Hier mal die Originalversion des Kulturweit-Grußes, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Ein Ausdruck all meiner Dankbarkeit und Freude über die Zeit hier in Beijing und in China. In Anbetracht dessen, dass sie bald vorbei ist, wird es Zeit für einen kurzen Rückblick der vergangenen Wochen…
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Dies ist ein Foto eines Geschenks, das ich letztens von einer Studentin am GI Peking, der ich gelegentlich bei ihren Deutschhausaufgaben helfe, erhalten habe. Es handelt sich dabei um einen Kuchen, den sie mir sachte, wortlos und mit einem leisen Lächeln auf die Theke der Bibliothek legte. Diese kleine Geste drückt im Grunde genommen alles aus, was ich sagen möchte. Ich bin einfach nur wahnsinnig dankbar für all die reichen Erfahrungen – ob nun gute oder weniger gute –, die ich hier in Peking machen durfte; für die kleinen und großen Erlebnisse; dankbar für die inspirierenden Menschen, die mir begegneten; und für die kurzen und langfristigen Freundschaften. Ich bin dankbar für diese Chance, über meine Person hinauszuwachsen; für die Chance, dieses pulsierende Land noch besser kennenzulernen; und gleichzeitig für die Möglichkeit, meine Horizonte zu erweitern. Am meisten bin ich dankbar, für die wunderschönen Erinnerungen an diese Zeit, die mich sicherlich noch ein Leben lang begleiten und ein Stück weit definieren werden. Und jetzt mal vollkommen ohne die Absicht, schleimen zu wollen: Vom ganzen Herzen, ein großes Dankeschön an euch von kulturweit, die ihr das möglich gemacht habt! Ich hoffe, die anderen haben mindestens genauso tolle Erfahrungen wie ich mitnehmen können, und wünsche allen noch eine spannende, aufregende und wertvolle verbleibende Zeit:
„Though nothing can bring back the hour of splendor in the grass, glory in the flower. We will grieve not, rather find strength in what remains behind.” (William Wordsworth, 1806)
P.S. Das Datum auf der Folie ist wie auf vielen anderen Lebensmitteln in China nicht das Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern das Datum, an dem es produziert wurde!
Seitdem ich in China bin, wird mir von allen Seiten gesagt, wie unfassbar deutsch ich eigentlich bin. Ich muss zugeben, dass mich diese Aussage ein wenig stutzig gemacht hat.
Zum einen ist es verwunderlich, weil ich mich in Deutschland selbst nie als komplett „deutsch“ betrachtet habe, u.a. auch weil mein Umfeld mich aufgrund meiner äußeren Grundausstattung nie als solche identifiziert hat. Aber auch, weil ich mir aufgrund der sehr konservativen Erziehung meiner Eltern doch immer meiner asiatischen Wurzeln bewusst war.
Und überhaupt: Was soll eigentlich dieses „Deutschsein“ bedeuten?
Die Leute, von denen ich das zu hören bekomme, meinen es natürlich halb im Scherz; gleichzeitig sprechen sie aber gewisse Charakterzüge bzw. Stereotypen an, die sie mit „Deutschen“ und deren „Deutschsein“ verbinden. Meine direkte Art zu kommunizieren zum Beispiel, oder mein Zwang alles auf den Punkt bringen zu wollen. Oder einfach nur die Tatsache, dass ich das deutsche Rachen-„Rrrr“ überhaupt aussprechen kann . Oder mein Bedürfnis, nach genauen Zeit- und Ortsangaben. Oder sie sprechen über meinen trockenen Humor. (Dafür bin ich aber gar nicht pünktlich, nehme es überhaupt nicht so ernst mit Regeln… und ich hasse Bier!!!)
Und es sind ja meist nicht nur meine chinesischen Freunde, sondern v.a. internationale Bekanntschaften aus allen Herren Ländern, die zu dieser Feststellung kommen.
