überfallen werden – vielen Dank für die Gruselgeschichten am Abend zuvor…! Am sehr frühen Morgen (Abfahrt war um 5) ging aber alles gut und wir saßen schließlich im Bus nach Uyuni. Die Fahrt war, wie wir es schon gewöhnt waren, nicht sehr bequem und die Kontrolle an der Grenze dauerte wieder ewig. Irgendwann kamen wir dann endlich in Uyuni an. Dort wartete aber gleich die nächste Hiobsbotschaft auf uns.

Obwohl wir extra mehrfach in Erfahrung gebracht hatten, ob dann auch wirklich Busse von Uyuni nach Sucre fahren würden, wurde uns direkt in der ersten Agentur mitgeteilt, dass jetzt natürlich keine Busse mehr fahren und was wir uns denn vorstellen würden. Alle Straßen seien schon abgesperrt wegen der Dakar. Das ist die berühmteste Wüstenrallye der Welt, die gerade an diesen Tagen durch Uyuni führte. Wir waren am 1. Dakar-Tag dort, als auch die ganzen Teilnehmer ankamen und ein riesengroßes Spektakel veranstaltet wurde. Da wir natürlich vorher wussten, dass genau an diesem Tag, an dem wir gezwungenermaßen über Uyuni nach Sucre reisen mussten bzw. wollten, die Dakar auch dort stattfindet, hatten wir uns umso intensiver informiert, ob wir da überhaupt einen Bus zur Weiterfahrt bekommen können. Offenbar waren die Informationen, die wir bekommen hatten, aber – mal wieder – falsch. Das haben wir hier übrigens schon oft festgestellt: Wenn man die Leute um eine Auskunft bittet, sie nach dem Weg fragt oder nach was auch immer, und sie eigentlich keine Ahnung haben, sagen sie dir nicht einfach, dass sie keine Ahnung haben, sondern sie antworten dir trotzdem und schicken dich einfach irgendwo hin. Die Erfahrung haben wir schon mehrfach gemacht. Vielleicht gilt es hier ja als unhöflich zuzugeben, dass man es nicht weiß? Wer weiß, jedenfalls war das also nicht das erste Mal, dass wir eine Fehlinformation bekamen.

Wir klapperten noch so einige Agenturen ab, bis wir wenigstens doch noch – was ein Glück!! – einen Bus für abends bekommen konnten. Zwar nur einen kleine Bus, eine Art Minibus, aber immerhin kamen wir überhaupt noch weg, denn dort eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden, wäre unmöglich gewesen. So hatten wir also viel neu gewonnene Zeit und konnten gemütlich Mittagessen gehen und einen Kaffee schlürfen. Natürlich konnten wir uns dem Dakar-Wahnsinn nicht entziehen und bekamen auf diese Weise noch einen kleinen Eindruck vom Geschehen. Die ganze, aber wirklich die ganze Stadt war in Aufruhr. Zentral gab es einen riesengroßen Markt über mehrere Straßen mit Souvenirs und allem Möglichen, sogar Kamerateams waren vor Ort. In allen Cafes und Restaurants ringsherum wurden genau die Bilder dann live übertragen. Ich hab mich auch einmal an die Strecke gewagt, bzw. an den Punkt, an dem die Fahrer dann nacheinander angefahren kamen. Menschenmassen, Gedrängel, kaum mal die Möglichkeit einen Blick zu erhaschen oder ein Bild zu schießen, aber eine mega Stimmung. War schon cool, dass dann auf diese Weise doch alles noch kurz mitzubekommen.

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Abends sind wir dann zu unserem Bus gelaufen, der natürlich nicht pünktlich losgefahren ist und seeehr klein war. Aber wie dem auch war, wir waren froh überhaupt einen Bus bekommen zu haben. Die Fahrt war wenig komfortabel und am Ende musste ich mich noch mit dem Kerl, der hinter mir saß, rumstreiten, aaaaber wir sind dann doch tatsächlich endlich mal in Sucre angekommen – zwar mitten in der Nacht, aber was solls. Zum Glück hatte eine andere Freiwillige, mit der wir uns in Sucre treffen wollten, im Hostel schon für uns vorreserviert, sodass wir direkt einen Schlafplatz hatten. Nach einer kurzen Nacht, aber einem dafür sehr leckeren Frühstücksbuffet machten wir uns dann zu fünft auf um Sucre zu erkunden. Für mich ist es eine sehr, sehr schöne Stadt, deren Altstadt sicher nicht umsonst UNESCO-Weltkulturerbe geworden ist. 😉 Alle Gebäude in der Innenstadt sind im Kolonialstil erbaut worden, alle Häuser sind weiß und es sieht sauber und gepflegt aus. Es gibt viele kleine Parks und süße Kirchen. Uuund es gab mega leckere Schokolade. Dafür ist Sucre ja auch bekannt. Und was soll ich sagen, wir waren nicht nur einmal in diesem Laden in dem man Schokoladentafeln kaufen, Sachertorte essen und heiße Schokolade trinken konnte! 😉

Sucre

Sucre

Am ersten Tag haben wir uns unter anderem auch das Casa de la Libertad angesehen, in welchem 1825 die Unabhängigkeitserklärung von Bolivien unterzeichnet wurde. Dort gab es viele interessante Dinge zu entdecken. Genau wie im Parque Cretácico, den wir am nächsten Tag besucht haben. Dort gibt es ca. 5000 Dinosaurierspuren von vor über 65 Millionen Jahren zu bestaunen. Neben den Spuren wurde dort auch ein Park mit Dinosaurierfiguren errichtet, den wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Am dritten und letzten Sucre-Tag wollten wir eigentlich noch ein Kloster besuchen und dann mittags weiter in die nächste Stadt, nach Potosi, fahren.

Dinospuren unter Gesteinsschichten

Dinospuren unter Gesteinsschichten


zwei Dinos

zwei Dinos

Die restlichen Mädels haben das auch gemacht. Nur ich nicht so ganz. Ich bin direkt morgens in die Notaufnahme – ja schoooon wieder – gefahren und habe dort meinen Vormittag verbracht, nachdem es mich, wieder mal, die komplette Nacht lang ausgeräumt hat. Übrigens läuft das dann in der Notaufnahme in Bolivien meist, so auch in Sucre, folgendermaßen ab: Man erklärt sein Anliegen, man zahlt dafür den Arzt gleich zu sehen, man wartet, man sieht den Arzt und wird untersucht. Der schreibt dann viele Zettel und man darf noch mehr zahlen. Außerdem geht man dann höchstpersönlich mit einer großen Liste in die nahe gelegene Apotheke, um sich alles zu besorgen, was man gleich brauchen wird. Spritzen zum Blut abnehmen, Spritzen für Medikamente, Infusionslösungen, Medikamente und was noch alles so nötig ist. Mit der großen Tüte geht’s dann wieder ab in die Notaufnahme, ins Bettchen und dann geht der Spaß los. Für mich war das ja nichts Neues – leider. Nachdem die Laborergebnisse da waren, eröffnete mir mein Arzt, dass ich stationär aufgenommen werden müsste, da meine Blutwerte wohl reichlich schlecht waren. Er vermutete, dass meine Mageninfektion aus Santa Cruz nie wirklich abgeheilt war und ich mich deswegen auch in Arica so schlecht fühlte. Ich hatte aber für den übernächsten Tag schon eine Tour in den Dschungel gebucht und auch bezahlt und wusste, dass ich die nicht einfach absagen und mein Geld wiederbekommen konnte. Außerdem war das schon der zweite und auch letzte Versuch für mich diese Tour zu machen, nachdem ich sie im Dezember aus den gleichen Gründen nicht machen konnte. Ich fragte also ob nicht irgendeine ambulante Behandlung möglich sei und erklärte die Situation. Mein Arzt sagte allerdings, dass es sein kann, dass ich dann nach der Tour in La Paz nochmal zum Arzt müsse und dass die Entzündung so nicht 100%ig abheilt. Ja uncool, aber ich wollte unbedingt in den Dschungel und es war ja auch schon bezahlt. Also ließ ich mir, nachdem einiges durch meine Venen gelaufen war, Medikamente mitgeben, mein Arzt meinte noch freundlich, dass ich ja ganz gut Spanisch spreche, und dann ging es wieder ins Hostel. Ich fühlte mich zwar noch wie ein kleiner Matschehaufen, aber hoffte, dass das bald vergehen würde.

Im Hostel wartete Christiane, meine Mitbewohnerin, mit der ich die Tour durch den Dschungel machen würde, auf mich. Sie hatte sich dann auch gegen Potosi entschieden, sodass wir an dem Tag bzw. in der Nacht gemeinsam nach La Paz fahren würden, um dann dort einen Tag Pause zu machen und am Morgen danach nach Rurrenabaque in den Dschungel zu fliegen. Die anderen drei Mädels waren schon weitergereist. Wir warteten noch 2-3h im Hostel in der „Lobby“ bzw. ich schlief dort auf der Couch noch ne Runde, wir hatten ja schließlich schon ausgecheckt. Obwohl unser Hostel in Sucre echt schön war, muss ich sagen, dass sie in Sachen Krankenhaus nicht sehr hilfsbereit waren. Um ein Taxi zu bestellen, musste ich schon mehrfach nachfragen. Das war in Arica um einiges besser!! Zwar wurde mir dort im Hostel von anderen Touristen auch Gras zur besseren Genesung angeboten, aber naja. 😀

Am frühen Abend fuhren Christiane und ich also zum Busterminal, um einen Bus nach La Paz aufzuspüren. Und tadaaa: Alle Busse waren schon voll!! Wir konnten aber auch nicht noch eine Nacht warten und dann erst fahren, dann hätten wir unseren Flug in den Dschungel verpasst. Große Panik, großes Chaos – was nun? Selbst Busse nach Oruro (das ist nur 3-4h von La Paz entfernt) waren alle voll. Und das obwohl kein Feiertag war oder irgendwas Vergleichbares. Keine Ahnung was da los war, es war ausschließlich ein normales Wochenende. Wir waren echt verzweifelt und mir ging es zudem noch reichlich ungut… Aus lauter Verzweiflung buchten wir dann einen Bus nach Potosi, in der Hoffnung von dort aus einen Bus nach La Paz zu bekommen. Das ist immerhin schonmal 2-3h näher an La Paz als Sucre, liegt also mehr oder weniger auf dem Weg (Sucre – La Paz sind so 12h Busfahrt). Während wir am Bussteig auf unseren Bus warteten, sahen wir die ganzen Busse, die nach La Paz fuhren, an den Bussteigen nebenan. Da ich von früheren Reisen wusste, dass manchmal Leute einfach nicht kommen und dann deren Plätz frei sind, beobachteten wir das genau und fragten uns durch. Eine Frau erklärte dann Christiane, dass es angeblich eine Durchsage gegeben hätte, dass zwei Plätze frei geworden sind. Sie rannte also wieder ins Terminal zu den verschiedenen Anbietern, um das auszuchecken, während ich kleines Häufchen Elend am Bussteig aufs Gepäck aufpasste. Irgendwann kam sie wieder, unser Bus nach Potosi war mittlerweile im Begriff ohne uns abzufahren, und erklärte mir dass die Durchsage für Plätze in eine andere Stadt war. Sie ist aber glücklicher Weise dann an eine super nette Frau geraten und hat ihr nochmal unsere Lage geschildert. Diese hat es dann ermöglicht, dass wir doch zwei Plätze nach La Paz bekommen konnten. Zwar vorn beim Busfahrer als Beifahrer, nicht sehr bequem und dafür überteuert, aber immerhin kamen wir noch nach La Paz!! Ein Glück. Die Fahrt war zwar nicht sonderlich bequem und logischer Weise konnten wir auch nicht so viel schlafen, da Musik lief und der Fahrer dort geraucht hat, aber hey, wir sind am nächsten Morgen in La Paz angekommen – gerädert aber froh da zu sein.

Den Tag in La Paz verbrachte ich nur in meinem Bett, mit schlafen und ausruhen. Nagut, meinen Rucksack hab ich auch gepackt, aber mehr nicht. Zum Glück halfen meine Tabletten erst einmal, sodass es am nächsten Morgen zeitig zum Flughafen gehen konnte, denn 7 Uhr sollte unser Flieger starten. Der wurde aber aufgrund von Wetterbedingungen erstmal nach hinten verschoben. Dann durften wir eine Stunde verspätet endlich einsteigen und nach 5 min im Flugzeug auch wieder raus – jetzt gab es technische Probleme. Noch eine Stunde später konnten wir zum zweiten Mal einsteigen. Allerdings mit einem mulmigen Gefühl, kurz vorher hatte genau das Flugzeug schließlich noch irgendwelche Probleme. Das Flugzeug war übrigens auch ein Flugzeug in Miniaturausstattung: Es gab 19 Sitzplätze, jeder hatte quasi einen Fensterplatz. Man konnte im Gang nicht stehen und während des ganzen Fluges zum Piloten ins Cockpit schauen. Die zwei Piloten waren auch die einzige Crew an Board, Toilette gab es sowieso nicht. Wirklich komfortabel war der Flug jetzt auch nicht, eher ein bisschen gruselig durch die Umstände. Aber wir kamen heile in Rurrenabaque am „Flughafen“ (es war einfach ein ganz normales Haus mitten im nirgendwo) an und sogar unsere gebuchte Tour hat glücklicherweise auf uns gewartet, eigentlich waren wir nämlich für deren Start eine Stunde zu spät.

