Wie ich von Buspanne zu Buspanne reiste, von der Polizei empfangen wurde und fast eine Bollywood-Karriere gestartet hätte

Die Backwaters

Die Backwaters

Vanakkam,

So werden Seile aus Kokosfasern gemacht

So werden Seile aus Kokosfasern gemacht

es tut mir furchtbar leid, dass ich mich jetzt erst wieder melde, aber in den vergangenen Wochen

war einfach viel zu viel los. Zuerst war da meine fast zweiwöchige Südindienreise, dann wurde bei mir zu Hause eingebrochen und die letzten Wochen waren sehr arbeitsintensiv. Aber alles der Reihe nach.

Meine Südindienreise war wunderbar. Begonnen haben mein Freund und ich in Kochi, einer Hafenstadt in Kerala. Von Kochi selbst haben wir zwar nicht ganz so viel gesehen, dafür haben wir jedoch an Weihnachten eine Backwaterstour unternommen. Die Backwaters sind Wasserkanäle auf denen schon seit Jahrhunderten Güter transportiert werden. Heute schippern dort vor allem Touristen (nicht nur Ausländern, sondern auch viele Inder) durch die Kanäle und besuchen Dörfer, in denen dann zum Beispiel gezeigt wird, wie Seile aus Kokosfasern hergestellt werden.

Teeplantagen in Munnar

Teeplantagen in Munnar

So dicht war der Wald, durch den wir stapfen mussten.
So dicht war der Wald, durch den wir stapfen mussten.

Von Kochi aus sind wir dann mit dem Bus auf eine eigentlich fünfstündige Fahrt nach Munnar aufgebrochen. Auf der Strecke mussten wir dann jedoch einen Stopp einlegen, weil die Bremsen des Busses überprüft werden sollten, bevor der Bus sich ins Gebirge hochschlängelt. Und so saßen wir irgendwo in Indien an einer Buswerkstatt und haben darauf gewartet, dass es wieder weitergehen würde. In Munnar angekommen haben wir dann eine Tageswanderung durch die Teeanbaugebiete und Gewürzplantagen gemacht. Ganz schön anstrengend für untrainierte Beine, vor allem weil die Wanderung durch die Gewürzplantagen wie ein einfacher Spaziergang

Nächster Halt "Nirgendwo". SIeht ja aber ganz hübsch aus.

Nächster Halt „Nirgendwo“. Sieht ja aber ganz hübsch aus.

dargestellt wurde. Das wir uns stundenlang bergab durch den Urwald schlagen müssten, hat unser Wanderführer aber irgendwie vergessen zu erwähnen.

Nach diesem sehr anstrengend Lauftag haben wir beschlossen uns ein enormes Stück nach Süden vorzukämpfen und haben uns in den Bus nach Thiruvanathapuram gesetzt. Die Fahrt sollte acht Stunden dauern, aber dank unserem Talent für Busabenteuer hat auch diese Fahrt wieder etwas länger gedauert als geplant. Dieses Mal hat unser Bus nämlich Mitten in der Pampa angehalten, weil wir eine Panne hatten. Glücklicherweise hielt kurz darauf ein weitere Bus, der auch nach Thiruvanathapuram fahren sollte, neben uns am Straßenrand und in den durften wir uns dann noch hineinquetschen. Unsere Plätze waren natürlich weg und so durften wir ziemlich lange stehen, bis zumindest ich irgendwann das Glück hatte und mich neben einen Inder „kuscheln“ durfte. Nach einer langen und ermüdenden Fahrt sind wir aber doch angekommen und bald in unsere Betten gefallen.

Nachdem wir die keralische Hauptstadt und seine Sehenswürdigkeiten erkundet haben, sind wir zu einem Tagesausflug an den Kovalam-Beach aufgebrochen. Der Strand war ohne Frage traumhaft, aber dieses

Kovalam-Beach

Kovalam-Beach

Überaufgebot an halbnackten weißen Touristen ist nach einem halben Jahr im konservativen Tamil Nadu nur schwer zu ertragen. Über Silvester sind wir weiter nach Varkala gereist, ein kleiner Ort an einer tollen Steilküste mit sehr schönem Strand. Den Silvesterabend selbst haben wir mit einer Chennaier Freundin am Strand verbracht. Nach Mitternacht wieder in unsere Unterkunft zu kommen, war aber gar nicht so einfach. Zuerst musste sich mein Freund alle paar Meter von angetrunkenen Indern umarmen und zum neuen Jahr beglückwünschen lassen und dann war das Tor zu unserem Gästehaus verschlossen. Nachdem wir aber über den Zaun geklettert waren und unser Vermieter uns die Haustür aufgesperrt hatte, konnte wir aber irgendwann auch mal schlafen gehen.

