Das Ratteln und Rütteln der Metro erfüllte den blechernden Raum. Verstohlene Blicke werden zum Takt der aus den Kopfhörern tönenden Musik ausgetauscht. Flinke Finger sausen über das Tastenfeld der allgegenwärtigen Smartphones. Menschen schreiten aus den tütenden Bahntüren, wo schongleich neue Menschenmassen hineinstürmen und wie gierige Asgeier die so ebend frei gewordenen Plätze erobern. Die melodische Frauenstimme hallt durch den Waggon und dirigiert den Fahrbetrieb: inmitten Carl-Jan und ich, die stillschweigend das Geschehen beobachten. Da ich bereits öfters gefragt wurde, wie es mit meiner Wohnsituation aussieht, möchte ich diesen Blogeintrag dazu nutzen, um darüber zu berichten.
Wir waren mit Zoey, meiner perönlichen Ansprechpartnerin und zugleich eine der beiden Deutschlehrerinnen an der Donghui-Schule, verabredet, um uns eine passende Unterkunft zu suchen. Pünktlich liefen wir die Treppen zum Metroausgang hoch, währenddessen ich mir mein Gesicht schützend vor der Sonne mit der rechten Handfläche abschirmte.
(Jetzt ist es vor allem während der Mittagszeit immer noch drückend heiß mit Temperaturen zwischen 26° und 28°. Anfangs machte mir die hohe Luftfeuchtigkeit zu schaffen, doch jetzt merkt man kaum noch etwas davon. In Deutschland würde man das Wetter derzeit als Sommer bezeichnen, den Shanghainesen ist es schon so „kalt“ genug mit Jeans und Hoodie rumzulaufen. Wobei auch im schwülsten Hochsommer, vor allem Frauen, lange Sachen tragen, um nicht braun zu werden.)
Mit dem Auto fuhr uns Zoey zunächst in das Wohnheim für Schüler, die aus außerhalb Shanghai kommen. Mit sehr gutem Deutsch (sie hatte in Deutschland Klavierpädagogik studiert) erklärte sie uns, dass das Wohnheim auf dem „Praxiscampus“, also etwas weiter weg von meinem zukünftigen Arbeitsplatz liegt. Für den Anfang kann man sich ja hier einrichten, bis man etwas besseres gefunden hat, zumal das Wohnheim kostenlos wäre. An der Rezeption wurden wir freundlich von der Frau begrüßt, die uns vorweg mit einem klirrenden Schlüsselbund zur Zimmerbesichtigung lotste. Jeweils sechs Schüler und SchülerInnen teilen sich ein Zimmer, Carl Jan und ich würden aber Einzelzimmer (ohne Klimaanlage!!) bekommen. Gemeinschaftlich werden die Toiletten und das Bad geteilt, wobei man für die Dusche mit einer Prepaidkarte jedesmal bezahlen müsste. Eine Küche gibt es nicht. Meine Befürchtung, man müsse zu einer bestimmten Uhrzeit ins Wohnheim zurückkehren, wurde bestätigt. Spätestens um neun hätte man brav auf seinem Zimmer sitzen müssen.
Etwas ernüchtert verabschiedeten wir uns von der Frau und schritten zum Auto zurück.
Was habe ich denn erwaretet? Ein Luxusapartment mit Jacuzzi? Bevor ich weitersponnen konnte, schlug uns Zoey bereits vor ein paar Wohnungen zu besichtigen.
Aus diesem Grund statteten wir einem Markler einen Besuch ab, der uns widerum eine 3-Zimmer-Wohnung inklusive Dachbodenzimmer für 4500 RMB (540 Euro) Kaltmiete vorschlug. Ganz bequem erreicht man von unserer Wohnung aus die Metro Station, von der man direkt ohne umzusteigen den People’s Square, die Nanjing Lou oder auch den Jing An‘ Temple erreicht. Es ist eine typische Wohngegend, Eltern gehen mit ihren Kindern spazieren oder fitnesbewusste Menschen joggen den Bürgersteig entlang, was aufgrund des riesigen Parks, der bei uns um die Ecke liegt (10RMB Eintritt), von Vorteil ist.




