Neues aus Bogotá

Regen, regen, regen! Ja, so sieht es hier Momentan leider bezüglich des Wetters aus. Nichtsdestotrotz gab es auch einige Sonnenstunden in den letzten Tagen, an denen ich ein bisschen die Stadt kennenlernen konnte (ohne gleich klitschnasse Füße zu bekommen, weil die Straßen sich in reißende Flüsse verwandeln). Von meinen Eindrücken dieser und der vergangen Woche werde ich im Folgenden berichten: Vom Besuch in der Universidad Nacional, dem irischen Abend, dem botanischen Garten, den Aufstieg auf den Cerro Monserrate, von dem aus man ganz Bogotá überblicken kann, dem kolumbianischen Grillen und meiner ersten Messe mit dem DAAD-Team.

Universidad Nacional
Letzte Woche waren Ella und ich, wegen eines Beratungsgespräches für ein paar Studierende, die eine Studienreise nach Deutschland machen wollen, zum zweiten Mal an der Universidad Nacional (UNAL). Die UNAL ist eine riesige öffentliche Universität hier in Bogotá. Dass es sich um eine öffentliche Uni handelt ist hier nicht so selbstverständlich wie in Deutschland, denn es gibt hier, meines Eindrucks nach, Unmengen an privaten Unis. Diese privaten Unis verlangen teilweise bis zu 5000,-€ (!!) an Studiengebühren pro Semester (vgl. Webseite des IC Bogotá). Für deutsche Studis, die an die größtenteils öffentlichen Unis in Deutschland gewöhnt sind und gegen Studiengebühren demonstrieren, scheint das ein Haufen Geld für ein Studium. Hier ist das ziemlich normal. Sicherlich sind diese hohen Studiengebühren auch ein Grund dafür, dass kolumbianische Studierende während des Studiums meist zu Hause bei ihren Eltern wohnen bleiben. Der Status als öffentliche oder private Uni sagt jedoch nicht unbedingt etwas über die Qualität der Lehre aus. Soweit ich weiß, gibt es auch viele private Unis, die nicht sonderlich gut sind. Die UNAL, als öffentliche Uni, hat scheinbar einen sehr guten Ruf und wurde im vergangen Jahr erst vom QS World University Ranking auf Platz 475 eingestuft (vgl. hierzu kurzer Artikel auf Spanisch).
Aber zurück zu meinen Eindrücken von der UNAL: Das beeindruckende an der Uni ist, neben der immensen Größe des Campus, seine Vielfalt: Neben modernsten Gebäuden mit Dachterrassen, auf denen man gemütlich einen Kaffee schlürfen kann, reihen sich kleine Häuschen im Kolonialstil und auf versteckten Wiesen kann man schon Mal das ein oder andere träge graskauende Schaf antreffen. Auf dem Campus finden sich zudem viele kleine Stände an denen z.B. selbstgemachte „Postres“ (dt.: Nachtisch), wie kleine Käseküchlein in Plastikdöschen, und, hier sehr beliebte, Arepas (Gebäck aus Maismehl, dass gerne mit Käse gefüllt wird) erworben werden können. Diese werden von einigen Studierenden selbst zubereitet und dann auf dem Campus verkauft. Außerdem kann man viel selbstgemachten Schmuck und ähnliches erwerben. Ich selbst habe dort schon (was sollte es auch anderes sein) ein paar Ohrringen erworben. 🙂 Auch abends soll an der Uni ziemlich viel los sein. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit dort hinzugehen.

Campusleben UNAL
Von Studierenden und ehemaligen Studierenden hier in Bogotá habe ich außerdem schon des Öfteren gehört, dass die UNAL eher linksorientiert ist. Wenn man so über den Campus schlendert und ein bisschen herum schaut, bestätigt sich dieser Eindruck. Hier möchte ich aber die Bilder für sich sprechen lassen:

Für die Nationale Befreiung, keinen Schritt zurück! (freie Übersetzung)

Steine gegen Raketen , Völker gegen Invasoren, keine Amis mehr in Kolumbien, Studierende in Rebellion! (freie Übersetzung)

Irischer Abend
Wie der Zufall es so will, bin ich vor ca. einer Woche einer deutschen Freundin in Usaquén (ein wunderschönes Stadtviertel Bogotás, über das ich an anderer Stelle noch berichten werde) über den Weg gelaufen. Ich habe sie während meines Schüleraustauschs in den USA kennengelernt und sie seit nun ca. 7 Jahren nicht mehr gesehen. In Deutschland haben wir es irgendwie nie geschafft uns zu treffen, aber hier in Bogotá laufen wir uns dann zufällig über den Weg. Wie das Leben manchmal so spielt…
Jedenfalls spielt sie hier in einer irischen Band Dudelsack und hat mich zu einem der Konzerte anlässlich des St. Patricks Day eingeladen. Mit ein paar Freunden sind wir einen Abend hin und ich muss sagen: Es hat sich gelohnt! Man kann dies zwar nicht unbedingt einen typisch kolumbianischen Abend nennen, aber er zeigt allemal die Vielseitigkeit Bogotás auf. Ich hätte nicht gedacht, dass mir irische Musik so gut gefallen kann. 🙂

Jardín Botánico (Botanischer Garten)
Am Samstag habe ich ein bisschen Touri gespielt und bin mit ein paar Deutschlehrerinnen aus der UNAL in den botanischen Garten hier in Bogotá gefahren. Der Garten ist an sich ist wunderschön und besonders der Rosengarten hat uns beeindruckt:

Rosengarten bei Regen
Leider hat es sobald wir dort angekommen sind angefangen zu regnen, deshalb konnten wir die kleine Rundtour nicht ganz so sehr genießen. Ironischerweise hat die Sonne die ganze Zeit, während wir mittags drinnen saßen und gemütlich eine riesige Fleischplatte verdrückt haben, noch geschienen. Dies war übrigens einer der Tage, an dem ich mit triefend nassen Füßen nach Hause gekommen bin… Nichtsdestotrotz ist der Garten sehr schön und ich habe mir fest vorgenommen noch ein Mal bei schönerem Wetter hinzufahren.

