Jetzt sei mal richtig „deutsch“

In der letzten Woche wurde der Mauerfalls und die Wiedervereinigung Deutschlands im Unterricht thematisiert. Es wurden Bilder gemalt, Filme geschaut und Texte gelesen. Am 3. Oktober hat die Direktorin eine Ansprache gehalten und einige Kinder haben dazu etwas gesagt. Meine Wenigkeit wurde auch als „Ossi“ erwähnt. In einer Unterrichtsstunde sollte ich etwas über die Mauer und das Leben im Osten erzählen. Ich habe die groben Fakten genannt, aber das hat den Lehrer nicht zufrieden gestellt. Er wollte, dass ich eine persönliche Geschichte erzähle. Was soll ich denn sagen? Ich habe die Mauer nicht miterlebt. Ich war zwei Jahre, als sie fiel. Naja, irgendwas halt. Ich fühlte mich irgendwie in eine Rolle gepresst, der ich nicht entsprach. Also habe ich etwas über die Strumpfhosen meiner Mutter gefaselt und fühlte mich dabei irgendwie komisch.
Für den  3. Oktober haben wir für die Oberstufe  ein Deutschlandquiz mit verschiedenen Stationen vorbereitet. Entgegen aller Erwartungen lief alles glatt und die Schüler haben sich Mühe gegeben. Wir waren auf jeden Fall zufrieden. Ich finde es gut, dass die Kinder sich damit auseinander setzten. Zwar ist das Bild, welches vermittelt wird etwas plakativ, aber besser als gar nichts. Schließlich wurde ich vor einiger Zeit von der Mutter meines Mitbewohners gefragt, ob die Mauer jetzt noch stehen würde.
Dass ich Bier nicht mag, finden die meisten eigenartig. Fragen zum Fußball kann ich auch nicht beantworten. Ich bin nicht die Pünktlichstes. Auf dem Oktoberfest war ich auch noch nie… Aber irgendwas „Deutsches“ muss es doch an dir geben?

Am Abend habe ich ein paar Leute eingeladen und Kohlrouladen gekocht, um mal „deutscher“ zu sein 😉

Ja… ich weiß, die sind etwas schwarz geworden, aber man konnte sie trotzdem noch essen und sie haben sogar geschmeckt.
Die letzten Tage haben mir gezeigt, dass ich keine „Single Story“ bin. Ich werde mich nicht verbiegen, um einem Klischeebild gerecht zu werden. Die Argentinier, die ich bisher kennen gelernt habe, sind auch sehr unterschiedlich. Jeder ist anders und das ist auch gut so.