Eine weitere lustige Beobachtung ist, dass die meisten Leute hier zwar erstmal überrascht bis verwirrt reagieren, wenn ich ihnen sage, dass ich aus Deutschland komme („Ja, aber dein Gesicht sieht so… asiatisch aus!“), danach irgendwann aber eine Art Resignation eintritt, in der sie akzeptieren, dass ich (rechtlich gesehen zumindest) einfach nun mal deutsch bin – ja sogar bis zu dem Punkt, dass sie komplett vergessen, dass ich doch eigentlich noch vietnamesische Wurzeln habe. Ich wurde letztens von einem chinesischen Freund gefragt, warum ich denn bitte Stäbchen benutzen kann, wo man doch in Deutschland gar keine Stäbchen kennt.
In Deutschland hingegen bekomme ich als Reaktion auf meine Antwort auf die Herkunftsfrage neben amüsiertem Gelächter meistens folgende Aussage: „Ja, aber wo kommst du denn wirklich her?“ (Die Antwort „Aus meiner Mutter, woher denn sonst?!“ musste ich mir des Öfteren schon verkneifen)
Einmal wurde ich im Restaurant während eines Gesprächs mit Freunden von einem etwas betagten Mitbürger gefragt, wo ich denn bitte so gut Deutsch sprechen gelernt habe.
Natürlich meinen es die meisten nicht böse, aber diese kleinen Äußerungen, die seit nicht allzu langer Zeit auch als „micro aggressions“ bekannt geworden sind, halte ich für bezeichnend für die Sichtweise vieler Mitmenschen. Selbst der tunesischstämmige Schauspieler Elyas M’Barek hat in einem Interview einmal geäußert, dass man oft in Deutschland auf seinen Migrationshintergrund reduziert werde, wohingegen in Großbritannien oder den USA deine Antwort „Ich komme aus Deutschland“ völlig ausreichend sei. (Aus Ermangelung an empirischen Evidenzen kann ich seine Aussage allerdings weder bestätigen noch widerlegen.)
Was mich bei beiden Fällen – hier in China und zurück in Deutschland – vor allen Dingen wundert, ist die Tatsache, dass man anscheinend nicht beides sein kann, dh. dass eine multi-ethnische Identität bzw. eine Identität, die nicht an eine Nationalität gekoppelt ist, die meisten Leute irgendwie immer noch überfordert. Dabei sind wir doch alle mehr oder weniger transkulturell, oder nicht? 😉
Im Yugongyishan 愚公移山, Pekings führender Bühne für internationale und einheimische Bands, gibt es sehr oft gute Live-Musik zum fairen Preis.
So auch am Freitag, dem 12. Juni. 2015. Es spielten drei ethnische chinesische Bands verschiedener Herkunft (Innere Mongolei und Guangxi), deren Gemeinsamkeit daran begründet liegt, dass sie traditionelle Melodien aus ihrer Heimat mit modernen westlichen Musikrichtungen wie Rock oder Ska verbinden.
Tulegur, a modern nomad group, rooted in traditional tunes of Inner Mongolia and influenced by rock music. Their sound is a great mixture of traditional music, rock, throat sing (Khoomei, traditional throat singing of Mongolian) and Mongolian and Chinese folk. This combination results in a unique style that is being called “Mongolian grunge” or “nomad rock” by the artists themselves.
Gangzi is the soul of Tulegur, educated in traditional opera, his voice can reaches the lowest tone of throat singing. Attracted by modern music, Gangzi moved from Inner Mongolia to Beijing to perform and compose. A year later, he returned to his hometown, Hulunbeier, where he spend time with local farmers to learn Khoomei. This nomad experience became a revelation in his life and helped him to discover his own musical style. After years of solo performances, Gangzi has achieved remarkable success all around China and in the world.
At the end of 2014, percussionist/guitarist Zong Can joint Tulegur’s new bigger picture. As an experienced guitarist and percussionist, Zongcan has traveled to many places both in China and other countries. He has special ways to embrace different cultures and combines them with his music.