Sonnenuntergang in Varkala

Sonnenuntergang in Varkala

Von Varkala sind wir dann erst mit dem Zug und dann mit dem Bus weiter nach Madurai gereist. Madurai ist eines der religiösen Zentren Tamil Nadus. Der hinduistische Tempelkomplex ist sehr beeindruckend, v.a. weil rund um den Tempel immer etwas passiert ist. Fliegende Händler versuchen ihre Postkarten und Fußkettchen zu verkaufen, Pilger in roter Kleidung ruhen sich am Straßenrand aus und Frauen in roten Saris kommen singend und

Weiter ging's mit dem Zug.

Weiter ging’s mit dem Zug.

tanzend wieder aus dem Tempel. Von Madurai aus ging es dann mit dem Nachtzug wieder zurück nach Chennai. Alles in allem war die Reise wirklich sehr schön und ich habe sehr viel vom Süden des Landes gesehen.

Als ein paar Tage später dann mein Freund wieder nach Deutschland aufgebrochen ist und ich abends von der Arbeit heimgekommen bin, war die Aufregung in meinem Wohnhaus groß. Ich bin gerade aus meiner Rikscha ausgestiegen, da kam mir schon die Polizei entgegen und verkündete, dass in die Wohnung meiner Vermieter eingebrochen wurde. Der Dieb hat zuerst die Vorh

Der großartige Tempelkomplex in Madurai

Der großartige Tempelkomplex in Madurai

ängeschlösser der Außentüren aufgehebelt und dann die Wohnungstür meiner Vermieter aufgebrochen und alle Wertsachen, die er finden konnte, mitgenommen. Glücklicherweise war der Dieb in Eile und ist deshalb nicht mehr in den oberen Stock und somit in mein Zimmer gegangen. Im Haus tummelten sich auf alle Fälle zahlreiche Polizisten und bis spät in die Nacht konnte ich durch meine Tür noch den Polizeifunk hören. Zwar wurden in der Zwischenzeit übereinstimmende Fingerabdrücke mit einer alten Akte gefunden, vom Täter ist aber nach wie vor keine Spur.

Was kann ich sonst noch berichten…in den vergangenen Wochen hatte ich in der Arbeit sehr viel zu tun, weil ich mich um die deutsche Jazzdrummerin Carola Grey gekümmert habe, die hier in Chennai verschiedene Workshops gegeben und Konzerte gespielt hat. Außerdem habe ich ein

Im Tempel ist was los

Im Tempel ist was los

verlängertes Wochenende in Pune und Mumbai verbracht und dabei einige andere kulturweit-Freiwilligen getroffen. Auf dem Weg nach Mumbai hatte ich übrigens mal wieder eine Buspanne. Irgendwann hat der Bus nämlich so laute Klappergeräusche von sich gegeben, dass man hätte meinen können, der Bus bricht in der Mitte entzwei. Aber auch diesmal bin ich irgendwann am Zielort angekommen und konnte mich in der Megastadt Mumbai umsehen. Ich wurde übrigens tatsächlich von einem Bollywood-Scout angesprochen, ob ich nicht in einem Film mitspielen möchte. Da ich aber keine große Lust verspüre als halbnackte Weiße im Hintergrund eines Bollywood-Streifens rumzuhüpfen und ich außerdem nur einen Tag in Mumbai war, wurde das mit meiner „Bollywood-Karriere“ leider nichts ;-).

So das war’s nur erstmal wieder von mir. Ich hoffe ihr stimmt auch diesmal fleißig für meinen Blogeintrag ab. Ich melde mich schon bald wieder mit Geschichten aus Indien.

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