"Flughafen" in Rurre

„Flughafen“ in Rurre

Nachdem ich erstmal mehrere Lagen Klamotten ablegen musste, da dort schöne 35-38 Grad waren (in La Paz waren vielleicht 10-15 Grad), ging es mit dem Auto ca. 3h über eine furchtbare Huckelpiste bis zu einem Fluss, an dem die Tour starten sollten und wo wir die restliche Reisgruppe und unseren Guide kennenlernten. Mehrere Stunden fuhren wir dann mit einem Holzkanu (mit Motor) auf dem Fluss entlang und konnten viele Tiere beobachten – z.B. Alligatoren, Äffchen, verschiedene Vögel, Schildkröten und Capybaras. Dann kamen wir an unserer Unterkunft für die nächsten 2 Nächte an. Das waren mehrere Holzhütten und wir würden in einer dieser Hütten zu neunt in einem Zimmer schlafen. Strom gab es nur für ein paar Stunden am Tag, wenn der Generator angeschmissen wurde und auch nur dann haben sich die Wassertanks für Klospülung und Duschen wieder gefüllt. Am Abend fuhren wir noch ein kleines Stück, um den Sonnenuntergang beobachten zu können, bevor es wieder zur Unterkunft zurückging. Nach einem leckeren Abendessen und einer erfrischenden Dusche (Endlich!!), deren Wirkung leider nur kur anhielt, gingen wir alle ziemlich früh ins Bett. Meine erste Nacht unterm Moskitonetz in der Hitze war jedoch nicht sonderlich erholsam, da ich ziemlich schlecht geschlafen hatte.

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Capybara

Capybara


Äffchen-Attacke

Äffchen-Attacke


unser Zimmer

unser Zimmer

Egal, am nächsten Morgen ging es zeitig raus, damit wir kurz vor 6 Uhr den Sonnenaufgang sehen konnten. Dazu wurden wir mit unserem Kanu wieder zu einer Stelle geschippert, an der das besonders gut möglich war. Nachdem wir uns dann – wieder in unserer Unterkunft – mit einem leckeren Frühstück gestärkt hatten und jeder seine passenden Gummistiefel gefunden hatte, gingen wir auf Anakondasuche. In der prallen Sonne liefen wir quer feldein durch die Pampas und suchten stundenlang nach der Anakonda, deren Spuren wir durchaus sichten konnten. Leider hatten wir an diesem Vormittag kein Glück und die anstrengende Wanderung lohnte sich im Endeffekt nicht. Total platt kamen wir wieder in der Unterkunft an und hatten kurz Zeit zum Verschnaufen, bevor wir uns am Nachmittag auf den Weg machten, um die rosa Flussdelfine ausfindig zu machen. Vom Boot aus konnten wir diese mehr oder weniger gut beobachten und man hat durchaus immer mal einen rosa Schimmer gesehen, wenn ein Delfin kurz aufgetaucht ist, mehr aber nicht. Faszinierend war: 20m weiter den Fluss entlang, befand sich eine Stelle mit unzähligen Alligatoren. Unser Guide erklärte uns aber, dass sie das Gebiet der Delfine respektieren und diese nicht verspeisen. Verrückt, einige von uns waren sogar an der Stelle, an der es die Delfine gab, im Wasser schwimmen… Den frühen Abend verbrachten wir noch in einer „Bar“, die ebenfalls am Flussufer gelegen war. Da ich ja Antibiotika nahm, gab es für mich keinen Cocktail. Die sahen allerdings auch nicht unbedingt trinkenswert aus, wirkten aber scheinbar ganz gut, wenn ich mir den Großteil unserer Truppe so ansah…

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang


Unser Boot

Unser Boot

Nachdem ich meine zweite nicht erholsame Nacht überstanden hatte, in der es auch noch wie verrückt geregnet hatte, brach unser letzter Tag im Dschungel an. Den Vormittag verbachten wir im Nieselregen mit Piranha-Fishing. Ich hab sogar auch zwei gefangen und juhuuu, die haben sogar pink geglitzert. 😉 Nachdem wir dann alles an die Piranhas verfüttert hatten, ging es mit unserer Beute zurück zur Unterkunft. Wir haben tatsächlich einige Piranhas und auch zwei oder drei Katzenfische fangen können. Nachdem unser Guide diese ausgenommen hatte, durfte ich sie höchstpersönlich in die Küche bringen, wo sie für uns zum Mittagessen zubereitet wurden. Und ich kann verkünden: Piranha schmeckt nach nichts, nicht einmal nach Fisch. Wir fütterten noch ein paar Äffchen, die mit uns dort gewohnt hatten und machten Bilder von Hausalligator Pedro bevor es wieder Retoure ging. Hausalligator? Ja, also ein Alligator hat scheinbar seinen Stammplatz genau vor unserer Unterkunft am Ufer des Flusses. Und da er den Besitzern und unserem Guide schon bekannt war, haben sie ihn wohl Pedro getauft. Schon ein bisschen gruselig zu wissen, dass er dort seinen Stammplatz hat und vor allem beim ein- und aussteigen ins Boot war es immer ein wenig kniffelig, aber eigentlich war er ganz lieb. 😀 Später fuhren mit dem Kanu wieder dahin zurück, wo die Tour begonnen hatte und mit dem Jeep wieder über die Huckelpiste zurück nach Rurrenabaque in die „Stadt“.

Den hab ich mir geangelt ;)

Den hab ich mir geangelt 😉


Mensch isst Piranha

Mensch isst Piranha


Hausalligator Pedro

Hausalligator Pedro

Dort wollten Christiane und ich dann unseren Rückflug buchen gehen. Wir hatten uns nach einigem Hin und Her doch dazu durchgerungen einen Flug und keinen Bus zurück nach La Paz zu nehmen. Auch wenn es durchaus um einiges teurer war, wäre es doch bequemer, schneller und für meinen Magen wohl auch die bessere Alternative. Im Büro der Airline wurde uns allerdings eröffnet, dass es erst wieder freie Plätze zum Sonntag gäbe (es war Donnerstag). Drei Nächte länger in Rurre bleiben konnten und wollten wir aber auch nicht. Deswegen mussten wir doch auf den Bus umsteigen. 14 Stunden in einem Bus Semi-Cama. Die Vorfreude war riesig. Und es war wirklich eine Schreckensfahrt, von den 14h ging es locker 11h nur über Huckelpiste. Zum Glück hatte ich die Nächte vorher so bescheiden geschlafen, sodass ich im Bus ein bisschen Schlaf abbekommen konnte und die Fahrt „schneller“ vorbei ging. Aber mein Rücken tat danach wie verrückt weh. Tut er übrigens bis heute… Naja, wir sind lebendig in La Paz angekommen und yeah – immerhin hatten wir nebenbei noch Geld gespart. 😉 Im Bus ist mit uns übrigens auch ein kleines Lämmchen mitgefahren. Nur dass ihr euch ein Bild vom Bussystem hier machen könnt. 😀

Damit waren meine Reisen auch schon vorbei! Einerseits war das natürlich traurig, denn ich hätte gern noch viel, viel mehr gesehen und kennengelernt. Andererseits ist es auch echt schön mal wieder mehrere Nächte hintereinander im selben Bett zu schlafen und nicht aus dem Rucksack leben zu müssen. Wieder nach Bolivien und dann auch nach La Paz zu kommen, hat sich für mich überraschender Weise tatsächlich ein bisschen wie „heim kommen“ angefühlt. Wie schön! Allerdings werde ich wohl die Mülleimer vermissen, die es in Chile viel öfter gab. Und Autofahrer, die anhalten, wenn ein Zebrastreifen auf der Straße aufgemalt ist. In solchen Dingen war es in Chile echt viel „europäischer“.

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Meine weiteren Reisen parte uno

Zuerst einmal möchte ich euch allen noch ein zwar verspätetes, aber gesundes und frohes neues Jahr wünschen. Ich hoffe ihr seid alle gut reingerutscht, genau wie ich.

Aber von Anfang an: Nachdem wir also unser etwas anderes Weihnachtsfest zusammen in La Paz verbracht hatten, ging es am 27.12. weiter nach Chile. Ich bin mit zwei Mitfreiwilligen seeehr früh aufgestanden, um zum Terminal zu fahren und einen Bus nach Arica zu erwischen. Das ist eine Stadt im Norden von Chile, direkt an der Pazifikküste. Früher war das übrigens mal bolivianischer Grund und Boden, hab ich mir sagen lassen. Unter anderem deswegen seien auch die Grenzkontrollen sehr langwierig und gründlich. Das kann ich jetzt im Nachhinein auch voll und ganz bestätigen: Wir haben sehr viel Zeit an der Grenze Bolivien-Chile verbracht und selbst unser Gepäck wurde dort durchleuchtet wie an einem Flughafen. Als wir dann endlich alle Stempel in unserem Reisepass gesammelt hatten, ging es endlich nach Arica. Diese kleine, süße Stadt kommt etwas westlicher daher als Bolivien – sogar Mc Donalds gab es da. 😉 Gleich am ersten Abend konnten wir allerdings feststellen, dass sowohl das chilenische Essen, als auch der chilenische Gastronomieservice uns nicht so vom Hocker gehauen haben. Aber immerhin der Sonnenuntergang am Meer konnte sich wirklich sehen lassen! Am nächsten Tag haben wir auch direkt ausgetestet wie es sich so im Pazifik schwimmen lässt. Es war sehr gut, nur ein bisschen kalt. 😉 Für den kommenden Tag hatten wir dann eine Tour in den Nationalpark Lauca, im Nordosten Chiles gebucht.

Pazifik

Pazifik


"Unser" Strand von oben

„Unser“ Strand von oben

Leider konnte ich an dieser Tour, die ich allerdings schon bezahlt hatte, nicht teilnehmen. In der Nacht hat es mich nämlich mal wieder komplett ausgeräumt, sodass ich diesen Tag in der Notaufnahme in Chile verbringen musste. Laut Diagnose des Arztes hatte ich etwas Schlechtes gegessen (vielleicht mein Burger zum Mittag am Vortag) und ich bekam mehrere Sachen in die Vene gespritzt, sodass sich mein Magen wieder beruhigt und ich wenigstens wieder Flüssigkeit zu mir nehmen konnte. Grausig, dass ich hier ständig die medizinische Versorgung in allen Ländern testen muss… Am nächsten Tag ging es mir leider noch nicht wirklich besser und so beschlossen wir noch einen Strandtag einzulegen, damit ich mich hinlegen und erholen konnte. Das war echt gut so, ich hab mich ausgeruht und so ging es mir abends tatsächlich besser – nicht gut, aber immerhin besser. Das war auch wichtig, denn am nächsten Tag war Silvestertag. Dafür ein Restaurant zu finden, das ein Abendessen zu moderaten Preisen anbietet und kein Silvestermenü zu unverschämten Preisen, war einfach nur die Katastrophe schlechthin. Zumal ich ja sowieso noch nicht wieder alles essen konnte, was so aufgetischt wurde. Wir haben es letztendlich doch geschafft und konnten in einem Hotel ein leckeres Essen genießen, mit Poolblick. Allerdings wurden wir auch an diesem Tag einmal mehr mit der südamerikanischen Mentalität konfrontiert. Wir hatten reserviert für 21.30 Uhr in der Annahme, dass es sich um ein Restaurant im Hotel handelt, in dem wir a la carte essen können. Es stellte sich aber heraus, dass es ein Buffet geben sollte (soweit kein Problem für uns), dass – laut Aussage eines Mitarbeiters – erst 22.00 Uhr anfängt. Im Endeffekt saßen wir erst kurz vor 23.00 Uhr an unserem Tisch und konnten mit Essen beginnen… Somit haben wir den Jahreswechsel dann nicht, wie geplant, direkt am Strand verbracht, sondern in dem besagten Hotel. Das war auch nicht schlecht, die 1,5h Warten vorher allerdings schon. Aber, dass ich hier viel Zeit mit warten verbringe, hatte ich ja schon einmal erwähnt. 😀 Wir sind dann kurz nach Mitternacht zum Strand gegangen, um uns das Feuerwerk anzusehen. Zu mindestens dachten wir, dass es ein Feuerwerk geben würde. Es gab aber tatsächlich nur ein ganz, ganz kleines. Dafür wurden umso mehr Leuchtballons losgelassen, die in Deutschland ja mittlerweile verboten sind. Das war ein sehr schönes Bild! Zudem wird in Arica ziemlich cool Silvester gefeiert; der ganz Strand war voller Menschen. Alle haben Tische, Stühle, Essen und Trinken mit zum Strand gebracht und saßen mit ihrer Familie also dort und nicht in der Wohnung, um ins neue Jahr zu feiern.

In den verbleibenden Tagen in Arica haben wir uns den Strand nochmal intensiver angesehen. 😉 Nein, wir haben nicht nur am Strand gechillt, sondern natürlich auch noch ein paar Dinge unternommen. Wir haben bspw. an einem Surfkurs teilgenommen. Das war ziemlich cool. Obwohl ich das vorher noch nie gemacht hatte und eigentlich keine Ahnung davon habe, hab ich es unter der Anleitung des Surflehrers doch durchaus 2-3x geschafft auf dem Brett zu stehen. Trotz des Muskelkaters am nächsten Tag hat es super viel Spaß und Lust auf mehr gemacht. Außerdem waren wir auf einem kleinen „Berg“ (El Morro) mitten in der Stadt mit super Blick auf ganz Arica. An unserem letzten Tag haben wir es dann noch in ein Museum geschafft, in dem die ältesten Mumien der ganzen Welt, sogar älter als die ägyptischen, liegen. Das war richtig super aufgezogen und alles war wirklich sehr ordentlich. Man hat gemerkt, dass die Universität, die dieses Museum errichtet hat, sehr stolz darauf ist. Und es gab doch tatsächlich sogar eine Infomappe auf Deutsch! 😉

El Morro in Arica

El Morro in Arica


Mumien

Mumien

Ansonsten hatte ich in Arica noch ein lustiges Erlebnis anderer Art. An der Grenze wurden wir ja, wie bereits erwähnt, sehr ausführlich kontrolliert, bis wir letztendlich jeder einen Einreisstempel in unseren Pass gedrückt bekamen. Die Beamten waren sehr nett und haben währenddessen recht freundlich mit uns geplaudert. Ich wurde bspw. gefragt wo ich hinfahre und was wir da so für Pläne haben. Irgendwann im Laufe des Tages hat mich dann irgendein Typ in Facebook hinzugefügt, den ich nicht kannte. Ich hab mir nicht sonderlich viel dabei gedacht und die Freundschaftsanfrage einfach freundlich ignoriert. Später bekam ich dann aber Nachrichten von genau der Person, bis sich herausstellte, dass das der Typ von der Grenze war, der mich kontrolliert hatte. Da hat er sich wohl tatsächlich einfach mal meinen Namen notiert und online nach mir gesucht. Ich würde ja mal ganz vorsichtig vermuten, dass das verboten ist, aber naja… In Südamerika erlebt man eben immer wieder lustige Sachen als Blondi.

