Fort schritte

Heute will ich euch von gestern erzählen.

Gestern habe ich meine erste Übung in einer Klasse erdacht, angeleitet und durchgeführt!! Und gestern war ich außerdem noch mit einigen Kollegen in Jinzhou, dem etwas größeren Örtchen, HOT POT in einem taiwanesischen (!) Restaurant essen 🙂

Außerdem habe ich einige Fotos geschossen, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte. – Ich danke euch jedenfalls sehr für die vielen Kommentare und für euer Interesse. Und wie gesagt – wenn ihr noch Wünsche habt, was eucht auf meiner Seite fehlt, oder bei etwaigen Fragen – einfach fragen!
Doch jetzt: Ganz viel Spaß bei eurer Reise in den Fernen Osten! 🙂

Insgesamt kann man auf jeden Fall sagen, dass ich mich hier immer besser zurechtfinde. Ich verlaufe mich nicht mehr so ;-), und es nimmt alles langsam Gestalt an, ein Alltag entsteht. Klar, es gibt auch noch viele Fragen, aber es pendelt sich langsam ein.

Die letzten Tage war es auch wieder sehr sehr heiß und schwül. Wegen den gewaltigen Unterschieden zwischen den klimatisierten Räumen und der drückenden Luft draußen ist es kein Wunder, dass ich schon einigermaßen lange verschnupft rumlaufe. Aber das macht nichts.

Gestern habe ich Ralf bei seinem Unterricht tatkräftiger unterstützen dürfen. Es waren Deutsch-Frischlinge, die im Klassenzimmer saßen, und so hatte ich mir in Absprache überlegt, eine Art Steckbrief verfassen zu lassen von jedem Schüler mit den Angaben Name, Alter und Hobbys. Unwissend, wie ich war, ließ ich sie sogar gleich die schwierigere Variante machen: Ich heiße….. Ich komme aus………. Ich bin ……. Jahre alt. und Ich mag……

Danach sollten sie ihre Hefte untereinander tauschen, und den jeweiligen Partner dann vorstellen: Das ist…….. Sie kommt aus………. usw. Das hat allerdings eine Weile gedauert, bis ankam, was ich von ihnen wollte. Ich bin einfach noch nicht gewohnt, langsam und deutlich, zeitweise auch im für mich falsch klingenden Deutsch (weil Satzbruchstücke) mit den Kindern zu reden. Aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen, und insgesamt war ich schon zufrieden. Irgendwie muss man ja anfangen, seine Erfahrungen im Unterrichten zu sammeln, ne wa?

Außerdem gelang es mir, diverse Fotos zu schießen.  s.u.

Abends hatten Letizia (española), Winton (americano), Chica (japonesa), Nordan (francés) und ich Lust, auswärts zu essen. Also riefen wir uns ein Taxi nach Jinzhou, dem Nachbarort, und anstatt wie geplant zu einem Japaner zu gehen, landeten wir in einem taiwanesischen Restaurant mit der Aufschrift: „Foreigners welcome!“

Es war ein ziemlich leckeres Hot Pot-Restaurant, also, jeder Gast hatte vor sich seine eigene Herdplatte, und zu Beginn wurden erst einmal dampfende Wassertöpfe aufgetragen. Dann hat sich jeder seinen Hotpot ausgesucht, ich klassisch mit hauchdünnen-Beefscheiben und Gemüse, und entweder Nudeln, Reisnudeln oder Reis (ich ersteres), außerdem konnte man sich an der Saucenbar seine Traumkombi zusammenstellen (ich eine Mischung aus Ingwer, Koriander, einem Tropfen Fischsauce, zartem Knoblauch, einigen Chilis und viel Sojasoße – ein Gedicht!) – und dann ging das Geschlemme auch schon los! Schon bald hing das ganze Restaurant voller dicker Rauchschwaden…. Unwahrscheinlich heimelig.

Nach diesem außergewöhnlichen Festtagsschmaus gingen wir Banausen zum Eisessen noch in den KFC, und danach machte jeder seine eigene Shoppingtour: Die Mädels suchten erst nach Kleidung, dann nach Süßigkeiten, ich brauchte mein Zeug für die Grundreinigung des Kühlschranks, und Nordan kaufte auch eher Haushaltsmittel.

Dann riefen wir uns wieder ein Taxi und belustigten den armen Fahrer sehr mit unseren dürftigen Chinesischkenntnissen. Vielleicht erschreckten wir ihn auch eher, und belustigte uns, weil er sagte die ganze weitere Fahrt über kein Wort mehr, drückte dafür aber umso mehr auf die Tube.

Es war ein netter Abend, und es war echt lecker.