Ajinai is from Sanskrit the ancient language of India, meaning a majestic and auspicious stallion. An ancient legend tells a story that long time ago there was a king in India who had an impressive and magical green stallion. When Buddhism went into Mongolia the term Ajinai was used to describe a great stallion this legend remains until the present time.
Like our Mongolian ancestors hundreds of years ago, the music of the Aijinai band welcomes all elements of outside cultures and through incorporating these foreign elements they have formed the root of Ajinai’s music. Ajinai intends to make their music more diverse, worldly and without boundaries.
Mabang is the term for transport caravans in the mountain region of south west China where people have no better choices but carry all goods – especially tea and salt – on horsebacks accross the stony mountain side. Over the centuries they have developed an culture on their own.
The music group Mabang was formed by mastermind Ye Honggang in 2010 in Liuzhou, south western Chinese province Guangxi. Over the years, they have become a frontriding fusion between local ethnical music of Chinese south west and modern ideas of world music and combine traditional mountain songs and singing styles with contempolary music aspects such asrock, raggae, ska, etc.
The musicians in the band are fascinated by all sorts of instruments from all over the world and make use of them to creat their unique sounds of nature, man and urbanhood.
Heute stelle ich euch erneut ein lohnenswertes Reiseziel in China vor – die Großgemeinde Wuzhen 乌镇, zwei Autostunden von Shanghai entfernt, zwischen Suzhou und Hangzhou gelegen.
Viele bezeichnen die historische Stadt am Rande der Provinz Zhejiang auch als Venedig Chinas, weil der Ort von Wasser, Brücken und Efeu durchzogen ist. Mit einer Fläche von 67,48 km² beherbegt Wuzhen rund 57.200 Einwohner.
Zu empfehlen sind vor allen Dingen die beiden Freilichtmuseen/Museeumsdörfer Wuzhen Xizha und Dongzha, für die man auch ordentlich Eintritt bezahlen muss (zusammen ca. 150 RMB/22 EUR).
Zum Glück lag unsere Unterkunft, das Wisteria Youth Hostel mitten im Xizha-Gebiet, sonst hätten wir mehrmals Eintritt bezahlen müssen an den zwei Tagen, da um 10 der Bereich abgeschlossen wird von der Außenwelt. Netterweise wurden wir bei unserer abendlichen Ankunft gleich mit einem Golfwagen zum Hostel gebracht. Die nächtliche Aussicht war eine Wonne für die an Smog gewohnten Augen. Staunt selbst:
In der Museumsstadt selbst gibt es viele Geschäfte mit verschiedenen Souvenirs und einige Restaurants, die zu fairen Preisen gutes Essen anbieten, was uns sehr überrascht hat. Wir dachten, dass gerade an solchen Touristenorten horrende Preise verlangt werden müssten.
Tagsüber wanderten wir noch die unfassbar gut in Stand gehaltenen, sauberen Straßen von Xizha entlang, bevor wir uns mit dem Shuttle-Bus samt Koffer in die im Stadtkern gelegene Dongzha fahren ließen.
Übrigens, ein kleiner Tipp: Es lohnt sich nicht für Dongzha ein Ticket zu kaufen, da dieser Bereich a) viel zu überfüllt von Touristen ist und b) abgesehen von den Eingangstoren überhaupt nicht vom Rest der Innenstadt abgesperrt ist. Anders ausgedrückt, man kann sich das Geld auch sparen, indem man den „Nebeneingang“ über die Innenstadt nimmt. Hätten wir das mal gewusst…
Wie in Venedig kann man auch in der Stadt mit Gondeln fahren. Für sechs Leute verlangen sie 360 RMB – umgerechnet ca. 52 EUR, pro Person unter 9 EUR also.
