Kirmes in Großnaarad (Nagynyárád)

Am Wochenende waren Beate und ich zu einem Programm anlässlich der Kirmes im Nachbardorf eingeladen. Man darf sich diese Kirmes jedoch nicht so vorstellen, wie eine Kirmes bei uns. Viele Stände hauptsächlich zum Essen und Vergnügen an einem Ort. Hier (okay, ich kann auch nur von Großnaarad sprechen) gibt es ein Programm, bei dem der Kirmesbaum zusammen geschmückt wird oder ein Kirmesball zum Tanzen stattfindet. Da Frau Jansen leider keine Lust auf die meisten Dinge hatte und ich auch nicht um 9 Uhr abends alleine durch die Gegend radeln wollte, gingen wir sonntags auf einen sogenannten Festumzug, bei dem der Kirmesbaum aufgestellt wurde. Anschließend schauten wir uns noch den Anfang des Kulturprogrammes in der Sporthalle an.

Normalerweise bin ich von der Gegend gewohnt, dass alle Veranstaltungen pünktlich anfangen.
Da wir zu viel Zeit für den Hinweg eingeplant hatten, konnten wir noch zur Kirche laufen und unsere Fahrräder abstellen. Als wir zurück an der Stelle waren, von der der Festumzug starten sollte, blieben bis zum offiziellen Start noch 15 Minuten. Es kamen immer mehr Leute, viele auch in den traditionellen Kleidern. Es gab Kaffee und Kuchen und jeder bekam einen Rosmarinstängel, ein Zeichen der Ungarndeutschen. Pünktlich um halb zwei begann Blasmusik, doch bis sich der Umzug in Bewegung setzte, verging noch eine halbe Stunde. Der Kirmesbaum wurde von jungen Männern um die zwanzig getragen und bildete den Anfang des Umzuges, dahinter reihten sich verschiedene Tanz- und Volksgruppen. An den Rändern gingen die Zuschauer (also auch wir). Nachdem der Kirmesbaum aufgestellt worden war, wurde getanzt. Als die Tänze beendet waren, bewegte man sich Richtung Sporthalle. Das Programm startete mit einer Sing- und Tanzvorführung von Vorschulkindern, wobei ich unter ihnen auch mindestens einen Schüler aus der 1c ausmachen konnte (VORschule?). Die Vorführung wäre im Chaos geendet, wenn nicht, wie bei den meisten Vorführungen von kleinen Kindern, die Betreuer es von der Seite vorgemacht hätten. Es schloss sich eine Choreographie der Vergissmeinnicht-Tanzgruppe an, mit welcher jene auch in anderen Dörfern und Städten schon aufgetreten sind. Nachdem dieser Teil des Programmes zu Ende war, traten wir den Heimweg an, um noch im Hellen zurückzukommen, was wir dann auch geschafft haben.

