Um nicht alle Eindrücke aus St. Petersburg zu verlieren, muss ich endlich den 1. Eintrag darüber zu Ende schreiben. Vor allem, weil es dort sehr spannend war.
Was ich sofort gemerkt und sehr positiv aufgenommen habe, war, dass es richtige SUPERMÄRKTE gibt. Nicht so wie in Armenien, wo dir sogar im neu eröffneten 24 – Stunden – Supermarkt 2 Fachkräfte zur Verfügung stehen, einer sogar mit Englischkenntnissen, um dir beim Einkaufen zu helfen. Meistens ist das ja sehr praktisch. Aber irgend wann nervt es dann schon, inzwischen kann ich, auch in Armenien, allein einkaufen. Deswegen war es für mich sehr angenehm, endlich mal nicht wie ein bunter Hund aufzufallen und ganz anonym einkaufen zu können und ganz normal gelangweilt von der Kassierin angeschaut zu werden, die eben nicht versucht, mich in ein Gespräch auf armenisch, das ich immer noch nicht wirklich beherrsche, zu verwickeln.
Außerdem existieren in Russland Straßenregeln. Das musste ich feststellen, nachdem ich ein paar entsetzte Blicke von Passanten bemerkte, als ich wie selbstverständlich über die rote Ampel ging. Schon faszinierend, wie schnell man sich an so was gewöhnt. 🙂
Und natürlich muss ich den H&M erwähnen, von dem es ganze 2 in Russland gibt, und bei dem ich viel zu viel Geld ausgegeben habe. Schöne, tolle, langweilige Klamotten! So habe ich mich erfolgreich davor drücken können, wie viele armenische Frauen im Disco – Outfit in der Schule herumlaufen zu müssen, da es keine anderen Klamotten gibt. Und ich weigere mich auch, jede 5 Minuten meine Schuhe zu putzen! Die werden eh jeden Tag staubig, und jetzt putz ich sie einfach gar nicht mehr. Pah.
Aber ich schweife ab. Also, St. Petersburg ist eigentlich wie jede andere europäische Stadt, nur dass alles auf russisch geschrieben ist.
Und dass es spezielle Preise für Ausländer gibt. Beispielsweise habe ich mir St. Peterhof angesehen. Tja, für Ausländer kostete es ganze 5 € mehr als für Russen. Da habe ich mich aber erfolgreich drücken können, da wir zufälligerweise eine Freundin dabeihatten, die russisch ohne Akzent sprechen konnte. Aber ich glaube, ich hätte auch die 5 € mehr gezahlt, denn Peterhof war wirklich atemberaubend. So viel Geld auf einen Haufen habe ich noch nie gesehen. Alles war aus Gold (zumindest glaube ich, dass es echtes Gold war) und der Bernsteinraum… Ich muss zugeben, SO toll war der nicht, aber wenn man im Hinterkopf behält, dass das alles aus Bernstein ist und dann die kleinen Motive, die in den Bernstein geschnitzt waren, sieht, dann ist man trotzdem fasziniert. Außerdem hatten die den größten Flachbildschirm, den ich jemals gesehen habe.
Anscheinend sind viele Ausländer bereit, den doppelten Preis zu zahlen. Sonst weiß ich auch nicht, wie man bei den ganzen Restaurierungskosten und Unterhaltungskosten auch noch so ein High – Tech – Ding kaufen kann. Aber sehenswert war er auf jeden Fall. Besonders gut haben mir auch die Wandmalereien gefallen. Die meistens an die Zimmer gemalten und sehr detailgenau gemalenen Bilder hätten allein gereicht, um einen Tag zu füllen. Tja, man muss halt immer zusammenkürzen. Außerdem hätte ich dann Nackenschmerzen bekommen. Danach gingen wir noch ein bisschen in der Parkanlage umher und auch diese war sehr sehenswert. Leider war es Herbst, die Blumen waren alle schon verblüht und die Statuen „winterfest“ gemacht, aber der See lag ruhig da, die Vögel pfiffen und die Sonne kam manchmal aus den tristen Wolken hervor, die uns seit unserer Ankunft am Moskauer Flughafen noch nie im Stich gelassen hatten. Rundum ein wunderschöner Herbsttag in einem wunderschön angelegten Park. In diesem befanden sich übrigens nicht nur Bäume, sondern auch ein türkisches Bad und die coolste Marmorbrücke, die ich je gesehen habe. Leider war sie für Besucher gesperrt, aber das nächste Mal….. wenn keiner hinguckt………. *hähä* Fazit: St. Peterhof ist eindeutig sehenswert. Da müsst ihr jetzt alle mal hin.