Nach unseren Tagen in Arica ging es weiter nach Süden – nach San Pedro de Atacama. Nach einer sehr langen Übernacht-Fahrt inklusive Umsteigen, in der wir kaum geschlafen hatten, kamen wir endlich an, um dort drei weitere Tage zu verbringen. Direkt am ersten Nachmittag machten wir einen Ausflug ins nahe gelegene Valle de la Luna und Valle de la Muerte. Dort haben wir eine beeindruckende Landschaft aus Stein, Lehm und Salz gesehen, die durch Wasser und Wind über Millionen Jahre entstanden ist. Genau dort konnten wir schlussendlich auch den Sonnenuntergang beobachten, bevor wir todmüde ins Bett fielen. Zum Ausschlafen blieb am nächsten Tag aber keine Zeit, da wir schon eine Tour zum Salar de Tara gebucht hatten. Auch hier konnten wir den ganzen Tag über die tolle Landschaft genießen, Flamingos, Lamas und Vicunas beobachten und schließlich auch noch mit dem Jeep im Sand stecken bleiben. 😀 Nach einer ganzen Weile haben wir es aber mit der Hilfe aller Tourteilnehmer (7 Leute) und unserer Touristenführerin wieder auf den „Weg“ (da war der Sand nicht ganz so tief, von einer Straße konnte man da maximal träumen) geschafft und natürlich auch zurück in die Stadt. Nach einer minimalen Verschnaufpause ging es sofort weiter zu einer astronomischen Tour. Am Stadtrand besuchten wir einen Ort, an dem wir die perfekte Sicht in den sternenklaren Himmel hatten. Nach einer kurzen Auffrischung unserer Astronomiekenntnisse konnten wir, natürlich unter Anleitung, mit bloßem Auge und mit Hilfe von fünf Teleskopen verschiedenste Sterne, Sternenbilder, Nebel und, und, und bestaunen. Also die Tour hat sich echt gelohnt, auch wenn wir dadurch erst um Mitternacht im Bettchen lagen, obwohl 4.00 Uhr schon wieder der Wecker klingelte.

Valle de la Luna

Valle de la Luna


Valle de la Luna

Valle de la Luna


Blick auf das Valle de la Muerte

Blick auf das Valle de la Muerte


Salar de Tara

Salar de Tara


kleine Panne

kleine Panne


Salar de Tara

Salar de Tara

Für unsere letzte Tour mussten wir nämlich unglaublich zeitig aufstehen – wir besuchten das Geysir-Feld el Tatio auf 4320m Höhe. Bei Minusgraden spazierten wir an verschieden großen Geysiren entlang und mussten uns erzählen lassen, dass hier schon Menschen gestorben sind und wir „cuidado“ walten lassen sollen. So gefährlich sahen die Geysire eigentlich gar nicht aus, aber gut, wenn man zu nah rangeht und reinfällt ist es schon 80-90 Grad heiß. Wir sind also brav auf den gekennzeichneten Wegen geblieben, sodass wir danach weiter zu einer Thermalquelle fahren konnten. Uns wurde 35 Grad warmes Wasser versprochen, in dem wir baden durften. Nachdem wir schon ein bisschen durchgefroren waren, sprangen wir also voller Vorfreude förmlich ins Wasser und bääääm – es war maximal lauwarm. Schön, dass ich mich dafür in dieser Arschkälte extra bis auf den Bikini ausgezogen hatte. Danach war mir jetzt nicht wirklich wärmer… Danach ging es weiter in ein traditionelles Dorf namens Machuca. Dort leben nur 14 Familien zusammen, jedes Jahr übernimmt eine Familie die Rolle des Tonangebers und jeden Tag besuchen Unmengen an Touristen diesen Ort. Es war zwar schön bspw. die kleinen Häuschen und deren Bauweise zu sehen, aber da dort täglich wirklich hunderte Touris durchlaufen, konnte man weder von der Lebensweise noch von den Einwohnern viel sehen oder hören. Ich hätte lieber ein weniger touristisches Dorf besucht, aber das ist natürlich in solchen großen Gruppen (wir waren bestimmt 20 Leute in unserer Gruppe und insgesamt waren vielleicht ca. 10 Gruppen unterwegs) nicht möglich.

Geysir-Feld el Tatio

Geysir-Feld el Tatio


Mittags waren wir dann wieder in San Pedro und nahmen noch fix einen Snack zu uns, bevor es wieder zum Busterminal ging. Aber sowohl das Essen als auch der Service in den Restaurants dort glich dem in Arica und ist somit für Chile leider überhaupt nicht zu empfehlen. Wir waren zwar nur in zwei Städten und vielleicht ist es in anderen Städten anders, aber auch andere Reisende haben uns genau das bestätigt, was wir selbst erfahren haben. Von vertauschtem Essen über Möhrenschalen im Obstsalat bis zu endlosen Wartezeiten war wirklich fast alles dabei.

Nachmittags haben wir uns dann mit unseren großen, vollgepackten Rucksäcken auf den Weg zum Busterminal gemacht, um wieder zurück nach Bolivien zu reisen. An diesem Nachmittag sind wir jedoch nur bis Calama (noch in Chile) gefahren. Da es von San Pedro aus keine direkten Verbindungen nach Bolivien gibt, mussten wir diesen Zwischenstopp in Kauf nehmen.

Was wir in Calama und in Bolivien noch erlebt haben, erfahrt ihr dann im nächsten Blogeintrag! Spannuuuuuung. 😉

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Mehr oder weniger weihnachtliche Grüße aus Bolivien

Nachdem ich ja letztens von meinem kleinen Abstecher ins Krankenhaus berichtet habe, kann ich euch nun mitteilen: Mir geht es wieder gut. Jippie!! Ich wurde dann tatsächlich am folgenden Tag entlassen – allerdings drei oder vier Stunden später als geplant. Und warum der ganze Spaß? Weil, wie soll es auch anders sein, das mit meiner Versicherung und dem ganzen Papier- und Bürokratiekram doch noch nicht geklärt war. Ich hab an dem Tag echt mit unglaublich vielen Menschen telefoniert und konnte mir mehr oder weniger freundliche Erklärungen anhören, bis dann eeeeendlich irgendwann eine Krankenschwester mit meinem Entlassungszettelchen kam. In der Zwischenzeit, in der ich warten musste, musste sich meine Familie via Skype (das einzig Gute war nämlich, dass es dort Wlan gab ;)) meine endlosen Beschwerden über Bürokratie, Versicherungen und Krankenhäuser anhören. 😀 Naja, das Wichtigste ist: Ich bin wieder fit! Hat sich also schon auf eine bestimmte Art und Weise gelohnt im Krankenhaus rumzuliegen. 😉

Ich habe dann – ein Glück – grade noch so meinen Bus nach La Paz bekommen und 18h später war ich wieder „daheim“. Hier habe ich mich noch 2,5 Tage ausgeruht und bisschen langsam gemacht, bevor es letzte Woche Freitag noch an den Titicacasee ging. Dort habe ich mir mit einer anderen Freiwilligen zusammen Copacabana angeschaut, was eigentlich ziemlich winzig ist und nicht so viele Highlights zu bieten hat. Aber wir konnten z.B. die Taufe der neuen Autos und Minibusse miterleben: Alle Leute, die sich ein Auto oder einen Minibus neu gekauft haben, schmücken dieses Fahrzeug mit Blumen und fahren vor die große Kirche im Ort. Dort wird dann vom Pastor Weihwasser auf den Motor und die Karosserie, sogar auch auf die Leute, die mit dem Auto fahren wollen, gespritzt. Und dann hat man hoffentlich allzeit eine gute Fahrt! Danach ging es weiter zu schwimmenden Inseln (Nein, nicht die in Puno, sondern die auf der bolivianischen Seites des Sees.), wo ich es sogar gewagt hab, meinem noch angeschlagenen Magen eine Forelle unterzujubeln. Aber sie war lecker und das hat meinen Magen bestimmt überzeugt, dass er die ganz friedlich aufgenommen hat. 🙂 (Am Vortag hatte ich übrigens in La Paz eine Mitfreiwillige besucht, die selbst gebackene Weihnachtsplätzchen bei sich stehen hatte. Da konnte ich mich auch schon nicht zusammenreißen, obwohl noch Magenschonung angesagt war. Zum Glück ging alles gut.)

Minibus, der zur Taufe ansteht

Minibus, der zur Taufe ansteht


Forelle, die in meinem Bauch gelandet ist

Forelle, die in meinem Bauch gelandet ist

Genug vom Essen, danach ging es weiter auf die Isla del Sol. Dort haben wir uns am Nachmittag und Abend ausgiebig die Nordseite der Insel angeschaut, um am nächsten Tag noch die Südseite und die Isla de la Luna zu besichtigen. Vor allem hatte man auf den Inseln aber einen schönen Blick über den Titicacasee, sonst konnte man dort nicht so viel besichtigen oder machen. War aber trotzdem sehr schön und ich bin gaaanz viel Boot gefahren. 😉 Am Sonntag am späten Nachmittag ging es für mich dann wieder zurück nach La Paz, meine Reisebegleitung ist noch einen Tag länger am See geblieben.

Titicacasee

Titicacasee


ebenfalls Titicacasee

ebenfalls Titicacasee

In La Paz ging es aber nicht nach Hause, sondern ich habe mich direkt mit meinem Gastbruder am Terminal, also am Busbahnhof, getroffen. Von dort aus sind wir über Nacht nach Cochabamba und dann morgens weiter nach Villa Tunari gefahren. Das ist ein kleines süßes Dorf oder Städtchen in den Tropen. Dort haben wir die folgenden drei Tage zusammen verbracht. Am ersten Tag wollten wir eigentlich in einen Park mit Aussichtsplattform. Der war aber direkt geschlossen, also sind wir zu einem nahegelegenen Wasserfall gefahren, wo man sogar baden konnte. Das haben wir bei tropischen 35 Grad natürlich gern in Anspruch genommen. Weiter ging es dann zu Lagunen und wieder zurück in unserem Dorf sind wir noch zu einem weiteren Wasserfall spaziert. Obwohl er sogar in unserem Ausflugsflyer als Ziel eingetragen war, erwies sich dieser als ziemlicher Reinfall. Es war eher ein Loch in einer Wand, aus dem Wasser kam, kein Wasserfall und gleich recht nicht besonders schön! 😀
Am nächsten Tag haben wir eine Tour im Nationalpark Carrasco mitgemacht und uns den Dschungel inklusive einer Fledermaushöhle mal genauer angeschaut. Und das war keine Höhlenbesichtigung wie man sie aus Deutschland kennt, neeein. Wir haben eine Taschenlampe in die Hand gedrückt bekommen und dann ging es ab in die dunkle Höhle. Ein falscher Schritt und man stand knöcheltief im Wasser oder gegebenenfalls gab es auch noch eine Felsspalte in die man gut abrutschen hätte können. Geländer gab es da nicht, gesichert war da auch nichts. Aber wir konnten ganz viele Fledermäuse beobachten und sind ja zum Glück unversehrt, zwar mit nassen Füßen, aber unversehrt wieder zurückgekommen. Zum zweiten Mal haben wir dann Anlauf genommen, um noch in den Park mit Aussichtsplattform zu kommen. Dieses Mal war zwar geöffnet, aber keiner wurde reingelassen, weil es kurz vorher zu doll geregnet hatte, und man ohnehin keine Äffchen sehen würde und der Weg zu matschig wäre… Naguuuut, also haben wir uns einen nahegelegenen Tierpark vorgenommen und haben uns dort verschiedenste einheimische Tiere und Pflanzen angesehen. Die Wege dort waren nicht weniger matschig und meine Schuhe waren erstens durchnässt und nicht mehr grau sondern matschebraun. Suuuuper. 😀 Danach ging es mit einem Truffi wieder ins Hostel. Truffis sind quasi so eine Art Sammeltaxi, ganz normale Autos, in die sich Unmengen von Leuten quetschen. Am ersten Tag (zum Wasserfall) sind wir zu zwölft (!!!) in einem Auto gefahren – Fahrer, zwei auf dem Beifahrersitz, auf der Rückbank waren wir 4 Erwachsene und zwei Kleinkinder, im Kofferraum sind 3 Leute mit offener Kofferraumklappe und baumelnden Beinen mitgefahren. :D:D In Deutschland undenkbar, hier Alltag. Vom Tierpark ins Hostel sind wir nämlich auch im Kofferraum mitgefahren, allerding mit Klappe zu und trotzdem zu dritt. War suuuper bequem und die Matscheschuhe haben da umso mehr gelohnt!! 😉 Ach ja, und nahezu alle Truffis in Villa Tunari haben Frontscheiben, die aufgrund von Steinschlägen einfach nur total gerissen sind. Da ist mindestens die halbe Scheibe voller Risse – Carglass würde ausrasten. 😀
Am letzten Tag waren wir morgens direkt beim Rafting, auf dem Fluss Espiritu Santo. Der sieht genauso matschbraun aus, wie meine Schuhe vom Vortag. Aber es hat super viel Spaß gemacht und wir waren natürlich danach von oben bis unten eingesaut. Doch das hat sich echt gelohnt!! Danach haben wir zum dritten Mal Anlauf für den Park genommen – war natürlich wieder nicht möglich da reinzukommen. Wir waren dann für die letzten Stunden noch im Park La Jungla, mit einer Art riesengroßen Schaukeln. Da ist man von 5m, 8m, 14m und 18m hohen wackeligen Holz- oder Metallgestellen angeschubst worden und dann ist man da hin und her geschaukelt. Die Schaukel war an einem Baum festgemacht und alles in allem war das, glaube ich, nicht sehr sicher. Ich hab auch den Jungen, der uns da begleitet und geführt hat, gefragt ob das gefährlich sei. Er meinte lediglich „Ja“, nichts weiter. Luuuustig! Aber wir haben auch das überlebt und sind abends wieder nach La Paz gefahren und dann pünktlich zum 24.12. morgens angekommen.

