Werte Leserschaft,
I proudly present Änna goes to Bollywood, meinen hochoffiziellen Indienblog. Das kommende halbe Jahr werde ich in Chennai (dem früheren Madras) an der Südostküste Indiens verbringen und euch natürlich fleißig berichten, was ich in dieser Zeit alles erlebe.
Bereits seit einer Woche bin ich nun schon in Chennai, der viertgrößten Stadt Indiens und einem der Hauptverkehrskreuze im Süden. Entsprechend dicht drängt sich der Verkehr auf der Straße – und wenn ich dicht sage meine ich dicht! Jeder noch so kleine Platz wird mit Motorrollern, Rikschas, Autos, Bussen und auch Fahrradfahrern ausgefüllt. Abstand zur Leitplanke – no way. Es wird gehupt, gedrängelt, waghalsig auf der Gegenspur überholt, stark abgebremst und wieder angefahren. Und das alles funktioniert – irgendwie zumindest. In Deutschland würde ich bei so einer Fahrweise wahrscheinlich im Sekundentakt Todesängste ausstehen, hier in Indien hingegen hat mich eine stoische Ruhe erfasst. Nur wenn ich über die Straße gehen, und ein Motoradfahrer ohne jegliche Motivation zu bremsen auf mich zusteuert, wird mir manchmal etwas mulmig zumute. Als Fußgänger in Indien gilt jedoch ganz kla,r langsam und bestimmt über die Straße gehen, sonst wird das nie etwas.
Um jeden Morgen zum Goethe Institut zu gelangen, fahren wir etwa eine halbe Stunde mit einer kleinen gelben Autorikscha quer durch die Stadt. Genauer gesagt von Adyar, wo Luisa und ich wohnen, in das Stadtviertel Thousand Lights. Der Preis wird jeden Morgen auf’s Neue ausgehandelt und natürlich versuchen die Rikschafahrer uns viel mehr Geld abzuknüpfen als die Fahrt wert ist. Für alles mögliche versuchen sie Geld auf den normalen Fahrpreis aufzuschlagen. Es gibt einen Aufschlag für zu viel Verkehr, Regen, Dunkelheit, den üblichen „ihr-seid-weiß-und-habt-mehr-Geld“-, sowie den Blondinen-Aufschlag. Wenn man aber weiß wie viel die Fahrt kosten darf und unnachgiebig handelt, ist das meist kein Problem. Die Fahrt an sich ist aberjedess Mal aufs Neue spannend, weil man das Leben auf der Straße und den wilden Verkehr in aller Ruhe beobachten kann. Wobei „Ruhe“ ist eigentlich der falsche Ausdruck, denn die Motorgeräusche und das ständige Gehupe sind so laut, dass wir mittlerweile immer ein paar Ohropacks in der Handtasche haben. Ein Mittel gegen die beißenden Abgase haben wir jedoch noch nicht gefunden, denn selbst die Räucherstäbchen, die manche Fahrer in ihren Rikschas anzünden, helfen nur selten.
Lasst mich nun aber noch ein paar Worte über den Kauf einer Handysimkarte verlieren. Während man in Deutschland Simkarten ja mittlerweile in jedem Supermarkt bekommt, ist der Erwerb einer solchen in Indien mit größter Bürokratie verbunden. Möchte man eine Simkarte kaufen muss man einen Vertrag ausfüllen (ist ja normal). Zu dem Antrag muss man eine Kopie des Passes mit dem Visum abgeben (auch noch in Ordnung). Nun aber beginnt der Wahnsinn, denn auf jedem Antrag muss ein Passfoto sein (anscheinend braucht man diese wirklich immer und überall) und der Antrag muss vier Mal unterschrieben werden. Zwei Mal der Vertrag, einmal die Kopie des Passes, sowie einmal das Passfoto (!). Ganz wichtig dabei ist, dass die Unterschrift auf dem Vertragsblatt beginnt. Dass der Stift jedoch in der Regel auf Fotopapier versagt, ist wiederum unerheblich. Mit etwas Glück erhält man dann eine funktionierende Simkarte und hat ein paar ungestörte Tage. Aber nur so lange, bis dem Kartenbetreiber einfällt, dass irgendwelche Dokumente fehlen, die innerhalb weniger Tage nachgereicht werden müssen, da ansonsten die Karte gesperrt wird.
Ganz so geschah es auch bei Luisa und mir: Bei Luisa war angeblich der Name irgendwo auf dem Antrag falsch (wir konnten nicht erkennen, wo das gewesen sein sollte) und bei mir war das Problem, dass die Unterschrift im Pass nicht mit den übrigen Unterschriften auf dem Antrag übereingestimmt hat. Hierbei muss erwähnt werden, dass meine Passunterschrift ja mittlerweile fast fünf Jahre alt ist und dementsprechend natürlich anders aussieht als meine aktuelle… Wie auch immer. Unsere Verträge wurden noch einmal neu ausgefüllt – aber natürlich erst nachdem ich immer und immer wieder meine alte Unterschrift geübt habe. Man sehen, ob‘s diesmal klappt. All dieser bürokratische Aufwand wurde übrigens seit den Terroranschlägen vor einigen Jahre nötig, davor konnte man Simkarten auch sehr viel einfacher kaufen. Umständlich und wie im Falle der Unterschrift unverständlich ist es dennoch. Immerhin die Telefonkosten sind im Vergleich zu Deutschland richtig niedrig (eine Viertelstunde telefonieren nach Deutschland für nur etwas mehr als zwei Euro). Da nimmt man auch die tausenden Werbeanrufe und SMS pro Tag gerne auf sich.
Das war’s nun aber für’s Erste, aber ich melde mich bald wieder mit Geschichten aus Indien.

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