Die China-kulturweit-Gruppe sagt Tschüs und bis zum nächsten Mal! 🙂
Wie versprochen nun ein Beitrag zu chinesischen Hochzeiten bzw. zu der einen chinesischen Hochzeit meiner Shanghaier Freunde, da ich vor zwei Wochen (oh mein Gott, ist das schon so lange her?) die Ehre hatte, als Brautjungfer hautnah alles mitzuerleben.
Anstatt viel um den heißen Brei zu reden, lasse ich einfach mal die Bilder sprechen, die doch so viel mehr zu sagen haben, als tausend Worte – und auch weil ich zu faul bin, mehr zu schreiben.
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Die Hochzeit begann zunächst in der Elternwohnung der Braut. Dort wurden Braut und Brautjungfern ab 7 Uhr morgens geschminkt. 3 Stunden später waren wir immer noch nicht fertig…
Danach kam die Herrenmannschaft bestehend aus Bräutigam und Trauzeugen, denen wir den Weg versperren mussten. So leicht darf Mann es nicht haben, die Braut abzuholen!
Dafür haben die Mädels nächtelang Pläne geschmiedet und furchtbare Aufgaben überlegt, die absolviert werden mussten. Für jede Tür und jede Aufgabe musste natürlich ordentlich bezahlt werden in Form von kleinen Hongbaos (红包; wörtlich: Roter Umschlag). Das sind kleine Umschläge , in denen Geldgeschenke zu chinesischen Festen wie dem Chinesischen Neujahrsfest oder der chinesischen Hochzeit verschenkt werden.
Zu den Aufgaben gehörten:
1) Der Braut in einer Planking-Position auf altertümliche Weise die Liebe gestehen.
2) Den jüngsten und schüchternsten Hund der Familie anlocken ohne in seine Nähe zu kommen.
3) Aus Toastbrot „Ich liebe dich“ kauen.
4) Sich vor den Augen der Gäste zum Affen machen (und viel Geld verschenken).
Dann wurde ganz traditionell ein (extrem süßes) Hochzeitsgetränk mit Eiern, Nüssen und vielen anderen Dingen, die irgendeine symbolische Bedeutung haben, mit den Eltern und allen Gästen getrunken.
Dann fuhr die ganze Kolonne mit Sack und Pack, unter Tränen und mit viel Krach ins neue Haus des Brautpaars, wo auch schon die Familie des Bräutigams wartete. (Und das Filmteam…)
Gleich im Anschluss fand eine aufwendige, und totaaal spontane Fotosession mit professionellen Fotografen und Kamera-Leuten statt.
Nach einer kurzen Mittagspause fuhren wir in einer Volkswagen-Kolonne (die Automarke ist wichtig!) zum House of Roosevelt direkt am Shanghaier Bund, einem neoklassischen Gebäude (Jahrgang 1920), wo auch das Hochzeitsbankett stattfinden sollte.
Auch hier wurden wir zwei Stunden lang mit einem Fotoshooting malträtiert…
Alle zwei bis drei Stunden bekam die Braut ein Rundum-Retouch, wofür zwei Stylistinnen gebucht wurden für den gesamten Tag.
Danach wurde fleißig für den großen Moment geprobt!
Die Prozedur an sich dauerte höchsten 20 Minuten (wir haben mind. die doppelte Zeit geprobt) und anstatt eines Pastors hatten wir einen MC, der wortgewandt die Zeremonie moderierte und das Brautpaar traute. Im Hintergrund lief Filmmusik aus Herr der Ringe und der Hobbit… (außer mir fand das aber sonst keine anderer befremdlich…)
Danach kamen die 200 geladenen Gäste, die aus Familienmitgliedern beider Parteien, Freunden und Mitarbeitern bestanden und das Bankett konnte beginnen. Jeder Gast musste natürlich einen Geld-Umschlag mitbringen, angepasst an die Beziehungsverhältnisse zu dem Brautpaar.
Es gab sogar eine Bühne, wo der MC, die Familien und das junge Brautpaar einige Auftritte zwischen den einzelnen Gängen hatten.
Essen, Essen, Essen!
