Jetzt funktioniert also der kulturweit Server wieder, also gibt’s auch von mir ein paar viele Neuigkeiten:)
1. Tag der Jungen
Letztens war ich ein bisschen verwirrt,als im Lehrerzimmer überall Süßigkeiten rumstanden und eine der Lehrerinnen mit der ich deutsch habe mir gesagt hat dass die Klasse in den ersten beiden Stunden nur gefeiert hat. Gefeiert wurde der Tag der Jungen, nachdem was mir erzählt wurde gibt es aber keinen Tag der Mädchen. Es gibt Männertag, Frauentag und eben Tag der Jungen. Zu diesem Anlass wurde in manchen Klassen Pizza bestellt, und die Jungs ließen sich feiern. In der Klasse, von der ich es mitbekommen habe haben die Mädchen den Jungs einen Kuchen gebacken und jeder Junge bekam eine Windel mit Süßigkeiten drin( weil sie die Jungs so kindisch finden hahaha). Es war wohl in den meisten Klassen so dass jeder Junge ein kleines Geschenk bekommen hat,außerdem mussten sie die Hausaufgaben nicht haben, denen ginge gut würde ich mal sagen:)
2. Ich sollte wirklich so schnell wie möglich die Sprache lernen
In dieser Woche am Freitag genoss ich es, erst um 11 an der Schule sein zu müssen und lag noch im Bett als ich eine Durchsage hörte, die ich leider nicht verstand. Ich dachte dass da ne Demo wäre oder so.Als ich dann wie immer mit dem Fahrrad zur Schule gefahren war wurde ich entgeistert angeschaut: in der Nähe von Strzelce brannte eine Magnesiumfabrik und deswegen waren giftige Gase in der Luft. Man sollte es an diesem Tag dringend vermeiden rauszugehen,das wurde in der Durchsage gesagt, Hoppla! Naja, wäre es wirklich schlimm gewesen hätte die Schule glaub auch nicht stattgefunden…… Aber letztens hab ich halt auch nen Feueralarm verpasst,es gab nämlich keinen Alarmton sondern nur das normale klingeln, erst als die Schule komplett leer war hab ich langsam Begriffen, was los war.
Sonst kommt es auch immer mal wieder zu sehr komischen Momenten: als ich letztens einkaufen war kam eine Frau noch vor dem Laden auf mich zu, die sehr verstört aussah und ein Geischt machte, als wären grade schreckliche Dinge passiert. Ich machte schnell mit meinem Standartsatz deutlich, dass ich sie leider nicht verstehe weil ich kaum polnisch kann. Das war ihr egal. In den 5 Minuten Monolog ihrerseits war piwo(Bier) das einzige, was ich verstanden habe, das Wort kam aber recht häufig vor. Sie hat aber so geredet, als wäre es wirklich sehr dramatisch, dann hat sie mich mitleidig umarmt und ist gegangen, jaja sowas kommt vor. Ich versuche immer polnisch zu reden, was dann aber oft nicht verstanden wird, immerhin versuche ich es,wenn auch weniger erfolgreich.
Ich verstehe mittlerweile aber wirklich deutlich mehr als am Anfang.Mein Sprachkurs hat jetzt auch begonnen und gestern hab ich sogar meine erste mehr oder weniger Unterhaltung auf Polnisch geführt( zugegeben, der leo Übersetzer war stark im Einsatz)
3.Wochenende Nummer 3
Nachdem ich es Freitag dann ruhiger angehen lassen habe, weil ich nicht wusste wie ernst ich das mit den Gasen nehmen soll, bin ich Samstag mit Ania, ihrer Schwester und einer Freundin nach Katowice auf die Vegamania gefahren. Es gab jede Menge Veganes Essen,ein Tattoostudio wo man sich Motive zur veganen Ernährung tätowieren lassen könnte und Vorträge zu Veganer Ernährung, auf polnisch.Die habe ich natürlich perfekt verstanden. Aber es war ganz nett und meine Spinat Pierogi ( ähnlich wie Maultaschen)waren echt lecker. Der Trendmit der veganen Ernährung kommt hier also auch immer mehr an.
