Kapitel 7: Die Rolle der Frau in Armenien

Anfangs war mir gar nicht bewusst, wie unterschiedlich die Rolle der Frau in Armenien im Vergleich zu der in Deutschland ist. Aber je mehr man sich einlebt, je mehr Leute man trifft und je mehr Freunde man findet, desto deutlicher wird es: Es gibt ihn – den Unterschied. Aufgefallen ist mir das, als ich mir überlegt habe, wie man in einer Stadt, in der es „angeblich“ nichts gibt, was man machen kann, Freunde findet. Klar, die Schule ist ein zentraler Ort und viele Lehrerinnen sind sehr jung, aber irgendwie ist das dann doch anders (wahrscheinlich deshalb, weil ich frisch aus der Schule komme – das hinterlässt einfach Spuren). Ein zentraler Treffpunkt ist natürlich der Busbahnhof, von wo die Busse nach Eriwan, Metsamor und Etschmiadsin fahren. Auf der Fahrt lerne ich immer wieder interessante Menschen kennen, die ich ansprechen musste, da ich früher immer noch nicht wusste, wohin die Maschrutka letztendlich fuhr (zu der Zeit konnte ich noch nicht einmal die Armenischen Buchstaben lesen). So wurde ich als Ausländer entlarvt und musste in sehr sehr sehr gebrochenem Armenisch erzählen, wo ich herkomme, was ich hier mache, wie ich heiße, wie alt ich bin,…. Leider bleiben die meisten Bekanntschaften dort stecken, weil einfach die Sprachbarriere vorhanden ist. Aber es ist auf jeden Fall immer sehr interessant und spannend.

Aber auch bei den Nachbarinnen lässt sich die Armenische Kultur entdecken. Denn in Armenien muss man einfach alle zum Kaffee einladen (aber nur Frauen, evtl. mit Ehemännern, sonst wird man gleich als eine nicht „ehrwürdige“ Frau abgestempelt…) und dann wird bei fröhlicher Runde eifrig im Wörterbuch geblättert und viel gelacht. Die ersten Kontakte sind schon geknüpft. Was sich schon als schwieriger herausstellt: Viele gemeinsame Gesprächsthemen habe ich anfangs nicht gefunden. Während ich beim Kaffeeklatsch nicht über diverse Beauty – Salons mitreden konnte und auch beim Kochen und der Kindererziehung nicht besonders versiert bin, verstanden meine Nachbarn weder mein Interesse an Reisen, Studium und Unterricht.

Viele Frauen, die ich getroffen habe, haben ihr Glück auch schon ziemlich früh gefunden. Es ist keine Seltenheit, mit 23 zwei Kinder zu haben, auf die man natürlich aufpassen muss.In meinem Haus leben 2 Frauen, die unter 25 sind, eine mit einem Kind, eine mit 3, beide geschieden und ohne Job.

Aber auch hier gibt es Unterschiede zwischen dem „Landleben“ und dem Stadtleben. In Yerevan läuft es schon ganz anders ab. Mir ist aufgefallen, dass es Paare gibt, die Arm in Arm gehen, öffentlich und gut sichtbar in Parks knutschen und alles tun, um ihre Liebe zu zeigen. Das ist auf dem Lande ein Eklat und man kann sicher sein, dass man hier nur noch schief angesehen wird, wenn man das auf dem Lande zu täte. Das darf man nur zuhause hinter verschlossenen Türen.

Trotzdem macht der typische armenische Mann alles für seine Angebetete. Er muss zum Beispiel dafür sorgen, dass seine Frau alles bekommt, was sie sich wünscht. Allem voran Kleidung, Schmuck, die teuersten Schuhe und Besuche im Beautysalon. Mir wurde erzählt, dass ein Mann,  der seiner Frau diesen Lebensstil nicht bieten kann, wein ziemlicher Versager ist. Dass es nicht viele Versager gibt, merkt man sofort – auf dem Land wie auch in der Stadt stolzieren manche Frauen mit 1a Fönfrisur, ausgestattet mit dem herausragendsten und elegantesten (so dass es manchmal echt lustig aussieht), durch die Straßen.

8 Gedanken zu „Kapitel 7: Die Rolle der Frau in Armenien

  1. Ich bin ein Erfahrener Deutscher Mann.
    EIN Philosoph und Freidenker.
    Interessiere mich sehr für andere Kulturen und Länder.
    Habe euere Einträge mit Respekt der Rolle als Frauen in eurem Land gelesen.
    Um es kurz zu machen.
    Leben und leben lassen, den Frieden schätzen, den Krieg ablehnen. Lebt alle so wie ihr möchtet und könnt. Jedes Land hat seine Mentalität. Und Frauen in Deutschland haben es gegenüber den Männern auch immer noch schwer, sich behaupten zu können. Aber um urteilen zu können, muss man viele Jahre in den Kulturen der Länder gelebt haben und sich mit dem Leben beschäftigt haben. Man darf nicht vorschnell Urteilen. Das wäre für die Völkerverständigung schlecht.
    Indi Ghandi hat Indien eine Revolution ohne Gewalt gelehrt, und sein Land in die Unabhängigkeit gegen England geführt.Also Grosse Ziele kann Frau und Mann schon umsetzen, mit Gedult und Frieden. Mit Herz und Verstand.
    Meine Meinung zur heutigen Zeit.
    Volker S.

