Da ich nun schon länger nicht mehr geschrieben habe, werde ich euch dieses Mal einen Überblick über meine verschiedenen Erlebnisse der letzten Wochen geben. Ich werde nun endlich mit Bildern von dem kleinen Dörfchen Usaquén erzählen, über meinen Besuch der Buchmesse hier in Bogotá, von dem sensationellen Bungee Jump meiner lieben kulturweit-Partnerin Ella und meinem Besuch in einer Kirche in einer Salzmine in der Nähe von Bogotá berichten.
Usaquén
Usaquén ist ein kleines koloniales Dörfchen im Norden Bogotás, dass mittlerweile durch die Ausweitung der Stadt zu einem Teil dieser geworden ist. Das Dorf wurde ursprünglich von Indigenas (also den Einheimischen hier) gegründet und dann später von den Spaniern übernommen. Heute ist es besonders bekannt für seinen wöchentlichen Mercado de Artesanía (dt. Kunsthandwerkmarkt) und seine guten Restaurants.
Eigentlich wollte ich in Usaquén ein bisschen auf dem Markt einkaufen, aber dafür waren Ella und ich leider ein bisschen zu spät dort, denn die meisten guten Sachen waren schon weg. Trotzdem hat es sich gelohnt mal wieder dort hin zu fahren, da Usaquén echt schön ist und man auch einfach gemütlich durch die Straßen schlendern und den Stadtteil mit seinen kolonialen Häuschen genießen kann. Zudem hatten wir auch Glück und es hat nur ein Mal kurz geregnet.
Während es geregnet hat, waren wir glücklicherweise gerade in einem der vielen Restaurants und ich habe die Gelegenheit genutzt mal die berühmte Bandeja Paisa zu probieren. Bandeja kann man hier mit großem Teller oder Platte übersetzen, was sicherlich auch mit der Größe des Gerichtes zusammenhängt, und Paisa bezieht sich in diesem Fall auf die Region Kolumbien im Nordwesten des Landes, welche grob die Regionen Antioquia, Caldas, Risaralda and Quindío umfasst. Das Gericht ist eines der Nationalgerichte Kolumbiens und muss deswegen unbedingt mal probiert werden, auch wenn es eine Cholesterinbombe ist. Wie man auf dem Foto vielleicht auch ganz gut erkennen kann, besteht die Bandeja Paisa aus folgenden Zutaten:
– Reis
– Rote Bohnen
– Avocado
– Maduro (gebratene/frittierte Banane)
– Hackfleisch
– Chicharrón (frittierte Schweineschwarte)
– Spiegelei
– Chorizo (grobe Bratwurst)
– Blutwurst (glaube ich jedenfalls, dass es das ist…)
– Arepa (Maisfladen)
Schmeckt (größtenteils) wirklich gut, sollte aber vielleicht eher gegessen werden, wenn man wirklich einen Bärenhunger hat.
Fería del Libro (Buchmesse)
Hier in Bogotá hat bis zum 1. Mai die jährliche Buchmesse stattgefunden, bei der dieses Jahr Brasilien das Gastland war. Da ich leider noch nie auf der Frankfurter Buchmesse war, kann ich diese nun nicht damit vergleichen, aber schön war es allemal. Vorteilhaft war für mich zudem, dass nicht-Kolumbianer umsonst auf die Messe können. Dies hat zwar etwas Aufwand am Eingang bedeutet, weil man zu einem Extraeingang muss und einen Fragebogen ausfüllen muss, aber gelohnt hat es sich allemal. Nun bin ich stolze Besitzerin des kolumbianischen Klassikers Cien años de Soledas (Hundert Jahre Einsamkeit) von Gabriel García Márquez, welchen ich bereits angefangen habe zu lesen. Bisher gefällt mir das Buch ganz gut, aber so richtig beurteilen werde ich das wohl erst können, wenn ich es fertig gelesen habe. Darüber werde ich dann sicherlich nochmal berichten.
Ella springt!
Letzte Woche habe ich Ella bei ihrem Wunschtraum begleitet: Bungee Jumpen! Wir mussten dazu ein bisschen aus Bogotá herausfahren, da die Agentur mit der Ella das gemacht hat, das nur in Guayabetal südlich von der Stadt anbietet. Es war echt schön mal wieder ein bisschen aus der Stadt herauszufahren und etwas anderes zu sehen.