Abends sind wir dann feiern gegangenEs war ein Riesen Klub mit zig Tanzflächen,unter anderem auch einer nur für Paartanz,da wird dann Discofox getanzt. Es trat auch eine hier bekannte Sängerin, namens inna,auf. Da wir vom feiern nicht wirklich früh zurückkamen habe ich dann den Sonntag gebraucht,um erstmal auszuschlafen:)
4.Die Sache mit der Wohnungssuche
Am Donnerstag kam die erfreuliche Nachricht: Auf die Anzeige hat sich jemand gemeldet und ich kann eine Wohnung anschauen.Das tat ich dann auch, sie war wirklich perfekt, genau das was ich will. Allerdings gab es vor mir einen anderen Intressenten, der die Wohnung dann doch haben wollte,dass war dann wohl doch nichts. Die Woche darauf habe ich dann noch eine andere Wohnung angeschaut, die ist aber sehr weit draußen und in Anbetracht der Tatsache dass es für diese Strecke keine Busse gibt, es Winter wird( amMontag hats geschneit!) und ich mehrere Kilometer zurücklegen müsste um zur Schule oder einkaufen zu gehen,ist das suboptimal. Außerdem schwächelt mein Fahrrad ein bisschen, ich hatte in letzter Zeit öfters meinen Sattel in der Hand.Die Wohnung ist auch wirklich groß, vllt zu groß um sich dort alleine wohlzufühlen. Also erstmal weiterhin im Hotel wohnen.
5. Mein Wochenende in Krakau
Da die Liebe Annika ja in Krakau wohnt, also nur drei Stunden von mir, haben wir ausgemacht, dass ich am Wochenende zu ihr fahre.
Schon die Hinreise war ein Abenteuer, ich hatte nämlich abartigen Muskelkater ( zumba ist anstrengender als man denkt) und konnte wirklich kaum laufen. Da mein Gepäckt( was wirklich recht viel war da ich Schlafsack und Luma dabei hatte) nicht auf mein Fahrrad passt, musste ich also zum Bahnhof laufen, wofür man normalerweise so 20 Minuten braucht. In meinem Fall war es dann, dank Muskelkater,eine Stunde. Da der Fahrkartenschalter in Strzelce Um 12 zumacht und es keine Fahrkartenautomaten gibt hatte ich schon ein mulmiges Gefühl. Außerdem war es dann der polnischen Durchsage zu entnehmen, auf welchem Gleis der Zug fährt weil Anzeigetafeln gibt es in Strzelce auch nicht,Schade.Zum Glück kann man sich ja immer irgendwie durchfragen. im Zug durfte ich mich dann durch den kompletten Zug kämpfen( die Gänge sind noch enger als bei der Deutschen Bahn) um ein Ticket zu kaufen. Dann hat mir der Schaffner erklärt, dass nicht alle Waggons bis nach Krakau fahren, wegen der schwierigen Kommunikation wurde aber nicht klar, welche. Nach gefühlten 50 gefragtem Leuten saß ich dann tatsächlich im richtigen Waggon. Das war also geschafft.
Zu Krakau selbst ist zu sagen,dass es eine wirklich schöne Stadt ist( Bilder kommen noch,fallen aber wegen der phänomenalen Kamera auf meinem alten Handy etwas dürftig aus). Am Samstag haben wir dann das volle sightseeing Programm gemacht: Wir haben der Kälte und meinem Muskelkater getrotzt und die Innenstadt,kazimierz und das Wawel Schloss besichtigt. Letztlich ( wenn schon touri dann richtig) haben wir uns eine kleine Rundfahrt die auch durch das krakauer Ghetto und an Schindlers Fabrik vorbei geführt hat.
Kazimierz hat mich am Meisten fasziniert, es ist ein sehr lebhaftes Viertel mit vielen kleinen gemütlichen cafes, schönen Marktplätzen besonderen Läden und sehr vielen Bars. Eins der highlights ist ein Viereck mit lauter Bars und Klubs. In der Mitte des Vierecks gibt es gefühlte hundert zapikanka Stände ( das ist überbackenes Baguette, klassisch mit Pilzen und Ketchup, gibt’s aber mit allem möglichen drauf) wo man sich für 1 bis 2 Euro wirklich sattessen kann.
Die Geschichte von Kazimierz ist auch interessant: es war früher die Juden Siedlung Krakaus, weshalb man auch viele Synagogen und kleine Museen findet, in diesem Viertel wurde übrigens auch Schindlers Liste gedreht. Im Zuge des 2. Weltkriegs wurden die Juden ins Krakauer Getto umgesiedelt und getötet. Dieses haben wir bei der Rundfahrt auch gesehen,was schon heftig war .Im März gibt es dort einen Trauermarsch für die Opfer des 2. Weltkriegs, der ist wohl sehr bewegend.
