Kapitel 2: Von alkoholischen Getränken und ihren positiven Nebenwirkungen

Laura und ich wurden von der Tochter der Direktorin, die uns schon vom Flughafen abgeholt hatte, zum „Cofe“ – Trinken (wie sie es formulierte) eingeladen. Als dann der Tag gekommen war, wurden wir mehr oder weniger pünktlich (Ansage war 7 Uhr abends) um 9 Uhr von ihr, ihrer Schwester und ihrem Cousin (alle so um die 22) mit dem Auto abgeholt. Deshalb war ich leicht beunruhigt, da am nächsten Tag Schule war und ich nicht zu spät ins Bett kommen wollte. Meine Befürchtungen waren aber unbegründet, da wir eigentlich nur um den Block fuhren und bei einem kleinen Café bei Marzpetaran anhielten. Zwei Sachen muss ich dazu erwähnen. Die erste Sache war, dass es ein lustiges Auto war. Äußerlich sah es aus wie die Autos, die abends in OVI stundenlang ohne Ziel mit laut aufgedrehter Musik rumfahren und sich die Fahrer dann total toll finden. Natürlich war DIESES Auto viel cooler. Denn eine Tür ließ sich nicht mal öffnen (nein, keine Kindersicherung!), obwohl sie von außen völlig normal aussah. Also musste Laura durchrutschen und wir nahmen, natürlich ohne uns anzuschnallen, Platz. Die zweite Sache war, dass wir für die Fahrt ca. 10 Minuten brauchten. Allerdings war ich schon einmal zu dem Café gegangen. Das nahm aber genau 5 Minuten in Anspruch, da es eigentlich gleich um den Block bei meiner Wohnung lag. Aber das macht ja nix, mit Auto ist es ja vieeel spannender.^^

Das Café war aber wirklich nicht schlecht und da weder ich noch Laura die Karte lesen konnten, überließen wir den anderen die Bestellung. Dabei wurde ich zu einem  Bier überredet. Es war auch eine sehr nette Runde und da auch der Cousin sehr gut deutsch sprach, wurde es sehr unterhaltsam. Als mein Bier dann endlich kam, war ich anfangs sehr skeptisch. Denn als echte Bayerin habe ich natürlich einen gewissen Anspruch entwickelt! Aber so schlimm schmeckte das Bier dann doch nicht, es hatte aber einen leichten Spülmittel – Nachgeschmack, der gehörte aber anscheinend dazu. Bis heute habe ich es aus Respekt noch kein 2. Mal getrunken und konnte so nicht feststellen, ob das am Glas oder am Bier lag. Denn ich merkte schnell, dass ich es mit keinem gewöhnlichen Bier zu tun hatte – dafür ging es mir viel zu schnell viel zu gut. Am nächsten Tag erfuhr ich dann, dass das nicht darauf zurückzuführen war, dass ich das armenische Bier nicht vertrage, sondern, dass das „Kilikia“ – Bier, wie es hieß, 12,5 % hatte! Dieses ist das in Armenien am liebsten getrunkene Bier und ich frage mich wirklich, wie die das nur aushalten – das Bierspiel würde ich auf jeden Fall nicht damit ausprobieren. 🙂

Am nächsten Tag konnte ich, trotz des neuen Alkoholerlebnisses (oder gerade deswegen), gut gelaunt in den Tag starten und fuhr mit Laura um 11 Uhr in die Schule. Dort waren wir nur für die Proben der kleinen Aufführung zur deutschen Wiedervereinigung eingeteilt, die erstaunlich gut verliefen, so dass meine gute Laune sogar anhielt (normalerweise verfliegt diese sofort, wenn ich irgendetwas nicht verstehe, z.B. armenisch)! Deshalb beschloss ich, heute mal das Bad anzugreifen und Silikon zum Abdichten zu kaufen (das müssen wir ja ständig wischen, weil die Dusche undicht war bzw. auch jetzt immer noch ist). Deswegen zog ich los, um erst einmal ein Handwerksgeschäft zu suchen. Das fand ich natürlich nicht, aber dafür etwas anderes: Der Cousin, der an unserer abendlichen Runde beigewohnt hatte, gabelte mich am Straßenrand (natürlich mit seinem coolen Auto) auf und ich konnte ihm erklären, was ich suchte. Natürlich war ein Handwerksgeschäft direkt um die Ecke, 10 m weiter und ich wäre vor dem Laden gestanden, und er begleitete mich sogar bis hinein. Dort stand liebenswürdigerweise auch gut sichtbar die Silikontube und ich bekam sie auch ohne Probleme (Jes kusenaji AIS gnel – Ich möchte DAS kaufen!). Natürlich fuhr er mich dann auch nach Hause, wo er, auf meine Bemerkung hin, dass ich KEINE AHNUNG hätte, wie man so´n Silikon aufträgt, sofort anfing, das Bad abzudichten. Das war toll.^^

Dafür spendierte ich ihm auch eine Cola und er versprach, am Abend wiederzukommen, um mir Black Jack beizubringen (keine Ahnung mehr, wie wir da drauf gekommen sind…). Tat er dann auch, als Gastgeschenk brachte er sogar Bier für mich und eine Cola für Laura mit. Leider hatte er die Karten vergessen und so tranken wir eben Feierabendbier und plauschten in einem Mix aus Deutsch, Russisch, Armenisch und Englisch, was aber recht gut funktionierte.

Da auch dieser Abend sehr vergnüglich wurde, kam er uns gleich am übernächsten Tag wieder – mit Karten – besuchen. Und diesmal brachte er mir sogar Black Jack bei – meiner Meinung nach ist das aber nicht so der Brüller, Schafkopfen ist viel lustiger, aber leider waren wir dafür zu wenig. Zur Feier des Tages öffneten wir dann auch die Flasche Kognak, die ich am Tag zuvor gekauft hatte und tranken ein Gläschen. Nicht schlecht, das Wässerchen! Während dieser heiteren Runde wurden wir nicht nur zu einem Discobesuch in Yerevan eingeladen (in Armavir gibt es, trotz der 40000 Einwohner, keine einzige Discothek oder vernünftige Bar), sondern auch auf einen Ausflug in die „Armenischen Alpen“, wie er es nannte. Darauf freue ich mich besonders.

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