Das Paar entschied sich für das teurere französische 8-Gänge-Menü. Exquisit, in gemäßigten Portionen…
Übrigens habe ich gelernt, dass man in China nur als unverheiratete Frau und das nur dreimal Brautjungfer sein darf, sonst bekommt man keinen Typen mehr ab… Zum Glück war es ja das erste Mal für mich!
Bevor ich mit fröhlichen Reiseberichten weitermache, wollte ich euch einen Artikel aus der Zeit empfehlen von der Autorin Tinga Horny, die in den 60er Jahren als Kind chinesischer Eltern von einer deutschen Familie adoptiert wurde. Sie hat gerade ein Buch über ihre Geschichte veröffentlicht:Die verschenkte Tochter, 2015, Bastei Lübbe Verlag, 189 Seiten, 8,99 Euro.
Ihr Artikel spiegelt meine 21 Jahre in Deutschland als PoC so erstaunlich gut wieder, dass ich mir wahrscheinlich demnächst das Buch besorgen werde. So treffend hat noch niemand diesen Spagat-Zustand und dieses Gefühl der „Wurzellosigkeit“ ausformuliert wie Frau Horny. Auch ich bin in Deutschland aufgewachsen als Mensch mit Migrationshintergrund, der man auch diesen Migrationshintergrund ansehen konnte. Auch mein Deutschsein wurde stets hinterfragt. Zurück in Vietnam wurde ich als Ausländerin entlarvt. Das Erwachsenwerden war stets mit viel Leid, Selbstzweifeln und traumatischen Erlebnissen verbunden.
„Den Widerspruch zwischen Deutsch-Sein und Chinesisch-Aussehen konnte ich als Kind nicht begreifen. Niemand hielt mich für das, was ich war, und daran verzweifelte ich. Ich wollte doch nur dazugehören. Ich wurde ein zorniger Mensch.“
Witzigerweise habe ich als Reaktion auf diese Verwirrung genau wie die Autorin Sinologie studiert und ging daraufhin für ein Studium nach China.
„In Deutschland war ich für die meisten eine Ausländerin, aber wenn ich den Mund aufmachte, bestand kein Zweifel mehr daran, woher ich kam. In China wiederum nahmen sie selbstverständlich an, ich sei eine von ihnen, aber wenn ich Chinesisch sprach, dann war ich sofort als Ausländerin entlarvt. Ich gehörte also nirgends dazu, nur in China hat es mir nicht wehgetan, weil ich nicht erwartet habe, dazuzugehören. Ich war ja nur ein Gast.“
Ich habe mich stets gewundert, warum mich mein „Ausländerdasein“ in China nie gestört hatte. Und das ist die Antwort darauf. In diesem Land bin ich nur ein Gast, ich lebe hier nicht, ich verbinde meine Wurzeln nicht mit Land und Leute. Gleichzeitig werde ich aber nicht sofort als „Alien“ entlarvt, da ich in der Masse nicht auffalle. Es ist ein angenehmer ambivalenter Zustand, der vor allem nicht auf Dauer ist.
Ich sehe so viele Parallelen und bin froh, nicht alleine damit zu sein.
Ich bin einfach nur ich. Deutschsein ist für mich in erster Linie eine Geisteshaltung, eine Gemütsverfassung. Das Dritte Reich, die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, aber auch die Vielfalt der europäischen Kunst und nicht zuletzt das Bayerische sind Facetten meiner Identität. Darauf bin ich weder stolz noch geniere ich mich dafür. Es ist nur so wie eben bei jedem Deutschen – ganz normal.
Auch wenn es ein steiniger Weg war (und immer noch ist), bin ich genauso wie die Autorin heute einfach nur ich – und irgendwo auch stolz darauf.
Ich bin erfolgreich in Shanghai angekommen, meine Lieben.
Die Hochzeit war ein voller Erfolg! Und ich durfte Brautjungfer spielen 🙂
Hier erstmal die ersten paar Eindrücke, es folgt ein Blog-Eintrag zum Thema chinesische Hochzeitsfeiern (deluxe).
