ein neuer morgen, eine neue welt

….Eben noch gesungen am Rand vom See, Ghana Ghana Ghana, gemischt in die tiefe …Bosnie en! Bosnie en! Im Hintergrund schwingt sich ein Chi i i na in die Höhe. Wir lachen. Ständig. Unvorstellbar war es uns noch wenige Tage zuvor die unbekannten Gesichter zur Masse verschmolzen. Und nun in die Runde geblickt, mit einiger Wehmut die letzten Minuten passieren lassen, denn wir haben uns in diesem Nirwana recht gut verstanden. Nirwana, Grenzgang, Glocke, von drüben nach woanders… Orte von denen niemand hier eine sichere Vorstellung hat. Das Bewusstsein ein Teil von 250 gleichverwirrten der Realität entzogenen zu sein, gibt jedenfalls ein gutes Gefühl.. ob man sich nun kennt oder nicht, nach MSOE oder nach Jamaika geht.

Von Freunden und Familie fühl ich mich seit dem Lebwohl einigermaßen differenziert, was sehr seltsam ist, denn ich bin ja eigentlich noch da? Je näher der Abreisezeitpunkt rückt, desto abstraktere Konturen nimmt das ganze Unterfangen in meinem Kopf an.

Das verrückteste war um 5 Uhr morgens in der UBahn auf dem weg zum TegelFlughafen von einem Bengalen angesprochen zu werden. Nachdem wir festgestellt haben, das dieser Zufall wirklich außergewöhnlich ist, hat er mich zu seiner Frau und 2 Kindern eingeladen. Der Geschäftsmann ist allerdings erst mitte Oktober wieder in Dhaka, da er eigentlich in Sussex England lebt und nur mal kurz in Berlin war. Es bleibt spannend!

Im schönsten Morgenrot geht es durch leere Viertel, Berlin du kannst so melancholisch sein!

Mit wuchtigen Gepäck schleppe ich mich an den verschiedenen Schaltern vorbei, ganz verstohlen, mal das Handstück gewogen… 11 kg, hoffentlich wird das nicht kontrolliert.

Doch nein, die Damen sind ganz abgelenkt vom Zielort, denn den haben sie noch nicht gehört… Türkei? Nein, Bangladesch, ..ah… haben sie denn ein Visum…. Äh ja, … diese Frage wurde auch in München und Dubai noch einmal gestellt… warum auch immer.

 

BANGLADESCH

EINREISE 31.08.2012

Nach 24 st.

Landung in Dhaka, 30 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit, sofort klebt alles.

Da stehen sich Blicke, hinter einem Gitter die Füße in den Bauch, um auf ankommende zu warten, denn um den Flughafen zu betreten müsste man 200 Taka (2 Euro) bezahlen und das ist für die meisten doch sehr viel. Einige andere hoffen Kleinigkeiten an die reichen Privilegierten verkaufen zu können. Hände durch die Stangen gedrückt, fordernd. Da sitzen wir auch schon im Taxi und sind ganz flux verschwunden. Heute ist Freitag, ein Tag wie unser Samstag und deshalb ist die Stadt ganz ruhig. So unheimlich ruhig dass ich mir immer noch kein Ausmaß der vollbesetzten Straßen machen kann. Mal wieder im Fluss. Mit Augen, Hand und Nase bin ich ganz dabei die ziehenden Eindrücke aufzunehmen, aber mal wieder treibt mein Verstand ein ganzes Stück hinter mir, voller Erstaunen und unfähig zu selektieren.

Wir haben zwei Wachmänner und eine Housemaid, die wir aber erst morgen kennenlernen. Sie ist schon bei der Miete dabei und würde für uns waschen, kochen putzen. Alle etwas besser situierten haben eine housemaid. Bei uns gibt es die Möglichkeit hinter der Küche, links um die ecke auf dem Boden zu schlafen und da hätte sie sogar noch ein eigenes kleines bad, womit sie schon sehr zufrieden sein könnte. Während Mareike uns das erzählt, muss ich bei dieser Vorstellung doch mehrmals schlucken. Manche Mädchen kommen vom Dorf und sind erst 13, 14, hoffen in Dhaka irgendwie an Geld zu kommen und werden Housemaid, um ihre Familien zu unterstützen.