KirmesbaumtragenKirmesbaumstellen

BUDAPEST

Budapest? Das ist doch über 200 Kilometer von Bóly entfernt! Doch tatsächlich, letztes Wochenende war ich von Freitag bis Montag in Budapest, der Hauptstadt von Ungarn. Der Grund dafür war eine Einladung unseres ZfA-Fachberaters in die Deutsche Botschaft.
Da sich 200 Kilometer für 2 Stunden Deutsche Botschaft jedoch nicht lohnen, beschlossen 3 andere kulturweit-Freiwillige (Anna und Jule aus Pécs und Katharina aus Iklad) und ich, schon am Freitag nach Budapest zu fahren und das Wochenende dort zu verbringen. Mein erster Besuch (nimmt man die Stunde Umsteigezeit weg, die ich bei meiner Ankunft in Ungarn hatte) in Budapest.
Meine Hinfahrt war sehr komfortabel, denn ich wurde von einer Studentin mitgenommen, die auch im Kolpinghaus wohnt und an diesem Wochenende ihren Freund in Budapest besuchte. Wir brauchten knapp 2 ½ Stunden für die Strecke, immerhin zwei Stunden weniger als mein Bus benötigt hätte. Auf der Fahrt unterhielten wir uns über alles Mögliche, besonders ausgeprägt war jedoch das Thema Pferde und Reiten. Wie ziemlich viele Leute, die ich hier kennen gelernt habe, reitet sie auch und hat sogar zwei eigene Pferde!
In Budapest angekommen wartete ich eine Stunde auf die anderen Freiwilligen in einem Einkaufszentrum in der Nähe des Bahnhofes, welches ich schneller wieder sehen sollte, als mir lieb war.
An diesem Freitag meinte es Petrus gut mit uns (Ironie!!). Es schüttete zum Teil wie aus Kübeln und ich fragte mich, was ich mir am Morgen dabei gedacht hatte, den Schirm zwar in der Hand gehabt zu haben, aber dann doch zur Seite gelegt zu haben, da ich ja eine Regenjacke dabei hatte. Naja, was soll. Ändern konnte ich daran ja sowieso nichts mehr.
Wir konnten erst zwei Stunden später in unsere Wohnung, also beschlossen wir schon einmal hinzulaufen und uns in der Nähe ein kleines Restaurant zu suchen, wo wir essen konnten.
Endlich in der Wohnung angekommen inspizierte ich erst einmal meine Tasche und ich muss sagen, ich war erstaunt, wie wenig doch nass geworden war. Denn anstatt meiner erwarteten triefnassen Sachen, war nur das Handtuch, welches am Boden gelegen hatte feucht. Glück gehabt! Weniger Glück brachte mir mein Einfall, nicht mein komplettes Geld ins Portemonnaie zu stecken, sondern einen Teil in die Tasche zu legen. Denn dieses Geld war unauffindbar, was ich jedoch erst am nächsten Morgen feststellte, wodurch ich erstens noch einen schönen Abend hatte, den wir mit einem Besuch in einer Bar ausklingen ließen. Zweitens begann der nächste Tag nach der Erkenntnis des verschwundenen Geldes nicht sehr erfreulich, was dazu führte, dass ich zum Leitwesen meiner Begleiterinnen etwas träge und missmutig war. Meine Stimmung verbesserten auch die Panncakes zum Frühstück nicht, welche seeeehr nach Hefe schmeckten. Alles in Allem kein schöner erster Morgen in Budapest. Der Tag füllte sich dann mit dem Auftrag einen Bikini oder Badeanzug für Jule zu finden, da wir in ein Thermalbad gehen wollten und sie leider keinen besaß. Wie wir am Ende des Tages feststellen sollten, ein erfolgloses Unterfangen, welches dazu führte, dass ich ein Drittel in dem oben genannten Kaufhaus verbrachte. Auch wenn man es nicht vermuten würde, habe ich an diesem Tag doch einige Sehenswürdigkeiten Budapests betrachten können. Da wäre zum Beispiel die Kettenbrücke, die Markthalle oder die St.-Stephans-Basilika. Als es dunkel war, gingen wir in eine sogenannte Kellerbar, ins Szimpla. Ich ging ohne große Erwartungen, da ich noch nie etwas von einer Kellerbar gehört hatte und so nur die Vorstellung von einem Raum unter der Erde vor Augen hatte, wo man sich wie in einer normalen Bar hinsetzen und was trinken konnte. Doch da hatte ich mich gründlich geirrt. Das Szimpla befindet sich in einem großen Hinterhaus, mit mehreren Räumen und zwei Etagen, auf denen man sich frei bewegen kann. Das Inventar ist wild durcheinander gewürfelt und es gibt allerhand verrückte Dekorationen. Manche würde es vielleicht als schäbig bezeichnen, aber mir hat es gefallen! Leider hatte ich mein Handy vergessen und konnte keine Fotos machen, aber wen es interessiert, kann gerne mal googlen! ;)
Am nächsten Morgen ging es dann für drei von uns ins Gellertbad. Jule meinte, es würde ihr nichts ausmachen und sie nutze die Zeit um richtig auszuschlafen.