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Well, I decided to translate my blog entries into English, so my folks and friends who aren’t fluent in German can follow my journeys here in China as well. Please excuse my grammar and spelling.
After a long absence of 2 years, I’m finally back to Shanghai to attend my friends‘ wedding. I met the bride and groom in Hamburg during their internship year abroad.
I had the honor to take part as one of the three bride’s maids. The wedding itself was a total blast!
Hab ich schon erzählt, dass das Goethe-Institut Peking umzieht? – Und zwar ins Kunstviertel 798, von dem bereits die Rede war, wobei noch nicht so ganz feststeht, wann genau (voraussichtlich aber noch Ende des Jahres). Tatsächlich zieht nur die Kulturabteilung und Bibliothek um, die Sprachkurse werden nach wie vor im Cybertower in Haidian stattfinden aufgrund der Nähe zu den Universitäten.
Um diesen großen Umzug gebührend anzukündigen, hat man sich kurzerhand überlegt die Zelte – pardon, einen Container vor dem noch unfertigen zukünftigen Gebäudekomplex zu Werbe- und Informationszwecken aufzuschlagen. Und so sitzen wir alle aus dem Büro abwechselnd zu zweit von Mittwoch bis Sonntag (ja, auch am Wochenende) vor und in dem Container und bespaßen vorbeigehende Besucher.
Bei der Arbeit im Kunstbezirk 798 passieren so mancherlei überraschende Dinge und einem begegnen die interessantesten Persönlichkeiten.
So wurde zum Beispiel ein Straßenkünstler auf uns aufmerksam und nach einem netten Gespräch, bekam er einfach Lust, mich zu zeichnen. Das Ergebnis übergab er mir als Geschenk, mit dem Kommentar, dass er ja normalerweise Geld verlange, aber das hier sei ein Freundschaftsgeschenk. Das hat mich sehr gerührt! Hoffentlich treffe ich ihn bald wieder, damit ich mich revanchieren kann!!
Oh mein Gott, es ist schon wieder so viel passiert, ich komme wie immer nicht nach mit den Blog-Einträgen. Und die Zeit rennt ja nur vorwärts!
Letztes Wochenende waren Xenia (ihr wisst mittlerweile hoffentlich alle, wer das ist…) und ich direkt zum Nationalfeiertag am 1. Mai in der alten kaiserlichen SommerresidenzChengde. Ja, genau, das ist kein Tippfehler, wir waren wirklich in Chengde (承德, Chéngdé ), nicht in der Sichuan-Stadt Chengdu. Auch wenn diese Stadt wesentlich weniger berühmt ist und niemand unterhalb von Tianjin jemals davon gehört hat, ist sie durchaus als besuchenswert empfohlen worden von verschiedenen Reiseführern.
160 km nordöstlich von Peking erstreckt sich die Fläche Chengdes über 39.519 km², auf der ca. 3,61 Mio. Einwohner wohnhaft sind. Dreimillionen klingt erstmal nach sehr viel. Ich meine, Hamburg allein kommt auf nicht einmal 2 Mio. Einwohner… Das Gefühl, dass es sich aber um eine Riesenmetropole handelt, bekamen wir allerdings nicht. Ganz im Gegenteil! Die Stadt erschien ruhig und sehr idyllisch, ja schon fast abgelegen im Vergleich zu Beijing!
Das Leben dort ist viel weniger rasant als in Großstädten wie Beijing oder Shanghai und allgemein waren die Leute sehr entspannt (und auch keine Ausländer gewöhnt).
Chengde diente den Kaisern der Qing-Dynastie (ca. 1644 – 1912) als Gebirgserholungsort um der schrecklichen Sommerhitze Pekings zu entfliehen. Berühmt ist Chengde für seine großen Parks mit Seen, Pagoden und die Nachbauten verschiedener Tempel aus ganz China (Acht äußeren Tempel), u.a. des Potala-Palasts in Lhasa und des Himmelstempels in Beijing. Ein toller Ort zum Erholen also, ….