Baden am Wasserfall

Baden am Wasserfall


Madlen im Dschungel

Madlen im Dschungel


im Tierpark

im Tierpark

Hier habe ich dann meine Mitbewohnerin und eine andere Freiwillige aus Paraguay getroffen. Mit ihnen zusammen habe ich Weihnachten verbracht und werde ich auch in den nächsten Wochen reisen. Weihnachten war hier allerdings so eine Sache für sich… Der 24. war irgendwie wie ein ganz normaler Tag. Das einzige besondere und überraschende war, dass ich ein Paket von Freunden aus Deutschland bekommen habe. Mit Schokolade, einer selbst gehäkelten Mütze, Hot Socks (Körnerkernschuhe für die Mikrowelle) und vielem mehr. Darüber habe ich mich echt riesig gefreut!! Ansonsten waren wir nur Wäsche waschen und haben im Supermarkt noch ein paar Kleinigkeiten für unser Geschenk an die Gastfamilie eingekauft. Der Supermarkt war super voll, das war also genau wie in Alemania. Am frühen Abend haben wir uns dann zusammengesetzt und unseren selbst gemachten Glühwein getrunken und Paneton gegessen. Das ist quasi der bolivianische Stollen, eine Art großer runder Rührkuchen mit, in unserem Falle, Schokoladenstückchen drin. Ohne Weihnachtsmusik (da wir mal wieder kein Wlan haben, konnten wir nichts anmachen), ohne Kerzen und ohne Deko, kam aber keine richtige Stimmung auf. Um neun sollten wir dann gemeinsam mit der kompletten Familie zu Abend essen. Wir gingen also um neun runter ins Wohnzimmer der Familie und siehe da, nicht einmal die Hälfte der Familie war anwesend. Wir vertrieben uns die Zeit also mit quatschen und Kekse essen, bis wir dann halb elf (!) endlich komplett waren und gemeinsam essen konnten. Es gab ein traditionell bolivianisches Gericht, was scheinbar alle Familien hier zu Weihnachten verspeisen. Den Namen habe ich natürlich vergessen… Aber es war eine Art Eintopf mit einem Maiskolben, Kartoffeln (ganz, nicht klein geschnitten), Möhren, einem Stück Hühnchen und einem Stück Schweinefleisch. War ganz lecker, hatte für mich persönlich aber nicht viel mit einem Weihnachtsessen zu tun. Danach sind wir noch eine Etage tiefer in die Wohnung der einen Schwester, die bereits Mann und Kinder hat gegangen. Hier gab es einen (Plastik-)Weihnachtsbaum und viel (kitschige) Deko. Aber auch eine Krippe war aufgebaut. Bis kurz nach Mitternacht, also nur noch 30-40 min haben wir einen Weihnachtsfilm geschaut. Danach wurde das Jesuskind in die Krippe getragen und hineingelegt. Jeder durfte eine Kerze anzünden, diese in die Krippe stellen und sich etwas wünschen. Das war echt schön. Danach wurde noch zehn Minuten weiter Film geschaut, bis wir beschlossen diesen beim Frühstück am nächsten Tag zu Ende zu schauen. Dann gingen so langsam alle ins Bett. Wir hatten uns schließlich für den nächsten Tag schon für 8:40 Uhr zum großen gemeinsamen Frühstück verabredet. Also eine Nacht mit relativ wenig Schlaf stand bevor.

Am 25.12. standen wir also zeitig auf, damit wir pünktlich 8:40 Uhr zum Frühstück erscheinen konnten. Tja, das hätten wir uns sparen können. Wir waren nämlich auch so ziemlich die einzigen die da waren, der Rest war noch im Bett. Ole! Eine Stunde später als ausgemacht versammelten wir uns dann also endlich alle zum „großen“ Frühstück. Dieses entpuppte sich aber eher als kleines Frühstück. Es gab für jeden eine Tasse Kakao und ein Stück Paneton, nebenbei lief der Film vom vorherigen Abend zu Ende. Danach wurden Geschenke verteilt. Die meisten Geschenke gingen natürlich an die Kinder der verheirateten Schwester. Alle Erwachsenen bekamen eine Kleinigkeit. Christiane und ich bekamen jeweils ein Portmonee. (Um unser vieles Geld zu verstauen. Haha. :D) Nachdem wir auch unser Geschenk überreicht hatten, saßen wir noch kurz zusammen und plauderten. Dann ging jeder wieder seiner Wege und Weihnachten war quasi gelaufen. Wir sind in die Stadt gefahren, um Mittag zu essen, haben uns weiter um unsere Wäsche gekümmert und eben alltäglich Sachen erledigt. Abends haben wir dann vergeblich Essen im Haus gesucht, selbst der Kühlschrank war leer (Hattet ihr zu Weihnachten jemals einen leeren Kühlschrank??). Nachdem sich tatsächlich noch eine Packung Nudeln gefunden hatte, haben wir aus unserer Wurst, die noch übrig war, Zwiebeln und Ketchup eine Tomatensauce vom allerfeinsten gezaubert… Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich zu Weihnachten Spaghetti mit Tomatensauce gegessen. Aber irgendwann ist immer das erste Mal. 😉 Danach hab ich wieder Glühwein für uns gemacht – das einzige, für uns, weihnachtliche, was wir hier haben. Am Ende des Abends waren wir uns einig, dass wir noch nie ein so unfestliches Weihnachtsfest verbracht haben. Und, dass wir uns für unsere Rückkehr nach Deutschland alle Gans, Klöße und Plätzchen wünschen. 🙂 Aber in Bolivien, zu mindestens bei unserer Familie, scheint das normal zu sein, Weihnachten so zu verbringen. Weihnachten sei eher ein Fest für die Kinder und Silvester wäre wichtiger, hat man uns gesagt.

Weihnachtsessen am 24.12.

Weihnachtsessen am 24.12.


Weihnachtskrippe mit Kerzen

Weihnachtskrippe mit Kerzen


Spaghetti zu Weihnachten ;)

Spaghetti zu Weihnachten 😉

Morgen zum zweiten Weihnachtsfeiertag werden wir nur noch ein paar Einkäufe und Kleinigkeiten erledigen, weil wir am 27.12. dann gemeinsam zu dritt nach Chile aufbrechen wollen. Danach geht es im neuen Jahr mit noch anderen Freiwilligen nach Sucre und Potosi. Anschließend wollen Christiane und ich meine Dschungeltour nachholen, die ich dank Krankenhausaufenthalt nicht machen konnte. Ab Mitte Januar werden wir dann wieder arbeiten. Bis dahin werde ich meinen Laptop jedoch nicht mit auf Reisen nehmen und demzufolge wird wohl bis dahin kein Blogeintrag zu Stande kommen.

Ich wünsche euch aber allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und noch ein paar tolle Tage mit euren Lieben! Ich hoffe ihr hattet ganz schöne Weihnachten und habt alle was für mich mitgegessen! 😉

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Auf gute Zeiten folgen schlechte Zeiten

… so oder so ähnlich. 😉

Aber von Anfang an: In der ersten Novemberwoche flog ich nach Lima. Dort fand, wie bereits im letzten Eintrag erwähnt, unser Zwischenseminar statt. Am Abend vorher waren wir auf der Abschlussfeier der 6tos, also des Abschlussjahrganges. Offenbar waren wir da aber ein bisschen länger als geplant und somit hatte ich eine ziemlich kurze Nacht. Ziemlich schlaue Idee am Abend vor dem Flug feiern zu gehen, muss ich euch sagen. 😀 Sowohl der Hin- als auch der Rückflug waren mit Zwischenstopp in Cusco, weil dort die Visakontrolle erfolgt. Das war leicht nervig, aber naja, musste ich halt durch. In Lima kamen wir dann leider viel zu spät an, da unser Flug 2h Verspätung hatte. Aber immerhin waren wir rechtzeitig zur Kaffeepause da. Einen Kaffee hatte ich bitter nötig. 😉

Unsere Seminarleiterin war super entspannt drauf und wir waren für die fünf Tage nur eine kleine Runde von zwölf Leuten. Wir besprachen wie es uns in unseren Einsatzstellen geht, was gut läuft, was schlecht läuft, was wir als Freiwilligenprojekt geplant haben und vieles mehr. Wir unternahmen sogar einen Ausflug zu den sogenannten „Lomas de paraíso“ in Lima und lernten eine ganz andere Seite dieser riesigen Stadt kennen. Eigentlich waren wir nämlich in einem recht guten Viertel von Lima untergebracht und auch das, was ich auf dem Weg vom Flughafen zum Seminarhaus gesehen habe, sah viel „westlicher“ aus als das, was ich aus Bolivien kannte. Ich kam mir teilweise ein bisschen vor, als wäre ich in den Urlaub nach bspw. Spanien gefahren. Es gab sogar warmes Wasser am Waschbecken-Wasserhahn. Wooow! Somit fand ich es umso besser, dass wir durch unseren Ausflug auch einen anderen Stadtteil kennenlernten, der eher einen gegenteiligen Eindruck machte. Außerdem wurden uns einige Denkanstöße zu verschiedenen entwicklungs- und landesspezifischen Themen mitgegeben. Bspw. haben wir uns über das Thema Bergbau unterhalten oder es kamen Fragen auf wie: „Was ist eigentlich Armut?“ oder „Was genau bedeuten Begriffe wie Entwicklungsland und Hilfe wirklich?“ Das fand ich echt gut! Das Zwischenseminar hat mir persönlich demzufolge viel besser gefallen als das Vorbereitungsseminar.

Unser Blick übers Meer von der Seminarunterkunft aus

Unser Blick übers Meer von der Seminarunterkunft aus


Lomas de Paraiso

Lomas de Paraiso

Nach Seminarende konnte ich die folgenden anderthalb Nächte (meine zweite Nacht war aufgrund des Rückfluges halb drei vorbei) netter Weise bei einer anderen Kulturweit-Freiwilligen übernachten, die in Lima eingesetzt ist. Wir erkundeten in den 1,5 Tagen noch zusammen ein wenig die Stadt, waren shoppen, frühstücken mit Meerblick und bei der Maniküre. Das musste einfach nochmal ausprobiert werden und die Maniküre war übrigens tatsächlich viel, viel besser als in La Paz, aber leider auch ein bisschen teurer. Alles in allem war das für mich ein super Ausklang in Lima und ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich diese Stadt mal wieder besuchen werde – irgendwann.

Blick über Lima

Blick über Lima


Unser Frühstück an der Steilküste

Unser Frühstück an der Steilküste


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Am Sonntag kam ich dann mittags in La Paz an und machte hier nur einen kleinen Zwischenstopp, um meinen großen Rucksack nochmal für meine große Reise umzupacken. Die nächsten zwei Wochen wollte ich laut Plan ja größtenteils allein durch Bolivien reisen und die anderen Freiwilligen dann erst zu Weihnachten in La Paz wiedertreffen. Um fünf saß ich dann also schon im Bus in Richtung Santa Cruz – 18 Stunden Fahrt lagen da noch vor mir. Da ich aber diesmal Bus Cama gebucht hatte, nachdem unsere Reise nach Uyuni mit Bus Semi Cama ja ziemlich unkomfortabel war, verging die Zeit doch recht schnell. Die Sitze waren echt bequem, ich hatte genug Platz und konnte ziemlich gut schlafen. Mittags kam ich in Santa Cruz de la Sierra bei ca. 30 Grad an und mein erster Weg führte mich ins Hostel, das ich sicherheitshalber schon mal vorreserviert hatte. Ich stellte nur fix meine Sachen ab, zog mich um (Endlich kamen mal meine kurzen Hosen, Röcke, Shirts und Flip Flops zum Einsatz!! Bisher hatte ich die ja noch nie benutzt. Yeaaaah!!!) und klärte alles Organisatorische. Dann machte mich schon auf den Weg in einen Park, der ganz schön sein sollte – sogar mein Taxifahrer hat mir den empfohlen. Dort wollte ich dann meine weiteren Tage in Santa Cruz ein bisschen planen und mir überlegen, welche Ausflüge ich denn nun eigentlich machen möchte.

