Teeplantagen, Eukalyptus und frische Luft – Ein Ausflug nach Ooty

Vannakam,

Mein Zugbett auf der Hinfahrt – bequemer als man vermuten würde.

die vergangene Woche war wieder einmal reich an Feiertagen. Schließlich hatten wir nicht nur an Gandhis Geburtstag (2. Oktober), sondern auch am Tag der Deutschen Einheit frei. Idealerweise konnten wir im Anschluss noch ein paar Tage frei nehmen und so ein verlängertes Wochenende im wunderschönen Ooty verbringen. Ooty, auch Udhagamandalam genannt, ist ein Gebirgsort an der Grenze zu Kerala. Die etwa neunstündige Fahrt dorthin verbringt man am bequemsten im Nachtzug. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist jedoch jedes Mal auf’s Neue ein Abenteuer – so auch diesmal:

Zum einen ist es gar nicht so einfach kurzfristig (also ein paar Tage vorher) Zugtickets zu bekommen. Aber Poornima, die Rezeptionistin im GI, hat uns dankenswerterweise bei der Fahrkartenbuchung geholfen. Und so konnten Luisa, Johannes und ich gerade noch die letzten drei Karten für die Rückfahrt ergattern. Zudem stehen auf dem Online-Ticket weder das Datum der Abfahrt, noch die Abfahrts- oder Ankunftszeiten. Letztere lassen sich auch im Internet nur sehr schwer bis gar nicht recherchieren. Dafür gibt es anscheinend aber ein zweites Buchungsblatt, auf dem man versteckt einige Reisedetails finden kann – das muss man aber wissen. Alles in allem haben wir aber den richtigen Zug am richtigen Bahnhof (davon gibt es ja auch mehrere in Chennai und auf den Tickets findet man nur die Abkürzungen) gefunden und nach einigem Suchen und Rumfragen auch unseren Wagen, sowie unsere Betten.

Kurz nach Fahrtanbruch konnten wir uns dann auf unsere Klappbetten legen, mit Lacken und Wolldecken zudecken (die waren aufgrund der Klimaanlage auch bitter nötig) und überraschend gut schlafen. Naja abgesehen davon, dass unterhalb von uns der „narkoleptische Schnarcher“ lag, der die merkwürdigsten Schnarchgeräusche von sich gegeben hat, die mir in meinem Leben je zu Ohren gekommen sind.

Panoramablick von Ooty

Panoramablick aus Ooty

In Coimbatore angekommen sind wir dann mit der Bummelbahn weiter nach Mettupalayam gefahren und haben von dort aus den Bus nach Ooty genommen. Die Hinfahrt war zwar lange und anstrengend, aber das Ziel war alle Strapazen wert. Ooty ist das absolute Gegenteil zu Chennai ist: Es liegt in den Bergen, es ist tagsüber vergleichsweise mild, nachts kühlt es sich richtig ab (so stark, dass wir trotz zwei Lagen Wolldecken gefroren haben), es ist ruhig dort und die Luft ist rein. Die perfekte Erholung von der indischen Großstadt also.Von Ooty aus haben wir eine tolle Trekkingtour gemacht, bei der wir durch Teeplantagen und Eukalyptuswälder gewandert sind und am Ende die Aussicht

Teeplantagen so weit das Auge reicht und ich mittendrin.

von einem Berggipfel genossen habe. An den folgenden Tagen haben wir dann Tagesausflüge nach Coonoor und Kottagiri gemacht. In Coonoor waren wir bei den affenbevölkerten Aussichtspunkten Lamb’s Rock und Dolphin’s Nose. In Kottagiri haben wir uns von einem Taxifahrer, Kanan, in die Nähe der Elch Wasserfällen fahren lassen. Von dem Parkplatz aus sind wir vorbei an Teesträuchern, Ziegen und Kühen direkt an die Wasserfälle gewandert. Dort konnten wir Frauen beim Wäschewaschen am Fluss beobachten und wurden – wie sollte es auch anders sein – von einer Horde Indern zum Fototermin gebeten.

Immer wieder werden wir zu Fototerminen gebeten

Das mit den Fotos ist wirklich so eine Sache: Egal wie schön die Natur, der Tempel oder das Bauwerk ist, das wir besichtigen, es gibt immer ein paar Inder, die sich unbedingt mit einem von uns oder am besten mit allen herumstehenden Weißen fotografieren lassen wollen. Viele davon bitten wirklich höflich um ein Foto und geben einem danach zum Dank die Hand, manche versuchen aber auch ganz „unauffällig“ ein Bild zu schießen (als ob wir das nicht merken…). Gerade Gruppen von jungen Männern können sogar richtig nervig werden, wenn sie uns schon fast verfolgen und einem ständig hinterherbrüllen „Hey, hey, hey, foto, Madame“. Aber da ich ja kein Superstar bin, kann ich ja glücklicherweise einfach weitergehen, ohne meinen guten Ruf zu verlieren.

Eine sehr schöne Geschichte von meinem Besuch in Ooty war, als uns unser Taxifahrer Kanan nach dem Ausflug zu den Wasserfällen noch zu sich nach Hause eingeladen hat. Einfach so, aus reiner Gastfreundschaft. In seinem kleinen Haus, in einem Dorf etwa drei Kilometer von Kottagiri entfernt, haben wir seine Mutter, seine Ehefrau und die einjährige Tochter kennengelernt. Kanans Frau hat uns Chai (Tee) und Kaffee gekocht und uns verschiedene Knabbereien wie Bananenchips und Kekse vorgesetzt. Anschließend wurden uns Fotos von anderen Deutschen und Niederländern gezeigt, für die Kanan schon als Fahrer tätig war. Obwohl Kanans Mutter kein Englisch konnte, hat sie uns mit Händen und Füßen versucht zu erklären, wen man auf den Fotos sehen kann und wo sie zum Beispiel abgebildet war. Kanan hat uns dann sogar zurück an den Busbahnhof nach Kottagiri gefahren ohne dafür auch nur einen Cent zu verlangen. So herzliche Gastfreundschaft

Ein Wasserfall in Kottagiri

ohne Hintergedanken würde ich mir manchmal auch in Deutschland wünschen.

So das war’s für heute von mir aus Indien, aber ich melde mich bald wieder. Schaut euch in der Zwischenzeit die schönen Fotos aus Ooty an.

Parkalam, eure Anna

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