Berlin, 1. September 2012. Ausreise. Ziel: Shanghai, China
„Bist du schon aufgeregt?“ – „Nein.“
„Hast du Angst?“ – „Nein.“
„Machst du dir wegen deiner Stimme Sorgen?“ – „Nein.“
Ein Gefühl der endlosen Gleichgültigkeit und Schwerelosigkeit breitete sich in mir aus. Erst als ich durch das Gate trat, wurde ich von der Realität wachgerüttelt und mir schossen per Handzündung die Tränen in die Augen. Den Leuten um mich herum erging es nicht anders. Mit hochrotem Kopf und zusammengekniffenen, wässrigen Augen nuschelte man einander Mut zu – letztendlich passierte bei mir, wie auch bei den 249 anderen Freiwilligen dasselbe typische Abschiedsprozedere.
Nachdem im Flugzeug alle Verhaltensregeln zur eigenen Sicherheit von den verantwortlichen Stewardessen vorgetänzelt wurden und aus der Lautsprecheranlage knackend die Stimme des Kapitäns tönte, überlegte ich mir währenddessen eine Methode der Stewardess bei der Getränkeausgabe deutlich – deutlich mit meiner verkorksten Stimme – auszudrücken, was ich nun denn gerne hätte.
(Anmerkung: Für alle Unwissenden, ich hatte vor kurzem eine Schilddrüsenoperation, wodurch mein rechter Stimmbandnerv geschädigt wurde.)
Ich machte es mir in meinem Sitz bequem; in einer aufrechten Sitzhaltung reckte ich meinen Hals raus und spannte meine Lippen an, um möglichst deutlich zu artikulieren. Im Grunde bekam ich dennoch statt meinen gewünschten Apfelsaft Mineralwasser – C’est la vie.
Nach elf Stunden Flug erreichte die Flugmaschine LH732 (ich war sehr erleichtert, dass an diesem Tag nicht gestreikt wurde – Lufthansa sei Dank!) endlich den Pudong International Airport in Shanghai. Im Handgepäck meine Reisetasche, meinen Tennisschläger, übermannene Müdigkeit und… Christina! 😀 Wir hatten uns zuvor schon am Frankfurter Flughafen getroffen und werden gemeinsam für 12 Monate eine aufregende Zeit mit „kulturweit“ in Shanghai erleben.
Nachdem wir aus der Flugmaschine traten, wurden wir von der Hitze (30°C+) und drückenden Luftfeuchtigkeit erschlagen – wie wir jedoch später von gebürtigen „Shanhaijanern“ erfuhren, war das Wetter an dem Tag noch „angenehm“ – na dann…!
Am Flughafenausgang sollte uns laut Abholliste vom Goethe Institut ein(e) gewisse(r) „Panda“ erwarten. Christina und ich spekulierten schon seit einiger Zeit darüber, ob es ein Spitzname sei oder nicht. Ist die ominöse Person eine Frau? Ein Mann? Chinesischer oder deutscher Herkunft? Ist diese Frage überhaupt relevant?
Natürlich ist sie es. Sie hätte uns ein orientierungsloses rumirren am Flughafenaugang erleichtert, wenn man wenigstens gewusst hätte, nach was für einer Person man Ausschau halten solle. So zogen wir stockend mit unserem Gepäck vorran, wo wir letzten Endes eine chinesische Frau mitte zwanzig zaghaft ein Stück Papier mit der Aufschrift: „Goethe Institut“ in die Luft haltend, erspähten – Panda!
Mit einem gemieteten Fahrer zogen wir zügig zum Hostel, wo schnell klar wurde, wie Panda uns verkündete: „In Shanghai gibt es drei Dinge. Viele Menschen, viele Autos und viel Stau.“
Auf unserer Bitte hingegen stoppten wir davor einmal vor einem Handynetzanbieter:“China Mobile“. Wie zwei verstörte Küken tapsten wir Panda hinterher,stießen nach kurzer Zeit beim Betreten einen Seufzer aus, denn das Geschäft war – wie auch alle anderen geschlossenen Räume in Shanghai – klimatisiert.
