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Über das Deutsch-Sein als Nicht-Deutsche im Ausland

Seitdem ich in China bin, wird mir von allen Seiten gesagt, wie unfassbar deutsch ich eigentlich bin. Ich muss zugeben, dass mich diese Aussage ein wenig stutzig gemacht hat.

Zum einen ist es verwunderlich, weil ich mich in Deutschland selbst nie als komplett „deutsch“ betrachtet habe, u.a. auch weil mein Umfeld mich aufgrund meiner äußeren Grundausstattung nie als solche identifiziert hat. Aber auch, weil ich mir aufgrund der sehr konservativen Erziehung meiner Eltern doch immer meiner asiatischen Wurzeln bewusst war.

Und überhaupt: Was soll eigentlich dieses „Deutschsein“ bedeuten?

Die Leute, von denen ich das zu hören bekomme, meinen es natürlich halb im Scherz; gleichzeitig sprechen sie aber gewisse Charakterzüge bzw. Stereotypen an, die sie mit „Deutschen“ und deren „Deutschsein“ verbinden. Meine direkte Art zu kommunizieren zum Beispiel, oder mein Zwang alles auf den Punkt bringen zu wollen. Oder einfach nur die Tatsache, dass ich das deutsche Rachen-„Rrrr“ überhaupt aussprechen kann . Oder mein Bedürfnis, nach genauen Zeit- und Ortsangaben. Oder sie sprechen über meinen trockenen Humor. (Dafür bin ich aber gar nicht pünktlich, nehme es überhaupt nicht so ernst mit Regeln… und ich hasse Bier!!!)

Und es sind ja meist nicht nur meine chinesischen Freunde, sondern v.a. internationale Bekanntschaften aus allen Herren Ländern, die zu dieser Feststellung kommen.

Eine weitere lustige Beobachtung ist, dass die meisten Leute hier zwar erstmal überrascht bis verwirrt reagieren, wenn ich ihnen sage, dass ich aus Deutschland komme („Ja, aber dein Gesicht sieht so… asiatisch aus!“), danach irgendwann aber eine Art Resignation eintritt, in der sie akzeptieren, dass ich (rechtlich gesehen zumindest) einfach nun mal deutsch bin – ja sogar bis zu dem Punkt, dass sie komplett vergessen, dass ich doch eigentlich noch vietnamesische Wurzeln habe. Ich wurde letztens von einem chinesischen Freund gefragt, warum ich denn bitte Stäbchen benutzen kann, wo man doch in Deutschland gar keine Stäbchen kennt.

In Deutschland hingegen bekomme ich als Reaktion auf meine Antwort auf die Herkunftsfrage neben amüsiertem Gelächter meistens folgende Aussage: „Ja, aber wo kommst du denn wirklich her?“ (Die Antwort „Aus meiner Mutter, woher denn sonst?!“ musste ich mir des Öfteren schon verkneifen)

Einmal wurde ich im Restaurant während eines Gesprächs mit Freunden von einem etwas betagten Mitbürger gefragt, wo ich denn bitte so gut Deutsch sprechen gelernt habe.

Natürlich meinen es die meisten nicht böse, aber diese kleinen Äußerungen, die seit nicht allzu langer Zeit auch als „micro aggressions“ bekannt geworden sind, halte ich für bezeichnend für die Sichtweise vieler Mitmenschen. Selbst der tunesischstämmige Schauspieler Elyas M’Barek hat in einem Interview einmal geäußert, dass man oft in Deutschland auf seinen Migrationshintergrund reduziert werde, wohingegen in Großbritannien oder den USA deine Antwort „Ich komme aus Deutschland“ völlig ausreichend sei. (Aus Ermangelung an empirischen Evidenzen kann ich seine Aussage allerdings weder bestätigen noch widerlegen.)

Was mich bei beiden Fällen – hier in China und zurück in Deutschland – vor allen Dingen wundert, ist die Tatsache, dass man anscheinend nicht beides sein kann, dh. dass eine multi-ethnische Identität bzw. eine Identität, die nicht an eine Nationalität gekoppelt ist, die meisten Leute irgendwie immer noch überfordert. Dabei sind wir doch alle mehr oder weniger transkulturell, oder nicht? 😉

~tbc~

 

 

Offener Tag der Deutschen Botschaft in Peking

Es ist mal wieder so viel passiert, ich komme gar nicht so richtig hinterher mit den Einträgen. Bevor ich die Story mit dem Taishan aufdecke, die doch länger braucht, als ich dachte, hier einige Impressionen zum vergangenen Wochenende.

Am letzten Freitag fand an der Deutschen Botschaft in Peking ein Tag der Offenen Tür statt. Das Goethe-Institut hatte natürlich einen eigenen Stand, direkt nebem dem des DAAD.

Neben diversen Info-Ständen gab es auch ein Begleitprogramm mit Musik, Verlosungen und auch die in „typisch“ deutsche Kleidung verpackten … eh … Deutschen durften nicht fehlen (ja, auch das Herumlaufen und nett lächeln und mit Besuchern für Fotos posen muss gelernt sein!). Das Highlight des Tages war der Balance-Akt eines Seilkünstlers, der über die Dächer der Botschaft spazierte –  zum Glück mit Haltegurt, sonst wären wir alle an jenem Tag Zeugen eines unglücklichen Unfalls geworden, denn der Gute fiel das ein oder andere Mal aus allen Höhen…

Natürlich gab es auch genügend Verköstigung um die Massen zu befriedigen, u.a. Haribo, Labskaus, Bratwurst, Brezel, Gulaschsuppe und Bier! Wie „didao“ (地道), also authentisch, das schmeckte, konnte ich leider nicht sagen, da es nach Feierabend nur noch Gulasch-Reste gab. Die Schlange war über mehrere Stunden hinweg endlos lang. Mir schien, dass so mancher Gast tatsächlich nur für das kostenlose Essen zu solchen Veranstaltungen geht, was aber nur eine gewagte Vermutung meinerseits ist.

Tatsächlich war aber die Weinverköstigung noch im vollen Gange und so konnte man sich nach getaner Arbeit ein wenig belohnen…! Es gab einen herrlich süßen Eiswein, ich glaube von Josef Rosch, so genau weiß ich das allerdings auch nicht mehr…ächäm…

Untenstehend einige visuelle Impressionen:

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Meine Wenigkeit fleißig dabei, Infomaterial zu verteilen!
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Eine der jüngeren Interessenten. Tatsächlich hat das GI hier auch Kurse für die Kleinsten!
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Sehr deutsch aussehende Deutsche (blond, blauäugig, Dirndl und alles was dazu gehört), naja und ich Banane dazwischen
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Diese netten Herren in Lederhosen waren leider nicht hübsch/biodeutsch genug und mussten neben Fotoposing auch noch beim Catering anpacken
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Ein kurzer Abschnitt der Schlange zum Essensstand…
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Der Seilkünstler bei seinem Balance-Akt