Cerro de Monserrate
Monserrate ist ein Aussichtspunkt hier in Bogotá, auf den man entweder in einer Seilbahn oder einem kleinen Zug hochfahren kann. Eine dritte Möglichkeit ist den Berg zu Fuß zu besteigen. Ich und mein Mitbewohner haben uns für letztere Version entschieden.
So haben wir am Sonntag Morgen mit massenhaft weiteren Leuten, die auch hoch auf den Berg wollten, Monserrate erklommen. Bereits am Fuß des Berges, gibt es viele kleine Stände, an denen man noch kurz vor dem Aufstieg etwas kleines zum Essen oder Trinken zu sich nehmen kann. Gleichzeitig ermahnt eine Stimme per Megafon, dass man nicht zu viel gegessen haben sollte, bevor man den Berg erklimmt. Es werden außerdem Hinweise gegeben, dass man sich wegen der Höhe in gutem gesundheitlichem Zustand befinden sollte und man bitte die ganze Strecke auf der rechten Seite laufen soll, weil auch Leute den Berg wieder herunterkommen. Die selben Informationen werden allen nochmals auf einem kleinen Zettel in die Hand gedrückt. Letztere Anweisung, war allerdings später auf dem Weg oft nicht leicht einzuhalten, da einfach soooo viele Menschen den Berg hochgedrängt sind. Zudem halten einige zwischendurch an, um an einem der vielen kleinen Stände auf dem Weg ein Eis oder etwas zum Trinken zu kaufen oder aber schon für einen Moment die Aussicht zu genießen und ein oder zwei oder drei Fotos zu schießen.

Massenwanderung hoch auf den Monserrate

Laut Lonely Planet pilgern viele Leute auch aus religiösen Gründen auf den Monserrate, da sich in der Kirche auf der Spitze des Berges eine Statur, der „Señor Caido“ (dt.: gefallener Christ), befindet. Dieser Statur werden scheinbar viele Wunder zugeschrieben. Tatsächlich sieht man Einige auf dem Weg nach oben beten und man kommt an vielen Ständen vorbei, die Kerzen verkaufen, um sie später oben anzuzünden zu können. Viele besteigen den Monserrate aber auch einfach, um ein bisschen Sport zu treiben und die schöne Aussicht zu genießen. Die Aussicht ist tatsächlich beeindruckend, aber auch der Aussichtspunkt an sich ist schön hergerichtet worden:

Monserrate von unten! :)

Runter sind wir aus zeitlichen Gründen, vielleicht auch ein bisschen aus Faulheit, mit der Seilbahn gefahren. Immer wieder beeindruckend, wie viele Leute in so ein Ding herein passen. 🙂

Kolumbianisches Asado (kolumbianisches Grillen)
Gleich nach Monserrate bin ich zu einem „Asado“ gefahren, zu dem ich eingeladen war. Leider habe ich es versäumt Fotos von dem Essen zu machen, aber sobald ich noch ein Mal die Gelegenheit habe, werde ich das auf jeden Fall nachholen. Es gab z.B. Salzkartoffeln, Maiskolben mit Salz und Butter, Rindfleisch, Chorizos (eine Art Würstchen), gegrillte Kochbananen (sehr lecker!) und Arepas (siehe oben). Dazu dann noch Soßen wie Guacamole und Pico de Gallo (eine Soße aus gehackten Tomaten, Zwiebeln und Koriander, die mit Limettensaft vermengt werden). Ob das nun typisch kolumbianisch ist, kann ich zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht ganz beurteilen, lecker war es aber allemal! 🙂

Die erste Messe mit dem DAAD-Team
Diese Woche haben Ella und ich mit zwei Kolleginnen aus dem Informationszentrum (IC) das IC Bogotá auf einer Messe vertreten. Dort haben wir Studierende und Graduierte über die Studien- und Stipendienmöglichkeiten in Deutschland informiert. Für uns beide war es die erste Messe, weshalb alles noch ziemlich neu war. Da wir aber auch im Büro schon Beratungsgespräche machen, war es kein großes Problem nun auch Interessierte auf der Messe zu informieren. Allerdings war es auch ziemlich anstrengend, da wir alle die drei Stunden, die wir da waren, quasi durchweg geredet haben. Danach tat uns allen der Hals vom ganzen Reden weh. Zufrieden waren wir aber dennoch, denn unglaublich viele haben Interesse für die Programme des DAAD und ein Studium in Deutschland gezeigt. So sind wir alle erschöpft, aber doch zufrieden von einem langen Tag nach Hause zurückgekehrt – zumindest ging mir das so. 🙂

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