Heute konnte ich in der Schule meine Übung noch einmal ein wenig perfektionieren, ich ließ die Kids diesmal einfach nur – eben steckbriefartig – ihren Namen, ihr Alter und ihre Hobbys in ihr Heft schreiben. Diesmal klappte es echt gut, ich bin auf einem guten Weg!

Morgen wird der ExU, der Experte für Unterricht vom Goethe-Institut Peking, Dr. Peter Jandok, an meine Schule kommen, dann kann ich ihn kennenlernen.

Ich bin sehr gespannt, was die nächste Zeit noch so bringt! Heute habe ich zum Beispiel auch noch mit Yihan und Ralf besprochen, dass ich für jede Deutschklasse einen Adventskalender basteln möchte. Das wird aufwendig, weil es viele gibt, aber ich glaube, man würde sich freuen. Ich muss nur rechtzeitig damit anfangen.

Mir geht es gut so weit, und ich denke, ich habe eine interessante Zeit vor mir!
Mit den besten Grüßen und einigen Eindrücken aus dem mitternächtlichen China:

EURE Clara***

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Civilized City: Guangzhou

Liebe Leute,
MANN, Das war ein Sonntag. Von wegen, am 7. Tage sollst du ruhen?!

Nachdem ich selber leidvoll erfahren musste, wie leer die Schule und also die gesamte Umgebung am Wochenende sein kann, und mich mit ungewohnten Problemen konfrontiert sah wie „Was machste“ oder „Was isste“ oder viel mehr „WO GIBT ES WAS ZU ESSEN?!“, war ich SEHR froh, am Sonntag früh morgens um 10h aus der Tür zu treten, zum ersten Mal ganz alleine, und mich auf nach Guangzhou zu machen. (Ich bin ja wirklich in der äußersten Umgebung von Guangzhou.) Die Stadt selber hatte ich nur beim Durchfahren vom Flughafen, bei Nacht, „gesehen“, oder eben auch nicht, und so war ich voller guter Hoffnung und Hunger, im wahrsten Sinne, darauf, KANTON zu entdecken.
Dort würde ich meine „Kollegen“, „Mitfreiwilligen“ Franzi und Alex treffen, die ja lustigerweise auch in Guangzhou, aber eben ziemlich im Zentrum untergekommen waren. Treffpunkt war die U-Bahnhaltestelle Kecun, also beginnende Innenstadt, um 12h. Da ich ja noch nie mit der „Metro Guangzhou“ in die Stadt gefahren bin, wusste ich also nicht, wie lange das dauern würde. Nur, dass es dauern würde. Deswegen der zeitige Aufbruch. (Jaja, an alle Zweifler da draußen, jawohl, die Clara kann alte Laster auch angehen… und somit auch ihr Zeitmanagement!)

Ich rief also mein erstes Taxi an: „Ni hao! Wo zai Guangzhou waiguoyu xuexiao, HOUMEN, wo yao qu Jiaomen ditiechang. Xiexie, wo deng yixiar.“ = „Hallo! Ich bin an der Guangzhou Fremdsprachenschule, HINTERAUSGANG, und ich möchte bitte zur Jiamoen U-Bahnhaltestelle. Danke, ich warte eben.“
Klappte wunderbar! 7 Yuan und 5-10min. später war ich an der Haltestelle. Dank Alex wusste ich ja schon, dass ich 9 Yuan für die U-Bahnfahrt nach Kecun bezahlen musste, aber ich traf noch eine Lehrerin, Gloria, zufällig auch Zimmernachbarin von mir, am Bahnhof, und die half mir dann beim Ticketkauf. Außerdem schenkte sie mir noch ihren Metroplan!, der sich als äußerst nützlich erweisen sollte. Zwar nur auf chinesischen Schriftzeichen, aber das ist ja der Ertüchtigung auch äußerst förderlich.

Eine halbe Stunde zu früh, aber hey, das ja mal n Fortschritt! kam ich bei der Kecun-Haltestelle an. Dafür musste ich auch nur einmal an der Haltestelle Wanshengbei umsteigen. Dort traf ich dann um 12h Franzi, kurz darauf kam auch Alex. Zunächst stürmten wir den 7eleven-Laden, um uns eine Metrokarte zu kaufen, (und Ferrero Rondnoir – natürlich nur als Geburtstagsgeschenk für Gu Yihan, meine Deutschlehrerin), und dann marschierten wir zu Fuß zum Canton Tower, dem größten Fernsehturm der Welt!! Wer hätte das gedacht? Ich nicht. Er war aber wirklich imposant. Wir beschlossen aber, ihn zu einem anderen Zeitpunkt zu besichtigen, weil die ganze Stadt etwas voller Nebel hing. Da hätte man nicht viel gesehen. Außerdem soll es abends mit den ganzen Lichtern noch schöner sein.

Also suchten wir uns einen Weg zurück zur U-Bahn, in ein bisschen mehr Leben, und RESTAURANTS :), Nahe der Beijing Lu, was so ziemlich der innersten Innenstadt entspricht, gemessen an der Anzahl der Leute – und ein paar Nicht-Chinesen sogar! – wurden wir sogar fündig. Wir beschlossen, es uns einmal gutgehen zu lassen, und kamen überraschenderweise auf ein ganz nettes Restaurants über den Köpfen der vielen Menschen, konnten uns mit unseren Brocken und zum Glück vielen Bildern 4 köstliche Gerichte aussuchen, die nicht nur so aussahen, sondern sogar auch so schmeckten. Aufgetischt wurde einmal gebratene Nudeln, dann ein Gericht mit Rind, Paprika, Zwiebeln, Papaya und Pfeffer, außerdem noch ein süßes Essen mit Shrimps, Erdnüssen, Sellerie und so mit Sesam und Karamel? zusammengeklebten Erdnüssen, und zuletzt auch noch einen Teller Jiaozi (so mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, gekocht diesmal). Wir schwelgten, waren glücklich uns über unsere bisherigen Erlebnisse austauschen zu können, machten Fotos und brachten uns sogar unsere eigene Teezeremonie bei. In diesem Restaurant machte ich auch meine erste Erfahrung diesen Jahres mit chinesischen Toiletten. Alles klar.

Gut gestärkt und frohen Mutes machten wir uns wieder auf die Socken, suchten die U-Bahn, mal wieder, und kamen dabei durch einen richtigen Schuhbasar. Da war so eine ganz enge, lange Straße, überdacht, und links und rechts NUR Schuhe! Und kein Paar sah aus wie das andere! Davor waren wir durch eine wahre Tapetenstraße gelaufen, ein Tapetengeschäft nach dem anderen! Ich dachte erst, es würde sich um Geschenkpapier handeln, weil einige der Rollen so gar nicht wie etwas aussah, was ich mir an die Wand kleben würde, aber… Die Welt ist ja bekanntlich bunt! Nahe der „Schuhstraße“ fanden wir noch einmal Jiaozi an einem Straßenstand: jetzt: gebraten! Natürlich konnten wir nicht widerstehen….

Als nächstes suchten wir die Guangzhou Railway Station auf, weil Alex und Franzi zusammen nach Peking fahren wollen in der Ferienwoche (nächste Woche 3.-9. Oktober ist hier frei: Nationalfeiertag) und sich für die Preise interessiert haben.
Auf dem Bahnhofsvorplatz hing ein Parolenbanner, und wir waren sehr stolz, dass wir das mit vereinten Kräften beinahe vollständig übersetzen konnten!

Nach diesem Zwischenstop fuhren wir (wieder zurück, muss man fast sagen, aber eben nur fast) zu Alex‘ bescheidener Wohnstätte; Er zeigte uns seine Vocational School for Tourism and Travel. Dort unterrichtet er Deutsch und ist an der Schule (überproportional viele Mädchen) schon als „handsome boy“ bekannt. Oder als zweiter Justin Bieber. Mädchen und Jungen leben hier streng getrennt, und der Pförtner musste auch zweimal überlegen, ob er Franzi und mich reinlassen konnte.
Franzis Uni war gar nicht weit davon, aber erst einmal musste uns Alex noch „seinen“ Jiaozi-Stand zeigen. Diesmal à la „Dim Sam“, also, in diesen Bambuskörbchen gedünstet. Köstlich. Diesmal mit Mais und noch anderen leckeren Sachen gefüllt. So gut, dass ich mir gleich welche für später mitnahm. Die junge Besitzerin fand uns auch gut, machte gleich Fotos und Komplimente…. Und nahm uns das Versprechen ab, wiederzukommen.

Als wir aus der U-Bahn kamen, war es plötzlich zappenduster – dabei ist die Sun-Yat-Sen-Universität nicht weit weg von der Haltestelle Changgang. Also beschlossen wir, uns Franzis Heim wann anders anzusehen, bei Tageslicht, und gingen stattdessen noch einmal richtig einkaufen. In einen Megastore, sozusagen.
Ich brauchte einen Riesenvorrat an Essen (naja, halt so was wie Brot und Marmelade, damit das nicht nochmal vorkommt) und noch ein paar Tücher (Tempos und so.).
Es war ganz anders, aber interessant in diesem Supermarkt, und ich glaube, wir haben uns auch gut geschlagen.

Dann organisierte ich mir noch jemanden fürs Wieder-in-die-Schule-Zurückfahren, weil ich mir noch nicht sicher war, wie das in der Dunkelheit, abends sein würde, und fand wieder zu Lea und Kledy, ihrem peruanischen Freund. Die sind dann mit mir die lange Strecke wieder zurück, haben mir erklärt, dass ich an meiner Haltestelle kein Taxi mehr kriegen würde, weswegen wir eine weiter, zur Endhaltestelle Jinzhou gefahren sind, und uns in ein Taxi flüchteten, weil es angefangen hatte, zu regnen.

Es war schön in Guangzhou, es war vor allem schön, bekannte Gesichter in der Fremde wiederzusehen und den Tag mit den beiden zu verbringen, sich auszutauschen und weitere Pläne zu schmieden, es war auch schön, noch einmal eine andere Facette kennenzulernen und ein bisschen Großstadtluft zu schnuppern. Aber…

…Ich war auch froh, dann erschöpft in mein Bett zu fallen, das auf mich gewartet hatte. Ohne den Lärm, die vielen Menschen und die vielen Sinnesreize.

Heute Vormittag habe ich mich damit beschäftigt, mein Liederbuch nach Liedern zu durchforsten, die ich noch singen kann, und heute Mittag gab es in der Kantine „Blood of Chicken“, sehr gesund, für den Winter, (ich habs aber vom Geschmack her mit Leber verwechselt – die ich nicht mag btw) und Papaya, gedünstet, und Kohlrabi-Reis-Suppe. Jetzt geht der Unterricht los! Bis bald wieder!

Hier unten findet ihr noch ein paar Fotos von dem Tag in Guangzhou.

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Aus der Perspektive eines 1 Yuans

… Wisst ihr, es ist schon merkwürdig.

Diese neue Bewohnerin dieses Zimmers im 5. Stock des Lehrergebäudes. Also, soweit ich mitbekommen habe, weil sie so meistens redet, ist sie Deutsche. Außerdem lässt ihr furchtbares Englisch mit dem deutschen Akzent keinen anderen Schluss zu.

Also, heute zum Beispiel, am Samstag, dem 24. September. Was macht sie da? Liegt ewig im Bett, schläft und schläft und schläft, bis ihr Telefon klingelt, sie völlig verschlafen immer wieder nur tingbudong (ich höre, aber ich verstehe nicht) ins Handy nuschelt, dann auflegt, einmal tief seufzt, und dann ENDLICH aufsteht… Macht sich fertig, verlässt das Haus, und kauft sich endlich einmal etwas zu essen. Also, das war echt nötig.

Naja und als sie dann wiederkam, da hab ich an der etwas kühleren Temperatur im Raum und der raschelnden Plastiktüte gemerkt, dass sie sich wohl auch kalte Getränke gekauft hat. Nun ja – wo wären diese wohl besser aufgehoben, als im Kühlschrank? Den sie aber IMMER NOCH NICHT in Betrieb genommen hatte?

Mit all meiner Kraft versuchte ich sie dazu bewegen, sich dessen anzunehmen, – und hey! Sie schien tatsächlich Interesse für den Kühlschrank zu entwickeln! Ich mein, … ich hab extra dafür gesorgt, dass sie den Kühlschrank ein wenig aus der Ecke ziehen musste, um die Kühlschranktür richtig aufzumachen, damit jede Schublade ordentlich geputzt wird! Denn: Unter dem Kühlschrank; da liege ich. Schon ziemlich lange. Und… es gefällt mir dort nicht so gut. Ich meine – es passiert einfach nichts. Aus den Nachrichten, die manchmal das Zimmer füllen, weiß ich, da draußen passiert gerade eine Finanzkrise. Ich mein, was mach ich dann noch hier? Da muss man doch LIVE dabei sein!!

Tja. Aber man muss sich dennoch in Geduld üben. Es dauerte noch seine Zeit, bis ich wieder das Licht der Welt sehen würde. Sie nahm sich wirklich Zeit. Sie widmete sich erst mal dem Kühlschrank außen, dann innen, dann telefonierte sie noch mit ihrer Familie, und mit ihrem Freund (mal wieder), dann aß sie endlich eine Suppe, und dann erst nahm sie die Schubladen raus.

Als sie dann den Kühlschrank beiseite rückte – da war ich!

Und ich kann es kaum erwarten, hinaus in die Welt zu gehen, weil, China ist meine Welt! Nur… Hoffentlich wird sie mich nicht morgen für das Metroticket ausgeben. Ich hasse den Geruch von U-Bahnhöfen. Wahrscheinlich wird sich der nicht geändert haben.

Nun ja – wenigstens wieder in Freiheit!

Bis zum nächsten Mal! Ach ja: Und ich habe mitgekriegt, dass sich die Deutsche sehr über all eure fleißigen Kommentare gefreut hat. Danke!

...Eurem 1 Yuan Schein 🙂

Viele Grüße von…

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