…falls keine Massen an Touristen mitreisen!!!
Urlaub bedeutet in China oftmals nämlich das kollektive Genießen von Natur und Architektur mit Massen von anderen Touristen im Schritt- oder Stehtempo (weil es oftmals weder vor- noch rückwärts geht) – und dafür muss man auch noch satt Eintritt bezahlen. Für den kaiserlichen Sommergarten und zwei Tempel haben wir nämlich sage und schreibe 40 EUR umgerechnet bezahlt.
Das war aber auch schon das teuerste an unserem Trip. Von Peking aus zahlt man gerade mal 11 EUR für die Hin- und Rückfahrt. Und auch Kosten für Logis haben wir uns erspart, indem wir auf das gute alte Couchsurfing zurückgegriffen haben.
Auch für mich war es das erste Mal Couchsurfen in China und ich muss sagen: Es hat sich in jeglicher Hinsicht gelohnt! Unsere Gastgeberin Mia war nämlich ein zuckersüßer Engel, die uns durch den Park und die Stadt begleitet hat. Ohne sie hätten wir auch sonst die ein oder andere Köstlichkeit verpasst und hätten bei weitem nicht so viel Spaß gehabt. 🙂
Aufgrund des hohen Bevölkerungsanteils von Mandschus und Mongolen gehört Lammfleisch zu den Spezialitäten Chengdes. Falls jemand von euch dort mal vorbeischaut, unbedingt das Lammknochen-Hotpot ausprobieren!
Weitere kulinarische Höhepunkte:
Chengde by night:
Hier der Beweis: Chengde und seine Tempel sind UNESCO-Welterbe:
Chengde verfügt auch über den größten Holzbuddha der Welt:
Am Samstag, den 25.4.15 hat die hiesige Thai-Studenten-Community ein wenig verspätet das traditionelle Neujahrsfest der Tai-Völker, das sogenannte Sonkran-Fest, gefeiert.
Das Fest fand auf dem Gelände der Universität für Außenwirtschaft und Handel (对外经济贸易大学, Pinyin Duìwài Jīngjì Màoyì Dàxué) statt. Gefeiert wurde der Eintritt der Sonne in das Zeichen des Widder. Das Fest ist verwandt mit dem indischen Holi-Fest, das unter jungen europäischen Menschen mittlerweile recht hip geworden ist.
Traditionell zum Neujahr nach thailändischem Mondkalender, das gewöhnlich auf den 13. bis 15. April gelegt wird, finden rituelle Opferungen und Säuberungen statt. Letztere haben sich dahingehend entwickelt, dass sich alle Personen nun gegenseitig mit Wasser übergießen. Beim Volk der Dai in Yunnan in China, die verwandt sind mit den Thais, heißt das Fest sogar „Fest des Wasserwerfens“. Ein Wasserschlacht-Festival mit ganz viel leckerem Essen also!
Diverse Essensstände mit selbstgemachten Leckereien sorgten für die Erfrischung zwischendurch. Wer selbst keine Wasserpistolen oder zu Regenmänteln umfunktionierte Müllbeutel mitgebracht hatte, konnte sie sich ganz einfach vor Ort nachkaufen. Außerdem dröhnte unentwegt House und Techno (zur Mittagszeit!) aus den Lautsprechern. Auch für anderweitige Unterhaltung wurde gesorgt mit traditionellen Verkleidungen, Tanzeinlagen und einer Miss-Wahl zu Miss Smile International.
Eine kurze Bilanz zum Samstag: Wir hatten viel Spaß, wurden mehrmals sehr nass, dann aber dank der 30° Grad gleich wieder trocken, und waren kulinarisch höchst befriedigt. Nur leider habe ich nicht genügend vorgedacht, und weder Handtücher noch Wechselkleidung mitgebracht. Hatschi!