Im Gellertbad angekommen waren wir erst einmal überfragt, denn es gab einen Eintrittspreis mit Kabinennutzung und einen mit Schließfachnutzung. Kann man sich dann nur in der Öffentlichkeit umziehen? Und wieso kann man Badekappen erwerben? Nein, es gab auch Kabinen für die Leute, die nur ein Schließfach mieteten, wenn man eine Kabine mietet, kann man seine Sachen in der privaten Kabine lassen, das ist der einzige Unterschied. Und das mit der Badekappe? Tja, dass sollten wir feststellen, als wir schwimmen wollten. Denn in das einzige Becken wo schwimmen erlaubt ist darf man nur mit Badekappe. Tja, Pech, wir hatten alle keine, da es jedoch nur ein Becken war, welches wir nicht betreten durften, war es nicht so tragisch. Zuvor mussten wir die Becken jedoch erst einmal finden. Eine schwierige Sache, denn für Nicht-ortskundige kann das Gellertbad leicht zum Labyrinth werden. Zum Glück hängen überall Karten aus.
Das beheizte Außenbecken hatten wir schnell gefunden und verbrachten erst einmal 1 ½ Stunden dort. Die unterschiedliche Temperatur von Luft und Wasser, sowie die Ruhe (es kam vor, dass wir drei die einzigen in dem Becken waren) wirkten sehr entspannend. Als wir nach einigem Suchen auch die anderen Becken entdeckten, fanden wir uns in wunderschönen Räumen wieder. Wir verbrachten fast 5 Stunden im Gellert und ich kann jedem nur empfehlen, wenn er nach Budapest kommt einen Badeanzug (und eine Badekappe) mitzubringen und ein Thermalbad zu besuchen!
Unser Frühstück bestand nur aus einem süßen Teilchen vom Bäcker und da Jule auch noch nichts gegessen hatte, machten wir uns zusammen mit Dennis, einem weiteren kulturweit-Freiwilligen auf die Suche nach etwas essbarem. Wir wurden auf einem Straßenfest fündig und ich probierte zum ersten Mal den von vielen Seiten hochgelobten Lángos. Lángos ist eine Art Teigfladen, der in heißem Fett frittiert wird und mit verschiedenen „Beilagen“ wie Knoblauch, Tejföl oder ähnlichem gereicht wird. Ich muss leider sagen, Lángos ist überhaupt nicht mein Ding und mir war den ganzen Tag schlecht, so dass ich nicht einmal zu Abend essen konnte. Nach dem Mittagsessen bzw. Frühstück schlenderten wir noch durch Budapest und warteten bis die Dämmerung einsetzte, denn wir wollten uns das beleuchtete Donauufer mit Kettenbrücke, Burg und Parlament ansehen. Ich hätte nicht erwartet, dass es so schön ist! Alle Sehenswürdigkeiten sind angestrahlt und die Kettenbrücke leuchtet sogar in verschiedenen Farben. Sehr empfehlenswert.
Wieder in der Wohnung war dann packen angesagt, da wir unser Gepäck mit in die Botschaft nahmen um leichter von der Botschaft zum Bahnhof zu kommen und nicht erst wieder zur Wohnung mussten.
Am nächsten Morgen fand ich dann beim anziehen meiner Hose das Geld wieder. Es war in das Hosenbein gerutscht und das war natürlich der EINZIGE Ort an dem ich NICHT gesucht hatte. Wir verließen das Haus leicht verspätet, als wir dann auch die Bushaltestelle nicht fanden, bekamen wir leichte Panik zu spät zu kommen. Doch was soll man sagen, pünktlich auf die Minute waren wir vor der Tür der Botschaft. Nachdem wir unsere Handys ausgeschaltete hatten, unser Gepäck abgestellt und durch die Sicherheitsschleuse gegangen waren, gingen wir in den Festsaal und stellten (erfreulicherweise) fest, dass wir nicht die letzten waren. Nachdem alle kurze Zeit später eingetroffen waren, ging es los. Zum Glück gab es Häppchen. Ehrlich, ich habe mir die Veranstaltung etwas informativer vorgestellt und auch die Wettbewerbe, die vorgestellt wurden und zu denen wir aufgefordert wurden, unsere Schüler zu motivieren, waren nicht wirklich interessant für mich, da es nur Schüler betraf die das DSD II machen. Naja, beschweren kann sich im Nachhinein jeder, lieber vor Ort den Mund auf machen, aber das ist eine Sache die mir sehr schwer fällt.
Zurück ging es mit dem Zug über Pécs nach Bóly zusammen mit zwei Freiwilligen aus Pécs. Meine erste Zugfahrt in Ungarn und ich war froh, dass ich nicht alleine war, obwohl nichts Schlimmes passiert ist, aber neues lerne ich gerne in Begleitung von Freunden kennen.
Zusammenfassend würde ich das Wochenende als schön und gelungen bezeichnen und ich werde auf jeden Fall wieder nach Budapest kommen, aber dann mit Regenschirm!