Im Park angekommen, nach 30 Minuten Fußmarsch, war ich ziemlich ernüchtert. So schön war der Park nun wirklich nicht. Den Weg hätte man sich eindeutig sparen können… Nun gut, ich gönnte mir erst mal ein Eis, um dann festzustellen, dass meine in La Paz gekaufte Handtasche meine Klamotten verfärbt. Liefen also super meine ersten Stunden in Santa Cruz!! Nützt ja alles nichts, ich plante also ein bisschen die kommenden Tage und machte mich dann auf den Weg zu einer Agentur, um einige Ausflüge zu buchen, die man nicht oder sehr schwer ohne Reisegruppe unternehmen kann. Leider eröffnete mir die Dame dort, dass derzeit ziemlich wenige Gruppen für Ausflüge zu Stande kommen, da es kaum Interessenten für viele Angebote gibt. Na super. Leicht genervt ging ich wieder zurück zum Hostel, schaute mir aber noch den nahe gelegenen Plaza an, um wenigstens ein Highlight gehabt zu haben. Mit Blick auf diesen echt schönen Platz inklusive Kathedrale genoss ich dann auch mein Abendbrot.

Kathedrale am Plaza de 24 Septiembre

Kathedrale am Plaza de 24 Septiembre

Am nächsten Tag versuchte ich morgens noch einige andere Touranbieter zu kontaktieren und mir alles irgendwie zu organisieren, aber leider funktionierte das nicht so gut, wie erhofft. Auch hier dasselbe Problem: zu wenige Interessenten, demzufolge keine Touren. Vieles kann man aber leider, selbst wenn man will, nicht alleine machen. Zum Glück fand ich für diesen Nachmittag noch eine Tour zu den „Lomas de Arena“, den nahegelegenen Sandhügeln. Mit einer Kolumbianerin und einem Schweden zusammen fuhren wir zuerst zum Stadtrand und dann ging es mit einem Motorrad-Taxi bis zu den Hügeln. Schon auf dem Weg hatte man einen tollen Blick in die Natur. Da die Motorräder irgendwann der Reihe nach im Sand stecken bleiben, mussten wir das letzte Stück laufen. Das war aber kein Problem. An den Lomas angekommen, zogen wir unsere Schuhe aus und kletterten die Hügeln hinauf. Barfuß im Sand – super Gefühl. Der Wind, der oben ging, war allerdings nicht so super. Die kleinen Sandkörner peitschten teilweise richtig gegen unsere nackten Waden und Arme, sodass wir uns hinkauern mussten, um die Schmerzen nicht so stark zu spüren. Es gab aber auch ruhigere Phasen und wir machten viele Fotos, liefen die Hügel entlang und probierten schlussendlich auch zu sandboarden – quasi snowboarden nur statt Schnee gabs eben Sand. Das funktionierte zwar in dem Wind nur so halbwegs gut, hat aber trotzdem super viel Spaß gemacht. Das Einzige was keinen Spaß gemacht hat, war den Hügel dann wieder hoch zu laufen. Das ist echt ganz schön anstrengend im Sand! Durch den Wind hatten wir den Sand überall an uns kleben, der kurz aufkommende Regen machte das nicht unbedingt besser. (Im Hostel hab ich sehr lange geduscht, um das alles abzuschrubben.) Aber so konnten wir noch zwei wunderschöne Regenbogen sehen. Es war echt wunderschön dort, aber irgendwann mussten wir wieder los. Auf der Rückfahrt mit dem Motorrad-Taxi hab ich mir beim Absteigen leider direkt noch das Schienbein am Auspuff verbrannt. Typisch Madlen irgendwie. 😀 Und während wir auf das Taxi zurück in die Stadt warteten, kamen wir mit den Motorradtaxifahrern ins Gespräch. Als sie mitbekamen, dass ich Deutsche bin, wurde ich zum ersten Mal während meiner Zeit hier in Bolivien mit „Heil Hitler“ begrüßt. Meine Erklärungen, dass und warum ich und viele andere Deutsche so etwas nicht lustig, sondern unangebracht finden, stießen mehr oder weniger auf taube Ohren… Ich hoffe, es war das erste und gleichzeitig das letzte Mal. Bisher wurde ich von den meisten Bolivianern, wenn sie hörten, dass ich aus Deutschland komme, eher gefragt was meine Lieblingsfußballmannschaft ist, ob ich die WM geschaut habe und ob ich gerne Bier trinke. 😀

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sandboarden

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Überall Sand

Überall Sand

Da für den nächsten Tag immer noch keine Tour zu Stande gekommen war, beschloss ich erst mal in das Biocentro Güembé zu fahren, das ich mir ohnehin auch ansehen wollte. Das ist ein Park, der zur Hälfte aus Bereichen mit purer Natur und zur anderen Hälfte aus Lagunen und Schwimmbädern besteht. Ich hab mir alles angeschaut, was es zu bieten hatte: ein Terrarium, eine Schmetterlingsfarm, ein Vogelhaus, einen biologischen Garten und, und, und. Nachdem ich den ganzen Vormittag mit Fauna und Flora verbracht hatte, widmete ich meinen Nachmittag den Lagunen und Schwimmbädern. Ich war also – wer hätte das jetzt vermutet – schwimmen, aber auch spazieren um die Lagunen und bin Kayak gefahren. Auch dort war es, genau wie am Vortag schon, super schön!! Leider konnte ich das nicht hundertprozentig genießen, da es mir im Laufe des Tages immer schlechter ging.

Schon am Vortag hatte ich ziemliche Magenprobleme und habe mich auf trockenes Brot und Wasser beschränkt, aber selbst das half an diesem Tag nichts mehr. Die Magenkrämpfe wurden unerträglich. Jeder Schluck Wasser schmerze, sobald er im Magen ankam und zudem blieb leider nichts lange da drin!! Ich ging also abends noch zu einem Arzt, der seine Diagnose schlussendlich mit den Worten „Eigentlich sind Sie ein Fall fürs Krankenhaus“ einleitete. Da er mir das ein zweites Mal ersparen wollte, begannen wir mit einer ambulanten Behandlung. Ich bekam zwei riesige Spritzen und eine lange Liste für die Apotheke. Er meinte damit solle es mir am nächsten Tag schon besser gehen. Die Nacht war jedoch furchtbar und mir ging es am nächsten Morgen genauso schlecht wie vorher. Da ich weiterhin total dehydriert war, beschlossen wir, dass es wohl das Beste wäre, wenn ich doch ins Krankenhaus gehe. Yeaaaah, zum zweiten Mal in Bolivien im Krankenhaus. In Deutschland war ich in 24 Jahren genauso oft im Krankenhaus, nur mal so als Vergleich! Suuuper, und das dann ausgerechnet in der Zeit, in der ich reisen könnte… Meine Freude wurde nicht unbedingt größer als ich vier Stunden vor dem Krankenhaus warten musste, weil meine Versicherung so ewig brauchte, um alles mit dem Krankenhaus abzustimmen. Laut den Krankenhausvorschriften muss das aber im Vorfeld geregelt werden und so wurde ich nach ewigem Warten (ich lag dann teilweise einfach mal auf den Bänken vorm Krankenhaus) endlich aufgenommen und sofort an den Tropf gehängt. Ich war noch nie so froh am Tropf zu hängen!! Die folgenden zwei Tage passierte leider nicht viel. Es wurde abgewartet, ob mit einer Teepause oder Diät etwas zu machen ist, da ein Virus ausgeschlossen werden konnte. Mir ging es jedoch weiterhin ziemlich schlecht und schlussendlich wurde mir am Samstagabend endlich ein Antibiotikum verabreicht und seitdem geht es glücklicher Weise wieder bergauf. Mein Arzt geht davon aus, dass ich mir übers Essen irgendwelche Bakterien, die Europäer nicht vertragen, eingefangen habe. Die genaueren Ergebnisse aus dem Labor kommen wohl erst heute Abend oder morgen früh.

Da es mir nun mit meinem Antibiotikum schon besser geht, werde ich morgen mit hoher Wahrscheinlichkeit entlassen. Ich hatte die letzten Tage ein riesengroßes Drama mit dem Krankenhaus und meiner Versicherung am Hals und war hier der Mittelsmann für deren nicht wirklich stattfindende Kommunikation. Bisher wurde nämlich scheinbar alles nur mündlich vor meiner Aufnahme abgesprochen, aber danach kam nie was Schriftliches zu Stande. Heute wurde mir sogar mit einem Anwalt gedroht und nach ewigem Hin und Her und dem Einschalten von Kulturweit (und die haben sich wirklich großartig gekümmert!) scheint es jetzt endlich halbwegs geklärt zu sein. Das Problem ist nämlich, dass ich nicht entlassen werde, solange das mit der Versicherung nicht alles abgeklärt ist. Also es war nervenaufreibend ohne Ende und tatsächlich keine tolle Atmosphäre, um gesund zu werden, grade wenn man sich eh noch so schlapp fühlt. Aber nun geht hoffentlich alles klar und vor allem Berg auf. Drückt mir die Daumen!

Meine Reise kann ich nun natürlich mal komplett vergessen. Eigentlich wollte ich hier noch ein kleines Dorf besuchen und nach Samaipata, um mir das UNESCO Weltkulturerbe „Fuerte de Samaipata“, eine Ruinenstätte der Inkaklutur auf einem Berggipfel, anzusehen. Das kann ich mir total abschminken, für solche Wandertouren bin ich morgen noch viel zu schwach. Ich werde also zurück nach La Paz fahren (wieder 18h) und mich weiter ausruhen, um nicht noch mehr Unheil heraufzubeschwören. Auch nach Tarija, in die Weingegend, komme ich somit nicht. Zum heulen! Wenn man schon einmal hier ist, dann will man das doch alles mal sehen. Warum werde ich denn ausgerechnet in meinem Urlaub krank?! Und warum eigentlich schon wieder ich? Ja viele, viele Fragen, die mir keiner beantworten kann. Ich ärgere mich auf jeden Fall total! Ich hoffe zumindest meine Dschungeltour kann ich im Januar noch nachholen. Das muss einfach klappen!! Vielleicht kann ich am kommenden Wochenende wenigstens noch wie geplant zum Titicacasee. Aber da muss ich schauen, wie es mir bis dahin geht. Ich will immerhin zu Weihnachten fit sein und danach will ich ja schon mit anderen Freiwilligen nach Chile aufbrechen. Ich hoffe sehr, dass das dann alles klappt.

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Was ich hier sonst so treibe

Mittlerweile ist es schon Ende November und meine letzte Arbeitswoche ist angebrochen. Danach geht es dann in der ersten Dezemberwoche nach Lima zum Zwischenseminar. Dort treffen sich alle Kulturweit-Freiwilligen aus Peru und Bolivien, um über ihre ersten Erfahrungen im Gastland und der Einsatzstelle zu sprechen, eventuelle Probleme zu diskutieren und natürlich um Lösungen zu finden und gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Danach werde ich ein bisschen durch Bolivien reisen und dann voraussichtlich Weihnachten wieder in La Paz verbringen.

In den letzten Wochen habe ich keine größeren Ausflüge mehr unternommen, aber trotzdem ist natürlich einiges passiert. 😉
Beispielsweise habe ich mit zwei anderen Mädels Glühwein gemacht, denn hier gibt es so etwas nicht. Aber ich vermisse ihn durchaus – muss ich ja mal zugeben. Unser Selbstgemachter war aber ziemlich lecker, sodass vorerst mein Glühweindurst gestillt ist. 😀 Am Wochenende gibt es zudem einen Weihnachtsmarkt an der evangelischen Kirche, da wird sich so etwas wohl auch finden lassen!
Außerdem war ich mit dem Musikstudenten, von dem ich schon mal berichtet hatte, wieder Eis essen. Es war 2-für-1-Tag! Und nein, das ist kein Deutscher, sondern ein Bolivianer. Nur so, für alle, die das vielleicht auch falsch verstanden haben. 😉 Er hat mir einer super schönen Aussichtspunkt mitten in der Stadt gezeigt (den Plaza del Monticulo) und mich zu sich nach Hause eingeladen. Er wohnt nämlich nur während des Semesters mit seiner ganzen Familie in La Paz, aber eigentlich besitzen sie ein Haus im Norden des Departements nahe eines Nationalparks, den ich ohnehin gern besichtigen wollte. Also werde ich das doch wahrscheinlich in meine Bolivienreise integrieren.

Ansonsten haben wir kürzlich eine kleine WG-Einzugs-Geburtstagsfeier geschmissen. Dort waren sowohl Deutsche als auch waschechte Bolivianer zu Gast und das Ende vom Lied waren viel zu wenig Schlaf, die ganze Bude voller Konfetti und ein halber Tag Putz-Spaß. Besonders spaßig war es, dass wir genau am Abend nach der Party mal wieder kein warmes Wasser zum Duschen hatten. So fix war ich glaube ich noch nie in meinem Leben unter der Dusche fertig. Super Tipp, um Wasser zu sparen. 😀

Jaa, außerdem wurde bei uns in der Schule von Schülern und Schülerinnen eine Oper bzw. ein Musical aufgeführt, das wir uns natürlich gemeinschaftlich angesehen haben. War echt gut gemacht!
Friseur und Maniküre habe ich hier mittlerweile auch ausprobiert – der Friseur war echt super (habe mir was flechten lassen), die Maniküre aber eher so lala. Aber beides sehr günstig – unter 2€. Kann ich also mal wieder machen. Gegebenenfalls wird’s ja dann besser.
Und für alle Fußballbegeisterten: Im Stadion war ich nun auch endlich mal. Das WM-Quali-Spiel von Bolivien konnte ich mir leider nicht ansehen, da ich arbeiten musste, dafür war ich aber am Wochenende mit den anderen Freiwilligen aus meiner Schule zu einem Clásico-Spiel. Da haben zwei Mannschaften aus La Paz gegeneinander gespielt (Bolivar gegen The Strongest) und es war echt sehr spannend – das Spiel ging 3:2 für Bolivar aus, für die wir die Daumen gedrückt hatten. Da wir relativ spät dran waren, saßen wir zwar ziemlich weit unten, haben aber trotzdem alles gut gesehen und die Stimmung im Stadion gut mitbekommen. Es war fast ausverkauft, und bei ca. 40 000 Menschen ist schon bisschen was los!
Zuvor an diesem Tag waren wir zusammen mit allen Lehrern und Lehrerinnen der Schule bei der Direktorin, einer der Nonnen, zum Geburtstag eingeladen. Es gab leckeres Essen und typisch bolivianische Musik. Die Stimmung war super und wir haben schon nachmittags ausgelassen getanzt – aber ganz ehrlich, gegen Bolivianer sehen wir Deutschen beim Tanzen wirklich sehr erbärmlich aus.

