Ich weiß es ist schon einen Monat her, aber es kam immer wieder etwas dazwischen. Einerseits mein kaputtes Laptopkabel, fehlendes Internet oder der Umzug des kulturweit-Blogs. Aber jetzt ist das alles kein Thema mehr. In den nächsten Tagen werden dann auch noch weitere Erzählungen und Beiträge folgen. Einen lieben Gruß in die Heimat!
„Guten Tag“,
so werde ich mittlerweile von den Schülern begrüßt. Es verwundert mich im ersten Moment immer noch, dass kein „Hallo“ oder „Hey“ von ihnen kommt. Naja, Macht der Gewohnheit eben.
Belarus, da bin ich nun endlich angekommen. Und wider meinem Erwarten, hält es sich mit dem Heimweh in Grenzen. Eigentlich ist das ganze Gegenteil der Fall. Ich fühle mich wohl und das Einleben war demnach auch kaum ein Problem. Zur Zeit wohne ich noch bei Ludmilla, bis wir eine Wohnung für mich gefunden haben. Ich glaube Es war mehr als gut, dass ich am Anfang noch ein wenig Gesellschaft hatte. Es hat mir geholfen, mit den neuen Umständen besser zurecht zu kommen. Und ich bin in den Genuss der weißrussischen Küche gekommen. Ludmilla war Köchin bevor sie in Rente ging und kocht vorzüglich.
Natascha, eine Deutschlehrerin am Gymnasium Nr. 2 hat mich gebeten von meinem ersten Tag in Belarus zu erzählen. Nun, dann will ich der Bitte einmal nachkommen. Also ich bin ganz normal mit dem Bus von Warschau aus Richtung Brest gefahren und die Grenze war auch kein Problem. In Brest musste ich dann ein Ticket für den Bus nach Pinsk lösen, das hatte ich im Voraus nicht getan. Gar nicht so einfach, ohne Russischkenntnisse. Zum Glück konnte die Stewardess des Busses, mit dem ich gefahren bin, deutsch und hat mir geholfen Geld umzutauschen und ein Ticket zu kaufen. Ich musste also nur noch in den Bus einsteigen. Der fuhr aber erst später, also setzte ich mich an den Busstand. Ich stieg dann in irgendeinen Bus ein, von dem ich vermutete, dass er der richtige war, jedoch hatte ich keine 100%-tige Sicherheit. Ich wusste es die ganze Fahrt über nicht, bis der Bus endlich in Pinsk einfuhr. Unterwegs plagten mich Bauchschmerzen, weil ich den ganzen Tag nichts außer einer Semmel gegessen hatte und mich tagsüber natürlich nicht getraut habe, aufgrund fehlender Sprachkenntnisse, irgendwo etwas zu kaufen. Jedoch durfte ich die Landschaft bestaunen und wir fuhren durch größere und kleinere Ortschaften, alles wurde von (weiß)russischer Volksmusik untermalt. Irgendwann hielten wir an einer Haltestelle und es stiegen Leute aus – wie das halt so üblich ist. Und als der Busfahrer den Motor anlassen wollte, zeigte der Motor wenig Einsatz seinerseits. Das erstreckte sich über einen längeren Zeitraum. Es war nicht wirklich ungewohnt für mich, dass Busse an Haltestellen stehenbleiben mussten, weil die Technik nicht so funktionieren wollte. Meistens rief der Busfahrer einen Techniker an, der sich dann der ganzen Sache annahm. In Belarus ist die ganze Infrastruktur etwas weitläufiger als im Erzgebirge, deswegen legte man einfach selbst Hand an und schob den Bus an, bis der Motor sich wieder regte und der Bus von allein fuhr. Ein wahrhaft schönes Gefühl. Zuhause wäre es ärgerlich gewesen, hier hatte ich dann schon einen klitzekleinen Anflug von Panik. Irgendwo wartete man auf mich, ich wusste nicht wo ich war und verständigen konnte ich mich auch nicht.
Kurz vor Pinsk fragte man mich dann, wo ich überhaupt hin möchte… Gute Frage… Nach Pinsk auf jeden Fall. Vielleicht an den Busbahnhof, weil dort vielleicht jemand auf mich wartet. Bloß wie sollte ich das ausdrücken? Es gab keine Sprachschnittmengen zwischen mir in den anderen Insassen und meine Ansprechpartnerin konnte ich aufgrund meiner deutschen Simkarte auch nicht erreichen. Clever gelöst wurde dieses Problem, indem einer der Passagiere, eine Bekannte anrief, die Englisch konnte. Ich schilderte ihr meine Lage und sie übersetzte für mich. Sehr toll. Der Satz der bei mir hängenblieb: „You’re cary, man!“Ich finde, dieser Satz beschreibt das Ganze ziemlich gut. Doch klang es nicht negativ, sondern positiv und bewundernd. Und das ist auch, was mein erster Eindruck von Belarus ist.
Ich stehe jeden Morgen auf und sobald ich aus der Haustüre trete, fange ich an mit Staunen.Belarus ist nicht Deutschland und ich bin dankbar, dass ich das hier erleben darf und aus meiner gewohnten Umgebung heraus gekommen bin.
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