Die MarkthalleIn der MarkthalleSt.-Stephans-BasilikaDas GellértDie Kettenbrücke in der AbenddämmerungDie Deutsche Botschaft

Apfelläufe und Bastelstunden

Dass die Kinder hier sportlich sehr aktiv sind, habe ich schon in der ersten Woche mitbekommen. Duathlon (Fahrradfahren und rennen) und Schwimmen stehen ganz oben auf der Liste, sowie Reiten in der Freizeit (eher bei den Mädchen). Es gibt auch sehr viele Wettkämpfe hier, es wird sozusagen alles in einem Wettkampf ausgetragen.
In diesem Zusammenhang habe ich auch den Apfellauf kennengelernt. Hier kann jedes Kind mitlaufen und bekommt anschließend als Belohnung einen Apfel, die drei Besten der jeweiligen Altersgruppe gehen dann in der nächsten Woche in eine andere Stadt (in diesem Fall Mohács) und nehmen dort an einem Wettlauf teil. Dieses Mal, so wurde mir erzählt, belegten alle Schüler aus Bóly einen Rang unter den ersten drei.
Ich glaube, ich wäre an dieser Schule echt untergegangen, bei meiner Fitness.

Da der Technikraum der Schule anscheinend nicht sonderlich gut bestückt ist und ich auch nicht gerne mit einer zweiten Klasse Holz säge, basteln wir viel im Technikunterricht (sehr zum Vorteil der Mädchen leider!).
Zur Ideenfindung und Realisierung treffen Beate und ich uns regelmäßig, probieren Sachen aus und kombinieren bekannte Basteltechniken zu neuen Ideen. Da wir beide keine Erfahrung mit kleinen Kindern haben, ist es für uns immer wieder schwer neue Ideen für die Kleinen zu bekommen, wo wir uns vorstellen können, dass diese auch zum Erfolg führen. Wir sind jedes Mals aufs Neue überrascht, was klappt und was nicht.

Die Schüler holen sich ihren wohlverdienten Apfel ab.

Die Schüler holen sich ihren wohlverdienten Apfel ab.

Probe für den Technikunterricht

Probe für den Technikunterricht

Eselsmasken

Vom Fahrradfahren in Ungarn (aufm Land)

Da ich nun endlich ein funktionstüchtiges Fahrrad habe, dem nur noch eine funktionierende Klingel fehlt – wie ich festgestellt habe, als mein Drehen (es war kein „Abzug“ zum Klingeln vorhanden, also dachte ich, es ist eine zum Drehen) dazu führte, dass mir die Kappe der Klingel runterfiel – kann ich nun endlich auch die weitläufigere Gegend erkunden.
Meine erste längere Strecke auf dem Fahrrad, mehr als nur bis zum Supermarkt am Rand von Bóly, war die Fahrt Samstagnachmittags bis Nagynyárád, wo an einer Schule das Musical „der König der Löwen“ aufgeführt wurde und viele Schüler unserer Schule daran beteiligt waren.
Das Musical war sehr schön, aber es war gut, dass ich die Geschichte kannte, denn ich habe nichts außer „Hakuna Matata“ und Zahlen verstanden, da das ganze Stück auf Ungarisch war. Die Gruppe hat sich sehr viel Mühe mit den Kostümen und dem Bühnenbild gegeben!
Auf dem Rückweg war es dann natürlich dunkel. Mein Fahrrad hat vorne eine dynamobetriebene Lampe und hinten ein kleines Licht, welches batteriebetrieben ist. Hier in Ungarn muss man, wenn man über Land fährt, eine Warnweste tragen. Ich also ausgestattet mit genügend Licht und Reflextionszeug mache mich auf den Rückweg. Ich muss sagen, mein Fahrrad lässt sich sehr gut fahren und ich bin schnell unterwegs, bis Hügel kommen. Es besitzt zwar eine Gangschaltung, aber die funktioniert wie ich feststellen musste nicht und so kann es gut sein, dass ich bei zu „steilen“ Bergen schneller hochgelaufen als gefahren bin. Leider gibt es hier mehr Hügel als in meiner Heimat. Bei Dunkelheit kommt auch noch der Dynamo hinzu, welcher mich über Kilometer hinweg ankündigt und meine Geschwindigkeit auf gut die Hälfte drosselt (zumindest kommt es mir so vor), welches mich nach dieser Heimfahrt zu dem Entschluss brachte, auch noch für vorne ein batteriebetriebenes Licht zu kaufen.
Nicht genug vom Fahrradfahren, verabredete ich mich mit Beate am nächsten Tag um zusammen nach Mohács zufahren. Es gibt zwei inoffizielle Wege für Fahrradfahrer, denn wie ich feststellen musste, fangen Fahrradwege in Ungarn häufig im Nichts an und hören auch genau dort wieder auf (mit Nichts sind Landstraßen gemeint). Der schneller führt über eine stark befahrene Landstraße ist nicht ungefährlich (der Vorgänger von Beate hatte dort einen schwereren Unfall), dafür aber viel schneller. Der andere Weg führt über die kleinen Dörfer. Wir wählten den zweiten, da ich noch keinen Helm habe und wir viel Zeit hatten. Der Hinweg war sehr entspannt, die Straßen sind einigermaßen in Schuss (bis auf einen Abschnitt), es gibt auf einem Teil der Stecke Fahrradwege und die Landschaft ist sehr schön. Der Rückweg wurde dann schon etwas anstrengender. Wir wandelten die Route leicht ab und fuhren zuerst ein Stück an der Donau entlang. Dies war zwar ein Stück länger, aber auch noch einmal landschaftlich viel schöner. Anstrengender machte die ganze Sache der jetzt herrschende Gegenwind, dieser hat keine bestimmte Richtung, denn egal in welche Richtung du fährst (es kann die entgegengesetzte Richtung sein in die du vor einer Minute gefahren bist und auch Gegenwind hattest), du hast Gegenwind!! Grrr! Und da auf der Strecke kaum Gebüsch ist, das diesen Wind abschwächen könnte, hast du praktisch keine Chance ihm zu entkommen. Dies führte dazu, dass wir auf dem Rückweg deutlich öfter Pausen einlegen mussten. Lag wahrscheinlich auch zum Teil an meiner Kondition, denn ich bin noch nie davor (glaube ich) 45 Kilometer am Stück gefahren (mit Pausen versteht sich).