Aber nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht. Zwischendurch war ich auch immer mal arbeiten. 😉 Die letzten zwei Novemberwochen waren/ sind an unserer Schule schon Ferien. Wir sollten aber noch beim Bücher binden für das kommende Schuljahr helfen. Die Schulbücher können sich hier nämlich nicht alle Familien leisten. Deswegen werden diese Bücher kopiert, gebunden und viel billiger an die Schüler verkauft, die diese benötigen. Genau dabei sollten wir Freiwilligen eigentlich noch helfen. Nun sind die zwei Wochen schon fast um und ich habe noch nicht wirklich viel bei der Schulbuchherstellung geholfen, vielleicht zwei Tage. Stattdessen mussten wir verschiedene Dinge sortieren oder ausmisten, Inventarlisten erstellen und Blätter für den Kunstunterricht abzählen. Und viel Zeit haben wir auch mit Warten auf neue Aufträge verbracht, da der Mann, der uns die Aufgaben zuteilen soll, scheinbar selbst nicht sonderlich gut organisiert ist. Ich für meinen Teil hätte lieber wirklich beim Bücher herstellen geholfen, aber ich hoffe, dass die anderen Arbeiten der Schule auch was genützt haben. An einem Tag waren wir auch in Achocalla (davon hatte ich auch schon mal geschrieben) und haben bei der Pflege der Bäume geholfen – aufhacken, neue Erde und Dünger dazugeben und gießen waren die Hauptaufgaben. Nach dem Tag mit Arbeit an der frischen Luft, oft in der Sonne, war ich zwar ausgepowert, aber auch echt zufrieden. Hat Spaß gemacht!!

In der letzten Schulwoche habe ich auch noch einige interessante Sachen erlebt. Beispielsweise gab es im Kindergarten einen Kindergeburtstag. Das wird hier irgendwie ganz groß aufgezogen. Die komplette Familie des Kindes, das Geburtstag hatte, war da – also die Eltern und die Schwester. Dann bekam jedes Kind aus der Kindergartengruppe erst einmal einen Donut, ein kleines Stück Blechkuchen und Chips in rauen Mengen. Danach gab´s noch ein riesiges Stück vom mega großen und schön gestalteten Mickey-Mouse-Kuchen und eine Saltena. Geschenke durften natürlich auch nicht fehlen, also für jedes Kind noch eine Mickey-Mouse-Überraschungstüte obendrauf. Und das Geburtstagskind hat richtig viele und vor allem große Geschenke von den anderen Kids bekommen – die Familie ist dort mit zwei riesigen, prall gefüllten Tüten rausspaziert. Verrückte Sache. Vielleicht war das auch nur diesmal bei dem einen Kind so, aber ich vermute tatsächlich, dass das dort immer in so großem Stil abläuft.
Außerdem wurden in der letzten Schulwoche vor den Ferien die Abschlussklassen noch einmal unter einem Vorwand in die Schule geholt. Die 6tos (also die 12ten Klassen) hatten nämlich eigentlich schon frei. Dann gab es eine kleine Überraschung für alle – eine Aufführung aller Lehrer mit Tänzen, Witzen und Sketchen. Ein Deutschlehrer, den ich im Unterricht unterstützt habe, hat dort einen mega Auftritt hingelegt und sein Gesangstalent unter Beweis gestellt.

Ansonsten war ich mittlerweile mal wieder bei meinem Lieblingsarzt, da meine Zehen immer noch ein bisschen rumnerven. Im Endeffekt wurde mein Fuß geröntgt, aber, wie erwartet, nichts ist gebrochen. Ist also nur geprellt und entzündet und man braucht einfach Geduld. Das ist ja ohnehin meine Lieblingsbeschäftigung in La Paz – Geduld haben. 😀 Geduldig auf Minibusse warten, geduldig das lahme Internet ertragen und geduldig warten, ob ich irgendwann mal vollkommen gesund sein werde. 😉 Letzte Woche war ich zusätzlich mal wieder krank, aber nur erkältet. Musste trotzdem mal einen Tag meinem Bett widmen, jetzt bin ich aber wieder fit. Aber ich nehme eben alles mit, was ich bekommen kann, hier in Bolivien. Auch an Krankheiten. Wenn man schon mal da ist… 😉
Von unserem Aufenthalt in Coroico, in den Tropen, habe ich übrigens auch über 10 Mückenstiche mitgebracht. Einige davon jucken selbst nach zwei Wochen immer noch. Verrückte Mücken gibt es hier! Mal schauen, was ich dann von meinen Reisen mitbringe – ich geb mir Mühe euch alles zu berichten!

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Salar de Uyuni & Camino de la muerte

Wie versprochen versuche ich mich jetzt an einer kleinen Zusammenfassung meiner beiden letzten Wochenenden.

Am vorletzten Wochenende (30.10.-2.11.) habe ich gemeinsam mit drei anderen Freiwilligen aus La Paz einen Ausflug zum Salar de Uyuni, dem größten Salzsee der Erde, gemacht. Wir haben dort drei Tage und zwei Nächte verbracht, sind am Freitagabend in La Paz losgefahren und waren am Dienstagmorgen wieder zurück. Das war ausnahmsweise möglich, da der Montag hier frei war. Am Sonntag war nämlich ein Feiertag – Todos Santos (Allerheiligen). Dieser wird in Bolivien ausgiebig gefeiert: Die Leute gehen auf den Friedhof und veranstalten dort zu Ehren ihrer Toten ein großes Fest mit viel Essen und viel Alkohol. Da dieser Feiertag auf einen Sonntag fiel, war irgendwie auch der Montag frei, warum weiß ich nicht ganz genau. Vielleicht weil sich die Menschen vom Feiern erholen müssen. 😉

Jedenfalls hatten wir durch den freien Montag genug Zeit, um unsere Tour zur Salzwüste zu machen. Am Freitagabend fuhren wir mit einem Semi-Cama-Bus 12h nach Uyuni. Uns wurde gesagt, dass Semi-Cama fast genauso komfortabel sei wie Cama (Cama heißt Bett), daher buchten wir also die billigere Semi-Cama Variante, was sich allerdings als Fehler herausstellte. Wir hatten kaum Beinfreiheit und konnten unsere Sitze nur minimal nach hinten verstellen – also so ähnlich wie in der Economy Class im Flugzeug. Das einzig gute war, dass es Decken gab. Die Nacht war also nicht sonderlich erholsam und so kamen wir früh gegen 7 Uhr ziemlich müde und erschöpft in Uyuni an. Dort konnten wir unser Gepäck beim Reiseveranstalter, bei dem wir die Tour gebucht hatten, abstellen und noch ganz lecker frühstücken gehen, bevor gegen 10 Uhr unsere Tour mit dem Jeep begann. Zuerst wurden unsere großen Rucksäcke und unser Gepäck auf das Dach des Jeeps geschnallt, dann ging es los. Wir waren zu sechst (wir vier Freiwilligen und zwei Peruaner), mit unserem Fahrer zu siebt und würden also mit einem Jeep 3 Tage durch die Wüste fahren und uns alles, was sehenswert und wichtig ist, ansehen.

Unseren ersten Stopp machten wir am Cementerio de Trenes, an einem großen Eisenbahnfriedhof. Dort stehen, wie es der Name schon sagt, überall alte Züge, die man sich ansehen kann. Man kann auch drauf rumklettern – die Gelegenheit habe ich natürlich direkt wahrgenommen. Hätte ich das mal lieber gelassen… Als ich dann wieder runtergehüpft bin (und sogar von zwei anderen Freiwilligen festgehalten wurde!!), kam ich ziemlich bescheuert auf einem kleinen spitzen Stein auf, den man von oben nicht gesehen hat. Somit hatte ich direkt zwei blaue Zehen, am nächsten Tag war mein halber Fuß grün und naja, laufen ging halt nur mäßig gut. Sich direkt am Anfang so einer Tour zu verletzen ist natürlich äußerst schlau… Aber ich hab trotzdem alles mitgemacht und konnte den Ausflug dennoch genießen. Mittlerweile hat alles wieder seine normal Farbe, leider ist es immer noch ein bisschen dick und schmerzt doch ab und an beim Laufen. Mal sehen, vielleicht besuche ich bald mal wieder meinen Lieblingsarzt.

Cementerio de trenes

Cementerio de trenes

Nachdem ich also erfolgreich meine Zehen umgefärbt hatte, fuhren wir weiter in Richtung Salzwüste. Vor Millionen von Jahren war das tatsächlich mal ein See, der dann aber austrocknete. So blieb nur die gewaltige Salzkruste zurück. 10 Milliarden Tonnen Salz soll es dort ungefähr geben. Schon ein bisschen was – aber verteilt auf ca. 12 000 km². Unter der Salzkruste gib es immer noch Wasserläufe, die an einigen Stellen wieder an die Oberfläche gelangen, dort kann man dann kleine blubbernde Löcher sehen. Und unter der Salzfläche gibt es wohl das größte Lithiumvorkommen der Welt. Das wird bisher aber nicht genutzt, lediglich Salz wird aus dem Salar gewonnen und weiterverarbeitet. Auf jeden Fall sehr beeindruckend. Salz wohin man auch schaut – überall Salz!
Mittag gab es in einer Art Salzhotel. Dort bringen alle Guides ihre Gruppen hin und servieren ihnen dann das selbst gekochte Essen. Also das ist kein Restaurant, sondern einfach ein Gebäude, das für die meisten Touren als Mittagsstopp dient. Die Tische und Stühle, alles ist aus Salz gefertigt. Wir haben von unserem Fahrer/Touristenführer (er war mehr Fahrer und „Koch“, so viel erzählt hat er uns nicht) Lama serviert bekommen. Da ich das ohnehin die ganze Zeit schon mal ausprobieren wollte, habe ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Es war ganz lecker!

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Mittag in einem Salzhotel

Mittag in einem Salzhotel

Danach ging es weiter zur Isla Incahuasi, einer Kakteeninsel mitten in der Salzwüste. Dort haben wir ziemlich lange Rast gemacht, einen Milch-Milch-Milchkaffee (ja, da war echt kaum Kaffee drin, sondern gaaanz viel Milch) getrunken und sind auf der Insel umher gewandert. Einige Kakteen sind riesig, teilweise bis zu 10m hoch. Nachdem mich der heftige Wind manchmal fast umgeweht hat, sind wir dem Sonnenuntergang entgegen gefahren. Sobald die Sonne untergegangen war, war es ziemlich kalt – Wüste halt. Die erste Nacht verbachten wir in einem sogenannten „Salzhotel“. Diese Unterkunft hatte aber nichts mit einem Hotel, wie man den Begriff in Deutschland verstehen würde, gemein. Es gab einen großen Raum mit vier großen Tischen, an denen gegessen wurde. Von dort aus konnte man ringsherum in die Schlafzimmer gehen. Und alles war wieder aus Salz gefertigt – Stühle, Tische, Betten, sogar auf dem Boden war überall Salz, was leicht unpraktisch war. In den Zimmern gab es dann tatsächlich nur zwei Betten, das wars. Nicht mal eine Steckdose, denn Handys wurden dort wie folgt geladen: Auf einem Tisch in dem großen Haupt-/Speiseraum.

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Isla Incahuasi

Isla Incahuasi

Am nächsten Tag ging es früh los. Wir verließen die Salzwüste und sahen nach einem Tag nur „weiß“ auch wieder andere Farben. Es wirkte als wäre man meilenweit von der Salzwüste entfernt, da sich uns nun wieder eine ganz andere Landschaft bot. Wir fuhren an der Grenze zu Chile entlang zum noch aktiven Vulkan Ollagüe. Danach ging es weiter durch die scheinbar endlose Wüste zu drei verschiedenen Seen. Dort hatten wir jeweils einen super Blick und konnten Flamingos in freier Natur beobachten. Auf der weiteren Fahrt sahen wir auch noch andere Tiere bspw. Vicunas, eine Kleinkamelform ähnlich dem Lama, nur kleiner, und Vizcachas, eine Chinchillaart mit Kaninchenohren. Im Nationalpark de Fauna Andina Eduardo Avaroa konnten wir neben dem Arbol de Piedra, einem Stein in Baumform, auch die Laguna Colorada bestaunen. Das ist ein See, der aufgrund von Mineralien und Algen rot gefärbt ist, und an dessen Ufern ebenfalls Flamingos wohnen.

