In der letzten Woche ist nicht sehr viel passiert. Bahnt sich da doch gerade schleichend der Alltag an?
Aufgrund der bevorstehenden „Golden Week“ mit dem Mid-Autumn Festival und dem Nationalfeiertag, beschlossen die Schüler aus der Deutschklasse am Samstag ihren Klassenraum zu dekorieren und fragten mich, ob ich nicht Lust hätte, mitzuhelfen.
Daher trudelte ich am besagten Tag in die Schule und wurde prompt von einem Menschenauflauf begrüßt.
Das integrierte Gymnasium, die „Donghui Foreign Language School“ hat eine Kooperation mit der „Finance University of Shanghai“, wodurch die Universität an vereinzelten Wochenenden die Räumlichkeiten der Oberschule nutzt, um Examensprüfungen abzuhalten. Im Sekundentakt strömten hupend Autos durch das Schultor, Taxen hielten am Bürgersteig und ließen aufgeregte Studenten frei. Gemeinschaftsbusse parkten an der nächsten Kreuzung, weil die ganzen Autos den Verkehr verstopften. Aus Ihnen strömten wie die Kakerlaken ebenso Studenten, wobei jeder Plastiktüten in der Hand baumeln hatte, in der anderen Hand eine Flasche Wasser – Nervennahrung muss ebend sein.
Nachdem der Klassenraum nun mit gelb-orangenen Plakaten verziert wurde und kalligraphische Schriftzeichen die Wand schmücken, luden mich ein paar Schüler ein, mit Ihnen zur Pudong Library zu gehen. Da ich sonst eh nur wieder in unserer vier Zimmer Wohnung gegammelt hätte, willigte ich ein.
In dem Glauben, wir würden mit dem Bus dorthin fahren, kramte ich meine Public Transport Karte aus der Tasche, um sie am Busschalter scannen zu lassen. Preiswerte 1 RMB kostet eine turbulente Busfahrt. Der Nachteil ist ebend nur, dass die Busse in größeren Abständen fahren und bei schwüler Wetterlage keine Klimaanlage wie bei der Metro garantiert ist.
Als wir aus dem Schultor schritten und ich fokussiert auf die Bushaltestelle starrte, winkten die Schüler plötzlich nach einem Taxi. Verwundert erlebe ich hier in Shanghai immer wieder, wie Menschen aller Altersklasse ganz ungehemmt Taxen nutzen. Nicht das wir in Deutschland niemals Taxi fahren, nur scheint diese Transportweise hier viel konventioneller, wo wir in Deutschland meistens nur in dringenden Fällen ein Taxi nutzen. Am Ende der Fahrt wurde, dann zur Bezahlung, die Karte eines Schülers gescannt. Frustrierd steckte ich meine Karte in meine Tasche, denn mal wieder protestierten die Kinder vehement, als ich dem Taxifahrer meine Karte zur Bezahlung reichen wollte.
Anschließend gingen wir bei KFC essen, in China die wahrscheinlich führende Fast Food Kette. In Smalltalk Gesprächen wurde ich schon so oft gefragt, ob ich KFC kenne und ob ich da gerne essen gehe. Da wurde es wohl endlich mal Zeit, in Shanghai dort zu speisen.
Rücksichtsvoll spendierten mir die Schüler heißen Zitronentee und Hühnchenschenkel und achteten sogar darauf, dass diese nicht scharf waren, weil es sich nicht positiv auf meine Stimme auswirkt. KLeine Geschenke erhalten die Freundschaft und sind so auch in China sehr beliebt. Sie werden nicht nur an Geburtstagen oder bei Einladungen als kleine Aufmerksamkeiten geschätzt, sondern spielen nach chinesischer Tradition bei der Pflege von Beziehungen eine wichtige Rolle. Als Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung werden sie zu Beginn und im Verlauf der Freundschaft gerne ausgetauscht. Beim Überreichen sollte das Geschenk mit beiden Händen übergeben werden. Geschenke werden auch meist nicht in Anwesenheit des Schenkenden ausgepackt, um zu zeigen, dass die Freundschaft und nicht das Geschenk im Vordergrund steht.
Im Anschluss nach dem Essen, zerrten mich die Kinder an einen Ort, den ich bisland nur aus einigen asiatischen Filmen kenne. Bislang ist mir auch keine treffende Deutsche Bezeichnung für den Ort eingefallen. Es ist eine Mischung aus Spielehalle und Kirmis zugleich. Hier sieht man viele Jugendliche, Kinder und auch Pärchen. An dem Schalter wechselt man echtes Geld in Spielgeld um und kann dann verschiedene „Spiele spielen“. Wie man es von der Kirmis oder dem Weihnachtsmarkt kennt, kann man Stofftiere aus dem Automaten greifen, Enten fischen und vieles mehr.
Bevor wir auf dem Weg zur Pudong Library gingen, kamen wir an einem Media Markt vorbei, wo ich mir eine lang ersehnte „Rainie Yang“-CD gönnte.



Die Bibliothek selbst ist wohl einer der beeindruckendsten und schönsten öffentlichen Plätze, die ich in Shanghai bisher gesehen habe. Sie inspiriert und motiviert einen selbst Chinesisch zu lernen um die vielen Bücher, die sich hier tümmeln, lesen zu können. Mit Rolltreppen und Aufzügen gelangt man in die fünf Etagen. Die Bücherregale reichen bis an die Decke, an den Lesetischen hat man eine überwältigende Aussicht auf die Wohnlandschaft.Da meine Schule nur eine Busstation von der Bibliothek entfernt ist, werde ich hier wohl öfters bald Stammgast sein, vielleicht auch mit gültigem Bibliotheksaussweis :D.
Den Tag darauf besuchten Christina und ich mit zwei meiner Schülern den Shanghaier Zoo. Im großen und ganzen war es einfach nur laut, sperrig und stressig. Der Tierpark ist ein Magnet für Eltern mit ihren Kindern, aber auch ältere Menschen begeben sich hierher. Ständig fliegt dir ein Luftballon ins Gesicht oder Kinderwägen versperren den Weg auf der Brücke. Die Tiere leben in viel zu kleinen Gehegen, doch die Welt scheint trotdem heile zu sein, solange sich die kleinen Kinder freuen. Ein Erfahrung war es wert, wer sich jedoch Tiere ansehen möchte, dem empfehle ich doch eher den „Wild Park Animal Zoo“.



