Lavendel? Kommt noch!
Die Geschichte beginnt damit, dass ich unbedingt an den Balaton fahren wollte. Anna davon zu überzeugen war nicht schwer und so ging es am Freitag direkt nach der Schule los. Ich fuhr mit dem Bus nach Pécs um dort Anna zu treffen. Mit dem Bus ging es weiter nach Veszprém. Dort kauften wir uns unser Abendessen. Von Veszprém nach Tihany sind es mit dem Bus noch 69 Minuten.
Doch kurz bevor der Bus nach Tihany kam, geschah mir schon ein Missgeschick. Ich wollte das Münzfach von meinem Geldbeutel öffnen und hielt nur den Zipper in der Hand. Na super und das gleich am Anfang. Also ein Wochenende ohne Münzfach. Zum Glück gab es ja noch Anna!
In Tihany angekommen fanden wir relativ schnell unsere Unterkunft. András, unser Vermieter, und seine Frau waren sehr nett und hilfsbereit. Nachdem wir unsere Sachen abgestellt hatten gingen wir los, ein bisschen die Stadt zu erkunden. Tihany ist ein kleines Städtchen auf der Halbinsel des Balatons, welches nicht sehr groß, aber weitläufig ist. Wir begegneten auf unserer Erkundungstour kaum Menschen. Die meisten Restaurants hatten auch schon geschlossen, was für ein bisschen Verwunderung bei uns sorgte. Aber wir hatten ja zum Glück schon zu Abend gegessen.
Wieder in der Unterkunft angekommen, waren wir beide etwas geschafft und beschlossen duschen und dann schlafen zu gehen. Beim Duschen kam dann das nächste kleine Problem auf uns zu. Oder eher nach dem Duschen, denn da stand das Bad unter Wasser. Wie sich am nächsten Morgen und Abend herausstellte sollten wir für unseren Aufenthalt auch kein trockenes Bad mehr haben, da es einfach nicht trocknen wollte. Zum Glück waren wir sowieso die meiste Zeit auf den Beinen.
Am nächsten Morgen gingen wir los, um ein Café zu suchen, in dem wir Frühstücken konnten. Unsere Suche dauerte gefühlte Stunden und wir liefen durch fast ganz Tihany um die einzige Essmöglichkeit zu finden, die schon vor 11 aufmacht.
In „Omas Bäckerei“ frühstückten wir dann. Für mich gab es bitteren (leider) Kakao, gekochte Eier und ein Stück Zitronen-Lavendel-Torte. Sehr lecker und dabei hatten wir noch eine schöne Aussicht auf den inneren See von Tihany.
Da haben wir dann auch schon den Lavendel. Überall in der Stadt trifft man auf Lavendel und man kann so ziemlich alles Vorstellbare in Lavendelausgabe kaufen. Von den bekannten Lavendelsäckchen, über Shampoo, Seife, Waschmittel zu Lavendellimonade, Eis und Kuchen. Mir war es sehr recht, denn ich liebe Lavendel.
Doch wieso gibt es gerade auf der Halbinsel so viel Lavendel, wo Anna und ich doch kein einziges Lavendelfeld gesehen hatten?
Wir waren anscheinend von der falschen Seite gekommen, denn laut Internet soll man schon bei der der Anfahrt weite Lavendelfelder sehen. Die Umgebung von Tihany wird (anscheinend) auch die ungarische Provence genannt.
Gestärkt vom Frühstück machten wir uns auf den Weg, die Stadt bei Tageslicht zu erkunden. Auf unserem Weg öffneten immer mehr Geschäfte und Restaurants ihre Türen und auch die Touristen kamen. So leer Tihany nach der Dämmerung war, desto voller war es jetzt. Und überall Lavendel!
Nachdem wir die Innenstadt erkundet hatten und mit der Dodo-Bahn gefahren waren, wollten wir eine Schiffrundfahrt auf dem Balaton machen. Doch leider fuhren von Tihany aus nur Linienschiffe und so mussten wir in den nächsten Ort nach Balatonfüred. In der Tourinform Tihany bekamen wir einen Plan mit den Abfahrtszeiten der Rundfahrtschiffe. Der nächste Bus nach Balatonfüred fuhr jedoch erst in zwei Stunden und so hatten wir noch etwas Zeit. In der Beschreibung unserer Unterkunft stand, dass es in fünf Minuten Entfernung einen Strand geben sollte. Wir ließen uns den Weg von unseren Gastgebern beschreiben und liefen los. Nach einiger Suche fanden wir dann tatsächlich den „Strand“. Dieser bestand aus einem Betonsteg, von dem mehrere Metalleitern ins Wasser gingen. Wir waren etwas enttäuscht.