In die andere Richtung nach Villány bin ich auch schon gefahren, auf einem offiziell ausgeschilderten Radweg, der aber auch zur Hälfte über Landstraßen führt. Bin aber, wie ich nachher im Internet entdeckt habe, ein Ort vor Villány umgedreht. Ein neuer Versuch ist auf jeden Fall schon geplant.

Mein FahrradMusical - König der LöwenDonau bei MohácsDonau bei Mohács

Die Austauschschüler

Als ich letzten Montag auf der Suche nach meinem jeweiligen Lehrer (da meine Betreuerin Montags nicht arbeitet, wurde ich in jeder Stunde einem anderen Lehrer zugeteilt) durch die Schule irrte, kam Mariá, die Schulleiterin, auf mich zu und erzählte mir von der großartigen Idee, mich mit auf die Ausflüge zunehmen, die die Schüler in den kommenden Tagen mit den polnischen Austauschschülern unternehmen würde, die an diesem Abend ankommen würden.
Ich war natürlich total begeister von der Idee, da ich erstens die Umgebung ein bisschen besser kennen lernen würde und zweitens die Schüler der 8c näher kennen lernen könnte, mit denen ich im kommenden Jahr viel zusammen arbeiten werde.
Gesagt, getan. Am nächsten Tag stand ich fünf vor halb acht vor der Schule, da mir gesagt wurde, dass es pünktlich um halb losgehen sollte und da wir hier in der „schwäbischen Türkei“ sind, nahm ich das wörtlich. Nicht so wörtlich nahmen es die Schüler, denn als wir endlich losfuhren war es viertel vor acht. Was ich jedoch nicht als sonderlich schlimm empfand. Anders jedoch Kata, die neben mir um Bus saß und alles organisierte, ich erhielt den Eindruck, dass alles sehr eng getaktet war. Der Eindruck täuschte. Während der kommenden drei Tage kam es oft vor, dass wir uns eine(!) Stunde lang eine kleine Kirche anschauten oder 1 ½ Stunden zu Mittags aßen, was viel zu viel Zeit war. Die freie Zeit, die dadurch entstand, wurde jedoch nicht genutzt um sich mit seinem Austauschschüler zu unterhalten und so sein Deutsch zu verbessern, sondern man blieb bei seinen Freunden und quasselte auf der jeweiligen Landessprache. Die einzigen deutschen Wörter die fielen waren die Wörter von Kata oder den polnischen Begleitlehrern oder ausnahmsweise die Wörter des jeweiligen Guides, wen mal eine Führung auf Deutsch stattfand, was nicht oft vorkam. Dies führte bei mir dazu, dass ich meistens alleine neben der Gruppe umherstreifte und versuchte möglichst viel der freien Zeit mit Kata und den anderen Lehrern zu verbringen, um mir alles nochmal auf Deutsch erklären zu lassen.
Die drei Tage liefen wie folgt ab:

Dienstag:
1. Besichtigung einer „Tropfsteinhöhle“ in Abaliget, klar, es gab dort auch ein paar Tropfsteine, doch wer in Malta oder Spanien schon mal in einer Tropfsteinhöhle war, fand es nicht sehr beeindruckend, was die Anzahl der Tropfsteine angeht. An sich war die Höhle sehr schön, mit weiten Hallen und engen Gängen. Die Hauptattraktion waren ganz klar die echten Fledermäuse die vereinzelt an der Decke hingen. Was auch schon zu Punkt zwei führt.
2.Das Fledermausmuseum direkt neben der Höhle, was laut Prospekt den Menschen die Angst vor den Fledermäusen nehmen sollte. Wohlgemerkt sollte, denn da ich weder Angst vor Fledermäusen habe, noch irgendwas in dieser Ausstellung verstanden habe, hatte das Museum wenig Eindruck auf mich.
3. In Pécs fuhren wir zuerst mit einem Bimmelbähnchen durch die Altstadt, welches uns dann auch direkt vor dem Restaurant absetzte, wo es Mittagsessen gab. Hierbei traf das erste Mal merklich auf einen Kulturunterschied. Ich wurde von Kata total entsetzt angeschaut, als ich sagte, dass ich kein Fleisch essen würde, es mir aber nichts ausmacht, die Grundlage (ich habe keine Ahnung was es war, irgendwelche Kügelchen aus Mehl, was ich aber erst später erfuhr) ohne Fleischbeilage zu essen. Nach einer kurzen Diskussion, war jedoch auch dies geklärt und ich bekam meinen Teller nur mit Mehlkügelchen, welche nach Kata zwar nicht schmecken, meiner Meinung nach jedoch durchaus essbar sind.
4. Anschließend besuchten wir eine „Zaubershow“, bei welcher ein Physik- und Chemielehrer auf Deutsch (!) verschiedene Experimente vorführte. Die Schüler und Lehrer waren total begeistert.
5. Als letzter Programmpunkt des Tages standen 1 ½ Stunden shoppen im Arkád an, einem großen Shoppingcenter, gegenüber des Busbahnhofs.