Es ist echt schwer,nach so einem Thema weiterzuschreiben ohne dass es total banal und deplatziert klingt. Jedenfalls hatten wir bei der Rundfahrt( die war nicht mit so einem Bus sondern in so einem kleinen wägelchen und wir waren auch die einzigen Passagiere) eine sehr lustige Fahrerin, die uns mit wenig Sprachkenntnissen aber dafür umso mehr Enthousiasmus bestens unterhalten hat. Abends haben wir dann, mit dicken Socken zwei Pullis und fetter jacke ausgestattet ( es war dezent kalt) das Nachtleben von Krakau erkundet. Am Sonntag ging es dann auch schon wieder zurück nach Strzelce. Die Rückfahrt war ein bisschen weniger kompliziert als die Hinfahrt,ich hab, ein wenig geschlafen und bin mit netten Leuten ins Gespräch gekommen, eine davon werde ich auch demnächst in Katowice besuchen. Erleichtert , dass alles gut gelaufen ist wollte ich dann in Strzelce aussteigen und war etwas verwundert,als ich zwar den Bahnhof sah, aber keinen Gleis. Ein älterer Herr hat mir dann erklärt, dass der Zug nicht weiter vor fährt und dass ich springen muss, wenn ich aussteigen will.Da wirft man dann also sein Gepäck aus dem Zug und springt nen guten Meter runter, um dann paar Meter weiter auf das Gleis zu klettern.Was lernt man daraus? Richtig, sei nie im letzten Waggon wenn du an einem kleinen Bahnhof aussteigen willst.
5. Der Lehrertag
Da am Mittwochs Lehrertag ( also frei:)) ) war, wurde der Lehrertag am Dienstag gefeiert. In der Schule gab es in der Sporthalle eine sehr offizielle Feier mit allen Schülern wo diverse Ehrungen vorgenommen und Diplome vergeben wurden. Ich war dann nur etwas verdutzt als alle angefangen haben die polnische Nationalhymne zu singen, mit deren Text ich leider nicht so vertraut bin. Da wars halt auch ungünstig dass ich im Chor stand und jeder gesehen hat, dass ich nicht mitsinge… Nach der Feier in der Turnhalle war der offizielle Teil beendet. Im Lehrerzimmer gab es dann diverse Torten und in den verschiedenen Unterrichtsstunden wurde der Lehrer gefeiert,beschenkt und Pizza gegessen. Ich hab auch eine Rose von meinen Schülern bekommen, was mich sehr gefreut hat. Abends wurde dann im Nachbarort unter den Lehrern gefeiert. Der Abend bestand dann aus Essen und tanzen- drei Lieder tanzen,dann wieder essen. Ich hab mich am Ende wirklich gefragt welcher Mensch denn bitte so viel und alle 15 Minuten wieder essen kann, aber es war wirklich lecker, immerhin ist ja auch nicht jeden Tag Lehrertag. Die Feier war schön und die Lehrer haben sich auch wirklich bemüht, mit mir zu kommunizieren.Dennoch ist es ein wenig seltsam, als 18 Jährige auf einem Lehrerfest zu sein,aber auch eine Erfahrung! Ich muss mich an meine Position zwischen Lehrern und Schülern noch gewöhnen…
Am Mittwoch habe ich dann erstmal meinen Schlafmangel ausgeglichen und bin dann nach Oppeln zu meinem Sprachkurs gefahren. Es ist eine sehr bunt gemischte Gruppe aus Erasmus Studenten von der ganzen Welt,was es echt spannend macht. Danach war ich noch Schlittschuh fahren, was dabei für mich neu war ist, dass es alle15 Minuten einen Richtungswechsel gibt und alle umdrehen, warum auch immer:)
6. Tag des Chefs
Gestern war dann noch Tag des Chefs ( die Polen haben es irgendwie mit besonderen Tagen),der sich aber nur dadurch äußerte dass im Lehrerzimmer für den Direktor gesungen wurde.
Wen es interessiert, was man hier bei allen möglichen Anlässen so singt, kann sich das mal anhören https://m.youtube.com/watch?v=ZDl6oWohq7k
Sto lat ist quasi das polnische zum Geburtstag viel Glück. Sto lat bedeutet hundert Jahre,es wird also gesungen dass man hundert Jahre leben soll.Das praktische an dem Lied ist dass das Wort Geburtstag nicht darin vorkommt, deshalb kann man es wirklich bei allen Anlässen singen.
Ich hoffe euch geht’s allen gut!
Liebe Grüße, Anni