Besonders spannend war es diesmal, da wir durch den ganzen Süden der Stadt durchfahren mussten. Dazu muss man wissen, dass wir beide im nördlichen Teil der Stadt wohnen und auch das DAAD-Büro im Norden angesiedelt ist. Vom Süden wusste ich bisher nur, dass er wesentlich ärmer und deswegen auch unsicherer ist als der Norden. Dieses „Armutsgefälle“ lässt sich auch schon allein auf den Nordteil der Stadt anwenden, denn desto weiter man in den Norden kommt, desto schicker und teurer wird die Gegend. Allein die Supermärkte von ein und derselben Kette verkaufen ihre Produkte teurer desto weiter man in den Norden kommt. Dementsprechend wohnt auch eher die reiche Bevölkerung Bogotás im nördlichen Teil der Stadt. Außer meinem Mitbewohner, der oft wegen der Arbeit in den Süden muss, kenne ich kaum jemanden hier im Norden, der regelmäßig im südlichen Teil der Stadt ist. Hinzu kommt, dass die Stadt von den Straßennamen her zusätzlich in Norden und Süden aufgeteilt ist. Die Straßen sind nummeriert und werden jeweils in den Norden und den Süden aufwärts gezählt. Das Komische dabei ist, dass man bei den Straßen im Norden nicht dazu sagt, dass die Straße im Norden liegt, im Süden aber schon. So wäre zum Beispiel, wenn man von der 43. Straße spricht klar, dass sich die Straße im Nordteil der Stadt befindet. Möchte man aber von der 43. Straße im Süden sprechen muss man sagen „43. Straße im Süden“.
Somit habe ich mich mit gemischten Gefühlen auf den Weg zu meinem Treffpunkt mit Ella ganz im Süden der Stadt gemacht. Einerseits war ich Neugierig auf den Süden Bogotás und andererseits war es schon ein merkwürdiges Gefühl, in den „gefährlicheren“ Teil der Stadt zu fahren. Und tatsächlich sieht die Stadt im Süden anders aus: Die Häuser und Straßen sind in deutlich schlechteren Zustand und nehmen desto weiter man in den Süden kommt slumartige Züge an. Auch den Menschen sieht man irgendwie an, dass sie in schlechteren ökonomischen Verhältnissen Leben… Unsicher habe ich mich nicht gefühlt, aber ich bin schließlich auch nur mit dem Bus durch den Süden durchgefahren. Es war aber echt mal interessant den Teil der Stadt zu sehen, den man sonst nur vom Hörensagen in Verbindung mit Warnungen bezüglich der Sicherheit kennt.
Angekommen an der Brücke, an der Ella springen sollte, habe ich etwas die Sicht auf die Berge genossen während Ella, wegen des anstehenden Sprunges, immer nervöser wurde. Nachdem sie dann aber gesprungen ist, war sie glücklich es eigentlich mal gemacht zu haben. Mehr brauche ich dazu, denke ich, nicht erklären. Hier aber noch ein paar Fotos von der Landschaft und Ellas Sprung:
Catedral de Sal de Zipaquirá (Salzkirche von Zipaquirá)
Tja, und dieser kleine Trip ist wie so oft schon durch einen kleinen Zufall zustande gekommen. Ich habe mich mit einer Freundin aus Brasilien getroffen, die zufällig auch für ein paar Tage in Bogotá war und die ich schon seit ca. vier Jahren nicht mehr gesehen habe (Sie ist gefühlt schon die millionste Person, die ich nach langer Zeit hier in Bogotá wiedergetroffen habe). Jedenfalls wollte eine Freundin vor ihr, ihr die Catedral de Sal mal zeigen, wozu ich dann kurzerhand auch mit eingeladen wurde. Da mir die Salzkirche nun schon mehrmals empfohlen wurde, habe ich natürlich zugesagt.
Angekommen bei der Salzmine von Zipaquirá haben wir erleichtert festgestellt, dass die Schlange nicht ganz so lang war, wie wir für einen Feiertag erwartet hätten. Dementsprechend standen wir nur kurz an, bis wir von einem Guide in die Mine geführt wurden. Drinnen wurden wir an verschiedenen Kreuzen vorbeigeführt, die in 13 Stationen den letzten Tag von Jesus darstellen sollen, indem sie Dinge wie Nacktheit und Tot symbolisieren. Das Beeindruckendste war allerdings das riesige Kreuz in der eigentlichen Kirche, die sich 200 Meter unter der Erde befindet.
Aber warum baut man eine Kirche ausgerechnet in eine Salzmine? Laut Lonely Planet hängt das damit zusammen, dass die Arbeit in den Minen sehr gefährlich war und deswegen Altare in der Mine gebaut wurden. Aus diesem Grund ist dann wohl die Salzkirche entstanden, wobei die jetzt zugängliche Salzkirche nicht mehr die „originale“ Salzkirche ist. Denn die eigentliche Salzkirche musste 1992 aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Die heute zugängliche Salzkirche entstand zwischen 1991 und 1995 und wurde 2007 zum Ersten Wunder unter den Sieben Wundern Kolumbiens gewählt.
Bei der Tour durch die Salzmine habe ich außerdem gelernt, dass das gefährlichste an der Minenarbeit nicht ein möglicher Einsturz der Mine ist, sondern die Gase, die bei der Minenarbeit austreten können. Aus diesem Grund haben Minenarbeiter immer zuerst einen Vogel in die Mine fliegen lassen und geschaut, dass dieser wieder zurückkommt, bevor sie selbst reingegangen sind. So konnten sie sicher gehen, dass drinnen keine giftigen Gase austreten.