  2. Ich glaube Armenien ist ein Hochkultur. Es werden dort familiäre und moralische Werte gelebt. Lese ich die Kommentare armenischer Frauen, so bejahen sie ein familien- werteorientiertes Leben. Westliche Gesellschaften überzeugen durch Amoralität, Sittenverfall und Beliebigkeit. Moralisch-tradierte Werte werden ersetzt durch medial gleichgeschaltet injizierte Werbebotschaften im Stundentakt. Dadurch wird das Denkvermögen nachhaltig verändert.
    Andy

  3. Hallo Ihr Lieben,
    seit Jahrhunderten hat das Land nur Kriege,Völkermord, Erdbeben und vieles mehr ertragen müssen. Bis heute noch muss das armenische Volk unter vielem leiden. Sie sind zwar ein kleines Volk, haben aber dank der armenischen Frauen und ihrer Kultur die Welt mit sehr vielen berühmten Menschen bereichert!
    So stark, so gebildet, so geduldig, so großzügig, so sanft und so klug, so weiblich,häuslich, so wunderschön und so selig wie die armenische Frauen sind, da können Sie mir glauben, gibt es dies nirgendswo, in keiner anderen Nation, in solch einer Deutlichkeit.
    Um zu verstehen wie die armenischen Frauen sind, muss man mit ihnen leben um sie wahrhaft kennenzulernen! Diese Frauen können einfach alles, sei es noch so unmöglich! Zurecht haben sie es verdient, als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt zu werden. Von armenischen Frauen kann so manche noch vieles lernen!

  4. Ich fand den Artikel interessant. Allerdings hatte ich nach Lesen nicht den Eindruck, dass es in irgendeinem Wort darum ging, armenische Frauen schlecht da stehen zu lassen. Warum also die heftigen Reaktionen? Alles ist gut!
    Dass man etwas als „anders“ hinstellt, bedeutet doch nicht, dass man es schlechter oder besser findet, nur anders.
    Und auch in Deutschland achten die Frauen auf ihre Kinder! Lasst euch doch bitte nicht von irgendwelchen Schmierenblättern oder sogenanntem „Prekariatsfernsehen“ vormachen, dass in Deutschland nur leichte Mädels oder Schlampen leben würden. Nur sind die „anständigen“ Frauen für die yellow press halt weniger interessant als die die auf den Putz hauen.

  5. Liebe Frau Sarksayan,
    obwohl ich selbst eine Armenierin bin, muss ich sagen, dass Sie sich sehr an Vorurteilen bedienen. Nicht alle deutschen Mütter gehen feiern, statt sich um ihre Kinder zu kümmern. Die deutschen Mütter die dies tun, sind auch in Deutschland unter Deutschen als „Rabenmütter“ schlecht angesehen, genauso wie es in Armenien der Fall ist.

    Und auch nicht alle deutschen Frauen, rauchen am Steuer, betrinken sich so stark, dass sie „in was weiß ich für einen Zustand“ nach Hause kommen oder ähnliches.
    Außerdem trinken auch viele armenische Frauen sehr viel 🙂 Nicht zu vergessen, die Geburtstage und Hochzeiten, in denen jeder mit anstoßen muss. Auf armenischen Feiern weiß nur jede Frau, wo ihre Grenzen sind und sie betrinkt sich nicht hemmungslos. Die Trinkkultur mit einem Glas Wein oder einen Schluck Schnaps ist durchaus auch bei armenischen Frauen vertreten und gilt als normal 🙂

  6. Guten Tag,

    ich bin auch Armenierin, weshalb ich auch mal meinen Senf dazugebe.
    Eigentlich frage ich mich nur warum „Sargsyan“ sich dermaßen rechtfertigt und ihr Kommentar sich fast wie ein Angriff oder zumindest eine Verteidigung anhört.
    Ich muss dazu sagen, dass diese Beauty-Explosion bei den Frauen und die dicken Autos der Männer, oft mehr Schein als Sein sind.
    Leider wollen Armenier sich zu oft beweisen, es geht viel um’s „Zeigen“.
    Ich muss aber zustimmen, dass Bildung in Armenien, auch für Frauen, generell sehr hoch geschätzt wird. Leider sind die beruflichen Chancen sehr begrenzt und Frauen leben immer noch eine eher konservative Rolle.

  7. Hallo,

    Ich bin eine Armenierin und möchte gerne was zu deinem Artikel sagen. Wir sind ein altes und kulturelles Land und sind stolz auf unsere Sitten. Ja wir Frauen sind in Armenien wie Königinnen, die geliebt und geehrt werden, weil wir selbst unsere Kinder erziehen anstatt neue Tattoos zu machen, Zigaretten im Mund am Steuer zu sitzen oder- was ich so schlimm finde-trinken zu gehen und Gott weiß wann und wie zurück nach Hause zu kommen. Und wer passt auf deine eigene Kinder auf, das interessiert ja keiner deutschen Mutter. Die armenischen Frauen tragen ja die teuersten Schuhen und Klamotten, stimmt, gleichzeitig studieren sie auch an tollen Universitäten und dürfen dann mit 21 als Lehrerin arbeiten. Also kein Wunder. Dass du viele geschiedene Frauen da gesehen hast, heißt natürlich nicht, dass die Scheidungen nur bei uns so oft sind. ..kannst du dir mal in Deutschland umsehen? Alle Mädels haben bis 30 unzählige Beziehungen hinter sich, manche auch Kinder, genauso arbeitslos und drogensuechtig… also dass wir in Armenien leben und andere Sitten haben, heißt nicht dass ihr deutschen besser seid und auf uns und unsere Kultur lachen dürft.

  8. Liebe Katharina,

    Danke für diesen Eintrag, den ich drei Jahre später lese. Ich hoffe, es geht dir gut & unsere Wege kreuzen sich eines Tages wieder in Hayastan.

    Herzlich
    Wiebke

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert