Hamburg und Stuttgart

Meine erste Reise wieder zurück im Vaterland führte mich zu meinem Großvater nach Bremen, und das bei meiner ersten Gelegenheit. Nur eine halbe Woche später war ich aber schon wieder auf den Straßen Deutschlands unterwegs. Nach HAMBURCH!

Vom 24.-27. Juli besuchte ich meinen kulturweit-Kumpel Alex in meiner Geburtsstadt. Die Busfahrt dauerte allerdings den Großteil des 24., dank Einsatz der Bundespolizei in meinem Bus und viel Stau. Irgendwann hatte ich es dann aber geschafft, eine halbe Stunde vor Mitternacht, und Alex kam mir auf halber Strecke an der Horner Rennbann entgegen. Wir schafften sogar einen punktgenauen Übergang; ich kam per Zufall an der U-Bahn-Tür heraus, an der er wartete. Das gab erst einmal ein großes Hallo!

Allerdings passierte an besagtem Tag nicht mehr so viel, weil Alex am nächsten Tag früh morgens seine letzte Klausur hatte. Ich traf ihn und unsere Freiwilligenfreundin Jojo um 11h an der Uni (Dammtor) und gingen zur Feier des Tages in St. Georg indisch essen. Danach fuhren wir wieder zu Alex und wir brachten uns gegenseitig erst einmal wieder auf den neuesten Stand. Zusammen mit Alex‘ Mitbewohnerin Miri machten wir uns dann ins nahegelegene Einkaufszentrum auf, weil Alex zum Friseur musste. Als wir wieder gehen wollten, hinderte uns ein ausgewachsener Wolkenbruch daran. Also ließen wir es uns mit Rumkugeln gutgehen – die hatte ich vermisst in China!!! Nach einer Weile wirkte die Luft rein und wir machten uns auf den Weg. Doch wir hatten nicht mit einem Nachschlag gerechnet. Notgedrungen waren wir wieder auf der Flucht vor dem Regen. Alex wollte noch Fladenbrot, Sucuk (eine Salami-ähnliche türkische Wurst) und Baklava kaufen – doch selbst danach hatte es sich immer noch nicht ausgeregnet. Ziemlich durchnässt kamen wir irgendwann wieder bei ihm zuhause an und machten uns fertig für unseren Feierabend. Wir trafen die Jungs (seine Freunde) um 19h am IKEA an der Övelgönne und gönnten uns ein Hot Dog Set, bestehend aus Würstchen, Brötchen, Röstzwiebeln, sauren Gurken, Ketchup und Senf, inklusive einer Kiste zum Transportieren für 19€ und schlugen uns den Bauch voll. Ehrlich gesagt war mir schon nach zwei eher schlecht, aber das ließen die Jungs nicht gelten. Naja, irgendwie habe ich es überlebt. Gegen 1h machten wir uns auf den Weg zur Reeperbahn, aber der Abend endete nach 10 Minuten, nachdem einem von uns das Handy geklaut wurde. Also begleiteten Alex und ich ihn zur Davidwache und erstatteten Anzeige. War aber auch ein Erlebnis. Anschließend gingen wir dann doch noch zur Fritz Bar, dann zu einer Kommilitonin nach Hause, und im Morgengrauen wollten wir noch zum Goldenen Pudel laufen – kehrten aber dann doch im McDonalds ein und schlossen Freundschaft mit Gleichgesinnten.

Für Samstag, den 26. Juli stand für 13h Katerfrühstück auf der Tagesordnung. Dafür kam das am Vortag gekaufte Sucuk zum Einsatz, das Alex ganz professionell in der Pfanne anbriet. Gemischt mit Fladenbrot und Rührei war das dem Zwecke vollkommen dienlich. Und zudem noch richtig lecker!
Nachmittags besuchte ich meinen Patenonkel Jens auf der anderen Seite der Stadt, in Lokstedt, und seine süße Familie, die gerade um ein weiteres Mitglied erweitert wurde: Friedrich. Wir fuhren einkaufen, um später im Garten zu grillen. Es war so schön, alle mal wiederzusehen! Um 22h fuhr ich zurück zu Alex. Erschöpft von den sozialen Interaktionen und dem ungewohnt vielen Deutsch sprechen, machte ich ein kleines Nickerchen. Um 1h kamen dann noch Wyn und Martin vorbei, aber da wir beide etwas müde aus der Wäsche schauten, blieben sie nicht lange.

Wenige Stunden später, am Sonntagmorgen um 7h fuhr auch schon Alex‘ und mein Zug von Hamburg HBF nach Stuttgart HBF. Alex fuhr nach Hause, und ich fuhr meine liebe Ting besuchen! Zwar mussten wir vor nicht allzu langer Zeit erst in Shanghai voneinander Abschied nehmen, aber die Sehnsucht war trotzdem groß. Deswegen war es umso schöner, dass sie mich sogleich am Gleis in Empfang nahm. Dann hieß es: Tschüss Alex, hallo Ting!

Ting wohnte gar nicht so weit weg vom Bahnhof, jedenfalls, wenn man die Tram nahm. Bei ihr zuhause wartete schon ein liebevoll gezauberter Nudelauflauf auf mich, und ihr elektrisches Klavier. Hehe. Nach dem Essen bereiteten wir schon wieder das nächste Essen vor; wir wollten nämlich picknicken gehen. Dafür gingen wir zunächst den, so schien es mir, steilsten Berg Stuttgarts hinauf, und machten beim besten Eis der Stadt halt: Pinguin Eis Bistro! Es war tatsächlich sehr sehr heiß, und so freuten wir uns über die Abkühlung.

An der Olgastatue hatten wir einen traumhaften Blick in die Talebene, den Fluss, und viel Grün. Dann machten wir uns an den steilen Abstieg, jedoch meistens mit Treppen. Ting zeigte mir die Oper, das Theater, beides wunderschöne Gebäude, und dann waren wir im Schlosspark. Ich erklärte ihr ein paar griechische Götterstatuen und sie gab sich ganz beeindruckt. Dann war es Zeit fürs Picknick. Ting hatte frische Erdbeeren und Bananen eingepackt. Was die Stimmung perfekt machte, war, dass von der Oper her Gesang über das Gras getragen wurde.

Oh. Ich merke gerade, das hätte ein Vorbote für mein neues Semester sein können. Doch dazu später mehr.

Zu früh mussten wir allerdings wieder zusammenpacken, und über den schönen Charlottenplatz, wo gerade eine große Veranstaltung war, ging es zurück zu Ting. Ich packte meine Sachen, und Ting brachte mich nach Zuffenhausen, auswärts, von wo aus mein Fernbus nach München abfuhr. Mit feuchten Augen verabschiedeten wir uns, sichtlich gerührt von dem verzauberten Nachmittag.

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Wiedersehensfreude

Nach einem Jahr in der Ferne… da fehlen einem manchmal die Worte.
Aber die Freude von Freunden und Familie, die kann man in Bilder fassen.Das Essen, das ich vermisst habe. Die Luft. München, und Deutschland.
Meine Schwestern. Das Haus. Bayerisch. Deutsch. Tramfahren. Rücksicht aufeinander.

Schwarzwälder Kirschtorte.

Schwarzwälder Kirschtorte.

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Ein turbulenter Abschied

Denn erstens kommt es anders…
…und zweitens als man denkt.

Will und ich machten uns also auf dem Weg vom Hostel in Tianyazhen, Sanya, Hainan zum Flughafen… und siehe da! Es gab eigentlich schon einen Bus zum Flughafen 😀 Auch wenn uns das alle bei der Anreise ausreden wollten. Die Bushaltestelle war aber nicht sonderlich gekennzeichnet, wir hielten nur nach einer Menschengruppe Ausschau, die ohne größeren erkennbaren Grund herumstanden. So wurden wir denn auch fündig. Als der Bus dann kam – wir waren natürlich die einzigen Ausländer – war er auch noch proppevoll. Wir hatten genaue Anweisungen, wo wir umsteigen sollten, aber irgendwie wurde Will hibbelig, weil wir praktisch am ganzen Rollfeld des Flughafens schon vorbeigefahren waren, und bestand darauf, bei der nächstbesten Gelegenheit auszusteigen und den Rest zu laufen. Tja. Dieser Spaziergang durch die heißesten Stunden des Tages, mit all unserem Gepäck war dann schlappe 5km lang. Es war doch ein bisschen weiter, als man so anfangs angenommen hatte. Natürlich waren wir auch nicht wirklich auf Fußgängerwegen unterwegs, die gibt es ja meistens nicht im Überfluss in der Nähe eines Flughafens. Mehrmals gab es falschen Alarm, Will sagte gerne immer wieder: „Oh! Clara! Alles ist gut, ich kann den Flughafen sehen!“ Aber das erste Mal war es nur das VIP Terminal, nicht für Normalsterbliche, und das zweite Mal war es nur der Cargobereich. Wir sprangen über Gräben, balancierten auf Mauern und nahe am Notfallstreifen der Landstraße… fragten Parkwächter und folgten Tierfährten. Irgendwann hatten wir es endlich geschafft. Wir waren beide an unseren Grenzen. Wie sehr, erfuhr ich jedoch erst, als ich mich im Terminal angekommen erst einmal frischmachen ging. Ich weiß nicht, wer mir da aus dem Spiegel entgegenblickte. Es war irgendein knallrot angelaufenenes Wesen, das eher danach aussah, als ob es jeden Moment explodieren würde. Mit wirrem Haar, völlig nassgeschwitzt und schwer atmend. Ich versuchte also zu retten was zu retten war, aber das bewahrte mich nicht davor, noch mehr angestarrt zu werden als sonst. Ich kanns ihnen nicht verübeln, ich hätte mir auch Sorgen gemacht, wenn ich mich gesehen hätte. Will ging es nicht viel anders; wir wechselten uns ab, um auf unsere Gepäckstücke aufzupassen, während der jeweils andere ein bisschen prietscheln (für die Nichtbayern: mit Wasser spielen) ging.

Wir deckten uns nach getaner Arbeit mit noch mehr Wasser ein, denn das hatten wir nötig. Es waren auch immer noch sechs Stunden bis zu unserem Flug. In der Zeit verzog sich die Röte auch schleichend und wir sahen wieder aus wie normale Westler. Sofern das möglich ist. Mit so viel Zeit lief natürlich alles am Schnürchen. Koffer, Check-In, Security… schon saßen wir am Gate. Zunächst schien alles gut zu sein. Je näher unser Abflug rückte, desto mehr verdichteten sich jedoch die Zeichen. Erst hieß es, unser Flug hätte ein bisschen Verspätung, weil die einfliegende Maschine spät sei. Wir saßen um halb 9 Uhr abends immer noch am Gate, da wäre unser Flug eigentlich gewesen. Es wurde immer später, und die Kommunikation war eher mangelhaft. Plötzlich, gegen 10 Uhr abends ging ein Ruck durch die Menge. Das Bodenpersonal am Gate machte eine Durchsage, und die gesamte Gesellschaft, die mehr oder weniger geduldig gewartet hatte, setzte sich in Bewegung. Will und ich schauten uns an und wussten nicht recht, was vor sich ging. Trotzdem folgten wir natürlich brav – etwas, was man früh lernt dort – … doch zu unserer Entgeisterung führte die Prozession wieder den ganzen weg zurück, durch die Security, und heraus aus dem Terminal – zu einem Reisebus, der dort auf uns wartete! Also, mir war es neu, dass man eine Insel mit einem Bus verlassen konnte, deswegen fragte ich etwas verwirrt, was das zu bedeuten hatte. Es stellte sich heraus, dass ein Taifun über Shanghai eine heutige Landung unmöglich machen würde, sodass wir bis auf Weiteres in ein Hotel verfrachtet wurden, bis eine gefahrlose Reise durchführbar wäre. Das wäre an sich ja nicht weiter schlimm gewesen, ein bisschen ärgerlich vielleicht, aber nichts, was man entspannt in Kauf nehmen könnte. Allerdings ging mein eigentlicher Rückflug von Shanghai nach Deutschland genau einen Tag später… mein Koffer war noch relativ ungepackt in Shanghai und da hatte ich nicht wirklich den Luxus eines extra Tages auf der Insel! Es half nichts, wir fuhren mit diesem Reisebus in ein Hotel, das auch nicht gerade nebenan war. Die Hotelrezeption wusste erst nicht recht, was mit uns anzufangen war und schob uns zur Seite, sodass sie sich erst mal um die Landesleute kümmern konnten. Sie war aber SO dankbar, dass wir chinesisch sprachen, das kann ich euch sagen. Mit unseren Reisepässen und Registrierung bei der Polizei dauerte unsere Abwicklung tatsächlich länger, aber irgendwann hatten wir auch unsere Zimmerkarte – für ein Doppelbett haha 😀 Selbstverständlich waren unsere Kulturbeutel, Anziehsachen, Shampoos etc. im eingecheckten Koffer, sodass wir eigentlich nichts zur Verfügung hatten, um uns nach diesem heftigen Tag wieder wie Menschen zu fühlen. Naja. Konnte man wieder nichts dran ändern. Ich konnte kaum einschlafen, weil ich mir solche Sorgen machte, ob ich meinen Rückflug noch rechtzeitig erreichen würde.

Um 2h glückte es mir dann endlich – gerade als unser Telefon schellte: Ja, man dürfe jetzt fliegen. Hurra. Holterdipolter also aus dem Hotel, in den Bus, ins Terminal, durch die Security mit extra Boarding Passes und in das Flugzeug hinein. Diesmal klappte alles. Wir landeten um 7h morgens im schönen Shanghai und ich war selten so erleichtert.

Unser Kommilitone hatte uns eigentlich angeboten, in der letzten Nacht bei ihm zu schlafen, und so machten wir uns auf dem Weg zu ihm. Auf seiner Couch gönnte ich mir dann dreieinhalb Stunden Schlaf, bevor ich mich auf zu meinem Koffer machte, der bei Juan (von Hatch and C) stand. Der war sehr zuvorkommend und kochte mir Kaffee, während ich noch einmal alles aus- und wieder einpackte. Das ging jedoch schneller als befürchtet, und so hatte ich sogar noch Zeit, Geschenke einkaufen zu gehen. Ein letztes Mal lief ich durch mein Shanghai, und sogar an meiner alten Wohnung vorbei, hatte ein letztes Pläuschen mit dem Parkwächter, der gerne deutsch studiert hätte, und war dann in meinem Lieblings-Restaurant um die Ecke. Und wartete. Und wartete. Eine Dreiviertelstunde. Auf meine Freunde für mein Abschiedsessen. Ich wurde mehrmals von den lieben Kellnerinnen angesprochen, und von anderen jungen Gästen im Restaurant. Aber letztere wollten eher wissen, was ich zu der jüngsten Leistung der deutschen Mannschaft zu sagen hatte. – Irgendwann kreuzten Will, Neville und Flo dann auf und wir hatten ein schnelles Abendessen. Dann musste ich meinen Koffer aufgabeln und wurde ein letztes Mal von dem treuen Chauffeur zum Flughafen gefahren, der ja dieses Jahr öfter mit mir zu tun hatte.

Mein Auslandsjahr in China war zu Ende… und ich hatte keine Ahnung, wann ich wieder zurückkommen würde.

Ausblick - Outlook

Ausblick – Outlook

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