Vulkan Ollagüe

Vulkan Ollagüe


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Arbol de Piedra

Arbol de Piedra


Laguna Colorada

Laguna Colorada

Die zweite Nacht verbrachten wir dann in einer Unterkunft, die seeehr „básico“ war. Wir hatten ein Sechs-Bett-Zimmer, für ca. 36 Leute gab es zwei Toiletten ohne funktionierende Spülung, eine arschkalte Dusche und zwei mini Waschbecken. Zudem hatten wir nur begrenzt Strom zur Verfügung, weswegen wir teilweise im Dunkeln saßen. Außerdem waren die Wände und Fenster super dünn, sodass ich mit mehreren Pullovern, Fleece Jacke und tatsächlich auch mit Mütze und Handschuhen geschlafen haben (wohl gemerkt im Schlafsack mit drei zusätzlichen Decken…). Zu meiner großen Überraschung bin ich dennoch nicht erfroren und habe mich auch nicht erkältet. Die Nacht war außerdem kurz, sodass ich nicht so lange frieren musste. 😉 Um 4 Uhr morgens durften wir endlich wieder aufstehen… Aber es hat sich gelohnt, denn somit konnten wir den Sonnenaufgang am Geysirsfeld Sol de la Manana beobachten. Gleich danach ging es zu den Thermen von Polquis. Dort konnten wir in 40 Grad heißem Wasser baden gehen – leider erst nachdem ich mich bei höchstwahrscheinlich Minusgraden aus meinen Klamottenschichten befreit hatte. Mein Reiseführer sagt zu den Thermen übrigens, dass einem auf der Tour nur einmal so schön warm wird, ich finde er hat Recht. 😉

Thermen von Polquis

Thermen von Polquis

Danach ging es noch zur Laguna Verde und über das Valle de Rocas, ein Felsental, und San Cristobal wieder zurück nach Uyuni. Dort angekommen waren wir noch einmal lecker Abendessen (und hatten nach drei Tagen auch endlich mal wieder Handynetz und Kontakt zur restlichen Welt), bevor wir gegen 8 Uhr abends die Heimreise nach La Paz antraten – wieder in einem äußerst gemütlichen Bus. Aber ich war so müde, dass ich zu mindestens besser schlafen konnte als auf der Hinreise.

Valle de Rocas

Valle de Rocas

Am letzten Wochenende (7. & 8.11.) wagten wir uns todesmutig mit dem Fahrrad auf den Camino de la muerte, die sogenannte Todesstraße, und besuchten die Yungas, eine Region zwischen dem Hochland der Anden und dem tropischen Tiefland. Wir waren sieben Freiwillige und drei Guides, ein Fahrer und zwei die mit uns geradelt sind. Einer davon war ein Deutscher, der nach seinem Freiwilligendienst nach La Paz ausgewandert ist.

Von La Paz aus fuhren wir mit dem Minibus auf den 4650m hoch gelegenen Pass La Cumbre, von dem aus die wilde Fahrt eigentlich losgehen sollte. Doch leider hatten wir sehr schlechtes Wetter erwischt – nebelig und Nieselregen. Unser Guide meinte, dass es zu gefährlich sei, direkt von hier zu starten und so fuhren wir noch ca. 20 km weiter mit dem Bus, um dann erst auf unsere Fahrräder zu steigen. So hatten wir „nur“ noch 48km auf dem Rad zurückzulegen. Nachdem die komplette Schutzkleidung angelegt war, ging die Fahrt los. Es war weiterhin noch sehr nebelig und dank des Nieselregens hatte ich am Ende selbst im Gesicht überall schöne Matschspritzer. Aber bei schönem Wetter kann ja jeder fahren. 😉

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Diese enge Straße mit steilem Abgrund war bis 2006 die einzige Zufahrtsstraße von den Tropen nach La Paz. Doch seit die neue Straße fertig ist, ist eine Autofahrt nach La Paz längst nicht mehr so gefährlich wie noch vor 10 Jahren. Die ehemalige Straße wird nun seltener von Autos befahren und dient eher wagemutigen Touristen zum Mountainbike fahren. Am linken Straßenrand ging es teilweise sehr steil den Abgrund hinunter (übrigens ist auf der Straße Linksverkehr) und hin und wieder konnte ich ein Kreuz am Straßenrand erblicken. Und obwohl es mir ein paar Mal das Hinterrad ein wenig weggezogen hat, war der Abgrund tatsächlich nicht das Schlimmste. Das Anstrengendste war es, auf der Schotterpiste bergab die ganze Zeit zu bremsen. Ich hatte richtige Schmerzen und am Tag danach auch Muskelkater in meinen Händen und Armen. Teilweise hatte ich auf der Strecke das Gefühl, mich verlässt die Kraft und ich kann bald nicht mehr bremsen – das wäre durchaus ziemlich ungünstig gewesen. Aber mit kleinen Pausen ab und zu bin ich heil runter gekommen. Auf 1300m endete die Fahrt, auf der wir fast alle Klima- und Vegetationszonen Südamerikas durchfahren haben. Täglich fahren dort fast 200 Leute mit dem Rad runter und in den letzten 25 Jahren sind dabei 17 Leute ums Leben gekommen.

Nach der Fahrt gab es ein Mittagsbuffet und es war Schwimmen im Pool angesagt – wir waren schließlich fast in den Tropen und es war dementsprechend endlich mal wärmer. Danach verließen uns unsere Touristenführer und wir fuhren mit einem Taxi weiter nach Coroico, einem kleinen Städtchen in den Yungas. Hier hab ich zum ersten Mal seitdem ich in Bolivien bin Fisch gegessen (Forellenauflauf mit Spinat und Käse), super lecker. Und zur Feier des Tages noch einen Schokoladen-Crêpe hinterher! 😉
Am nächsten Tag entspannten wir in Hängematten und am Pool in unserer Unterkunft. Leider hat sich die Sonne nur selten blicken lassen. Nach einem leckeren Mittagessen fuhren wir wieder nach La Paz – die neue Straße! Dort angekommen, kramte ich direkt wieder Jacke und Schal aus meinem Rucksack – ja es ist weiterhin frisch auf 3600m Höhe in La Paz.

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Endlich wieder ein Update

Und schließlich schaffe ich es doch, mal wieder ein bisschen was zu schreiben. Fast einen Monat ist es mittlerweile her. Es ist einiges passiert hier in Bolivien. Unter anderem wurde ich von euch aus Deutschland ermahnt, dass ich mal wieder einen Blogeintrag schreiben soll. 😉

Wo fange ich am besten an? Nachdem ich ja krank war und mich brav ausgeruht hatte, habe ich erst einmal angefangen nur halbtags zu arbeiten. Zum Glück war das seitens der Schule kein Problem. Die ersten Tage waren ziemlich anstrengend, aber es ging mit der Zeit immer besser und immer weiter bergauf. So konnte ich die folgende Woche wieder „normal“ in der Schule mithelfen und hatte auch endlich meinen ersten Tag im Kindergarten. Die Kleinen sind zwischen drei und vier Jahren alt und schon sehr süß. Aber auch teilweise ein bisschen laut und anstrengend. 😀 Letzte Woche haben wir zusammen Kekse gebacken und ich habe eine Gruppe von zehn Kindern um mich gehabt und betreut. Das Ergebnis war: Chaos, Mehl auf dem Boden, Mehl überall an mir, Mehl an allen Kindern, aber trotzdem ein Blech voller mehr oder weniger schöner Plätzchen. Ob sie im Endeffekt geschmeckt haben, weiß ich leider nicht. 😉

In der Schule gab es auch viel zu tun. Es ist mittlerweile kurz vor Schuljahresende und es waren Testwochen. Alle Klassen haben Arbeiten geschrieben. Die durfte oder musste (je nach Sichtweise ;)) ich dann teilweise auch korrigieren. Da in einer Klasse meist so um die 45 Schüler sind, hat das ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen und ich saß oft abends oder nachmittags an den Korrekturen. Drei Tests durfte ich sogar selbst erstellen. Meiner Meinung nach waren die ziemlich einfach, die Ergebnisse die zu Stande gekommen sind, behaupten allerdings etwas anderes… Aber nahezu alle Tests, die ich korrigiert habe (auch die, die die Lehrer aufgestellt haben), sind ziemlich schlecht ausgefallen. Teilweise sind die Antworten, die man da zu lesen bekommt, aber auch sehr amüsant!

Ansonsten konnte ich mittlerweile endlich mein Visum und sogar auch schon mein Carnet (Personalausweis für Ausländer) abholen und bin nun endlich befreit vom Bürokratiewahnsinn und leider auch befreit von viel, viel Geld. Jetzt könnte ich theoretisch sogar bis Oktober nächsten Jahres hier bleiben. Aber ich werde euch, wie geplant, ab Ende Februar wieder auf die Nerven gehen. 🙂

Noch mehr Bürokratie und Nervenaufreibendes gab es auf der bolivianischen Post zu erleben. Meine Eltern hatten mir ein Paket geschickt und ich musste dieses höchstpersönlich in der Post abholen. Das hat mich zwei Nachmittage und einiges Geld gekostet. Das war zwar im Endeffekt doch weniger aufwändig als befürchtet, aber trotzdem aufwändig und nervig genug!! Selbst die Bolivianer, die ich dort getroffen habe, waren super genervt und wütend von dem System und haben die ganze Zeit nur geschimpft. Ein Musikstudent hat mir erzählt, dass er mittlerweile schon drei Monate darauf wartet, sein Paket endlich abholen zu können. In Deutschland irgendwie undenkbar in Zeiten von Amazon und Zalando! Mit dem Musikstudenten bin ich an dem ersten Nachmittag, quasi auf den ersten Schreck, gleich noch ein Eis essen gegangen. Das war suuuuper lecker und das muss auf jeden Fall wiederholt werden – spätestens wenn wieder mal Frustessen angesagt ist. 😉

Unser Zwischenseminar in der ersten Dezemberwoche wird nun übrigens in Peru, in Lima, stattfinden. Das ist super cool, dann können wir direkt noch Lima kennenlernen! Habe nun meinen Flug dahin gebucht und bin jetzt dabei zu planen, was ich in den restlichen freien Wochen im Dezember mache. Da sind nämlich Schulferien und demzufolge müssen wir da unseren Urlaub nehmen. Wahrscheinlich werde ich mir Bolivien bisschen genauer ansehen und dort ein bisschen rumreisen. Ob alleine oder in einer Gruppe, weiß ich noch nicht so genau. Mal schauen, wie es passt. Dann kann ich mir Peru auf jeden Fall für meinen nächsten Südamerika-Besuch aufheben.

An unserer Schule haben in den letzten Wochen auch einige „Events“ stattgefunden. Zum einen gab es an einem Samstagabend eine Ballettaufführung der schuleigenen Ballettgruppe. Dort sind Schüler und Schülerinnen aller Altersgruppen vertreten. Die erste Aufführung hatte ich ja leider verpasst, da ich im Krankenhaus lag. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich diesmal dabei sein konnte. Es war auch wirklich sehr schön anzuschauen und es wurden viele traditionell bolivianische Tänze aufgeführt. Wenn ich wieder da bin, zeig ich euch die Bilder und Videos, die ich aufgenommen habe, dann könnt ihr euch selbst davon überzeugen.
Am darauffolgenden Samstag fand eine „Feria de la madre tierra“ statt. Von 9-15 Uhr waren in der ganzen Schule Stände aufgebaut und jede Klasse präsentierte verschiedenste Projekte zum Thema Mutter Erde. Von Theateraufführungen über Spiele, bis hin zu Gruselkabinett und Naturkosmetik war alles dabei. Die ganze Schule war voller Menschen und alles war wirklich beeindruckend! Es gab auch jede Menge leckeres Essen und am Ende des Tages war ich einfach nur eine Kugel!! 😀 Natürlich konnten wir nicht nur essen und uns alles anschauen, sondern mussten auch arbeiten. Zu Beginn haben wir noch die Eintrittsbändchen an viele, viele Handgelenke geklebt. Am Ende des Tages mussten wir jedoch den ganzen Müll aufsammeln, der über den Tag „produziert“ wurde. Das war ein Spaß, sag ich euch. 😀

Ansonsten bin ich mittlerweile schon öfter Motorrad mitgefahren. Fetzt immernoch! 😉 Hier ist ja tendenziell immer und überall Stau und Verkehrschaos. Da macht sich so ein Motorrad, mit dem man sich durch die Auto- und Minibusschlangen schlängeln kann, schon ziemlich gut. Teilweise hatte ich zwar ein bisschen Angst, dass wir da gar nicht durchpassen, aber es hat alles gut funktioniert und ich lebe noch! 😉 Der Verkehr ist hier aber wirklich eine Sache für sich. Neulich sind wir mit dem Taxi heimgefahren, weil es abends keine Minibusse mehr gab. An einer Kreuzung ist uns in die hintere linke Autotür ein anderes Auto reingefahren. Die schenken sich hier nämlich keinen Meter und fahren immer ziemlich dicht auf. In Deutschland wäre dann sofort das große Chaos ausgebrochen – Nummern austauschen, Schaden begutachten und und und. Hieeer nicht!! Mal kurz gehupt und weitergefahren. Der Taxifahrer hat sich die Tür lediglich mal genauer angeschaut, als er uns dann abgeliefert hatte. Schon verrückt!! 🙂

Außerdem waren wir hier mittlerweile auch mal auf einer Familienfeier und in einer Bar/ Disco. Resümee des Ganzen ist: Fast alle, die wir dort getroffen haben, kennen kein Limit beim Alkohol. Die trinken und trinken und trinken und hören nicht auf. Wie die Toilette in der Bar/Disco (da konnte man sowohl sitzen als auch tanzen) deswegen aussah, könnt ihr euch nicht vorstellen. Letztens hat mir auch der Musikstudent, mit dem ich Eis essen war, erzählt, dass es in Bolivien tatsächlich verbreitet ist Alkohol in Massen und nicht in Maßen zu trinken und dass es die Mehrheit der Bevölkerung immer übertreibt, wenn sie einmal weggehen oder eine Feier haben. Also waren meine Beobachtungen gar nicht so falsch! 😉 Auch auf der Familienfeier, zu der wir erst etwas später dazu gestoßen sind, war die Mehrheit schon gut dabei. Aber es war eine sehr schöne Feier auf der wir viel Spaß hatten, sogar mit Livemusik!