Mittwoch:
1. Als erstes besichtigten wir in Siklós eine Burg.
2. Danach ging es weiter nach Kisharsány, wo wir die Vylyan Kellerei besichtigten und den Chardonnay –Most(total süß) probieren durften.
3. Der nächste und für diesen Tag auch letzte Programmpunkt war, ist und bleibt mein absoluter Favorit: Es ging auf den Reiterhof! Dort gab es zuerst Mittagsessen. Mir wurde gesagt Spagetti Bolognese, da kann man ja die Soße einfach weglassen. Es stellte sich jedoch heraus, dass es Spagetti-Bolognese –Auflauf gab. Da konnte man das Fleisch schon wieder nicht so einfach weglassen. Also gabs für mich einfach schon mal den Nachtisch, habe ich eigentlich nichts dagegen, außer es handelt sich dabei um Zwetschgenkuchen… aber was sollst, ich hatte Hunger!
Es gab jeweils vier Station fürs Nachmittagsprogramm: Strohpuppen basteln, Geschicklichkeitsspiele, Kutsche fahren und reiten. Nachdem die Kinder in vier Gruppen aufgeteilt waren ging es los. Ich hielt mich, was für keinen eine große Überraschung sein dürfte, bei den Pferden auf und ging mit der letzten Gruppe Kutsche fahren. Als jede Gruppe einmal an jeder Station gewesen war, war der Tag offiziell beendet. Ich konnte mir noch eine Handynummer sichern, die ich anrufen kann, wenn ich reiten möchte. Bingo!

Donnerstag:
1.Im Busóhof besichtigten wir das Busómuseum und konnten anschließend eigene Busómasken basteln. Mohács ist berühmt für seinen Busójárás (Fasching). Wer mehr darüber wissen möchte, frage wikipedia (leider nur auf Englisch): https://en.wikipedia.org/wiki/Bus%C3%B3j%C3%A1r%C3%A1s .
2. Essen gab es in einem Restaurant, leider war schlechtes Wetter und so konnten wir nicht auf der Dachterrasse mit Blick auf die Donau essen. Doch für mich gab es sogar statt nur der Beilage Pommes auch panierten Käse. Juhuu.
3. Gestärkt ging es zur Szent Miklós Wassermühle, welche die letzte, der früher 12 Wassermühlen, an dem 15 (ich hoffe, ich habe es richtig verstanden) Kilometer langen Bach ist. Die Mühle selbst war bis 2007 dem Verfall preisgegeben und wird seit 2008 wieder restauriert. Ich muss sagen zum Glück, denn die kleine Mühle liegt, meiner Meinung nach, in einer idyllischen Umgebung!

Und so endete das dreitägige Programm für mich. An allen drei Tagen kam ich glücklich, aber auch total fertig wieder im Kolpinghaus an und fiel quasi in mein Bett. Auch wenn sich manche Stellen nicht sehr positiv anhören, muss ich sagen, dass ich die drei Tage sehr genossen habe. Ich bin sehr froh, dass ich die Ehre hatte, an den Ausflügen teilnehmen zu dürfen.

Danke!

