Freiwilliger. Hm. Hört echt toll an. Rumreisen, viele verschiedene Länder und Kulturen sehen, neue, interessante Leute treffen. Das denkt man sich so, wenn man noch nie Freiwilliger war. Und es stimmt, sie ist bunt, die Welt eines Freiwilligen.
Aber oft gibt es auch Augenblicke, in denen man richtig depressiv wird, weil alles schiefgelaufen ist, man findet keinen Anschluss und sowieso. Und in dieser Stimmung fragt man sich: „Warum?! Warum musste ich jetzt unbedingt in dieses blöde Land? So schön ist es dort auch nicht. Ich verstehe kein Wort, ich komme nicht mit den Leuten klar und überhaupt.“
Und man fängt an, sich zu fragen: Bin ich nur komisch, oder sind es alle anderen?!
Meiner Meinung nach ist es wichtig, die Frage so schnell wie möglich zu beantworten, weil man sonst entweder verrückt, depressiv oder komplett angepasst wird. Und das ist nicht unbedingt das, was man als Freiwilliger mitnehmen sollte aus seinem Auslandsjahr. Nein. Als Freiwilliger soll man Stärke mitnehmen. Umsicht. Und eine ganze Menge Durchhaltevermögen. Und das erwirbt man sich auf alle Fälle, außer man gibt auf oder versteckt sich in der „deutschen“ oder „europäischen“ Blase.
Es erfordert viel Kraft um das durchzuhalten, weil man mit vielen Ideen und Optimismus in seine Einsatzstelle geht, und dann ist es nur eine einfache Schule, kein Elite – Gymnasium, in der alle fließend Deutsch sprechen. Und dann will man ein Projekt, hinter dem man voll und ganz steht, durchführen, und leider finden es nicht alle so gut wie du?
Oder es ist einfach nicht durchführbar, weil dafür das Bewusstsein und Interesse fehlt? Oder ganz einfach die Unterstützung der anderen?
Das sind nur einige Punkte, die einem bestimmt nicht nur einmal in seinem Freiwilligenjahr zu schaffen machen. Also vorher überlegen, ob man dem gewachsen ist. Ohne dickes Fell könnte es sich als äußerst schwierig herausstellen, seinen Job zu machen.
Aber natürlich gibt es nicht nur negative Seiten am Freiwilligendienst. Klar ist es stressig, sich immer auf seine Volleyballtrainings, Konversationszirkel und ähnliches vorzubereiten und sich mit irgendwelchen Leuten herumschlagen zu müssen. Aber meistens lohnt es sich auch. Ein paar sind immer begeistert von deinen Bemühungen, tolle Projekte, Spiele oder Arbeitsblätter zu (er)finden und stehen voll hinter dir. Und dann ist es in Ordnung. Oder du startest ein Projekt, und ein paar Leute finden es toll, auch wenn es nicht so gut läuft. Dann ist das auch in Ordnung. Und die Kinder sind sowieso immer dabei.
Und verrückt ist man eigentlich nur, weil man in einem Land, dessen Kultur und Vergangenheit man nicht kennt, versucht, etwas zu machen, was noch nie dagewesen ist. Und das ist der Punkt: Dafür hat man sich schon entschieden, wenn man sich für einen Freiwilligendienst entscheidet. Man ist sich dessen nur nicht so bewusst. Aber das merkt man normalerweise schnell, wenn man angekommen ist. 🙂
Also, was ich damit eigentlich sagen wollte: Man muss sich durchkämpfen, auch durch Kleinigkeiten. Nur aufgeben darf man nie.