In Deutschland würde man wahrscheinlich beim Kauf einer Simkarte von einem Kundenbetreuer zunächst beraten werden. In China sucht man sich hingegen da erstmal eine Telefonnummer aus, bevor man irgendein Kaufgespräch führt. Dafür gibt es einen Automaten, der dir am Start die drei Anfangsziffern deiner potentiellen Telefonnummer zeigt, z.B. „159“ oder „136“ (niemals aber z.B. „143“, weil die Zahl „4“ in China als Unglückszahl gilt). Im Grunde war es mir wurscht welche Telefonnummer ich erhalte, daher drückte ich den Button ganz oben links: „152“. Schwupp erschienen vor mir alle mögichen Nummernkombinationen mit den drei Anfangsziffern 1 5 2. Hier schloss ich einfach die Augen und überlies es dem Zufall welche Nummer rauskam und natürlich Panda, die bei der Überstzung des Papierkrams verständigte – voilà ab nun bin ich in China telefonisch erreichbar. So call me maybe?
[Ja, ich bin mit meinem Blog-Eintrag im Verzug und werde meine Berichte über die restlichen Tage so schnell wie möglich nachholen!]
To be continued
Hi LIENI!
Kennst du mich noch? XD
Ich bin HANGI! 😀
Schön, dass du so gut angekommen bist! Wäre ich nur dieses Jahr nach Shanghai gefahren.
Dann hätte ich dich glatt besuchen können! Ich und mein schlechtes Timing. T____T
DU HATTEST EINE OP?! KRASS! Gut überstanden? Haben die Nachwirkungen schon nachgelassen?
Ich will so viel mehr erfahren!!!
DU solltest öfter was posten 😀
ICH werde alles mit Vergnügen lesen.
Schon ‚Freunde‘ gefunden?
Du bist ja noch nicht lange weg, aber trotzdem möchte ich ALLES wissen! =)
Ich frage zu viel oder?
Tut mir Leid 😛
Bis zum nächsten Kommentar!
Hang
Haha, natuerlich kenne ich dich noch, was fuer eine Frage… die Luftfeuchtigkeit ist hier zwar in der Tat sehr hoch, aber bis jetzt hat sie mein Gehirn noch nciht zerweicht 🙂
Naja, kannst mich auch so besuchen kommen, hm?
Ja, vor wenigen Wochen. Man hoert es meiner Stimme noch an aber das wird sich schon bessern!
Ich wuerde auch liebend gerne oefter was posten, aber derzeit kann ich nirgendwo richtig ins Internet, hoffe das sich das bald aendern wird!
Wie das klingt, „Hast du schon Freunde gefunden?“ … Hier in der Metropole richtigen Anschluss unter Chinesen zu finden ohne chinesische SPrachkenntnisse ist schon schwierig, doch ich gebe mein bestes 🙂
Freue mich schon auf deinen naechsten Kommentar
Liebe Gruesse aus Shanghai
Lien
Hallo Lieeeeeeen, es freut mich sehr, dass ihr gut angekommen seid. Ich hoffe ihr habt nächste Woche einen guten Start auf der Arbeit. Aber „genießt“ erstmal die Einführungswoche 😉 Ach ja, und weil das mit facebook bei euch anscheinend nicht klappt, sag Christina alles alles Liebe zum Geburtstag von mir!!
Deine Johanna
Johanna!!
Oh gott, tut mir leid fuer die spaete Nachricht, aber man kommt hier ja wirklich nie ins Internet !
Hoffe es geht dir gut und hast dich soweit eingelebt! 🙂 Bist du auch beim kulturweitblog oder muss ich dir deine Geschehnisse einzeln aus der Nase bohren?
Viele Gruesse aus Shanghai und pass auf dich auf da.
Deine Lien