Die ersten 7 Tage

Nun bin ich schon fast eine ganze Woche hier in Bóly und habe so viel Neues erlebt, dass ich gar nicht alles aufschreiben kann. Also versuche ich es mit einem kleinen Abriss:

An den ersten Tagen in der Grundschule wurde ich mit sehr vielen neuen Namen bombardiert, gut, dass mein Namengedächtnis so spitze ist. Aber mit Maria oder Ester liegt man bei Frauen immer gut im Kurs.
Die Schulklingel der Schule ist mir ebenso ein Rätsel, habe ich sie in den ersten Tagen überhaupt nicht wahrgenommen und vermutet, alle Lehrer-innen und Schüler-innen gehen wie von Geisterhand in die Klassenräume, beginne ich langsam ein kurzes, leises Schellen wahrzunehmen.
Fast genauso verhält es sich mit dem Feueralarm, diesen höre ich zwar, vergleiche ich ihn aber mit dem meiner Schule in Deutschland, bei dem einem fast die Ohren abgefallen sind, ist dieser hier fast ein Schlaflied. Auch die Evakuierung der Schule läuft anders ab als gewohnt. Die Schüler verlassen bedächtlich langsam jedoch vor dem Lehrer den Klassensaal und schließen sich dem Sog Richtung Pausenhof an, dem ich ahnungslos gefolgt bin. Fenster und Türen werden offen gelassen. Auf dem Pausenhof ist es uns nach einigem Umschauen gelungen unsere Klasse zu finden. Nach einer kurzen Ansage der stellvertretenden Direktorin ging es dann auch schon wieder zurück ins Gebäude. Keine Kontrolle der anwesenden Schüler, keine Meldung, kein Zeitstoppen der ganzen Aktion. Ob dies ein Probealarm war oder nicht, weiß ich immer noch nicht. Nach Rauch gerochen hat es auf jeden Fall.
Zu meinem Nachteil ist es hier die Woche noch einmal richtig warm geworden mit Temperaturen bis zu 36° Celsius, eigentlich ja super, doch ich habe mich nach dem Wetter in Deutschland gerichtet und kaum kurze Sachen eingepackt. Dafür zum Glück eine Handwaschtube, die auch kräftig benutzt wurde/wird. Nach einem sehr heftigen Gewitter gestern kühlt es jedoch langsam ab. (Heftig ist Definitionssache, für mich „gemäßigteswetter“-verwöhntes Mädchen aus dem Oberrheingraben ist fast jedes Gewitter heftig bzw. stark!) Dass es Herbst wird merkt man auch an den Bäumen. Bei meiner Ankunft hingen noch fast alle Blätter in sommerlichem Grün an den Bäumen, nun gibt es fast einen Laubregen.

Am Donnerstag war ich mit meiner Mentorin zusammen bei einem Bekannten von ihr um mir verschiedene Fahrräder anzuschauen. Die Garage voller Fahrrädern bestand aus 5 Fahrrädern, von denen 4 bedingt einsatzbereit und nur 2 für mich geeignet waren. Doch wenn alles gut läuft habe ich ab Dienstag ein Fahrrad, welches ich einfach nur zurückgeben muss, wenn ich zurück nach Deutschland gehe. Anschließend wurden wir noch auf einen Drink in eine Kneipe eingeladen, was länger gedauert hat, als geplant. Wie schön die Einwohner doch von ihrem Dorf schwärmen können. Was, sehr wichtig!, für Ungarn schon eine Stadt ist.
Sehr praktisch ist hier, dass die Menschen fast alles deutsch oder englisch sprechen können und wenn man dann doch einmal auf ein seltenes Exemplar trifft, welches beider Sprachen nicht mächtig ist, so ist entweder jemand dabei, der mich versteht oder Hand und Fuß dienen als Kommunikationsmittel.

Am Samstag ging es, nach dem erfolglosen Versuch auszuschlafen, mit dem Bus nach Pécs um einzukaufen, denn so schön Bóly auch ist, wirklich viel gibt es hier nicht (zum Überleben würde es reichen). In Pécs gibt es zur Zeit ein 10-tägiges Fest zu irgendeinem 30jährigem Jubiläum (mehr konnte ich nicht in Erfahrung bringen) und Freitag, Samstag & Sonntag war Straßenkarneval angesagt. Nach Besichtigung der Altstadtstraßen und des mehr oder weniger erfolgreichen Einkaufens, traf ich meine Betreuerin mit ein paar Bekannten wieder, zusammen mit zwei kulturweit-Freiwilligen ging es dann zu acht Pizza essen.

Heute (Sonntag), gelang das Ausschlafen dann schon besser (nachdem ich einen Großteil der Nacht durch das Gewitter wach lag), aber ich wette morgen könnte ich dann wieder jeden verfluchen, da ich wieder früh aufstehen muss.
Um 14 Uhr traf ich meine Betreuerin und sie zeigte mir zu Fuß die Kellerreihen. Die Kellerreihen bestehen aus Häusern, die mehr oder weniger nur einen Keller beherbergen. Dieser dient zur Lagerung von Wein (Bóly liegt an der Weißweinstraße). In den Häusern wird auch oftmals noch der Wein selbst hergestellt.
Auf dem Rückweg gingen wir auch über den Friedhof. Deshalb erwähnenswert, da ich es sehr amüsant fand, dass auf dem Eingangsschild vor Wespen gewarnt wird, meine Betreuerin mir jedoch erzählte, dass es im Sommer vor Schlangen dort nur so wimmeln würde (ich fände es wichtiger vor den Schlangen zu warnen!).
Zurück in ihrer Wohnung gab sie mir noch jede Menge Infomaterial über Bóly und die Umgebung.