Wir betrachteten eine kurze Zeit das Wasser und hielten unsere Hände rein. Dann ging es weiter Richtung nächste Bushaltestelle. Der Busfahrer, den wir diesmal erwischten, war, im Gegensatz zu allen anderen, sehr unfreundlich. Nach einigen Verständnisproblemen bekamen wir dann jedoch unsere Tickets und konnten uns gerade noch auf zwei freie Plätze retten. In Balatonfüred angekommen, fanden wir relativ schnell die Anlegestelle der Boote und kauften uns die Tickets. Wir warteten in der Nähe des Bootes um gute Plätze zu erwischen. Als zweite „Gruppe“ beim Einsteigen gelang uns das auch. Während der Fahrt merkte ich erst, wie heiß die Sonne tatsächlich war. Zum Glück hatte ich mich eingecremt. Wie ich jedoch abends feststellen musste, hatte ich trotzdem einen leichten Sonnenbrand bekommen.
Die „Promenadenrundfahrt“ ging von Balatonfüred bis nach Tihany und wieder zurück. Es war herrlich und schön entspannend.
Wieder in Balatonfüred angekommen vertrieben wir uns die Zeit bis der nächste Bus fuhr mit „Schaufensterschauen“ und den Plattensee betrachten.
In Tihany machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant, da wir seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatten und dementsprechend hungrig waren. Wir fanden ein schönes, rustikal eingerichtetes Restaurant mit (fast) freiem Blick auf den Balaton, die sogar vegetarische Speisen auf der Karte hatten. Für mich gab es panierte Championköpfe mit Kroketten und Remouladensoße. Sehr lecker, nur die Pilzköpfe waren mir noch etwas zu saftig. Den Sonnenuntergang beobachteten wir am inneren See, der in der Nähe unserer Unterkunft lag. Anschließend wollten wir noch ein Eis essen, doch wieder in der Innenstadt angekommen, mussten wir feststellen, dass alle Eisläden und auch fast alle anderen Geschäfte schon geschlossen hatten (es war nicht einmal 9). Also machten wir uns nach einem kurzen Spaziergang wieder auf in die Unterkunft.
Am nächsten Morgen sparten wir uns die große Suche und frühstückten wieder in „Omas Bäckerei“. Diesmal gab es für mich Lavendellimonade, gekochte Eier und Zitronen-Lavendel-Torte, also kaum Unterschied zu Samstag. Nach dem Bezahlen gingen wir durch die Gassen um die ein oder andere Sache zu kaufen. Ich holte mir Lavendelhonig, Lavendelshampoo und Lavendelsäckchen. Wir machten uns die Suche komplizierter als sie hätte sein können, da wir die Preise und Auswahl vergleichen wollten. Doch so hatten wir am Schluss wenigstens das, was uns als „Bestes“ erschien.
Um 12 Uhr machten wir uns dann auf zur Bushaltestelle um unseren Bus nach Veszprém nicht zu verpassen. In Veszprém aßen wir zu Mittag, da wir zwei Stunden Aufenthalt hatten. Wir machten uns zeitig wieder auf den Weg zum Busbahnhof um rechtzeitig da zu sein. Dort angekommen entdeckten wir, dass zwei Busse nach Pécs fahren sollten. Einer von beiden war 10 Minuten schneller und so stellten wir uns an Steig 7 um in den „Schnellbus“ einzusteigen, wenn er dann kommt. Fünf Minuten vor Abfahrt kam er dann. Gleichzeitig entdeckten wir aber, dass gegenüber auch ein „Schnellbus“ nach Pécs fuhr. Es fuhren also drei Busse zur gleichen Zeit nach Pécs. Erst waren wir etwas verwirrt, in welchen wir nun einsteigen sollten. Wir blieben dann jedoch in „unserer“ Schlange. Die beiden Schnellbusse hielten nur zweimal auf dem Weg nach Pécs, autóbusz-állomás. Einmal in Siófok und einmal in Pécs. So waren wir sogar 15 Minuten früher als eigentlich geplant an der Endstation. Mein Glück, denn genau fünf Minuten nach unserer Ankunft fuhr ein Bus nach Bóly und so konnte ich direkt weiterfahren.
Glücklich kam ich dann um 7 in Bóly an.
Es war ein schönes Wochenende und ich danke Anna für die tolle Begleitung!
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