„Tante!“ rufen die Schüler, wenn sie eine Frage haben. Meinen Vornamen können sie sich noch nicht merken. Die Lehrer werden in der Regel hier mit Tante + Vorname angesprochen zum Beispiel: Tante Laura. 🙂 Manchmal wird auch einfach nur „Frau“ gerufen.
Die Schule ist recht klein, ca. 250 Kindern (sowohl Kindergartenkinder, Grundschülern und Oberstufe) und liegt in Lujan de Cuyo, einem kleinen Vorort von Mendozas. Das Gelände ist bepflanzt, groß und grün. Es gibt sogar einen Swimmingpool, der aber leider nicht in Betrieb ist. Hunde und Katzen laufen über den Hof. In meiner ersten Woche hatte ich noch nicht so viele Aufgaben. Ich habe mich in einigen Stunden vorgestellt und Fragen der Schüler beantwortet. In einer Klasse wollten die Jungs wissen, wie teuer ein Porsche ist und welche Mode gerade in Deutschland angesagt sei. Die Frage mit der Mode fand ich schwieriger 😉 McDonalds scheint hier auch wichtig zu sein, denn ich wurde öfters gefragt, wie teuer ein Big Mac oder ein Menü in Deutschland kostet. Da ich dort nicht esse, konnte ich keine genaue Auskunft geben. Die Schüler sind bisher freundlich, höflich und grüßen mich auf dem Hof. Nächste Woche werde ich richtig anfangen und Aufgaben in der Bibliothek übernehmen, in den Klassen assistieren und eine Schülerin für einen Poetry Slam vorbereiten.
Busfahren ist hier recht abenteuerlich. Es gibt keinen richtigen Fahrplan und man muss die Busse mit einem Handzeichen anhalten. Dann gibt es verschieden Nummern (je nach Linie) und dann noch Unternummern (die genauer die Fahrstrecke angeben). Diese stehen klein an der Scheibe. Wenn man so eine kurzsichtige Brillenschlange ist wie ich, dann fällt es einem schon schwerer rechtzeitig die Nummer zu erkennen. Ich gewöhne mich langsam an den verbrannten Geruch der Straßen, die streuenden Hunde und die Bewässerungsgräben.
Am Samstag war ich im Zentrum von Mendoza und habe mir auf (unter dem Springbrunnen des Platzes gibt es ein kleines „Museo Municipal de Arte“) dem Plaza Indenpendencia eine Ausstellung von Carlos Gómez Centurión angeschaut. Er malt Berge. Etwas abstrakt aber nicht zu sehr, farbenfroh aber nicht bunt, groß aber noch überschaubar.
Ich bin jetzt 9 Tage hier und habe zwei Asados gegessen und zwei Mal Mate getrunken. Da ich sowieso gerne grünen Tee mag, hatte ich keine Probleme mich an den Geschmack von Mate zu gewöhnen. (Ist überhaupt nicht so wie „Clubmate“ ) In einem kleinen Holzgefäß wird Matetee mit heißem Wasser aufgegossen. Dafür gibt’s dann die Thermoskanne, mit welcher man die Mate immer wieder aufgießt. Man trinkt das dann aus einer Bombilla (Metallröhrchen ) entweder mit oder ohne Zucker. Wenn man das in einer Gruppe trinkt, wird der Behälter rumgegeben, wie eine Friedenspfeife.
Das Essen ist hier schon irgendwie anders. Ich habe das Gefühl, dass ich in der letzten Wochen mehr Fleisch gegessen habe, als im ganzen letzten Jahr. Fleisch ist hier wichtig. Asado wird am Sonntag entweder mit Freunden oder mit der Familie zubereitet. Dazu nimmt man zum Beispiel Rinderfleisch und grillt das. Als Beilage gibt es ein bisschen Gemüse oder Salat. Also wenn ich dann in 5 Monaten wiederkomme, werde ich wohl aus dem Flugzeug gerollt werden müssen. 🙂


Hallo Alisa,
Argentinien ist so ein schönes Land! Toll! 🙂 Ich mag deinen Schreibstil und deine Anekdoten. Sie sind sehr lustig. Für dich waren sie es vermutlich weniger im Augenblick, in dem du sie durchlebt hast.
Ich wünsche dir, dass du eine unvergessliche Zeit haben wirst – unvergesslich auf jeden Fall! Ob toll oder traurig, alles bringt dich irgendwie weiter, auch einen Haufen Geschwirr wie bescheuert sauber zu machen! ;-D Alles Gute!
Philipp