Permalink

off

Schüler, Lehrer und mein Alltag

Es ist 7:20 Uhr. Ich verlasse mit meinem Gastkind die Wohnung und hoffe, dass der Schulbus heute pünktlich ist. Ich bin eher wenig motiviert, bei mittlerweile um die -20 Grad lange draußen an der Straße zu warten. Außerdem fängt in gut 40 Minuten der Unterricht an und ich muss noch schnell was ausdrucken. Aus den dichten Nebelwolken – ähm halt! ich meine natürlich: aus den dichten Smogwolken taucht der kleine gelbe Bus auf. Er hält, ich steige ein und ich bin froh meine Atemmaske abnehmen zu können. Sie ist nicht schön, alle Leute starren mich an, aber naja, was tut man nicht alles für die eigene Gesundheit. Ich lasse mich auf einen freien Sitz fallen, lege den Kopf an die Scheibe und betrachte das hektische Treiben auf der Straße. Gut 25 Minuten später habe ich die Schule erreicht. Von allen Seiten strömen Schüler in die Schule. Ich laufe auf den Eingang zu, zwei Schüler öffnen mir die Tür und begrüßen mich mit einem freundlichen „Guten Morgen, Frau Anna“. Ich lächle sie an, begrüße sie ebenfalls und husche in das Schulgebäude. Die Dame an der Rezeption empfängt mich mit einem „Сайн байна уу?“. Ich antworte: „Сайн! cайн байна уу?“. Im Gegensatz zu den von der Schule angestellten Lehrern, muss ich bei ihr keinen Fingerabdruck abgeben. Mit Hilfe der Fingerabdrücke kontrolliert ein System die exakte Arbeitszeit der Lehrer. Wenn man kommt, muss man seinen Finger scannen lassen und wenn man geht auch. Ebenfalls sehr gewöhnungsbedürftig sind die zahlreichen Kameras. Zwar filmen sie ohne Ton, aber es gibt keinen Raum, der nicht von ihnen überwacht wird. Und mit keinen, meine ich auch keinen! Weder das Lehrerzimmer noch die Klos sind davon ausgenommen. Totale Überwachung könnte man sagen. Stört mich jetzt aber erstmal nicht weiter, da ich mich weder verfolgt noch paranoid fühle. Also gut, ich laufe in die zweite Etage, schließe meine Jacke ein, wechsle meine Schuhe und betrete das Lehrerzimmer. Oft sind schon einige da und arbeiten an Computern, kopieren Arbeitsblätter oder trinken Kaffee. Ich stelle meine Tasche ab und setze mich an meinen Schreibtisch. „So! Mal schauen, welches geniale Chaos ich gestern hinterlassen habe.“ Nachdem ich ein paar Zettel neu sortiert habe, nehme ich meine Tasse und koche mir einen Tee. Zur Auswahl steht: deutscher Früchtetee, Kamillentee und Hibiskus. Ich entscheide mich spontan für den mit Früchten und stelle die Tasse wieder auf meinen Tisch. Ein kurzer Blick auf den Stundenplan und ups – es gibt wohl einige Änderungen. Macht aber nichts, dann findet der Unterricht in der 6./7. Klasse eben später statt. Auf meinem Tisch liegen noch einzelne Schülerarbeiten, die noch korrigiert werden wollen. Also mache ich mich an die Arbeit. Später habe ich dann eine Stunde in der 4. Klasse. Thema der heutigen Stunde ist die Uhrzeit. Ich stehe also zusammen mit einer meiner Deutschlehrerinnen an der Tafel und versuche den Kindern die Uhr beizubringen. Sie schauen uns groß an, verstehen es aber doch nach nur kurzer Zeit.Dann gibt es erstmal Mittag. Wie fast jeden Tag stehe ich vor der silberglänzenden Tafel und versuche die mongolische Schreibschrift zu entziffern. (Dazu muss man sagen, dass ich nur die Druckschrift lerne.) Also gut, heute gibt es: Kaffee. Den Rest kann ich nicht lesen. Ich schaue mich in der Mensa um und entdecke ein paar Schüler der 10. Klasse. Sie sind so freundlich, mir die heutige Karte zu übersetzen. Letztlich entscheide ich mich für Kartoffelsalat und eine Erdbeermilch. Nach dem Mittag geht es weiter mit der 2. Klasse. Ich habe Vokabelkarten vorbereitet, die wir zusammen lernen und ausmalen. Passend zur Jahreszeit lernen wir das Gedicht „Advent, Advent“. Viel Zeit bleibt mir danach aber nicht, denn die nächste Klasse wartet. Diesmal ist es die 6./7.. Sie beschäftigen sich zurzeit mit der Personenbeschreibung. Dafür habe ich aus einer Zeitung zahlreiche Bilder ausgeschnitten, die sie nun beschreiben sollen. Das klappt ohne weitere Probleme und nach 40 Minuten ist die Stunde auch schon wieder rum. Ich setze mich zurück an meinen Schreibtisch und überlege, was man kreatives mit den Klassen in den kommenden Tagen machen könnte. Ich bereite ein paar Arbeitsblätter und kleinere Lernspiele vor, als mein Blick auf die Wanduhr fällt. Oh, schon 16:30 Uhr. Schluss. Ich packe meine Tasche, hole meine Jacke und Schuhe und mache mich auf den Heimweg. Da der Schulbus so spät nicht mehr fährt, laufe ich ca. 40 Minuten. An besonders kalten Tagen nehme ich auch mal einen öffentlichen Bus, aber der ist meistens sehr überfüllt. Zuhause koche ich dann oftmals was fürs Abendbrot oder es findet sich noch Zeit für ein kurzes Skypegespräch. Danach falle ich k.o. in mein Bett und freue mich hier sein zu dürfen.

Link zur Schulseite: http://www.goethe.mn/

Goethe Schule

Schulflur

Kommentare sind geschlossen.

Zur Werkzeugleiste springen