Die Eremitage war auch ein Erlebnis. Allerdings muss ich sagen, dass ich trotzdem ziemlich enttäuscht von ihr war. Aber schon am Anfang war der Besuch mit Schwierigkeiten verbunden. Da man mir von allen Seiten zugetragen hatte, dass ich unbedingt in die Eremitage muss, weil sie so toll ist, stellte ich mich mit ein paar Mit-Leidensgenossinnen in die Schlange, die uns eigentlich nicht mal so lange erschien. Weit gefehlt. Denn das, was wir als „Eingangstor“ vermutet hatten, war leider keins.
Und die Massen an Menschen waren kaum zu zählen. Um diese beschreiben zu können, nenne ich einfach mal die Zahl von 2 Stunden, denn so lange haben wir gewartet. In Eiseskälte. Ohne Handschuhe. Aber wir ließen uns natürlich nicht entmutigen und fingen ab Stunde 1 mit Gymnastikübungen, Ententanz, vielen deutschen und englischen Volksliedern („Ich hab ne Zwiebel auf dem Kopf, ich bin ein Döner“ oder „If you´re freezing and you know it, clap your hands“) an, uns die Zeit zu vertreiben. Keine schlechte Idee, muss ich sagen, mir wurde richtig warm (v.a. bei der Step – Aerobic). Außerdem amüsierten wir sämtliche Personen, die mit uns warteten. Immerhin, würde ich sagen. Schon wieder was Gutes getan. Ok, ich muss zugeben, wir sind genau an dem Tag gegangen, an dem die Eremitage grad nichts gekostet hat, warum auch immer, aber trotzdem. Innendrin wars aber super. Die Räume allein sind sehr interessant und detailreich ausgestaltet und ich konnte mir durchaus vorstellen, dass dort Katharina die Große gewandelt ist und ihr Geld, das sie anscheinend massenhaft hatte, in dieses Gebäude gesteckt hat. Außerdem musste sie einen guten Innenarchitekten gehabt haben. Einfach wunderschön.
Von den Ausstellungsstücken wurde ich aber sehr enttäuscht. Gerade die Abteilungen (Vorderasiatische Kunst, Teile der römisch / griechischen Räume) die ich sehen wollte, waren nur auf russisch beschrieben, so dass ich davon herzlich wenig mitnehmen konnte, da ich mich leider geweigert hatte, einen deutschen Audioguide für 5 € zu leihen. Im Nachhinein eine echte Fehlentscheidung, da schon einige interessante Stücke dort gewesen sind, von denen ich nicht nur das Alter wissen wollte. (Zahlen sind ja glücklicherweise die gleichen wie bei uns) Aber trotzdem war es ohne Audioguide sehr spannend, da ich mir einfach Geschichten zu den Ausstellungsstücken ausgedacht habe. Und ich war sehr kreativ dabei, ich habe mich selber überrascht. Also meine Empfehlung an alle: Eremitage auf jeden Fall, aber bitte vorbereitet (evtl. Eremitageführer) und mit Audioguide, sonst hat des keinen Sinn, glaub ich.
Nebenher wurde unter den Gruppenmitgliedern sehr viel Amüsantes und auch Interessantes ausgetauscht. Vor allem die „Usbeken“ faszinierten mich – diese schleppten gewohnheitsmäßig einen Batzen Geld durch die Gegend, da der usbekische Kurs nicht gerade gut steht (1 € = 2210 Som). Diese Gelegenheit konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen…. 🙂 Tolles Gefühl, kann ich euch sagen!
Über die Menschen in St. Petersburg kann ich sagen, dass ich, wenn ich durch die Straßen lief, immer gehofft habe, keinen nach dem Weg fragen zu müssen, da so ziemlich 90 % sehr wichtig, beschäftigt und ein wenig sehr schlecht gelaunt gewirkt haben. Aber Leute, die ich in der Kneipe oder so kennengelernt habe, die waren eigentlich immer sehr nett, offen und hilfsbereit. Aber nach einer Woche möchte ich hier noch nicht urteilen. Ein weiterer Grund, nochmal nach St. Petersburg zu fahren.^^
Abschließend möchte ich allen Lesern noch mitgeben, dass St. Petersburg auf jeden Fall eine Reise wert ist, und dass 7 Tage kaum ausreichen, um es zu entdecken. Außerdem sollte man im Sommer kommen, da 1-2 Stunden Wartezeit (hatte ich öfters vor den „wichtigen“ Sehenswürdigkeiten) irgendwann doch ungemütlich werden. Außerdem würde ich zusätzlich einen großen Batzen Geld empfehlen, da es ein wirklich teueres Pflaster ist und Ausländer bei den Sehenswürdigkeiten eh doppelt blechen müssen. Trotzdem: RAN AN DIE FLUGTICKETS und viel Spaß in der russischen Botschaft!