 

Als ich in meinem Zimmer mein Moskitonetzzelt auf dem breiten großzügig verzierten Bettgestell aufbaue, fühle ich mich in die Kolonialzeit zurückversetzt. Ein Schrank daneben der bis zur Decke reicht. Jede von uns hat ein eigenes Bad, das für die Verhältnisse hier, meine kühnsten Vorstellungen übersteigt, wie auch der Rest der Wohnung. Den Mittelpunkt bildet das Esszimmer mit einem schweren Tisch aus Marmor und Holz, an dem man zu Acht auf luxuriösen Polsterstühlen sitzen kann. Bei der breiten Fensterfront mit Blick auf einen üppigen Palmengarten kann ganz entspannt auf einem Kanapee Zeitung gelesen werden.  Gegenüber ein kleines offenes Wohnzimmer mit 3 reichverzierten Couchgestellen. Aufgelockert wird der Raum durch eine Glas Vitrine mit einer reichen Porzellansammlung.

 

Auspacken,

Shatasch numbaaa am Menaabaazar

Dort wohnt Mareike gleich um die Ecke, und oben drüber gibt es einen Bengalischen Starbucks… man muss es mit dem einleben ja nicht gleich übertreiben.

Einkaufen, Cockroach, schlafen

1.September

Kurzfilme in der Libary, mit anschließender Urkundenverleihung um die wir uns aber drücken. Christian Kornelius, Stadt laufen, New Market..Mein größter Zwiespalt ist wahrscheinlich hier mit einigen vertrauten Bildern konfrontiert zu werden, ob sie nun gut sind oder nicht. Ständig im Vergleich mit Kambodscha, geliebtes Land. Natürlich ist es aber auch so ganz anders als alles bisher gesehen und wahrgenommene und außerdem haben wir ja gerade erst mal die Oberfläche angekrazt.

Dieser Markt. Riesig! In der Vorstellung sind solche Märkte immer ganz wunderbar, bunt jedenfalls und doch mit einer gewissen Romantik verbunden. Stehe ich mittendrin, will ich nur noch raus und bin komplett überfordert. All die Einladungen sich zigtausend Stoffe anzusehen die mit gezielten eigenwilligen Farbgeschmäckern ausgewählt werden. Wir waren die einzigen zwei weißen Frauen, das hat sich sicher auch schnell herumgesprochen. Als wir auf Christian und Kornelius am Ausgang gewartet haben, bildete sich am Rand bald eine Ansammlung an Rikschafahrern die uns alle anstarrten, in der Hoffnung doch in die ihrige einzusteigen (die Rikschas sehen hier alle wunderschön aus) was für eine Enttäuschung als ein alter resoluter Mann in Armee und Stock bekleidet, alle wieder davon scheuchte. Am schönsten war es einfach durch die Straßen zu laufen und alles ansatzweise wirken zu lassen. Auch heute soll es nach Christians Aussage sehr sehr ruhig sein, nur wenig Menschen, von daher kann ich es jetzt noch schlechter einschätzen wie es wohl zur Rushhour ist. Es kommt öfter vor, das plötzlich neben dir jemand mitläuft und irgendwann versucht ein wenig auf Englisch zu kommunizieren. Als wir den Weg zu dem Restaurant bei dem wir uns mit Mareike treffen wollen, nicht gleich finden und die Karte rausziehen,

 

Essen im Voot, einem dunklen labyrinth bunker. Indisch.

Bild des Tages:

Nacht Rikscha im Scheinwerferlicht, der Muuizin ruft.

 

2.September

Gerade ist unsere Maid aus der Tür. Seltsam ist das! Christina und ich saßen am Tisch und haben gefrühstückt, während sie den Boden um uns geschrubbt hat. Sie hat versucht uns irgendetwas zu erzählen und es klang als ob sie gleich zum weinen anfängt. Nicht mal mit ihr kommunizieren zu können, war ein ziemlich unangenehmes Gefühl. Ami Bangla puchri pari na, war alles was ich ihr sagen konnte. Ich kann kein Bengalisch.

Summt in stetigem Oton der Ventilator und scheucht ein wenig Luft durch die Räume. An Kunstblumen vorbeigesehen in eine tropisch grüne Üppigkeit. Fremde Geräusche, darunter viele Vögel, in der Ferne die Warnsignale der dicht befahrenen Straßen.