Glücklich zurück sitze ich nun an meinem Computer und versuche meine ganzen Stichpunkte zu vergangener Woche in einen möglichst anschaulichen Text zu verwandeln. Ich hoffe, es ist mir wenigstens halbwegs gelungen.

Mein erster Tag

Der 15.September war mein erster „Arbeitstag“.
Ich hatte nach der anstrengend Reise acht Stunden Schlaf gefunden und wachte schon um 6 auf, da vor meinem Fenster Metall klapperte. Als ich dann runter in die Küche ging, sah ich, wer den Lärm veranstaltete.
Der große Raum im Erdgeschoß des Kolpinghauses kann gemietet werden und in eben diesem Raum bauten gerade mehrere Personen Kleiderständer auf.
Kurz nachdem ich mein sehr ausgiebiges Frühstück, bestehend aus zwei Schokopuddings, einer Banane und einer heißen Zitrone, beendet hatte, wurde ich von Frau Jansen abgeholt und wir machten uns gemeinsam auf den extrem langen zweiminütigen Weg zur Schule. Dort wurde ich der Pförtnerin, den Sekretärinnen, den Lehrern (alle die da waren) und der Schulleitung vorgestellt.
Die Schuldirektorin zeigte mir die Schule und erklärte mir, wo ich was finden kann.
Anschließend ging es für mich mit Frau Jansen in die 2c, wo ich viele selbstgebastelte Drachen bewundern durfte.
Es folgte ein weiteres Mal basteln (eigentlich Technikunterricht) in der 6c, wo die Kinder aus mitgebrachten Steinen Figuren bauten.
Danach begleitete ich Kata (ich hoffe, ich habe es richtig geschrieben) in ihre 8c, mit denen ich im Laufe des Schuljahres viel zusammen arbeiten werde. Ich stellte mich kurz vor (woher ich komme, wieso ich in Ungarn bin, was ich sonst so mache) und die Schüler erzählten etwas über sich, nachdem sie mich noch einige Dinge fragen konnten, waren auch schon 45 Minuten rum.
Damit war mein erster Tag beendet und ich konnte Bóly erkunden, Einkäufe erledigen und mich ausruhen bzw. lesen.
Zur Erklärung, wieso ich in so vielen c-Klassen war:
An meiner Schule gibt es pro Jahrgang in der Regel drei Klassen (a,b & c). In den Klassen a und b gibt es 5 Stunden Deutschunterricht. Die Klassen c haben auch 5 Stunden Deutschunterricht und zusätzlich noch Fächer wie Technik, Kochen, Geographie etc. auf Deutsch.

Die Anreise oder eher eine kleine Odyssee

Warte mal, Odyssee? Ungarn grenzt doch direkt an Österreich, welches wiederum ein Nachbarland von Deutschland ist. Die Reise müsste doch eigentlich fix gehen?!
Das dachte ich mir auch, als ich mich für den railjet von Mannheim nach Budapest entschied, welcher knapp 10 ½ Stunden für die Strecke braucht. Dann noch einmal 3 Stunden für die Strecke von Budapest nach Pécs, wo ich abgeholt werden sollte.
Doch Pustekuchen! Das merkte ich, als mich am Freitagabend (11.9) eine andere kulturweit-Freiwillige, die auch nach Ungarn geht, fragte, ob mein Zug fährt. Ich schaue total verwirrt bei der Bahn nach und entdecke, dass bis zum 15.9 kein Zug nach Ungarn fahren wird.
Alles klar. Durchatmen, sacken lassen und nach Alternativen suchen. Fliegen? Bus? Blablacar?
Meine Entscheidung fiel dann auf einen durchgehenden Bus von Mannheim nach Budapest, welcher knapp 16 Stunden brauchte und in dem, wie ich auf der Fahrt feststellte, alle nur Bulgarisch konnten. Doch von Budapest musste ich ja noch irgendwie nach Bóly kommen. Das ist auch noch eine ganz schöne Strecke. So kam es, dass ich circa 23,5 Stunden unterwegs gewesen bin, bis ich mein Zimmer im Kolpinghaus in Bóly betrat.
Ich hatte das Glück, dass meine Betreuerin mich ab Budapest begleitet hat und ich nicht den Weg alleine finden musste, sonst wäre ich bestimmt noch länger unterwegs gewesen.

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