Unsere Wohnung ist vollständig möbliert mit allem drum und dran, nur war eine Grundreinigung für Bad und Küche dringend notwendig. Zu unserer Verwunderung stand auf dem Dachboden ebenfalls ein Bett, sodass wir Christina anriefen und sie fragten, ob sie sich vorstellen könnte mit uns in die Wohnung zu ziehen.
Das Vermieterpärchen, dem die Wohnung gehört, zieht in den 3. Stock zu seinem Sohn der frisch verheiratet ist. Dementsprechend hängt an unserer Haustür auch das chinesische Schriftzeichen für „Just married“.
Anfangs hatten wir einen kleinen Disput über die Zimmeraufteilung, weil niemand aus verschiedensten Gründen das Dachzimmer beziehen wollte. Letztendlich gab Carl Jan nach, mit der bitte auf dem Dachboden für sein Bett eine Matratze zu besorgen, da bis heute dort provisorisch gestapelte Decken als Matratzenersatz liegen.
Mit der Zeit lernten wir unliebsame Mitbewohner kennen: Kakerlaken. Morgens, wenn du im Halbschlaf in deiner Decke eingelullt bist, du dir feste Zeitangaben vorgibst aufzustehen, diese immer weiter hinauszögerst und urplötzlich deine Mitbewohnerin aufheult und aufquietscht, weswegen du wie von einer Tarantel gestochen aus dem Bett wackelst und die Zimmertür aufreist. Vor dir, ein verknautschtes Gesicht, das angeekelt „K-akerlake“ hickst. Da lag sie, auf ihrem Rücken, die Beinchen zur Decke. Mit letzter Kraft versucht sie sich umzuwälzen und in ihr dunkles Loch zu krabbeln. Doch wir sind schneller. Hastig und zaghaft zugleich stülpen wir einen durchsichten blauen Trinkbecker über sie und vermerken eine Nachricht an Carl Jan, er solle doch bitte das Vieh entsorgen. So haben wir es bis jetzt immer gemacht. „Kakerlakenfangbecher“ + Carl Jan = Kakerlaken adé. Derzeit ist er aber verreist, daher beten wir jeden Tag, dass unser „Anti-Kakerlaken“-Spray aus dem Supermarkt geholfen hat und wir keinen ungebetenen Besuch mehr bekommen.
Ach du meine Güte.
Da vergisst man mal kurz auf deinem Blog vorbeizuschauen und tadaaaa… man wird von Einträgen nahezu erschlagen 😀
Aber ich finde das KLASSE!
Hast mir meinen Abend versüßt ^^
Ich finde es total interessant über dein Leben in Shanghai zu erfahren! Wenn ich Bilder von Orten sehe, bei denen ich auch schon war, werde ich total melancholisch. XD
Aber die Orte, wo ich noch nicht war, interessieren mich natürlich am meisten.
Das mit dem Wetter habe ich gar nicht gemerkt, aber es war eh im Februar. Da war es nich so schlimm. ^^ Bemerkt habe ich es dann erst in Peking, wo ich richtig atmen konnte, sodass es schon weh tat. XD
In Shanghai musste ich zum Glück keine Bekanntschaft mit komischen Insekten machen. XD
Daher tust du mir Leid, aber es sieht trotzdem ziemlich gemütlich bei euch aus. 😀
Du müsstest auch mal McDonald’s in China ausprobieren ^^
Kaum zu glauben, aber es schmeckt ein bisschen anders als in Deutschland! =D
UND DIE BIBLIOTHEK IST JA EIN TRAUM! Ich will auch hin!
Bald ist es ein Monat. Ist die Zeit schnell vergangen?
Hattest du schon Heimweh?
Und wie ist es mit dem Essen dort? Versucht ihr ‚Chinesisch‘ zu kochen? XD
Das war es erstmal von mir 😀
Ich hab mich mal mit den Fragen zurückgehalten. ^^
Wünsche dir noch einen genialen TAG! Und genieße das schöne Wetter. 😀
Berichte bald MEHR! =)))