An einem der letzten Sonntage, habe ich mit anderen Freiwilligen einen Ausflug nach Chacaltaya und ins Valle de la Luna gemacht. Chacaltaya ist ein Gletscher, der mittlerweile weggetaut ist. Das Gebiet liegt auf über 5000m Höhe und auch wenn es keinen Gletscher mehr gibt, hat man dort eine tolle Aussicht! Den Großteil der Höhenmeter haben wir mit einem Bus bezwungen. Ein richtiger Bus, kein Minibus(!), ist die steinigsten, steilsten und vor allem engsten Straßen entlang gefahren, die ihr euch nur vorstellen könnt. Wir hatten teilweise echt Angst, dass wir demnächst auch einfach mal mit dem Bus abstürzen könnten. Also schon die Fahrt an sich war ein Highlight! 😀 Auf ca. 5300m sind wir dann angekommen und ich habe deutlich gespürt, dass die Luft dort nochmal „dünner“ war. Dort dann noch umher zu wandern und die letzten Höhenmeter zu bezwingen, war zwar ziemlich anstrengend. Aber als wir dann endlich oben angekommen waren, war es ein super cooles Gefühl und ein toller Ausblick! Zu allem Überfluss durften wir noch beobachten wie eine Französin von ihrem Freund auf dem Gipfel einen Heiratsantrag bekommen hat! 🙂
Nachdem wir die beeindruckende Erfahrung in Chacaltaya gemacht hatten, war das Valle de la Luna, das Mondtal, nicht mehr soo atemberaubend spannend für uns. Klar waren die Gesteinsformationen auf ihre Art auch faszinierend und toll anzusehen. Doch da es einem wie ein abgeteilter Stadtteil vorkam, der auf einmal begann und genauso abrupt wieder endete, war es doch ein wenig merkwürdig. Es war natürlich trotzdem cool das mal gesehen zu haben, aber neben dem Tal befand sich quasi direkt wieder eine Hauptstraße – einfach so… Da war es in Chacaltaya, wo tatsächlich nur Natur war, doch schöner und imposanter!

Am letzten Wochenende habe ich mit drei anderen Freiwilligen eine Tour zum Salar de Uyuni, dem größten Salzsee der Erde, gemacht und drei Tage dort verbracht. Kommendes Wochenende wollen wir die Death Road mit dem Fahrrad runter fahren und eine Nacht in den Yungas, einer Region nahe dem tropischen Tiefland, verbringen. Ich werde versuchen zeitnah einen Bericht über die beiden Ausflüge zu verfassen! 🙂

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Viele erste Male

Am Mittwoch war eindeutig mein Tag der ersten Male hier in La Paz. Alles fing noch ganz harmlos an: Ich hab hier zum Beispiel zum ersten Mal bewusst eine Frau mit grauen Haaren gesehen. Aaaber ich habe mich auch zum ersten Mal so richtig schön großzügig verfahren, bin zum ersten Mal alleine Taxi gefahren (sogar 2x), bin zum ersten Mal in meinem Leben Motorrad (mit)gefahren und hab zum ersten Mal hier in La Paz allein im Dunkeln nach Hause gefunden. Wie gesagt, viele erste Male! 😉

Aber der Reihe nach. Letzte Woche Freitag wurde ich endlich aus dem Krankenhaus entlassen, zwar mit Schmerzen, aber entlassen. Juhuu!! Eine der Nonnen holte mich freundlicher Weise mit dem Auto ab, sodass ich mit meiner schweren Tasche nicht laufen bzw. die öffentlichen Verkehrsmittel bemühen musste. Am selben Tag bin ich direkt noch in unsere neue Wohnung umgezogen. Nachdem ich meinen Koffer wieder vollgepackt und gerade so zu bekommen hatte (ich hab mich drauf gestellt :D), wurde ich abends von der Gastfamilie mit dem Auto abgeholt. Das war perfekt, um mein Gepäck sicher und einfach zu transportieren und für mich in meinem noch geschwächten Zustand ohnehin die komfortabelste Lösung. Nach einer leckeren Suppe zum Abendessen und einem netten Gespräch mit der Familie, fiel ich sofort todmüde ins Bett.

Am folgenden Wochenende ruhte ich mich größtenteils aus und räumte meine Sachen endlich aus meinem Koffer in eine Art Schrank. Endlich ein Schrank, endlich sehen was man so mitgenommen hat. Yeaah. Leider wurde mir dadurch auch schmerzlich bewusst, dass ich die unzähligen T-Shirts, die ich eingepackt habe, hier wohl gar nicht wirklich benutzen werde, da ich hier ja eher zum Frieren neige… Ich machte mit unserer Vermieterin, die übrigens die Tochter der Familie ist, noch einen kleinen Spaziergang zum nahe gelegenen Markt, um ein paar Kleinigkeiten zu besorgen, und auch in der Hoffnung, dass das meine Genesung fördert.

Nachdem ich am Montag noch einmal beim Arzt war, stand fest, dass ich mich weiter schonen und ausruhen soll. Scheinbar ist es einfach so, dass meine Entzündung von Blase und Nieren zwar schon abgeklungen ist, also keine Bakterien mehr da sind, die Schmerzen aber noch eine Weile anhalten. Auf der großen Höhe hier (La Paz liegt ja ca. 3600m hoch) braucht der Körper leider viel länger, um sich zu erholen als bspw. in Deutschland und deswegen fühle ich mich leider immer noch nicht wieder fit. Eine der Nonnen hat mir dazu sogar erzählt, dass sie in ihrer Anfangszeit hier in Bolivien für die Genesung einer Erkältung 5-6 Wochen gebraucht hat, für die sie in Deutschland vielleicht 1-2 Wochen benötigt hätte.

Ja, so hatte ich mir den Beginn meines Auslandsaufenthaltes definitiv nicht vorgestellt. Ich hab vielleicht mit einer Erkältung oder eine Magenverstimmung gerechnet – irgendwann mal. Aber nicht gleich am Anfang und auch definitiv nicht inklusive Krankenhausaufenthalt. Aber es nützt ja nichts, da muss ich jetzt durch und mich brav ausruhen und es vor allem nicht gleich übertreiben, wenn ich wieder durchstarte! Ein Rückfall wäre noch weniger geil. Aber es ist schon schwierig so viel rumzuliegen, während andere die Stadt erkunden oder coole Projekte in der Schule oder tolle Ausflüge machen. Wenn ich nur so da liege und mir immer nur was Kleines vornehme, dann kommt bei mir schon ab und zu mal der Gedanke auf, ob die Zeit überhaupt reichen wird, die ich hier zur Verfügung habe. Wenn es nach meiner Gastfamilie geht, soll ich ja sowieso auf ein ganzes Jahr verlängern. 😀

Meine Gastfamilie ist übrigens super lieb. Das ist ein Ehepaar mit vier Kindern und einem großen Haus. 😉 Wir wohnen quasi in der obersten Etage dieses Hauses und haben jeder ein eigenes Zimmer, ein großes Wohnzimmer, ein Bad und sogar eine Terrasse. Unter uns wohnt dann die Familie, deren Küche wir mit benutzen dürfen. Es wird jeden Tag gekocht und jeder darf sich davon nehmen wann er will und so viel er möchte. Dort wohnen allerdings nur der Vater, die Mutter und zwei der Kinder – die älteste Tochter (28 Jahre), die quasi unsere Vermieterin ist, und der jüngste Sohn (24 Jahre), der derzeit studiert. Im Erdgeschoss wohnt dann das dritte Kind, eine Tochter (ich glaube 27 Jahre), die schon verheiratet ist und selbst zwei kleine Kinder hat. Der andere Sohn, also das vierte der Kinder, wohnt in einer anderen Stadt.

Zu Beginn dieser Woche habe ich mich also noch viel ausgeruht und mir jeden Tag nur eine Kleinigkeit vorgenommen, bspw. haben wir hier mal aufgeräumt und geputzt. Das war zu Beginn mal dringend nötig. 😉 Am Mittwoch wollte ich dann morgens zu Interpol, um mein Zertifikat abzuholen, mich danach noch einmal hinlegen, bis ich am späten Nachmittag meinen Sprachkurs hatte. Das war zumindestens der Plan – aber wie anfangs beschrieben, war das ja mein Tag der vielen ersten Male! Anfangs hat der Plan auch super funktioniert. Ich habe mein Zertifikat ganz fix bekommen, war danach noch schnell im Supermarkt in der Nähe und wollte dann mit meiner schweren Tüte direkt wieder heim. Leider habe ich dann wohl den Minibus in die falsche Richtung erwischt. Da ich aber „wusste“, dass das der Minibus ist, der sonst zu mir fährt, blieb ich einfach sitzen, in der Hoffnung, dass er schon irgendwann wieder umdrehen und „heim“ fahren würde. Falsch gedacht. Irgendwann hieß es, dass dort Ende Gelände ist und dann stand ich irgendwo im nirgendwo weit weg von dem Ort, an den ich eigentlich wollte. Meine schwere Tüte vom Einkauf war mittlerweile gerissen und ich versuchte alles irgendwie noch zusammen zu halten und einen Bus in „meine“ Richtung zu finden. Das war gar nicht so leicht, da ich ganz schön ab vom Schuss war. Irgendwann klappte es dann doch, aber zu meinem Glück war Stau und die Fahrt dauerte ewig. Ich musste allerding nocheinmal umsteigen, doch es kam und kam einfach kein Bus in meine Richtung. Da ich keine Lust und Zeit mehr hatte, nahm ich kurzerhand ein Taxi und war dann 1,5h später daheim als eigentlich geplant – und ziemlich entnervt. Während ich mir schnell ein Brötchen als Mittag reinstopfte, versuchte ich nach Hause zu telefonieren bzw. zu skypen. Grade an diesem Tag funktionierte aber das WLAN dezent schlecht, das verbesserte meine Laune nicht unbedingt. Durch meinen kleinen Ausflug in eine andere Ecke von La Paz hatte ich auch kaum Zeit mich nochmal hinzulegen bevor es zum Sprachkurs ging. Das war natürlich weniger gut, da ich mich ja noch schonen muss. Naja, nicht zu ändern.

Unsere Vermieterin bzw. Gastschwester hatte mir einen Tag vorher angeboten mir zu zeigen wo hier die Minibusse abfahren, die mich direkt zum Ort meines Sprachkurses bringen, ohne Umsteigen. Als ich also schon 1h vor Beginn des Kurses hinunter ging, um sie zu fragen, ob sie mir das zeigen könne, hatte sie allerdings keine Zeit. Düdüm – passt ja zum Rest des Tages. 😉 Freundlicher Weise erklärte sich aber mein Gastbruder bereit mir den Weg zu zeigen. Als er dazu auf einmal sein Motorrad aus der Garage holte (bis dato wusste ich nicht mal, dass es seins ist), war ich aber doch erst einmal verwundert. Aber er machte mir schnell klar, dass er mich gleich zu der Stelle fahren würde und los ging es – ohne Helm natürlich. 😀 Aber ich muss feststellen, Motorrad fahren fetzt. Das sollten wir hier öfter machen. 🙂 Meine Laune besserte sich also und ich kam alles in allem grade noch pünktlich zum Kurs, obwohl ich eigentlich so viel Puffer eingebaut hatte. Der Kurs war gut, meinen Heizlüfter konnte ich auch noch kaufen, aber der Heimweg war wieder leicht kniffelig. Mittlerweile war es dunkel und es war offenbar grade Stoßzeit, alle wollten heim und alle Minibusse zu mir waren überfüllt. Nach 20min Wartezeit hatte ich keine Lust mehr und schnappte mir zum zweiten Mal an diesem Tag ein Taxi. Alleine Taxi fahren und dann noch im Dunkeln ist zwar ein bisschen heikel, aber ich hab ein vermeintlich sicheres Taxi genommen und es ist alles gut gegangen. Taxi fahren ist zwar teurer als Minibus fahren, aber ich war einfach so kaputt und wollte nur noch heim. Ich zahlte für 20min Fahrt umgerechnet ca. 2€ – im Vergleich zu Deutschland super billig, aber im Vergleich zum Minibus (ca. 0,20€) schon teuer. Egal, ich war super froh als ich daheim war und saß noch kurz mit meinen Gastgeschwistern zusammen, die sich köstlich über meine Geschichte zu meinen Verirrungen in La Paz amüsieren konnten.

Am nächsten Tag war ich nur kurz wegen meines Visums unterwegs. Endlich konnte ich alle gesammelten Unterlagen zur Migracion bringen, das ist die Behörde, die dann tatsächlich endlich den Stempel in den Reisepass reindrückt, sodass man dann legal im Land sein darf. Nächste Woche kann ich meinen Pass dann wieder von dort abholen. Ich bin gespannt, ob alles geklappt hat.

Heute war ich nochmal beim Arzt und alle meine Werte sind weiterhin ok. Ich werde dann nächste Woche endlich wieder anfangen zu arbeiten – aber erst einmal halbtags, um meinen lieben schwachen Körper nicht zu überfordern. Am Wochenende werde ich mich noch ausruhen und auch ein paar kleine Sachen unternehmen, um mich Schritt für Schritt weiter an Belastung zu gewöhnen. Ich komm mir ja ein bisschen so vor, als wäre ich schon 50 Jahre älter, wenn ich das hier so schreibe. Aber so ist es nun mal. 😀

P.S.: Den Blogeintrag hab ich schon am Freitag (09.10.) verfasst, konnte ihn aber erst heute hochladen, weil der Server von Kulturweit ja umgezogen war, also nicht wundern.

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