Es ist wohl schon etwas länger her, als ich das letzte Mal geschrieben habe. Es ist irgendwie viel passiert und irgendwie auch wieder nicht, auf jeden Fall gibt es viele Dinge, die ich gerne aufschreiben möchte. Wenn ich dann aber anfange mit schreiben, entfallen sie mir oder ich halte sie für irrelevant. Manchmal erinnere ich mich zurück und reflektiere meine Gedanken und Erlebnisse. Ca. vor einem Jahr habe ich eine Email von kulturweit bekommen, dass meine Bewerbung an den PAD und die ZfA weitergeleitet wurde und ein paar Tage später wurde ich auch nach Bonn zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Vor einem Jahr habe ich, wenn ich an meinen Freiwilligendienst gedacht habe, immer an ein besonders exotisches Land im klassischen Sinne gedacht und gehofft ich würde eine Sprache lernen, die der romanischen Sprachfamilie angehört. Jetzt darf ich Russisch lernen (yayhay!) und bin in Belarus gelandet. Das Land zwischen Polen und Russland, das viele Menschen – falls sie es kennen und nicht fälschlicher Weise zu Russland zählen – als letzte Diktatur Europas in ihren Köpfen einordnen. Im Endeffekt habe ich jetzt alles in meinem Freiwilligenjahr vereint, was ich nicht haben wollte: Russisch lernen, kein warmes Land und ein politisches System, das ich nicht gut heiße.
Aber jedes Mal, wenn ich morgens zur Arbeit fahre, verspüre ich ein unglaubliches Glücksgefühl. Eine Mischung aus Freude und Stolz (den ich jedoch nicht einordnen kann), so als hätte ich einen Jackpot gewonnen. Da ich über Weihnachten zu Hause war, wurde ich des Öfteren ausgefragt, wie es denn so sei und was ich eigentlich so mache. Wie ist also Belarus? Unbeschreiblich. Etwas, was man erleben muss. Ich glaube, immer wenn ich es beschrieben habe, habe ich es sehr abschreckend geschildert, was unter anderem aber auch meiner Laune kurz vor meinem Urlaub geschuldet war. Da hatte ich es richtig satt hier zu sein und wollte nur noch weg. Ich mochte es nicht, mich in der anonymen Öffentlichkeit prüfenden Blicken auszusetzen. Außerdem ist in Pinsk nicht allzu viel los und obwohl ich mich eingelebt hatte, war ich doch noch nicht richtig angekommen. Als ich jedoch nach Weihnachten und Neujahr wieder angekommen bin, hatte ich dann ein anderes Gefühl. Die Blicke sind mir jetzt mehr oder weniger egal und ich entdecke auch immer mehr wunderschöne Ecken von Pinsk. Ich habe einen Arbeitsplatz, an dem ich mich sehr wohl fühle und meine Kolleginnen kümmern sich sehr um mich und helfen mir, wenn ich irgendwelche Probleme habe. Am Wochenende bin ich dann entweder mit Lea, Gina und Vicky unterwegs oder gehe in den Deutschklub. Die Menschen dort habe ich auch unglaublich ins Herz geschlossen und durch den Klub bin ich auch immer motiviert, mich sonntags aus meinem Bett zu bewegen. Dort habe ich auch Anna kennengelernt. Mit ihr gehe ich gerne unter der Woche spazieren oder essen, je nach dem. Letztes Wochenende hatte ich Vicky bei mir zu Besuch und Olga (die Leiterin des Klubs) hat uns liebevoller Weise im Rahmen des Klubs eine Führung durch das städtische Museum ermöglicht. Seitdem hat sich bei mir endgültig der Schalter umgelegt und ich fühle mich wohl und anerkannt. So viel zu „Wie ist eigentlich Belarus?“ Jetzt zu der Frage, was ich eigentlich genau hier mache: Ich unterstütze die Lehrer*innen und helfe den Schülern*innen. Manchmal erzähle ich auch etwas im Unterricht, aber das ist eher selten der Fall. Detailliert bedeutet das, dass ich die Aussprache, das Lesen und das Schreiben außerhalb des Unterrichts mit den Schülern übe. Außerdem überarbeite ich Aufsätze der Schüler*innen, bevor sie diese an ihre Lehrer schicken oder auswendig lernen. Mit den Lehrerinnen übersetze ich manche , d.h. die Lehrinnen übersetzen und ich helfe dabei, das in ein „gutes“ Deutsch zu bringen. Manchmal kommt es vor, dass es Texte mit Militär-Vokabeln sind und ich mich dort überhaupt gar nicht auskenne. Das ist dann weniger angenehm. Zusätzlich habe ich noch mit der sechsten und siebten Klasse einen Emailaustausch mit deutschen Schülern. Das Projekt läuft gerade an und ich hoffe, dass es nachhaltig wird. Genau. Das war’s eigentlich soweit von meiner Seite. Danke fürs Durchlesen, du hast es nun geschafft 🙂
Anmerkung: Dieser Beitrag ist wohl schon seit Ende Januar fertig. Ich war immer etwas demotiviert zu schreiben. Und es ist auch für mich weniger passiert und ich hatte keinen Grund, Dinge schriftlich fest zu halten. Ich möchte mich bessern, denn es gibt wieder einige Dinge, die ich gerne aufschreiben möchte. Mein nächster Beitrag ist schon am entstehen und ich wollte nicht, dass er völlig nackt nach dem letzen Eintrag (13.12.2015) da steht. Jetzt gibt es noch ein paar random Bilder, die ich die Tage aufgenommen habe. Leider keine hervorragende Qualität, aber ja… der Smiley in der FB-Vorschau ist so gruselig.


Das beste am Beitrag war natürlich sein Titel 🙂 Aber auch das Gendersternchen kam nicht zu kurz.
Auch wenn ich mich sehr für dich freue, dass du jetzt ganz angekommen bist, hoffe ich, dass dir das weggehen nicht so schwer fällt, dass du es lieber lässt.
À bientôt, ma cherie :*